Polizei in Greifswald mit Brandsätzen angegriffen

Es ist noch nicht lange her, dass ich mich hier über einen HipHop-Text amüsierte, der die Plattenbauviertel in Schönwalde gangsterhaft zwischen Jugendkriminalität, Drogenmissbrauch und Gewalt verortete. Einer aktuellen Pressemitteilung der Polizei zufolge wirkt Rohlexxx‘ Text beinahe prophetisch.

Eine zweiköpfige Funkstreifenbesatzung des Polizeireviers Greifswald ist am Sonntag, kurz vor 23:30 Uhr, in der Makarenkostraße von zwei dunkel bekleideten und vermummten Personen angegriffen worden. Die Täter konnten in Richtung des Ernst-Thälmann-Ringes unerkannt entkommen.

molotowDie Täter warfen drei Molotowcocktails in Richtung des Funkstreifenwagens, sie verfehlten jedoch ihr Ziel. Zwei der drei Brandsätze zerschellten auf der Straße und brannten dort aus. Der dritte Brandsatz konnte sichergestellt werden. Die Polizeibeamten blieben unverletzt.

Die Polizei ist aufgrund eines kurz zuvor eingegangenen Notrufes in die Makarenkostraße geeilt. Dem unbekannten Anrufer nach, der aus einer Telefonzelle in der Makarenkostraße angerufen hatte, soll eine Frau von mehreren Personen belästigt worden sein. Die Polizei geht davon aus, dass mit dem Notruf die Funkstreife gezielt in die Makarenkostraße gelockt werden sollte.

RCDS-Sicherheitsexperte Franz Küntzel orakel über IKUWO-Racheaktion

Schon beginnen bei Twitter die Mutmaßungen über die Hintergründe der Tat. Stupa-Wahlverlierer Franz Küntzel ist sich ob der Urheberschaft des Angriffs ganz sicher: 

kuentzelWie in Berlin greifen nun linksextreme Aktivisten bewußt Polizisten an. Ist das die Antwort auf den Ikuwo-Anschlag?

…es zeichnet sich ja wohl ganz klar ab aus welcher Richtung das gekommen ist.

Angesichts solcher schnellen und hintergrundfreien Beschuldigungen bin ich sehr froh, dass Küntzel der Einzug ins Stupa vorerst versagt blieb. Die Drohung gegen das IKUWO fand übrigens am 30.12.09 statt. Reaktionen auf Küntzels Wahnideen folgten prompt über Twitter und mahnten zur Vorsicht:

Achja? Und wie zeichnet soll sich das abzeichnen? Wegen den schwarzen Kapuzen? [sic!] Sieh mal dein Profilbild an, du Revoluzzer.;-) (Stephan Schumann)

LESEN! Da steht nirgendwo Linksextremisten! (daburna)

Was spricht gegen Autonome Nationalisten? Oder unpolitische Idioten (soll es auch geben) (Stephan Schumann)

„Ist das die Antwort auf den Ikuwo-Anschlag?“ … natürlich – es ist ja davon auszugehen dass die polizei das war (peacemillion87)

Nach dem Angriff ermittelt die Kriminalpolizei wegen vorsätzlicher gefährlicher Körperverletzung und bittet um Mithilfe bei der Aufklärung. Die Pressemitteilung findet man hier.

(Bild: Twitter-Profil Franz Küntzel)

*Update*

Der Angriff wurde aufgeklärt, mehr dazu hier.

17 Gedanken zu „Polizei in Greifswald mit Brandsätzen angegriffen

  1. Der Küntzel sieht doch nicht mehr ganz durch oder was?
    Wer aus dem Ikuwo soll das dann gewesen sein? Die Landschaftsökologen, die ihr Nähkästchen da abhalten? Die Teilnehmerinnen des Frauencafés oder die Köche der VoKü? Vielleicht waren es aber auch die Hedonisten, die das Lustprinzip mal auf Mordversuch übertragen wollten, wer weiß das schon. Zumal die Plattenbausiedlungen ja wohl bekannt sind als Territorium der linkszugehörigen Gruppen.
    In meinen Augen disqualifiziert sich der RCDS zunehmend als ernstzunehmende politische Kraft, hier geht es nur noch um Stimmungsmache.
    Küntzel – mach den Kopp zu!

  2. Da ist der Hardliner wohl mächtig übers Ziel hinaus geschossen.
    Solche verleumderischen Anschuldigen schaden nachhaltig dem RCDS. Ich hoffe, dass das Konsequenzen seitens des RCDS hat.
    Zum Glück kommt sowas nicht ins StuPa!
    Traurig.

  3. Hahaha, in der Tat hier in unsere Straßen traut sich doch kein linksbourgoiser Innenstadtbewohner und Hobbyrevoluzzer (Marke 68er) rum. Hier gibts nichts zu diskutieren, außerdem sind die Kneipen hier für die auch viel zu billig und die Mieten sowieso.
    Go Home – BOBO!

    Viva la Pöbel & Canaille!

  4. @ kleinermann

    Vielleicht kriegt der geneigte Hobbyrevoluzzer in „deiner Hood“ aber auch einfach nur Beklemmungen aufgrund der unschönen Umgebung, des Gestanks und der zum Großteil degenerierten Menschen.
    Träum weiter – Schönwalde ist und bleibt NICHT das Märkische Viertel (was im übrigen auch kein Ghetto ist)
    Und jetzt husch, zur Bushaltestelle, die Homies warten schon!

  5. Liest man den Beitrag und die Kommentare, drängt sich der Gedanke auf, eine vielleicht etwas unüberlegte Äußerung sei schlimmer als der Angriff mit Brandbomben auf Polizisten. Irgendwie verkehrte Welt, leider aber bezeichnend für die Vereinigte Linke, für die Bundesrepublik seit 1968 doch nur ein „Bullenstaat“ ist. Dass genau diese „Bullen“ neben anderen staatlichen Organen ihre Grundrechte sichern; geschenkt.

  6. @sören: Schön wenn man kein Schamgefühl, nicht? So ist einem nichts mehr peinlich…
    Die BRD war übrigens nicht erst seit 68 Bullenstaat, sondern seit Beginn. Mit alten Nazikadern aufgebaut, gab es den ersten Toten (von hinten erschossen) bei einer Demonstration 1953.
    Und im Moment sichern staatliche Organe meine Grundrechte? Ein paar Stichworte: VDS, Elena, Hartz4, diskutierte Zwangsarbeit (Koch ist immerhin Ministerpräsident), Kontenüberwachung, Telefonüberwachung usw…
    Aber jeder macht sich eben lächerlich so gut er kann.

  7. sören,

    du machst es dir ein wenig einfach. nein, für die ‚linke‘ ist dieser staat meistens mehr als ein ‚bullenstaat‘. hier verallgemeinerst du ein wenig.
    dennoch sollte man sich schon gedanken machen, warum es zu einem solchen hass auf polizeibeamte kommen kann… ist ja nicht das erste mal. ursachen erörtern, wo das verhalten einiger polizisten mit sicherheit auch zugehört und dann mal diskutieren, wie man dem begegnen kann, bevor jetzt wieder die halbe welt nach ‚härteren strafen‘ brüllt.

  8. Hi Sören,
    ich kann deinen Einwand leider nicht verstehen.
    Ich denke, hier sind sich alle einig, dass ein Angriff auf Polizisten, der den Tod oder schwere Verletzungen bei den Menschen in Uniform billigend in Kauf nimmt, absolut grausam, blödsinnig, hirnlos usw. ist. Wer so eine Aktion – auch innerhalb der Linken – gutheißt, hat einfach nicht mehr alle Latten am Zaun.
    Aus diesem Vorfall aber politisches Kalkül schlagen zu wollen und verleumderisch ein Kulturprojekt anzugreifen, das eine Bereicherung für diese Stadt darstellt, ist auch das letzte! Küntzel hat damit nur gezeigt, dass alternative Freiräume wie das IKuWo ein Stachel im Fleisch seiner heilen konservativen Welt sind – leider hat er sich damit, wenn auch unbewusst – auf die Seite der Leute geschlagen, die auch gern mal ne tote Katze mit angenageltem Aufkleber deponieren.

  9. @ zorro: Der Hobbyrevoluzzer will doch immer allzu gern der Anwalt der Bewohner sein? Aber er hat Angst vor ihnen, denn selbst mit den ausländischen Mitbewohnern hier hat er weniger gemein als mit dem Neo-Prenzelbergern bzw. den JuLis:)

    … und peil erstmal Zynismus

  10. ich peile deinen -entschuldige bitte: billigen – Zynismus.
    Was willst du mir den von Neo- Prenzlbergern erzählen? Vielleicht fehlt dir ja der Zugang zu Massenmedien, aber lass dir gesagt sein: in Berlin und anderen Städten tobt seit Jahren ein Kampf deiner „verweichlichten, verlogenen Linken“ gegen eben jene Neo- Prenzlberger. Gentrification, schonma gehört?

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