Mutmaßliche Neonazis entfernten „Stolpersteine“

Es ist einfach nur beschämend. In der Nacht zum 9. November entfernten Unbekannte in der Greifswalder Innenstadt die Stolpersteine, die dort im Sommer 2008 vom Künstler Gunter Demnig verlegt wurden, um an das Schicksal der deportierten und ermordeten Juden im Dritten Reich zu erinnern.

stolpersteine gützkower strasseDie Steine wurden hierfür vor den letzten freigewählten Wohnhäusern der Opfer in den Gehweg gelassen, eine darauf befestigte Gedenktafel aus Messing gab weitere Auskunft über ihr Schicksal und den Opfern einen Namen. Neonazis beschädigten oder entfernten solche Gedenksteine  in der Vergangenheit regelmäßig. Auf dem regionalen rechtsextremen Blog Mupinfo wurden derlei  Beschädigungen häufig goutiert und publik gemacht. Es kann nicht zuletzt aufgrund des historisch belasteten Datums davon ausgegangen werden, dass diese Geschmacklosigkeit von Neonazis verantwortet wurde.

Die Kriminalpolizei ermittelt und Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) kündigt die Einleitung rechtlicher Schritte an, um die Aufklärung der Taten zu unterstützen. „Menschen, die bis heute nicht wahrhaben wollen, dass die Jüdischen Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden, werden nicht die Oberhand gewinnen. Gemeinsam mit den Initiatoren des Projektes die Stolpersteine wird die Stadt eine pragmatische Lösung finden, um die Stolpersteine zu ersetzen“, erklärt König heute in einer Pressemitteilung.

Die Greifswalder Stolpersteine wurden 2008 vor der Brüggstraße 12, der Domstraße 9a, der Friedrich‐Löffler‐Straße 3 und 23d, der Robert‐Blum‐Straße 11 sowie der Gützkower Straße 39 verlegt.

Den Opfern der Novemberpogrome wird heute am ehemaligen Versammlungsort der jüdischen Gemeinde in Greifswald in der heutigen Mühlenstraße gedacht. Dort werden um 13 Uhr Zeitzeugenberichte sowie traditionelle und zeitgenössische jüdische Texte verlesen.

(Foto: Martin Fick)

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