Horrorfight im Wohnzimmer: Greifswalder von polnischem Kampfsportler K.O. geprügelt

Eigentlich war Sebastian Sylvester einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den derzeit noch unprämierten Preis Greifswalder Sportskanone des Jahres 2011, doch am vergangenen Wochenende lief es für den ehemaligen Box-Weltmeister überhaupt nicht gut.

SYLVESTER HAT BLUTÜBERSTRÖMT IN DER ECKE GESESSEN

Im Neubrandenburger Jahnsportforum scheiterte der schlagfertige Mittelgewichtler vor 4300 Zuschauern beim Versuch, zum dritten Mal Europameister zu werden. Der hierzulande liebevoll Hurrikan genannte Sylvester wurde von seinem Gegner Gregorz Proksa (PL) mächtig auseinandergenommen und sei laut einem dpa-Bericht in „seinem Wohnzimmer böse verprügelt worden“. Nach vier Runden saß Sylvester blutüberströmt in der Ecke und entschied sich, den Kampf sieglos zu beenden.

sebastian hurrikane sylvester boxen(Bild: Videoscreenshot Youtube)

Der Greifswalder Profi-Boxer Sylvester wird seit Jahren unter anderem vom Oberbürgermeister Arthur König hofiert, der pünktlich vor jedem Kampf seine Daumen drückt und über die Ostsee-Zeitung seine Erfolgswünsche sendet. In der Redaktion gibt man sich dem Sylvester-Rausch ebenso treu hin und veröffentliche vor drei Jahren sogar das Gedicht einer Leserin, die ihrer Begeisterung für den „Hurrikan“ auf lyrische Art Ausdruck verlieh:

Greifswalder Box-Hymne

Jubel erschallt, der Saal erbebt
der Hurrikan geht seinen Weg.
Applaus gesteigert zum Orkan,
der Hurrikan steht seinen Mann.
Der Sieg erkämpft mit Schweiß und Kraft,
der Hurrikan ist eine Macht.
Gestählt sein Herz in unsren Reihen
er seinen Weg nun geht.
Der Hurrikan er wächst und wächst,
die Welt will er nun sehn. 

(B. Münse, 2008)

Ob Sylvester derzeit als Wirbelsturm durch den Ring fegt oder sich als laues Lüftchen das Nasenbein massieren lässt, spielt unterm Strich aber eine ebenso untergeordnete Rolle wie die Herkunft seines Bezwingers. Fest steht jedoch, – und diese Annahme wird durch die Fotos vom Kampf bestätigt – dass zuviel Faustkampf den feinen Gesichtszügen bedrohlich werden kann.

17 Gedanken zu „Horrorfight im Wohnzimmer: Greifswalder von polnischem Kampfsportler K.O. geprügelt

  1. Zu viel Spott und Hohn auch ;D
    Nein scherz.

    Naja fuer viele war er eine Art Hoffungstraeger, der so manche Jugendlichen angespornt hat, aehnliches zu erreichen bzw. aus ihrem Leben etwas zu machen.
    Auch steht er fuer eine Art Sinnbild der Region, dass man auch wenn man von hier kommt etwas schaffen kann.

      1. Das stimmt natuerlich, deine abneigung gegenueber Kampfsport kenne ich auch 😉

        Von daher seis drum, man muss ja nicht jede Meinung teilen 🙂

  2. Wir wollten sogar mal unser Institut nach ihm benennen: Sebastian-Sylvester-Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft. Ich finde immernoch, dass das ein guter Name wäre 😛

    1. Mir ist es wirklich egal, ob Sylvester siegt oder verliert, ob er WM- oder EM-Kämpfe gewinnt oder was er zum Frühstück isst. Mich nervt erstens der Hype um seine Person und zweitens die Glorifizierung und das Marketing des Boxsports.
      Es ist ja allgemein bekannt, was ich von Kampfsport halte und dieser Beitrag ist ironisch zu verstehen. Eigentlich wollte ich nur mal im MUPINFO-Stil eine schmissige BILD-Schlagzeile mit einem latent ausländerfeindlichen Ressentiment veröffentlichen.

      1. In Ordnung, du hast aber auch schon subtiler geschimpft 🙂

        btw: schick das die Kommentare jetzt (?) eingerückt sind, dass macht das Nachvollziehen sehr viel leichter

        1. Ja, das habe ich vor knapp einem Monat endlich gemacht, nachdem in den Kommentaren immer wieder darauf hingewiesen wurde. Ich finde es auch übersichtlicher, obwohl die Abgrenzung noch deutlicher werden könnte.

  3. kleine Korrektur: Sylvester hat nach der zweiten und auch nach der dritten Runde blutüberströmt in seiner Ecke gesessen, nach der vierten ganz sicher nicht, denn zu der ist er vernünftigerweise nicht mehr von seinem Hocker aufgestanden.

  4. dass boxer nach einem kampf im gesicht aussehen wie collagierte kartoffeln – ein wenig arcimboldesk also – ist ja nichts neues und mehr fakt als spott.

    so verhohnepiepelnd finde ich den artikel da oben also gar nicht. bei der betreff-schlagzeile wurde mir zwar trotzdem kurz mulmig, aber genau so arbeitet ja auch die von jockel genannte bildzeitung. verdrehte halbwahrheiten und dazu fotos von toten tier-babys und neugeborenen michael jacksons – fertich ist die tägliche volksmeinung.

    und eins ist mal klar: sylvesters augen leuchten auch in einem von dumpfen boxhieben geschundenen gesicht mit der geheimnisvollen schwere eines fernen schwanenteichs! kosmische melancholie surrte durchs neubrandenburger prügelstadion.

  5. hurr…das ja mal ne deutungsvariante 😉 ordentlich auf die fresse bekommen -> rausch, dass selbst die althippies erblassen. ansonsten…wtf jockel?

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