Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #20

Du magst also auch Musik, was? / Ja, ich liebe Musik / Auf was für Musik stehst du? / Alle Sorten / Also ich mag Easy-Listening / Ja, ich auch, Easy-Listening ist echt geil / Wohnst du hier in der Gegend / Ja, praktisch um die Ecke, ist ne gute Gegend zu wohnen / Ich mag es / Ich auch / Apropos, ich heiße Thomas / Hallo Thomas, ich bin Stefan / Nett dich kennenzulernen / Auch nett dich kennenzulernen*

kurze wegeIm Klex feiert die Indiebar eine nächtliche Wiederauferstehung, ehe an gleicher Stelle am nächsten Abend die Hamburger Oi!-Punkband Eight Balls die Menge anschreien wird. Vorher jedoch guckt unter anderem Popkultur-Experte Thomas Meinecke mal wieder vorbei und liest im Koeppen Koeppen. Theaterfreunde müssen sich zwischen einer Premiere und einer Dernière entscheiden und Frühaufsteher können Sonnabend auf der Afterhour im Roten Salon nach dem Rechten sehen. Ein Überblick.

KOEPPEN: „VIER AUTOREN UND EIN LEKTOR“

Am Sonnabend wird dem Cheflektor des Suhrkamp Verlages, Raimund Fellinger, die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald verliehen.

meinecke-lesung im koeppen Vor diesem Festakt findet aber noch ein literarisches Warm-Up im Koeppenhaus statt. Der Titel des Abends, Vier Autoren und ein Lektor, ist Programm — neben Fellinger werden auch die Autoren Ralf Rothmann, Thomas Meinecke und Albert Ostermaier anwesend sein; gelesen wird Koeppen.

Dabei werden unveröffentlichte Erzählungen, Briefe und Auszüge aus dem Romans Die Mauer schwankt präsentiert, ehe Fellinger mit den Autoren über Wolfgang Koeppen reden wird. Der Abend wird von Eckhard Schumacher, Professor für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie an der hiesigen Universität, moderiert.

Fakten: 03.02. | 20 Uhr | Koeppenhaus | 5 / 3 EUR

(Foto: Meinecke im Koeppen, Januar 2010, Fleischervorstadt-Blog)

ROTER SALON: DRAUF UND DRAN UND DRUNTER UND DRÜBER

Der Rote Salon, eine auf elektronische Musik fokussierte Veranstaltungsreihe, hat sich in den vergangenen 12 Monaten in Greifswald etabliert und geht dieses Wochenende mit Drauf und Dran (style rockets/dlr/klangsucht), Constantijn Lange (200 records, berlin) und Filly Gran & Kalzone (no mainstream/meerblick, rostock) in die nächste Runde.

roter salon flyerDie Afterhour besorgen Philipp Priebe (LunaTheCat rec., hgw) und das Lyricker Project (infusion theatre, hgw). Auch die anberaumte Reihenfolge der DJs ist inzwischen bekannt und soll aus Gründen der Abendplanung hier konkretisiert werden:

  • 23-02:00 Filly Gran & Calzone
  • 02-04:00 Drauf & Dran
  • 04-05:30 Constantijn Lange
  • bis 07:30 Philipp Priebe
  • ab 07:30  Lyricker Projekt

Fakten: 03.02. | 23 Uhr | Café Caspar | 8 / 6 EUR

DIE WIEDERAUFERSTEHUNG — RETURN OF THE INDIEBAR

Im Klex feiert die zwischenzeitlich zur Institution gewordene Indiebar ihre Wiederauferstehung — zumindest für eine Nacht. Hierfür wurde die Berliner Band Falling Knees eingeladen, die im frösteligen Achtziger-Sound einen zeittypischen Klangteppich unter die sehr eigenwillige Stimme ihres Sängers legt.

falling knees(Foto: Falling Knees)

Anschließend geht es in dutzendfach bewährter Tradition mit DJane Polyesther und dem DJ-Kollektiv Made of Win and Gold weiter — tobend mit der Extraportion New Wave, Postpunk und Indie(tronics) durch die Nacht.

Fakten: 03.02. | 21 Uhr | KLEX | 5 EUR

STUTHE-PREMIERE: DIE OHNMACHT

Das Greifswalder Studierendentheater Stuthe öffnet sein noch gar nicht so lange bewohntes Domizil in der Mehringstraße und feiert die erste Premiere in den neuen Räumlichkeiten.

ohnmachtGezeigt wird die erste Erzählung aus Franz Fühmann ost-utopistischem Werk Saiäns-fiktschen (1981), die von Jan Böde inszeniert und für die Bühne bearbeitet wurde:

„Geschrieben gegen die Ohnmacht. Bedrängnisse und Nöte jener Art, die der Realität entstammen, und sie maßlos überschreiten!“

Es spielen Annabel Kleinwort, Lina Müller, Carolin Lindner, Katrin Böttcher und Gregor Praschma. Das Projekt leitete Jan Holten.  

Fakten: 04.02 | 20 Uhr | Stuthe (Mehring-Str. 48) | 3 EUR

LETZE CHANCE AUF’S NACHTASYL

Im Theater Vorpommern besteht die vorerst letztmalige Gelegenheit, Maxim Gorkis Nachtasyl zu sehen. Das 1902 erstmals aufgeführte Drama zählt heute zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur. In Greifswald wurde es diesmal — denn schon 1981 stand es auf dem Spielplan — von Katja Paryla inszeniert. An Aktualität hat das Stück kaum eingebüßt: “nach mehr als einhundert Jahren erzählt es von unserem Kampf um Liebe, um Anerkennung, um Arbeit, um Wohnraum und um Konsumgüter”.“

Greifswald TV hat bereits vor einer Weile über die Greifswalder Inszenierung berichtet.

Fakten: 04.02. | 19.30 Uhr | 9,50 EUR

FESTE DRUFF: EIGHT BALLS IM KLEX

Kommt zsamm‘ Assi-Punks! Eight Balls spielen im Klex und bescheren Fanatikerinnen der Hamburger Oi!-Punkband hoffentlich eine Sternstunde. Mit dabei sind außerdem die als „Ballerpunx“ angekündigten Musiker der Kaputt-Band Verwahlost. Hardcorepunk der etwas anderen Art, mit deutlicher Absage an die Grauzone!

Anheizendes Material ist im Archiv des Force-Attack-Festivals von 2008 auffindbar:

Fakten: 04.02. | 21.30 Uhr | | Klex | 5-6 EUR
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*Das voranstehende Zitat entstammt dem Song “0:30, Gleiches Ambiente” vom Album “ Economy Class“ (1996) der kongenialen  Band Die Goldenen Zitronen. Der Foto-Ausschnitt darunter zeigt Selecta Pehle (Greifswald/Leipzig) bei der Arbeit. Das dazugehörige Foto wurde im Mai 2009 von Maria-Friederike Schulze im IKUWO aufgenommen. 

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