Petition für bessere Kita-Betreuung in MV

In keinem anderen Bundesland ist der Betreuungsschlüssel für Kinder in Kitas so schlecht wie in Mecklenburg-Vorpommern. Mit einer Petition wollen Eltern die neue Sozialministerin nun in die Verantwortung nehmen.

Wenige Wochen nach der Landtagswahl wenden sich Eltern mit einer Petition an die neue Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales, Stefanie Drese (SPD). Mehr als 1000 Mitzeichnende fordern darin eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels für Kita-Kinder auf ein „realistisches Niveau“ von 1:8 für Drei- bis Sechsjährige und auf 1:4 für Kinder bis drei Jahre. In keinem anderen Bundesland sieht das Verhältnis so schlecht aus wie in Mecklenburg-Vorpommern. Im Schnitt wurden im Nordosten im vergangenen Jahr 14,1 Kinder (3-6 Jahre) von einer Person betreut.

Betreuungsscshlüssel

Foto: CFalk / pixelio.de

Die Betreuungsschlüssel unterscheiden sich zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil erheblich. Während in Baden-Württemberg (7,5), Bremen (7,7) oder Niedersachsen (8,4) die Anzahl der pro Person betreuten Kindern in den jeweiligen Einrichtungen unter dem Bundesdurchschnitt (9,3) lagen, müssen in Mecklenburg-Vorpommern (14,1) fast doppelt so viele Kinder pro Person betreut werden. Um sich vorzustellen, wie schwierig sich das gestalten kann, braucht man sich nur mal für einen kurzen Moment an einem gut frequentierten Spielplatz umzusehen und Augen und Ohren aufsperren. 

Betreuungsschlüssel in deutschen Kitas„Das man es schafft, heißt nicht, dass es funktioniert“, wird im Petitionstext argumentiert. Kindererziehung sei nicht nur Bewältigung, sondern auch Gestaltung. Die Verbesserung des Schlüssels hebe die Qualität der Betreuung, steigere die Gesundheit und Sicherheit der Kinder und sorge für weniger Stress und Ausfälle bei Fachpersonal und Eltern. Der von der Bertelsmann-Stiftung empfohlene Betreuungsschlüssel liegt bei 1:7,5 für drei- bis sechsjährige Kinder. Zwar haben sich seit 2012 die Betreuungsschlüssel der einzelnen Ländern zaghaft in positive Richtung entwickelt — für MV bedeutet das ein Verhältnis von 1:14,1 statt wie 2012 von 1:14,7 — jedoch sind die regionalen Unterschiede nach wie vor frappierend und ein schlechterer Betreuungsschlüssel als in Mecklenburg-Vorpommern ist in keinem anderen Bundesland zu finden.

„Wir wissen, dass unsere Forderungen Geld kosten werden. Aber die Argumente dafür liegen auf unserer Seite. Das Land rettet Werften, die wieder pleite gehen, fördert Ferienresidenzen, die nach fünf Jahren insolvent sind. Das Land sollte unser Geld endlich in seine Kinder stecken. Da ist es wenigstens gut angelegt.“ Fast identisch verhält es sich mit den paar Sekunden Lebenszeit, die man in die Mitzeichnung dieser Petition investieren kann!

5 Gedanken zu „Petition für bessere Kita-Betreuung in MV

  1. So, habe unterzeichnet. Dies ist zwar eine schöne Geste, wirklich ändern tut sich damit aber noch nichts. Selber aktiv werden, das ist was zählt, denk ich. Ist da noch mehr geplant?

    1. Wir haben mittlerweile ne kleine Gruppe und es soll erstmal über die Petition überhaupt ein Netzwerk von Eltern und Aktiven gebildet werden. Das ist der Beginn. Dann brauchen weitere Landkreise Elternräte und wir versuchen auch das ins Netzwerk zu streuen. Dann müssen MV- weit die Kita Träger eingebunden werden weil man über diese auch an alle Eltern rankommt. Möglich wäre auch eine Webplattform, wo Eltern sich überhaupt über die Situation in MV informieren können. Brauchen noch mehr Aktive mit unterschiedlichen Expertisen. Daher: wer was ändern will auch mit kleinem Zeitaufwand der oder die kann sich gern melden.

      1. Wir brauchen dringend mehr Hände, denn auch wir müssen nebenher arbeiten und Kinder betreuen und erziehen.

        Ich konkretisiere mal, was es aktuell und dringend zu tun gibt:

        – Flyer austeilen – wenn sich ein Ansprechpartner pro Kita fände, wäre das super! Dann müssen wir nicht jede Kita einzeln anfahren. Das Umland muss natürlich auch versorgt werden. Wir suchen also auch Eltern, die außerhalb Greifswalds wohnen.
        – Einen Internetauftritt mit FAQs und Hintergrundinformationen aufbauen. Die Domain haben wir, Inhalte zum Teil auch, aber das ganze muss auch ansprechend präsentiert werden.
        – Mitmach-Kits entwickeln: Entwicklungs- und Starthilfe für Eltern aus anderen Kitas, so dass nicht jeder wieder bei 0 anfangen muss. Es gibt unheimlich viele Kitas ohne Elternräte. Erfahrungsgemäß klappt die Kommunikation von Elternrat zu Elternrat auch besser, als über die Kita-Leitung.
        – PMs schreiben
        – Zusammentragen von Studien und Quellen
        – Koordination über alle Landkreise – Kontakte aufbauen
        – Kontakte zu institutionellen Unterstützern aufbauen (ist zum Teil schon in den Gängen)

        – ganz wichtig: Zuverlässige Ansprechpartner in den Kitas (Elternräte)

        Meldet Euch unter orga@kitamv.de

  2. Total wichtig, der Betreuungsschlüssel ist mies. Möchte nur mal darauf hinweisen, dass viele Tagesmütter/-väter bereits einen besseren Betreuungsschlüssel haben. So hat unsere einen von 1:4, da sie selber sagt, dass 5 1-2 Jährige ihr zu anstrengend sind (in den Kitas hier liegt er bei 1:6 für die Altersstufe). Doch die Bezahlung von der Kindertagespflege liegt unter dem Mindestlohn für mindestens 8 h Arbeit am Tag. Die Bezahlung müsste denen der Erzieher angeglichen werden, da sie auch die gleiche Arbeit machen. Da gibt auch eine Petition zu https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2016/_10/_07/Petition_67937.nc.html

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert