Moritz-Chefredakteur nach homophoben Ausfällen zurückgetreten

Gestern Abend ist der Chefredakteur des studentischen Moritz Magazins, Alexander Müller, mit sofortiger Wirkung und aus „persönlichen Gründen“ (webMoritz) zurückgetreten. Erst vor zwei Wochen wurde der Student der Germanistik und Politikwissenschaft zum zweiten Mal in die Position gewählt, die er bereits ab Mai 2009 ein langes Jahr lang bekleidete. Wieso der plötzliche Rücktritt?

BÖSE WORTE STATT KÜHLES BIER

Der webMoritz tickerte unmittelbar vor dem Beginn der gestrigen StuPa-Sitzung den Rückzug des Chefredakteurs:

Eine Rücktrittserklärung ist kurz vor der StuPa-Sitzung eingegangen. Alexander Müller, der vor zwei Wochen erneut zum Chefredakteur des moritz Magazins gewählt wurde, ist mit sofortiger Wirkung aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Heute hätte eigentlich eine Personaldebatte um ihn stattfinden sollen. Grund hierfür: Sein Verhalten bezüglich AStA-Referenten Maximilian Willmann während der 24-Stunden-Vorlesung. (webMoritz)

Das klingt einigermaßen harmlos, aber in den Kommentaren zum Ticker wurde deutlicher, was am Rande der vom AStA organisierten 24-Stunden-Vorlesung, die am vergangenen Wochenende stattfand, passiert sein soll. Dort habe Alexander Müller den Referenten für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche, Maximilian Willmann, massiv beleidigt. Den Ausfällen vorausgegangen sei, dass dem alkoholisierten Chefredakteur weiteres Bier verweigert worden wäre.

(Foto: Moritz Medien)

„DU CREMST DIR DOCH DIE STIRN EIN“

Über Twitter und in den Kommentaren des webMoritz wurden seit gestern von verschiedenen Nutzern Beleidigungen wie „Homofürst„, „Schwuchtel„, „Arschlecker“ oder „Du cremst dir doch die Stirn ein“ zitiert, die Müller an den homosexuellen Referenten adressiert haben soll.

Um einer Personaldebatte im Studierendenparlament zu entgehen, hat der Chefredakteur nun die Flucht nach vorn angetreten und sich selbst seines Amtes entledigt. Der webMoritz umschifft das Thema so gut es geht, editiert entsprechende Kommentare und ist vielleicht auch ein bisschen froh darüber, wie alle anderen Gäste der gestrigen StuPa-Sitzung von der Aussprache zur 24-Stunden-Vorlesung ausgeschlossen worden zu sein.

Denn so erspart man sich eine allzu deutliche Positionierung, wird die zuweilen an Corpsgeist grenzende Loyalität innerhalb der Moritz-Gemeinde nicht ernsthaft gefährdet. Jetzt bleibt normalerweise nur noch, auf eine Pressemitteilung des AStA zu warten, in der man die ‚Empörung‘ und ‚Erschütterung‘ über den Vorfall kommuniziert. Und das war es dann dazu.

MÜLLER MUSS SICH ÖFFENTLICH ENTSCHULDIGEN

Dabei wäre der ambitionierte Jungjournalist, dem es sicher an vielem, aber gewiss nicht an Selbstbewusstsein mangelt, gut damit beraten, sich öffentlich für die homophoben Beschimpfungen zu entschuldigen und sich nicht auf diese Weise aus der Verantwortung zu stehlen. Als ehemaliger Chefredakteur sollte er doch beste Verbindungen in die eigene Redaktion haben, um einer derartigen und vor allem gedruckten Entschuldigung die angemessene Öffentlichkeit zu verleihen. Das wäre Rückgrat!

Vielleicht liegt der Hund aber auch an anderer Stelle begraben und Alexander Müller bereut nicht die geäußerten Beleidigungen und deren zugrundeliegende Denkmuster, sondern allenfalls die Konsequenzen, die seine bierselige Unbeherrschtheit schlussendlich hervorriefen. Dabei hätte er es besser wissen können, denn nur eine Wand trennt die Redaktionsräume des Printmagazins von denen der Fernsehverantwortlichen, die gestern gleich drei kurze Clips zu Homophobie und Sexismus veröffentlichten:

CORPS MORITZ SCHWEIGT, SCHMOLLT ODER DREHT KURZFILME FÜR DEN ASTA

Der Printmoritz ist also wieder auf der Suche nach einer vollständigen Chefredaktion, denn ohne Müller dürfte die Arbeit nicht weniger werden, entsprechende Verärgerung wird sich dort ob der gewachsenen Belastungen breitmachen. Die Online-Kolleginnen haben sich bislang mit deutlichen Positionierungen zurückgehalten und sind vermutlich durch die beschriebenen Loyalitäten wenig beweglich.

Moritz TV dreht antihomophobe Kurzfilme und leistet damit erste Beiträge zu den vom AStA organisierten Aktionstagen gegen Homophobie und Sexismus, dessen schwuler Referent Willmann wiederum vom Moritz-Chefredakteur homophob verunglimpflicht wurde. So arbeiten sich alle aneinander ab.

49 Gedanken zu „Moritz-Chefredakteur nach homophoben Ausfällen zurückgetreten

  1. Sollten die oben zitierten Aussagen tatsächlich der Realität entsprechen, ist das Verhalten unentschuldbar. Solche verbalden Ausfälle seitens Alexander Müllers sind eines Studenten unwürdig und dürfen einfach nicht toleriert werden!

    Bezeichnend finde ich auch in diesem Zusammenhang, wer solches Fehlverhalten relativieren will: http://twitter.com/Konrad_Ulbrich/status/29571349990
    Frei nach dem Motto, wenn einem mal „Arschlecker“ rausrutscht, soll man doch bitte nicht sofort in der Öffentlichkeit dafür angegriffen werden.

  2. #StuPa / #AStA #Greifswald macht, wie Herr Westerwelle es sagen würde, aus einem Studentenwitz eine Staatsaffäre #Kindergarten #Aussprache

    Macht es eigentlich Spaß, best. Leute / Kommilitonen aufgrund e i n e s Fehlverhaltens öffentlich an den Pranger zu stellen?

    Der Vollständigkeit halber mal Ulbrichs letzten beiden Tweets zum Thema…

    Ich denke, wenn die Zitate abwegig wären, hieße der Chefred. des Moritz mit Vornamen noch Alexander. Aber vorerst ist das natürlich alles spekulativ, ich selbst war nicht zugegen, als Müller Willmann beleidigte.

  3. Danke für diesen Artikel! Der Ausschluss der Öffentlichkeit im Stupa, die Löschsträhne im webmoritz und das allgemeine Rumgemauschel ist für außenstehende schwer zu durchblicken…

  4. Die gelöschten Kommentare unter dem Ticker hatten nichts mit der Problematik zu tun. Es waren off-topic-Kommentare – Corinna (Finanzreferentin) erkundigte sich nach dem Wohlergehen vom ehemaligen StuPisten Konrad Ulbrich, der ihr antwortete.

  5. Abgesehen davon, dass ich es grundsätzlich sehr begrüße, dass hier über den Vorfall berichtet wird (wenn auch meiner äußerst voreingenommenen Meinung nach etwas zu dezidiert ;-)), sei angemerkt, dass ich die These vom Corpsgeist bei den moritz-Medien für ziemlich steil halte. Ich für meinen Teil kann zwar einen gewissen Zusammenhalt der moritz-Familie erkennen und bin auch sehr dafür, dass man interne Streitigkeiten auch intern und nicht öffentlich austrägt. Keineswegs aber habe ich in den vergangenen drei Jahren den Eindruck gewonnen, dass die moritz-Medien nach außen stets einmütig und geschlossen auftreten; das wäre ja noch schöner.

    Und da nach wie vor alle webMoritz-Kommentare in Originalform in meiner Mailbox landen, kann ich überdies sehr deutlich sagen: Auf dem webMoritz wurde nichts wegmoderiert, was sich auch nur eventuell unter Jockels Definition von „entsprechenden Kommentaren“ fassen lassen würde.

  6. Also ich hatte das Gefühl, als sei u.a. in 2 identische Kommentare eingegriffen worden, die die geäußerten beleidigungen zitierten („[Edit Moderation: Auch zitierte Beleidigungen sind Beleidigungen]“).

    Ich finde es insbesondere in diesem Fall total wichtig, das genau zu zitieren und auch öffentlich zu halten. Denn sonst geht es tatsächlich nur um Müllers „Verhalten“ gegenüber Willmann. Aber Müller zeigt hier ein strukturelles Problem unserer Gesellschaft.

    Das ‚entsprechend‘ lädt die Zensur-Erwartungen gegenüber dem webMoritz sicher unnötig auf, das war ungeschickt formuliert. Zum Corpsgeist sei noch hinzugefügt, dass sich diese Beobachtung über die Jahre immer wieder bestätigt hat und man ‚auf den eigenen Laden“ höchst selten was kommen ließ. Und auch in diesem Fall liegt doch eine gewisse Befangenheit vor, um die Gossipschleuder schon mal richtig zu spannen…

  7. Also ich war gewiss als Teil des moritz Magazins nicht froh darüber, vom StuPa ausgeschlossen worden zu sein. Im Gegenteil: dem haben wir (Vertreter_innen der moritz Medien) versucht, Gegenwind zu äußern, indem wir unsere Meinung gesagt haben. Nach einem kurzen Hin und Her im StuPa wurden wir gebeten, den Saal zu verlassen. Es geht hier nicht darum, dass jede_r wissen möchte, wie es von statten gegangen ist – die Sache ist die, dass hier eine nötig gewesene Transparenz nicht durchgesetzt wurde.

  8. Ich verspür ja selten so etwas wie Schadenfreude, aber heute hat es mich voll erwischt. Und ich fühl mich richtig gut dabei.
    Nachdem ich A.M.s Mackerverhalten und homophoben Ausfälle schon vor knapp einem Jahr bei der Moritz-Medien-Party erleben durfte, bestätigt dieser Vorfall meine Aversion gegen diesen überheblichen Widerling im alternativen Look. Schön das er es noch geschafft hat die Konsequenzen zu ziehen und ich meine Kräfte für eine andere öffentliche Steinigung sparen kann. Eine Entschuldigung von diesem Wiederholungstäter wäre im Moment mehr als unglaubwürdig. Aber vielleicht kann ihm ja bei der academy4socialskills (www.socialskills4you.com) geholfen werden, dann klappts auch mit den Karrierezielen.
    So ich freu mich jetzt wieder leise weiter, bevor ich noch der öffentlichen Leichenfledderei bezichtigt werde.

  9. Jaja, der Zorn über das verweigerte Bier… einzig die Motivation kann ich verstehen. Warum hat er gerade diese verhängnissvollen Worte gewählt? Aus schwulenfeindlichkeit, oder weil ihm besoffen nichts besseres eingefallen ist? Wie auch immer, er hat die Konsequenzen zu tragen.
    btw, Homofürst… du cremst dir doch die Stirn ein… Ich denke über solche primitiven Beleidigungen sollte jeder selbstbewusste Schwule erhaben sein.

  10. „Bezeichnend finde ich auch in diesem Zusammenhang, wer solches Fehlverhalten relativieren will: http://twitter.com/Konrad_Ulbrich/status/29571349990
    Frei nach dem Motto, wenn einem mal “Arschlecker” rausrutscht, soll man doch bitte nicht sofort in der Öffentlichkeit dafür angegriffen werden.“

    Da es auf dem Webmoritz-Ticker hieß, dass es in der Aussprache allein um das Verhalten von Torsten Heil gehen würde, bezieht sich mein Statement auch allein auf T.H.! Ich finde es ebenfalls übertrieben, dass man bei Problemen und Streitigkeiten unter Kommilitonen die Polizei rufen muss. Es sollte hier andere Möglichkeiten geben.

    Das Verhalten von Alexander Müller, wenn es denn so gewesen ist und es keine Provokationen seitens des AStA gab, möchte auch ich selbstverständlich nicht schön reden. Dennoch empfinde ich die aktuelle Hexenjagd als sehr unangebracht!

  11. Hachja, endlich haben wir den Sprung aus der Nachrichtenkrise wieder geschafft. Nachdem die alte Chemie abgebrannt ist, dachte manch einer sogar schon darüber nach selbst ein Feuer zu legen, damit es weiter geht mit der Action in unserer Stadt…

    Und wenn wir Glück haben, kommt morgen noch raus das der Herr Chefredakteur zum lieben Referenten S******* und P****** gesagt hat. Würde meinen Tag retten. *rolleyes*

  12. Da der Beitrag von Gabriel Kords im webmoritz nicht kommentiert werden darf, Gabriel hier ja aber mit von der Partie ist, möchte ich dazu einige Worte auf einem Blog verlieren, wo nicht sofort der Mund verboten wird. Gabriels Beitrag finde ich nur halb gelungen. Sicherlich sind Kommentare immer überspitzt formuliert, jedoch stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich von Müllers „Expertise“ u.a. lese. Herr Müller krankt scheinbar an einem verkleinerten Ego, was sich jedoch nicht am Auftreten der Person bemerken lässt, sondern sich eher in der Reaktions- und Schreibweise manifestiert. Ich erinnere da nur an die Geschichte mit den rausgerissenen Bundeswehranzeigen oder der oberpeinlichsten moritz-Ausgabe, in der unser homophober Möchtegernjournalist mit „Uni ohne Arndt“ und Jabbusch abrechnete. Sicherlich ist das Vorgehen des Stupas beschämend für die gesamte Studierendenschaft, den Rücktritt jetzt aber als mutigen Schritt zu bezeichenen und Müller zum Märtyrer zu stilisieren ist ja wohl etwas dick aufgetragen. Der Rücktritt ist die logische und einzige Konsequenz, die einem Halbstarken blieb, der nicht zum ersten Mal mit schwulenfeindlichen Äußerungen aufgefallen ist. In Anknüpfung an seine Titelgeschichte zur Beibehaltung des Uni-Namens, nun aber in Bezug auf den Chefradekteur a.D. möchte ich den letzten Satz zitieren: „Es ist die Geschichte eines großen Scheiterns.“ (Alexander Müller)

  13. @emma: Dass zu meinem Kommentar keine Leserkommentare zugelassen wurden, ist eine Entscheidung, die ohne meine Einbeziehung getroffen wurde und die ich gerade erst zufällig bemerkt habe. Ich habe jetzt dagegen protestiert und hoffe, dass die Kommentarfunktion nachträglich noch freigeschaltet wird. Aber das liegt im Ermessen der webMoritz-Chefredaktion.
    (Ansonsten bleibt aber noch das webMoritz-Forum. Und diese Plattform hier…)

  14. Der Print-Moritz mag schon bessere Zeiten erlebt haben, aber ich finde Gabriels Urteil erstens ein bisschen zu pessimistisch und vor allem zweitens kann ich mir schwer vorstellen, dass es nicht unbedingt eines Müllers bedarf, um an alte Hochzeiten anzuknüpfen.

    Mich hat schon damals seine Treffer-Reportage unglaublich geärgert, vor allem diese offene Entsolidarisierung:

    Doch uns reicht es für heute. Wir sind froh über das Privileg, diese Welt betreten und verlassen zu können, wie wir es wollen.

  15. Auf die Gefahr hin, hier gleich verbal gebitchslaped zu werden. Was heißt denn “Du cremst dir doch die Stirn ein”? Ich verstehe das nicht. Ist das homophob?

  16. gedingst wird hier niemand 😉

    Unter “Du cremst dir doch die Stirn ein” verstehe ich eine alphamaskuline Kritik an der effemierten Erscheinung Willmanns. In diesem Kontext finde ich das sehr homophob; losgelöst davon ist das für mich etwas anderes. Ähnlich halte ich es übrigens mit dem ‚Homofürst‘, der aber in diesem Kontext von absoluter Geringschätzung geprägt ist.

  17. public bullshit erfordert public entschuldigung. abhaun is un-arsch-in-der-hose-ig 😉
    apropos arsch, ein schöner arsch is schnell & gern mal geleckt, und das der im artikel gedisste das für eine beleidigung & auch noch gegen homosexuelle auffasst, zeigt dass er nich nur homophob sondern auch strunzdumm & kein genieszer ist. fail auf der ganzen linie

  18. @ Gabriel,

    da du nicht der Einzige geblieben bist, der dagegen protestiert hat, haben wir entschieden, die Kommentarfunktion nachträglich wieder freizuschalten.

  19. Mich interessiert dabei eigentlich nur, wann und wo Mister Müller mit der Thematik hängengeblieben ist und ob es noch eine Chance gibt ihm dabei zu helfen. Denn seine Äusserungen zeugen ja schon von einer Unreife und Angst vor dem geheimnissvollen Liebesleben der schwullebenden Liebenden – hoffentlich keine Verachtung . Ist es jetzt ein Armutszeugnis oder ein Hilferuf, den Herr Müllerchen sich da geleistet hat……nun er ist ja erstmah abgetreten…..

  20. Es ist herrlich zu sehen wie Menschen die sich selbst eher als „gebildet“ bezeichnen würden hier mutmaßen und unken.
    Wer der Kommentatoren hier hat den Streit persönlich miterlebt?
    Das sich das Blog hier auf die Geschichte stürzt und die Gerüchteküche weiter antreibt ist bei der Artikeldichte der vergangenen Monate nicht verwunderlich. Das Loblied über Flattr noch nicht vergessen und schon jagd der nächste „Skandal“ über die Flimmerkiste.
    Vergesst beim nächsten Mal nicht Euch mit einzuschliessen wenn Ihr gegen die Bild Zeitung argumentiert.
    Und wenn Euch der nächste mit seiner absolut übertrieben Art auf die Nerven geht und Ihr denk „hey, ich hab nichts gegen Schwule aber der hier nervt schon…“ dann passt auf, dass Euch nicht Schwulenangst unterstellt wird.

    Heisst es nicht eigentlich korrekterweise Schwuchtel_In..?

  21. @martin;

    Wenn es einen Gott gäbe, hätte Gott nicht nur Hirn vom Himmel geschmissen, sondern dich damit gesteinigt.
    Da es mir Vergnügen macht, solche , wie Dich vorzuführen, mach ich mir mal wieder dir Mühe und führ dir deine Plattheit mal vor Augen und mach mich mal über deine selbst gewählte Beschränktheit lustig.

    Also, wenn du schon Behauptungen aufstellst, dann solltest du diese auch an Beispielen ausführen und somit belegen. Daher mal die ganz einfache Frage; Wer mutmaßt und unkt denn was?
    Nächste Frage: Wieso sollte ich über einen Sachverhalt mich nur äussern dürfen, wenn ich ihn selbst erlebt habe? Die homophoben Attacken und deren Wortlaut sind so unstrittig, wie die Tatsache, dass die alte Chemie gebrannt hat.
    Noch ein paar Fragen: Auf welche Art und Weise wird die Gerüchteküche angeheizt? Allein aufgrund der Tatsache, dass ein Artikel hier erscheint?
    Wer hat hier wann und wo gegen die BILD-Zeitung argumentiert? Welche sind genau die angeblichen Parallelen zwischen FVB und Bild? Woher nimmst Du Dir das Recht dem AStA-Referenten eine „übertriebene Art“ zu unterstellen?
    Welche Art ist deiner Ansicht nach „übertrieben“ bzw. nicht „übertrieben“? Versuchst du hier eigentlich absichtlich eine Täter-Opfer-Umkehr und wenn ja, aus welchen Motiven? Meinst du die „Art“ eines Menschen hängt von der sexuellen Orientierung ab?

    Deine letzte Frage zeugt entweder von grenzenloser Dummheit oder ist eine Verhöhnung emanzipatorisch denkender und sich-verhaltender Menschen. Da ich von Dem Ersten ausgehen muss, will ich dich darauf hinweisen, dass es in deinem antiemanzipatorischen Wortschatz bestimmt die abschätzige Beleidigung „Kampflesbe“ gibt, mit der du homosexuelle Frauen, deren Aussehen dir zu maskulin und deren Sozialverhalten dir nicht unterwürfig genug ist, beleidigen kannst.

    @Jockel: Ich finde es übrigens wirklich fortschrittlich, dass du auch dem „gröVaZ“ Platz einräumst, sich hier lächerlich zu machen, dies könnte natürlich problematisch werden, wenn hier jemand sich mit nicht-selbstverschuldeten Bildungsdefiziten selbst vorführt.

  22. @wayne: Martin gehört doch nach all den fruchtlosen Diskussionen und Anfeindungen irgendwie dazu. Nach seiner wochenlangen Kommentarpause war ich schon beinahe besorgt, dass ihm etwas zugestoßen sei. Die BILD-Sache geht mir trotdem nicht aus dem Kopf und verfolgt mich schon länger, denn immer, wenn irgendwem ein Text oder die Aussage eines Textes nicht passt, wird ganz emsig BILD-Niveau gebrüllt.
    Aber was macht BILD-Niveau eigentlich aus und wo sind da die Parallelen? Ich lese das sooft, sei es unter jedem zweiten webMoritz-Beitrag oder auch hin und wieder hier, dass dieser Vorwurf erstens an Kraft verliert und zweitens total diffus ist. Lieber Martin, Lust auf ne Erklärung im zweiten Waschgang und was meintest du eigentlich mit deiner Flattr-Anspielung?

  23. Ich bekomme diese ganze Sache hier nur als Aussenstehender aber eines ist dann doch klar – Alkohol ist das perfekte Wahrheitssereum.

    Es ist doch so, dass betrunkene Menschen je nach Menschentyp zwei unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag legen.
    Die erste Gruppe wird von Promille zu Promille ruhiger, lustiger oder schläfriger, entspannter und kuschelweich,
    Die zweite Gruppe ist jedoch die, bei der man den Alkohol am liebsten verbieten möchte. Die Vertreter sind laut, aggressiv, vollkommen enthemmt, brutal bis vollkommen gewaltbereit, und Entzivilisiert.

    Beiden Gruppen ist jedoch gleich, dass sie meisten eines tun- sich zu verhalten wie sie es im nüchternen Zustand nie tun würden.
    Und dazu zählt auch das ausplaudern von Dingen die man nie im normalen Zustand geäußert hätte.

    Dass der „Schuldige“ nun diese Äußerungen getätigt hat, lässt doch nur darauf schließen, dass schon immer eine latenter Hass gegen die Person bzw. gegen alles Homosexuelle oder hier, eher „schwules“, vorgelegen hat.

    Außerdem kann man davon ausgehen das der Herr Ex-Chefredakteur ein ziemliches Alkoholproblem hat- wer als Chefredakteur zu einer solchen Veranstaltung im besoffenen Zustand erscheint und dann noch so aggressiv reagiert weil er kein Alkohol bekommt der muss schon ein ziemliches Problem haben.

    Letztlich finde ich es ziemlich beschämend, dass einige Kommentatoren auf diesen Blog und beim Webmoritz die Thematik herunterspielen wollen. Es gab ja schon vorher Kritik an der Person, der jetzige Fall bestätigt die Kritiken. Besser keinen Chefredakteur für den Moritz und damit leider Strukturprobleme als solch einen Chefradakteur zu haben

    frei nach Homer Simpson: „Auf den Alkohol, den Ursprung und die Lösung aller Probleme“!

  24. Da stimme ich Jan vollkommen zu. Schon Omma meinte immer: „Besoffene und kleine Kinder sprechen immer die Wahrheit“
    Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Verwendung des Wortes „schwul“ u.ä. als Schimpfwort nicht in 100% der Fälle mit einer überzeugten Homophobie einhergeht, aber zumindest mit einer mangelhaften Reflexion über die strukturelle Diskriminierung, die damit einhergeht. Auch ich bin als Heranwachsender durch den übermäßigen Konsum von (Berliner) Battle-Rap immer wieder in Versuchung gekommen, diese Form der Beleidigung zu wählen. Jedoch denke ich, dass mit zunehmenden Alter auch die Sensibilität für Sprache und Sprachduktus zunehmen sollte, vor allem, wenn man sich im journalistischen Bereich verdingt. Somit soll das kein Runtergerede sein, sondern eher eine Mahnung, über die gewählten Worte – egal wo der Ursprung liegt – nachzudenken.
    Zum Thema Alkohol: die Aufteilung, die Jab getroffen hat, kann ich nachvollziehen, wobei sicherlich noch tausend andere Facetten auftreten können. Eins ist klar: man reagiert nach dem Konsum von Alkohol immer verschieden, nie ist vorauszusehen, welche Wirkung er diesmal entfalten wird, welchen Einfluss er auf das Handeln hat. Dies ist der Grund, weshalb ich nur noch vorsichtig mit dem Gesöff umgehe und lieber anderen Drogen den Vorzug gebe. (aber das führt jetzt wohl zu weit vom Thema weg…)

  25. Wenn man das hier alles so liest, da wundert es mich gar nicht, dass sich so viele Studenten bewusst gegen die Teilnahme an öffentlichen Diskussionen, Hochschulpolitik und allgemein universitären Angelegenheiten entscheiden.

    Soviel Überheblich- und Selbstgefälligkeit ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Ganz ehrlich wirkt es so, als hätten einige Menschen nur auf ihren Moment gewartet, auf den Zug aufzuspringen, der sie fünfhundert Meter durch das Licht fährt. Und dann auch noch öffentlich zuzugeben, dass sie sich daran erfreuen, dass jemand unverhältnismäßig an den Pranger gestellt wird zeugt von sehr viel Reife, Besonnenheit und Objektivität und gar nicht vom Maskieren persönlicher Schwulitäten.
    Wenn wie selbstverständlich beschrieben wird, dass „schon immer ein latenter Hass gegen die Person bzw. gegen alles Homosexuelle oder hier, eher “schwules”, vorgelegen hat.“, dann frage ich mich wie viele gute Freunde vom „Betroffenen“ hier anscheinend mitreden??? Sonst kann man sich ja nun wirklich nicht anmaßen sowas zu wissen.

    Es lässt mich weiter mit dem Kopf schütteln, dass ihr wahrscheinlich auch beim Feiern so konstruiert miteinander redet wie hier, ja?! Natürlich war es nicht in Ordnung Äußerungen in dieser Art und Weise zu machen, das steht ganz oben drüber, aber erstens macht der Ton die Musik und den hat ja anscheinend niemand gehört und zweitens kann man auch auf der anderen Seite nach ein wenig Selbstbewusstsein suchen, dass alles nicht so unglaublich ernst zu nehmen. Es scheint wohl weniger Menschen als gedacht verkannt zu sein, sich selbst nicht so Ernst zu nehmen.
    Und klar reden Männer unter sich nicht immer „politisch korrekt“ ,aber davon meinen sie meistens auch 85 Prozent nicht ernst. Wenn alle homosexuelle Menschen wirklich nur daran interessiert wären in Gänze akzeptiert zu werden, dann sollen sie nicht bei jeder Gelegenheit nach Aufmerksamkeit, Pseudotoleranz und Mitleid schreien. Ich habe viele homosexuelle Freunde und die meisten finden genau solche hochsterilisierten Diskussionen viel schlimmer. Mittlerweile sollte die Thematik doch so normal sein, dass der Vorfall nicht solche Wellen schlagen dürfte. Alle haben doch ihr Päckchen mit sich rumzutragen. Wäre er dick gewesen und beleidigt worden, wäre sicher nicht so n Zirkus entbrannt.

    Im Großen und Ganzen wäre das einzig und allein ne Sache unter den Beiden gewesen. Das war ja anscheinend nicht möglich. Von außen betrachtet glaube ich, sitzt gerad jemand grinsend zu Hause und hebt sein Näschen mit jedem eurer Beiträge ein Stück höher.

  26. @Janirgendwer:

    Ich finde, du mutmaßt an folgenden Stellen etwas zu sehr:

    „Dass der “Schuldige” nun diese Äußerungen getätigt hat, lässt doch nur darauf schließen, dass schon immer eine latenter Hass gegen die Person bzw. gegen alles Homosexuelle oder hier, eher “schwules”, vorgelegen hat.“

    „Außerdem kann man davon ausgehen das der Herr Ex-Chefredakteur ein ziemliches Alkoholproblem hat- wer als Chefredakteur zu einer solchen Veranstaltung im besoffenen Zustand erscheint und dann noch so aggressiv reagiert weil er kein Alkohol bekommt der muss schon ein ziemliches Problem haben.“

    Das kann ja sogar so sein, ich will das nicht grundsätzlich bestreiten, aber nur anhand des Artikels hier ist mir das zu spekulativ.

    Möglicherweise kommt aufgrund ähnlicher Verfahrensweise in den Kommentaren, nicht so sehr in den Artikeln, bei mancher oder manchem der Vergleich mit der BILD etwas leicht über die Finger. Beteiligten Personen werden in den Kommentaren vielleicht ab und an Eigenschaften zugeschrieben, die man aufgrund der je aktuellen Faktenlage nicht mit der genügenden Sicherheit treffen sollte.

    Die Aussagen des Beschuldigten sprechen aber natürlich eine deutliche Sprache. Ekelhafteteste Homophobie.

  27. @Jockel
    Der Betreffende wird in die Öffentlichkeit gezerrt, gleichsam an den medialen Pranger gestellt und den „emanzipatorisch denkende(n)r und sich-verhaltende(n)r Menschen“ zur kommentatorischen Steinigung vorgeworfen. Identifizierende Berichterstattung und Persönlichkeitsrechtsverletzungen sind bekanntermaßen kennzeichnend für die B…-Zeitung.

  28. @JS:
    Der Betreffende ist als Chefredakteur eine öffentliche Person und stellt sich auch immer wieder so dar. Insofern wäre es einfach eine Verschleierung – gerade mit Blick auf die Veröffentlichung dieser Personalia im StuPa-Ticker – das zu verschweigen! Oder um es mit Affengerd zu sagen: „public bullshit erfordert public entschuldigung“.

  29. @Jockel
    Als Chefredakteur eines studentischen Mediums mit einer verhältnismäßig geringen Leserschaft ist der Betreffende allenfalls einem begrenzten Personenkreis bekannt und keine herausragende Persönlichkeit. Auch handelt es sich um eine private Auseinandersetzung, die in keiner direkten Beziehung zum Amt steht. Privat ist privat und Amt Amt. Da hier Privatäußerungen öffentlich angeprangert wurden, ist der B… Vergleich nicht abwegig.

    – Jedoch können auch wahre Berichte das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen dann verletzen, wenn die Darstellung einen Persönlichkeitsschaden anzurichten droht, der außer Verhältnis zu dem Interesse an der Verbreitung der Wahrheit steht (vgl. BVerfGE 97, 391 ; 99, 185 ). Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn die Aussagen, obschon sie wahr sind, geeignet sind, eine erhebliche Breitenwirkung zu entfalten und eine besondere Stigmatisierung des Betroffenen nach sich zu ziehen, so dass sie zum Anknüpfungspunkt für eine soziale Ausgrenzung und Isolierung zu werden drohen (vgl. BVerfGE 97, 391 ).

    – Die Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts muss ferner im angemessenen Verhältnis zur Schwere des Fehlverhaltens und seiner sonstigen Bedeutung für die Öffentlichkeit stehen (vgl. BVerfGE 35, 202 ; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 25. Februar 1993 – 1 BvR 172/93 -, NJW 1993, S. 1463 ; 13. Juni 2006 – 1 BvR 565/06 -, NJW 2006, S. 2835). Danach ist die Namensnennung, Abbildung oder sonstige Identifizierung des Täters keineswegs immer zulässig; insbesondere in Fällen der kleinen Kriminalität oder bei jugendlichen Straftätern wird dies nicht der Fall sein (vgl. BVerfGE 35, 202 ; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 25. Februar 1993 – 1 BvR 172/93 -, NJW 1993, S. 1463 ).

  30. @Jockel,

    Alexander Müller ist bereits seit vergangenem Dienstag um 19 Uhr keine „öffentliche Person“ mehr, sondern ein einfacher Redakteur des webMoritz.
    Wenn also das StuPa ihm schon ein – wenn auch vorläufiges – Publikationsverbot verhängen will, sollte diesbezüglich wenigstens die Geschäftsführung und die unmittelbar betroffene Chefredaktion angehört werden. Denn Alexander Müller ist nicht mehr unmittelbar dem StuPa gegenüber rechenschaftspflichtig, sondern der betreffenden Chefredaktion. Diese wurde in das öffentliche Steinigungsverfahren gar nicht erst mit einbezogen, sondern gepflegt übergangen. Vielleicht, weil das StuPa Angst vor Argumenten gegen eine so sinnlose Amateur-Willkürjustiz hatte?

    Mich stört Alexanders Fehlverhalten auch, allerdings bleibt immer noch die Frage, ob man aus diesem Grund mit Kanonen auf Spatzen schießen muss. Und das ist aus meiner Sicht hier der Fall. Davon unberührt bleibt es selbstverständlich, dass aus seinem unbestreitbar zu kritisierenden Fehlverhalten Konsequenzen zu ziehen sind.

    Und nun noch einmal zum „Corpsgeist“:

    „Der Begriff leitet sich aus dem französischen esprit de corps ab, das zunächst begrifflich neutral eine Gemeinschaft von Personen des gleichen Standes bezeichnet. Eine historische Definition findet sich im Brockhaus von 1911, der schreibt, Korpsgeist sei „die tätigste Teilnahme jedes einzelnen an dem gemeinschaftlichen Wohl aller, unter Beiseitesetzung aller egoistisch-persönlichen Rücksichten“.[1]

    Von Korpsgeist spricht man nach heutiger Definition, wenn eine emotionale Gemeinschaft innerhalb einer objektiv abgrenzbaren Gesellschaftsgruppe entsteht, die nach außen hin einheitlich auftritt und untereinander solidarisch handelt und dadurch persönliche Bindungen über das rein gesellschaftliche Maß hinaus fördert.[2]“ http://de.wikipedia.org/wiki/Korpsgeist

    Was ist also schlecht am Corpsgeist???

    In diesem Sinne: Danke für das Kompliment 🙂

  31. Oh… Ich habe gerade einen Fehler festgestellt: Alexander Müller ist selbstverständlich primär ein einfacher Redakteur des Moritz MAGAZINS, nicht des webMoritz, wie ich fälschlicherweise schrieb…

    PS @ Jockel: Ist es vielleicht möglich, dass du einen Korrekturbutton in deine Kommentarfunktion einrichten könntest? Dann könnte man solche Fehler ohne das Posten eines zusätzlichen Korrketurkommentares beheben.

  32. @JS:
    Vielen Dank für deinen kleinen juristischen Exkurs. Deine Einschätzung kann ich leider nicht teilen:

    Als Chefredakteur eines studentischen Mediums mit einer verhältnismäßig geringen Leserschaft ist der Betreffende allenfalls einem begrenzten Personenkreis bekannt und keine herausragende Persönlichkeit. Auch handelt es sich um eine private Auseinandersetzung, die in keiner direkten Beziehung zum Amt steht. Privat ist privat und Amt Amt. Da hier Privatäußerungen öffentlich angeprangert wurden, ist der B… Vergleich nicht abwegig.

    Wie du Schilderungen auf dem webMoritz entnehmen kannst, soll sich Müller dem versiegenden Bierfluss mit der Drohung, einen negativen Artikel über die 24h-Vorlesung zu schreiben, entgegengestemmt haben. Ich war nicht dabei, aber wenn diese Schilderungen wahr sind, dann sind ‚Privat‘ und ‚Amt‘ eben nicht mehr voneinander zu trennen. In ähnlicher Weise ist Müller mir auch schon in der Vergangenheit aufgefallen.

    Wenn der – sich gegenüber dem StuPa zu verantwortende Chefredakteur – einen AStA-Referenten homophob beleidigt, dann ist das in meinen Augen mehr als eine private Auseinandersetzung zwischen zwei jungen Männern.

    Aber ich habe auch noch eine Gegenfrage, wie ich an deiner Stelle besser gehandelt hätte. Hätte ich auf die namentliche Nennung Müllers verzichten und stattdessen nur vom Chefredakteur des Moritz Magazins schreiben sollen, der allen bekannt ist und dessen Ausfall mit namentlicher Nennung auf dem webMoritz-Ticker schon behandelt wurde?
    Wäre es in deinen Augen vielleicht sogar besser gewesen, die ganze Angelegenheit gänzlich zu verschweigen und gar nichts darüber zu schreiben bzw. jemanden mit solchen – nicht einmaligen – Ausfällen durchkommen zu lassen (da es sich ja nur um eine private Auseinandersetzung handle)?

    Für mich ist klar, dass Homophobie an die Öffentlichkeit gehört, und wenn Leute sich in Ämtern und Funktionen sonnen und sich derartiges erlauben, dann erst recht!

  33. Da eine reale gerichtliche Auseinandersetzung hoffentlich nicht ansteht und diese ja auch mit Kosten verbunden wäre, würde mich trotzdem interessieren, wie dieser Fall juristisch zu bewerten ist.
    Mein gesunder Menschen- und geringer juristischer Sachverstand würden ja zu dem Schluss kommen, dass die hier vorliegende Berichterstattung verhältnismäßig und daher gerechtfertigt ist, da die betreffende Person Teil des (studentischen) Greifswalder öffentlichen Interesses war zum Zeitpunkt seiner Verfehlung bei einer öffentlichen Veranstaltung, die Berichterstattung hier unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls einsetzte und die Reichweite bzw. Zielgruppe dieses Mediums identisch ist mit den Personen die ein öffentliches Interesse an der betreffenden Person haben könnten, sehe ich hier keinen Spatzen, der mit Kanonen, sondern mit einer Zwille beschossen wird.
    Da einerseits Rechtsprechung nicht zwangsweise etwas mit rationalem Menschenverstand zu tun haben muss und ich andererseits Persönlichkeitsrechte für ein hohes Schutzgut halte, würde mich ein neutrales Rechtsgutachten (ich denke, dass die juristische Einschätzung von JS nicht ergebnisoffen zustande kam) zu diesem Fall sehr interessieren.
    Gibt es hier nicht jemanden, der/die eine_n kennt, der/die jemand kennt, der/die eine Hausaufgabe im Medienrecht schreiben darf oder sogar selber so was machen muss? Oder hat noch jemand eine Idee, wo man kostenlose Rechtsgutachten herbekommt?

  34. @Jockel
    Nichts Genaues weiß man nicht!
    … was … passiert sein soll.
    … vorausgegangen sei, dass … verweigert worden wäre.
    … zitiert, die … adressiert haben soll.
    … bereut nicht …. sondern allenfalls die Konsequenzen,
    … soll sich … entgegengestemmt haben
    Ich war nicht dabei, aber wenn diese Schilderungen wahr sind, …

    OLG München: Tatsachenbehauptungen
    Beschluss v. 2010-04-23, Az. 18 W 688/10
    Danach muss ein Mindestbestand an BEWEISTATSACHEN vorliegen, die für den Wahrheitsgehalt der verbreiteten Informationen sprechen und ihr damit erst „Öffentlichkeitswert“ verleihen. Darüber hinaus MUSS grundsätzlich eine STELLUNGNAHME DES BETROFFENEN zu dem gegen ihn erhobenen Vorwurf eingeholt werden und es muss ein BERECHTIGTES ÖFFENTLICHES INTERESSE an dem Gegenstand der Berichterstattung bestehen sowie eine den Anforderungen an die pressemäßige SORGFALT genügende Recherche stattgefunden haben.

    Stützt sich die Kritik auf einen Videomitschnitt, so muss sich der Verbreiter DURCH EIGENE RECHERCHE VOM WAHRHEITSGEHALT des gezeigten Inhalts überzeugen.

    LG Hamburg: Verdachtsberichterstattung
    Urteil v. 2009-09-04, Az. 324 O 836/08
    Eine Verdachtsberichtserstattung verletzt das Allgemeine Persönlichkeitsrecht, wenn sie nicht beweist und darlegt, dass der von ihr geäußerte Verdacht zutreffend ist.

    Daraus ergibt sich schon, wie Du besser hättest handeln können.

  35. @Jockel -> Mein Vorredner hat die Stellen erwähnt. Und um die Frage zu beantworten, das ist BILD Niveau.
    Da wäre zunächst das „öffentliche Empören“ in einem Artikel mit gleichzeitigem Abdruck der betreffenden Passagen. Weiterhin erwaynt Wayne oben es wäre unstrittig was da gesagt wurde. Das liest sich in Deinem Artikel dann ganz anders. Kommen wir also zur Übernahme von ungeprüften „Fakten“ ohne vertrauliche Quelle. Da kannst gleich „aus dem Internet“ schreiben.
    Kurzum Du blümst das Thema am heimischen Schreibtisch Deinen Gedanken entsprechend aus und die geneigte Leserschaft gibt dann das I Tüpfelchen. Was hier so gern kritisiert wird live und in Farbe. Der gemeine Deutsche. Anonym und nachdem einer vorturnt holen alle noch mal den Knüppel aus dem Sack. Da sage ich nur:

    Alexander Müller kann gar nicht homophob sein. Er hat mir persönlich den Arsch gefickt! 🙂

  36. @JS

    Da keine Audiomitschnitte der Beleidigungen vorliegen, bleibt mir nur auf die vertraulichen Quellen zu bauen, die ich an dieser Stelle nicht deanonymisieren werde. Um mich diesem dem hier stattfindenen Eiertanz zu entziehen, sind – wie JS schon bemerkt hat – die entsprechenden Schilderungen in Konjunktiven dargestellt.
    Der Wahrheitsgehalt der agreggierten Behauptungen wurde durch den webMoritz und vor allem durch Müllers Reaktion selbst bestätigt, womit neben meinen Quellen dein „Mindestmaß an Beweistatsachen“ für mein Dafürhalten erfüllt sein sollte.
    Zum berechtigten Öffentlichkeitsinteresse habe ich mich in meinem vorherigen Kommentar geäußert. Eine Stellungsnahme Müllers wäre aber in der Tat passend gewesen, das räume ich ein.

    @Martin:

    Da wäre zunächst das “öffentliche Empören” in einem Artikel mit gleichzeitigem Abdruck der betreffenden Passagen.

    Was auch immer du damit zum AUsdruck bringen willst…

    Weiterhin erwaynt Wayne oben es wäre unstrittig was da gesagt wurde. Das liest sich in Deinem Artikel dann ganz anders. Kommen wir also zur Übernahme von ungeprüften “Fakten” ohne vertrauliche Quelle.

    Bei mir gibts Konjunktive, weil ich nicht dabei war. Meine Quellen sind zuverlässig und vertrauenswürdig!

    Kurzum Du blümst das Thema am heimischen Schreibtisch Deinen Gedanken entsprechend aus und die geneigte Leserschaft gibt dann das I Tüpfelchen.

    Wo wird das Thema ausgeblümt? Bitte konkretisiere diesen Vorwurf!

    Zu deinem Schlusssatz, der jetzt tatsächlich eine quellenfreie Tatsachenbehauptung darstellt:
    Homosexuelle Vergewaltigungen bedeuten doch lange nicht, dass man nicht homophob ist. Aber dein Schluss spricht mal wieder Bände über seinen Autoren…

  37. @Jockel
    Die betreffende Person war Teil des (studentischen) Greifswalder öffentlichen Interesses (wayne). Mit der Veröffentlichung auf diesem Blog ist die Grenze der Teilöffentlichkeit überschritten und der Vorgang einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. STUPA und webmoritz haben durch die nichtöffentliche Behandlung und die Reduzierung des Vorgangs auf beleidigende Äußerungen verantwortlich reagiert. Deshalb ist auch nicht zu erkennen, dass „der Wahrheitsgehalt der aggregierten Behauptungen (wurde) durch den webMoritz und vor allem durch Müllers Reaktion selbst bestätigt“ worden ist. Bestätigt sind lediglich Äußerungen beleidigenden Charakters.
    Zur Erinnerung, „die Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts muss ferner im angemessenen Verhältnis zur Schwere des Fehlverhaltens und seiner sonstigen Bedeutung für die Öffentlichkeit stehen (vgl. BVerfGE 35, 202 ; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 25. Februar 1993 – 1 BvR 172/93 -, NJW 1993, S. 1463 ; 13. Juni 2006 – 1 BvR 565/06 -, NJW 2006, S. 2835).
    Insoweit ist, wegen der Stigmatisierung des Betreffenden und der sich in den Kommentaren abzeichnenden Prangerwirkung, eine Grenze überschritten.

  38. Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts schön und gut, aber das hätte sich Herr Müller ja auch überlegen können, bevor er die Persönlichkeitsrechte von Herrn Willmann pulverisiert hat. Was ja noch gar nicht erwähnt wurde: Herr Müller hat eine persönliche Entschuldigung angeboten, die ihm jedoch verwährt wurde (oder war das schon Gegenstand der Diskussion?)
    @ martin: erfreust du dich an so dämlichen arschficker-sprüchen? Oder spricht da eine heimliche Sehnsucht nach analer Penetration aus dir?

  39. @JS:
    Wir kommen nicht zusammen.

    STUPA und webmoritz haben durch die nichtöffentliche Behandlung und die Reduzierung des Vorgangs auf beleidigende Äußerungen verantwortlich reagiert.

    Und genau damit der (studentischen)(Teil)Öffentlichkeit vorenthalten, was dort genau passiert ist. Es mag juristisch keinen Unterschied machen, ob ich jemanden als ‚Arschloch‘ oder als ‚Arschlecker‘ beschimpfe, moralisch tut es das aber – eingedenk des Kontextes – schon. Insbesondere dann, wenn man sich über sein Amt derart aufplustert und sich sowohl über die Problematik als auch die Macht von Sprache bewusst sein sollte.

    Denn wenn wegen einer „beleidigende Äußerung“ eine Personaldebatte geführt werden soll, dann ist das für mich weit aus weniger wichtig, als wenn die entsprechende Person andere aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert, oder um dich an dieser Stelle nochmal zu zitieren:

    die Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts muss ferner im angemessenen Verhältnis zur Schwere des Fehlverhaltens und seiner sonstigen Bedeutung für die Öffentlichkeit stehen

    Als Chefredakteur hat Müller Einfluss auf die Meinungsbildung der gesamten Studierendenschaft und insbesondere gegenüber seiner Redaktion eine Vorbildfunktion inne. Sein Auftritt bei der Ringvorlesung ist in meinen Augen ein schweres Fehlverhalten und um das öffentlich zu machen und vor allem en detail zu benennen, nehme ich die entsprechenden Konsequenzen in Kauf.

    Müller hat sich übrigens bis heute, also knapp eine Woche nach der Aktion, noch nicht öffentlich entschuldigt.

  40. Die Namensnennung ist unrichtig, mit dem Foto komplett falsch.
    Das Ganze hier kommt der Erstellung eines virtuellen schwarzen Fleckes auf der weißen Weste gleich, den jeder hat, aber mit Sicherheit niemand für die Weltöffentlichkeit gezeigt haben will. Fakt ist: diesen besoffenene Ausfall kann ab sofort jeder Personalverantwortliche locker per google auffinden – und das vermutlich auf alle Ewigkeit. Besoffen Mist gebaut und tschüss berufliche Perspektive.
    Dann gibts hier in der Debatte so unwissenswerte Infos wie die vom Zorro (bitte nicht persönlich nehmen … , wie auch ^^), dass er anderen Drogen den Vorzug gibt – wirklich saulässige, öffentliche Aussage im bequemen Schutz der Internet-Anonymität, wie wir sie alle so lieben … Kein Personalentscheider wirds wohl erfahren. Diesen besoffene Austicker vermutlich schon, da von der betreffenden Person hier ein unnverwechselbarer, virtueller Fingerabdruck gemeiselt wurde.

    Erschreckend wie Toleranzbestreben so abartig abdriften kann und Leute – die unstrittig ein Fehlverhalten an den Tag gelegt haben – dermaßen an die Wand gestellt werden. Doppelmoral rulez.

    Die hier ungenannten Quellen – auf denen sich offensichtlich die Anklage inhaltlich stützt – hätten couragiert agieren können, indem sie sich vor Ort einfach mal eingemischt hätten, anstatt sich im Nachgang auszukotzen. Wieso nimmt man so’n vollgelaufenen Typen nicht an die ‚Hand‘ und sagt sowas wie: „Komm mit – du bist besoffen, ich bring dich in die nächste Bar und geb dir’n Bier aus, hier tust dir grad echt kein Gefallen, merkst ja wohl …“? Hallo Zeugen – da gibt’s ein Wort mit „Z“: Zivilcourage – Einfach mal beherzt eingreifen, anstatt im Nachgang dieses „ich weiß-was-der-gestern-Böses-getan-hat“-Gequatsche. Zurechtgebogen, dass solche Personen nicht genannt werden dürfen/müssen/brauchen. Seit wann sind anonyme Zeugen legitim?

    Aber das ist sie halt – diese müde Klamotten-Kombination, die man sich so gern anzieht: Eine kein-arsch-in-der-HOSE und der locker wedelnde Toleranz-MANTEL – wirkt auf mich beschissen lächerlich und absolut uninteressant. Aber offensichtlich ist das Outfit gesellschaftstrendy.

    PS:
    „Klopft euch auf die Schulter und tut als geht’s euch gut!“ (FdZ)

    -FIN-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert