OB-Wahl 2015: Jetzt entscheidet die Stichwahl

Das vorläufige Wahlergebnis der Greifswalder Oberbürgermeisterwahlen steht fest: Keiner der drei Kandidaten konnte im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen — in zwei Wochen kommt es deswegen zur Stichwahl zwischen Jörg Hochheim (CDU) und Stefan Fassbinder (Grüne).

stichwahl greifswald(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Außenseiterkandidat Björn Wieland (DIE PARTEI),für den insgesamt 1047 Wahlberechtigte votierten, erreichte mit 6,1 Prozent mehr als nur einen Achtungserfolg. Eng wird es nochmal für Jörg Hochheim, der heute Abend sicher schon gerne als designierter Oberbürgermeister aufgetreten wäre. Ihm fehlten am Ende nur gut 140 50 Stimmen zum Sieg. Stefan Fassbinder holte insgesamt 44,2 Prozent der Stimmen und darf sich über ein sehr gutes Ergebnis freuen — zählt man die mit den Voten für Wieland zusammen, ergibt sich gegenüber Hochheim sogar eine hauchdünne Mehrheit.

wahlergebnis-greifswald-ob-wahl(Ratsinfo Greifswald)

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Stell dir vor, es ist OB-Wahl und keiner geht hin

Beschämend ist die Wahlbeteiligung: Nur 37,3 Prozent machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Der Negativrekord wird im Wahlbezirk Humboldt-Gymnasium erreicht, wo nur 11,5 Prozent der Wahlberechtigten aufkreuzten. Es ist kaum anzunehmen, dass sich an diesem schwachen Zuspruch für das Votum, das sogar noch die niedrige Wahlbeteiligung der letzten OB-Wahl 2008 unterbot (39,0%), in zwei Wochen grundlegend etwas ändern wird.

Das vorläufige Wahlergebnis und die nach Wahlbezirken sortierten Daten sind im Ratsinfosystem der Stadt abrufbar.

9 Gedanken zu „OB-Wahl 2015: Jetzt entscheidet die Stichwahl

  1. Beschämend ist das Wahlergebnis, ja. Fragt sich nur: Für wen?
    Wenn Wahlkampf bedeutet: Grinseplakate aufhängen, dümmliche Aktionen zum Frauentag machen, Homestories in der OZ autorisieren – wenn sich da der Wähler mit Grausen abwendet: ist dann der Wähler Schuld an der beschämenden Wahlbeteiligung? Ich glaube kaum.

    //Disclaimer: Ich war wählen 🙂

      1. Keine Ahnung, das ist nicht mein Problem – ich will ja nicht gewählt werden.
        Aber den Intellekt der Wähler nicht zu beleidigen, wäre schon mal ein guter Anfang.

  2. -Zur Wahlbeteiligung:
    Da habe ich mich mit meinen prognostizieren 64 Prozent Wahlbeteiligung (anhand Vergleich der Briefwahlentwicklung 2008 zu 2015) ja total vermacht – Schade!
    Hoffentlich hängt diese peinliche Wahlbeteiligung (37,3 Prozent) nicht damit zusammen, dass die Stadt die „Oberbürgermeisterwahl 2015“ bereits „am 26. April 2014“ stattfinden lassen hat, wie sie vergangenen Dienstag – endlich mal – allgemein bekannt machte. Kein Witz – das steht wirklich so drin in Zeile 1 der 21.04.2015_Allgemeine_Wahlbekanntmachung.pdf . Auch wenn dieser Lapsus natürlich nicht für die schlechte Wahlbeteiligung verantwortlich gemacht werden kann, ist er dennoch extrem peinlich. So eine Schluderei geht ja mal gar nicht.

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    – Zur Briefwahl:
    Von den am 24. April berichteten 4.367 versendeten Briefwahlunterlagen
    landeten am Ende 4.170 Briefwahlstimmen im Wahlergebnis. Die Briefwahlbeteiligung aller Wahlberechtigten (jetzt ja: 46.607) liegt bei 8,95 Prozent – Also fast 9 Prozent und im Verhältnis zu allen Wähler/innen bei 24 Prozent – das ist sehr viel mehr Briefwahl-Stimmenanteil im Vergleich zu 2008 (14 Prozent). Und Spannend – nur mit der Briefwahl 2015 hätte der Kandidat 50,6 Prozent erreicht und wäre durch gewesen.

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    -Zur Wahlberechtigung:
    Warum die Stadt in ihrer Pressemitteilung vom 24. April 2015 noch 46.930 Wahlberechtigte zu Wahl aufgerufen hat und jetzt – am 26. April – nur 46.607 im „„vorläufigen(!) Endergebnis“
    berücksichtigt sind, kann ich überhaupt noch nicht nachvollziehen. Es fehlen für mich 323 Wahlberechtigte – Wo sind die hin? Da unter 323 fehlenden Wahlberechtigten statistisch noch 120 Wählerstimmen schlummern, dürfte noch nicht alles so glasklar raus sein. Dem führenden Kandidaten fehlen derzeit ca. 60 Stimmen zum Sieg im ersten Wahlgang.

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    -Zur Stichwahl:
    An eine Stichwahl glaubt Graf Zahl erst, wenn es morgen in der Zeitung steht. 😉

  3. Beschämend ist es, dass vier Parteien es nicht schaffen, eine einzige zu schlagen…übrigens sehr demokratisch in SED-Manier bei vier Parteien auch die volle Wahl zwischen Kandidat 1, Kandidat 1, Kandidat 1, oder Kandidat 1 zu haben…da geht man doch gerne wählen :-D!

    1. Was für ein Unsinn! Blanker!
      Statt vier KandidatInnen ins Rennen zu schicken, die alle scheitern einen Kandidaten, erfahrener Kommunlapolitiker, den auch die Frakktionen mittragen.
      Besser geht es doch nicht.
      Wenn Du Auswahl haben willst, mußt Du die Parteien im Vorfeld überzeugen, um dann sinnlos zu wählen.
      Aber so lange fast 1000 Leute zur Wahl gehen, denen Spaß/Unsinn lieber ist und die gerne mit dem jahrelangen CDU-Klüngel leben weiter wollen, werden wir in Greifswald wohl keine fortschrittliche Politik erleben.
      Mit ein bisschen Köpfchen hätten wir jetzt schon andere Mehrheiten udn heute würde die Sonne scheinen.

      1. Wolfgangs Vergleich des Bündniskandidaten mit der „Nationalen Front“ der DDR mag aus der Sicht einer auf demokratischen Pluralismus basierenden partiellen Freiheit teilweise unsinnig sein, dafür ist Markus Äußerung pure Ideologie. Dies beginnt schon damit, „Die Partei“ als simple Spaßpartei zu chiffrieren. Wer dies nötig hat, dem wird vermutlich selbst die Lektüre eines „Till Eulenspiegel“ nicht weiterhelfen, der wird auch Mindfuck und Slapstik auf eine Stufe stellen und keinen Unterschied zwischen einem Fips Asmussen und einem Volker Pispers sehen. Die wesentliche Aufgabe des Narren ist es nämlich gerade nicht, die Menschen zu bespaßen, sondern den Humor zu nutzen, um die Menschen zum nachdenken anzuregen; es ist eine Möglichkeit, Misstände auf der Metaebene bzw. die Absurdität der Verhältnisse an sich aufzuzeigen, ob das alle Partei-Wähler so sahen, steht dabei aber auf einem anderen Blatt.

        Worin besteht nun der Konsens innerhalb des sogenannten linken Lagers? Die Politik der CDU gefällt nicht, weil sie je nach Blickwinkel entweder zu konservativ, zu wirtschaftsfreundlich, zu wenig ökologisch oder zu reaktionär ist und es besteht möglicherweise ein relativ breiter Konsens, dass es an der Zeit wäre, die CDU-Seilschaften aufzubrechen. Dieses Anliegen ist durchaus nachvollziehbar und möglicherweise aus Sicht der Mehrheit auch begrüßenswert, aber es sei dann auch die Frage erlaubt, warum es in der Vergangenheit nicht möglich war, existierende Mehrheiten jenseits der CDU in der Bürgerschaft zu nutzen? Warum kroch die SPD der Union immer wieder in den Hintern oder warum waren bei vielen (Ex-)Grünen die Antipathien gegen die PDS/Linke stärker als gegen die CDU?

        Ein Grund scheint zu sein, dass das sogenannte linke Lager wesentlich heterogener als das rechte Lager ist. Und wenn sich ein Wähler nun ausgerechnet am konservativen Stil der CDU stört und eventuell den Kapitalismus auch noch als Verursacher der eigenen Probleme diagnostiziert hat, welchen Unterschied macht es für diesen Wähler, wenn dann ausgerechnet ein anderer Konservativer als einzige „Alternative“ präsentiert wird, der sich mit dem Kapitalismus revanchiert hat und diesen auch gerne erhalten will, für den jeder gedankliche Versuch der Überwindung des Kapitalismus gleichbedeutend mit einer Restauration des Pol-Pot-Regimes ist? (Für jenen Wähler wäre es ein Unterschied gewesen, wenn es einen Kandidaten gegeben hätte, der dann auch möglicherweise den Diskurs zur Überwindung des Systems befördert hätte.)
        Wer in die Stichwahl kommt, wäre vom Wählervotum abhängig gewesen. Im Vorfeld der Stichwahl hätte das Parteienbündnis dann immer noch sagen können, wir unterstützen gemeinsam, den übriggebliebenden Kandidaten, um die CDU abzulösen.

        Stefan Fassbinder meinte sinngemäß, dass er den Dialog mit den Bürgern fördern will, anscheinend muss der Wähler dafür erst einmal in seiner Entscheidungsmöglichkeit eingeschränkt, d.h. entmündigt werden. Sein erstes Wahlversprechen wurde prinzipiell bereits vor der endgültigen Wahl gebrochen.

  4. Ein Skandal in Greifswald
    Ein Wahlkämpfer wird von der Polizei an der Ausübung seiner bürgerlichen Rechte gehindert!
    Ich dachte bisher das gibt es nur in schlechten Krimis, er droht auch noch mit der Beeinflussung des Richters. Offensichtlich hat er sogar den langen Arm, wenn ich mir die Antwort des Oberstaatsanwaltes ansehe. Natürlich war das ein lässliches Versehen!
    Warum übernimmt eigentlich nicht Parteifreund Ott das Verfahren?

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