Offener Brief des Senates der Universität Greifswald an den Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Offener Brief des akademischen Senates der Universität Greifswald an den Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, 26. November 2013

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Sellering,

anlässlich seiner Novembersitzung hat sich der Akademische Senat der Universität Greifswald mit den drohenden Konsequenzen aus der Finanzierungskrise der Universitäten des Landes Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt.

Die absoluten Zahlen dürften Ihnen bekannt sein: In Greifswald − das heißt an der Universität UND in der Stadt und ihrer Umgebung − ist die Bestürzung groß, dass 44 wissenschaftliche Mitarbeiter im Universitätsbereich, nimmt man die Universitätsmedizin hinzu, 77, in den nächsten zwei Jahren nicht beschäftigt werden können.

hauptgebäude universität greifswald(Foto: grenzfrequenz via Flickr)

Es geht hier um die Schwächsten im Wissenschaftssystem, die aber gleichzeitig DIE Leistungsträger nicht nur im Hochschulwesen sind: 77 junge Nachwuchskräfte, Familienmütter und -väter, junge Menschen, die in dem von Ihnen regierten Bundesland Geld investieren, bauen, leben, sich für ältere Generationen und Schwächere einsetzen, die die Kultur dieses Landes ehrenamtlich unterstützen und das Bild eines fröhlichen, bunten, gesunden und jungen Bundeslandes prägen, mit dem seitens der Landesregierung gerne geworben wird.

Sollte es bei der bisherigen Verweigerung der dringend notwendigen Ausfinanzierung bleiben, trägt die Landesregierung auch die Verantwortung für einen deutlichen Rückgang der Qualität in der Lehre und einen Verlust von Studienplätzen für das Land. Damit verletzen das zuständige Bildungsministerium und die Regierung unseres Landes nach Ansicht des Senates der Universität Greifswald auch Zusagen, die das Land dem Bund im Rahmen des Hochschulpaktes gegeben hat. Dies wird dem Ansehen Mecklenburg-Vorpommerns als verlässlicher Hochschulstandort langfristig schaden und dazu führen, dass das Land auch von einer Aufhebung des Kooperationsverbotes kaum profitieren wird.

Die Hochschulen sind ein, sie sind DAS Aushängeschild für MV; sie haben sich mit großem Einsatz über mehr als 20 Jahre eine Reputation erarbeitet, die ausstrahlt. Inzwischen kommen junge Menschen aus der ganzen Republik sowie von allen Kontinenten zum Studieren und Forschen nach Greifswald. Sie werden sich wieder abwenden, wenn dem Motor „Hochschulen“ der Saft abgedreht wird.

Lieber Herr Sellering, zerstören Sie nicht die Motivation Ihrer „Leistungsträger“ und motivieren Sie Ihr Kabinett, sich FÜR die Ausfinanzierung der Hochschulen des Landes einzusetzen! Dies werden Ihnen nicht nur die über 200 jungen Menschen, denen an den Hochschulen sonst keine Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden können, danken.

Mit freundlichen Grüßen

Maria-Theresia Schafmeister
(Vorsitzende des Akademischen Senats)

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