Neonazi beim Bündnistreffen – Infiltrierungsversuch vereitelt

Gestern Nachmittag fand im Greifswalder Rathaus unter dem Titel Greifswald ist bunt – kein Ort für Neonazis das zweite Treffen zivilgesellschaftlicher Gruppen statt, die der Einladung von Bürgerschaft und Oberbürgermeister folgten, um gemeinsam Strategien gegen die von der NPD angemeldete Demonstration am 1. Mai zu entwickeln.

Bereits nach dem ersten Treffen wurden Stimmen laut, die Zweifel an der Integrität dieser Runde äußerten und konstatierten, dass ein Greifswalder Neonazi diese Gruppe zu infiltrieren versuchte. Beim gestrigen Treffen war diese Person, Marcus G., wieder zugegen, wurde dieses Mal allerdings enttarnt und des Saales verwiesen.

BÜNDNIS BROWN UNDER

Die Greifswalder Antifa (AAG) bewertet diesen Rausschmiss positiv: „Dass Neonazis selbst auf Veranstaltungen des städtischen Protestbündnisses zum 1. Mai auftauchen, zeigt, wie selbstbewusst und sicher sie sich bei ihren Ausspähversuchen fühlen. „Dieser Tendenz muss Einhalt geboten werden. Der heutige Tag war ein wichtiges Zeichen dafür.““

In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die Gruppe, dass es zur Strategie von Neonazis gehöre, auf zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen aufzutauchen, um über antifaschistische Aktivisten Informationen zu sammeln.

(Foto: AAG)

Marcus G. sei bereits auf vielen, vornehmlich von Studierenden organisierten, politischen Veranstaltungen unterwegs gewesen, wie zum Beispiel beim studentenverbindungskritischen Vortrag Saufen, Schlagen, Seilschaften im Geokeller oder der von den Moritz Medien organisierten Podiumsdiskussion Rechtsextremismus – nur ein Phänomen?, die während der letzten 24-Stunden-Vorlesung stattgefunden hat.

„VIELLEICHT STEHEN WIR DAS NÄCHSTE MAL GENAU HINTER DIR“

Im Fall der Podiumsveranstaltung wurde wenig später auf einem Greifswalder Nazi-Blog ein Text veröffentlicht, den einige der anwesenden Studierenden kommentierten und daraufhin die altbekannten anonymen Drohszenarien ernteten:

„Natürlich wissen wir einiges über dich und deine Genossen. Ist ja auch nicht schlimm…aber der Zeitpunkt ist einfach noch nicht reif, dass ihr uns seht…vielleicht stehen wir das nächste Mal genau hinter dir an der Kasse oder bei der Bank…:)“

Im Fall des vom Bündnistreffen verwiesenen Neonazis Marcus G. muss noch erwähnt werden, dass dieser kein lokales Eigengewächs ist, sondern bereits vor seinem Umzug nach Greifswald in der seit 2005 verbotenen Kameradschaft Tor (Berlin/Lichtenberg) im Anti-Antifa-Bereich aktiv gewesen sein soll und im Dunstkreis der hiesigen Kader Ragnar Dam und Lutz Giesen herzlich aufgenommen worden sein soll.

GREIFSWALD NAZIFREI: INFORMIEREN, MOBILISIEREN & DIE NPD BLOCKIEREN!

Die Greifswalder Naziszene bereitet sich also augenscheinlich auf die bevorstehende Demonstration vor und wird mit Sicherheit noch mehr Anstrengungen in die Waagschale werfen. Aktuelle Informationen über den geplanten NPD-Aufmarsch am 1.Mai und den Protest beziehungsweise die Massenblockade der Nazis bietet das informelle Bündnis Greifswald Nazifrei auf einem Blog, einer Facebook-Seite und via Twitter an.

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16 Gedanken zu „Neonazi beim Bündnistreffen – Infiltrierungsversuch vereitelt

  1. Gut so!
    Die Nazis denken wohl auch, der Rest der Welt ist bescheuert, oder wie!? Nicht nur, dass sie eine Ideologie von Hass und Ausgrenzung den Menschen als beste Lösung verkaufen wollen, jetzt setzen sie sich auch noch dummdreist ins Rathaus und denken, keiner merkt’s. Schön, dass der Rauswurf erfolgte! So sollte es bei noch viel mehr Veranstaltungen zum Thema laufen. Das Credo der Faschisten „keine Veranstaltung über uns ohne uns“ muss ausgehebelt werden! Gerade bei Uni-Veranstaltungen oder den Studentenclubs scheint mir da noch Nachholbedarf zu herrschen.
    Marcus G. war übrigens auch bei der Senatsentscheidung zu Ernst Moritz Arndt dabei. Das dürfe einerseits mal wieder zeigen, welch seltsamen Freunde unser Namenspatron hat, andererseits sind auf den Pressefotos von damals vielleicht noch bessere Bilder von ihm zu finden. Nur mal so als Tipp.

    PS: Sonnenbrille und schwarzer Pulli machen noch lang keinen Revolutionären 🙂

  2. wieso herrscht bei den studentenclubs nachholbedarf? der vortrag war eine öffentliche veranstaltung und jeder, egal welcher politischer gesinnung, hatte zutritt. alles andere wäre faschistoid und man muss doch nciht die gleichen fehler machen wie der politische gegner, ich bitte dich!! generell ist doch die forderung nach toleranz und weltoffenheit pervers, wenn man ihr den nebensatz „außer für die menschen mti der falschen meinung“ anfügt!! versteht mich bitte nciht falsch, ich bin links seit ich denken kann, ich find das konservative bis rechte spektrum widerlich, trotzdem sind es menschen! wieso sollte man also einen kleinen blöden nazi von einer öffentlichen veranstaltung im geokeller entfernen?
    er wurde vom team als auch von gästen genaustens beobachtet, falls er angefangen hätte notizen oder fotos von gästen mit kontroversen redebeiträgen zu machen oder sich anderweitig daneben benommen hätte, wäre er schneller draußen gewesen, als ein ikuwomitglied ums gendern betteln kann. allerdings galt das für jeden gast. wo ist also das problem?? ist der geokeller etwa ZU humanistisch veranlagt??

  3. @J:
    Wo ich bin? Am 1. Mai? Weiss ich noch nicht. Aber ich werde ein buntes Tuch aus’m Fenster hängen haben – voll unspektakulär, wird bestimmt trotzdem tierisch auffallen – leider. In Quedlinburg hat das damals ja nicht so richtig geklappt mit den Massen an bunten Tüchern aus den Fenstern bammeln zu lassen – ausserhalb des Marktes. Aber die Idee war gut und hat hier in meinen Augen Potenzial: In Quedlinburg gab’s zumindest keine tausende „Studentenbuden“-Fenster. Kein Quatsch 🙂

    @Zorro:
    und ich bekomm’ne 6- (?) 😉

    @Loki:
    Wenn aus Toleranz schleichend Akzeptanz wird, wird’s doof.
    Rauschmiss ist korrekt!

  4. das versteh ich dann aber nciht. wieso toleriert man keine nazis aufgrund dessen dass sie selbst keine (anders)denkenden menschen tolerieren können? das ist doch kein stück besser, damit stellt man sich doch nur auf die gleiche stufe mit dem, was man verurteilt und führt die ganze sache ad absurdum!

    natürlich könnte man es sich auch einfach leicht machen und ein schild an die geokellertür hängen: “ dieser ort ist frei von diskrimierung – unsere gäste dürfen aller hautfarben, studiengänge, sexuellen präferenzen und politischer meinung sein – außer es ist die falsche!“

  5. ja, versteht man wirklich nicht, wenn man zu kompliziert denkt. Macht ja nichts. Ich toleriere Nazis, muss ich ja. Trotzdem kommt mir keiner in die Bude.

    -FIN-

  6. Au weia, dass Loki sich als links versteht, tut ganz schön weh und zeigt nur mal wieder: „Die Geschichte der Linken ist eine Geschichte voller Missverständnisse“

    Keine Toleranz der Intoleranz, ist nichts weiter als notwendiger Selbstschutz.
    Aber ich finde es schon ein bisschen toll, dass du so nen masochistischer Superhippie bist, der wenn er verkloppt wird (egal von wem), die Hände unten lässt, damit ne Abwehrreaktion wie zurückschlagen nicht mal aus Versehen zustande kommt.

    Ich find diese Superhippies, eigentlich wirklich ganz posierlich, ist nur schade, dass die bald aussterben, weil die Vollhonks das Recht des Stärkeren auf ihrer Seite haben. Aber so ist das nun mal in der Natur, für superhippies ist da kein Platz.

    btw: Kennst du den Unterschied zwischen Hautfarbe und Studiengang bzw. sexueller Präferenz und politischer Meinung?

    Ich helf mal: erstere kann man nicht selbstbestimmen und zweitere kann man frei wählen. Nur mal so, als kleine Anregung zum Denken, also ich mein vielleicht lieg ich ja auch falsch und man wird als Mediziner, Geologe, Mathematiker, Geschichtswissenschaftler, BWLer, Herrenrasse-Nazi, Rassist oder sexistischer Macker geboren. Aber wieso wird das dann nicht gleich in die Geburtsurkunde eingetragen.

    Naja, ist ja auch schon echt komplex diese Welt.

  7. Pingback: DEFIANT

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