Erfolgreicher Protest gegen NPD-Kundgebung in Greifswald *Update*

Vor dem Regen: NPD-Spitzenkandidat Udo Pastörs

Ein kräftiger Regenguss und schon war es um die Wahlkampfbemühungen der NPD geschehen. Dabei haben sich die Neonazis so ins Zeug gelegt.

NPD fand kein Gehör

Der webMoritz zählte 30 an der Versammlung teilnehmende Neonazis und berichtete von jeweils über 200 Polizistinnen und Gegendemonstrantinnen. Die Redebeiträge wurden mit Hupen und Tröten sehr erfolgreich übertönt, Laufpublikum erreichten die Nationalen so gut wie gar nicht. Dieses Video zeigt, wie verloren Spitzenkandidat Udo Pastörs während seiner Rede auf dem Thälmann-Platz wirkte.

http://www.youtube.com/watch?v=o3w2wBb-G6A

Schlicht weggespült statt „hart am Wind“ gesegelt

Spätestens mit dem Einsetzen des Platzregens waren dann auch die letzten Schaulustigen verschwunden und die NPD machte dem maritim-populistischen Versprechen ihres Wahlkampfspots, „hart am Wind“ zu steuern, wenig Ehre. Nach einem kurzen Augenblick der Ohnmacht wurde das kleine Rednerpult eingepackt und die wetterfühligen Wirrköpfe fuhren davon, während die anwesenden Kameraden der Nationalen Sozialisten Greifswald (NSG) noch kurz blieben.

Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle, abgesehen von einer Person, aus dem sogenannten linken Spektrum, die in Gewahrsam genommen worden sein soll. Hervorhebenswert ist das Verhalten der Polizei, die von Beginn an umfangreiche Videoaufnahmen der Gegendemonstranten anfertigte. Glücklicherweise war nicht allen Beamten klar, dass die Verschlusskappe einer Kamera während des Filmens abzunehmen ist.

Der Tag war für die NPD kein Erfolg. Trotz der kurzfristigen Anmeldung konnten über 200 Leute mobilisiert werden, die dem Wetter trotzten und in Greifswald ein deutliches Zeichen gegen die Präsenz und Ideologie von Nazis setzten. Diese Menschen verdienen Dank für ihr Engagement!

*Update* 31.07., 00:45 Uhr

Wie der webMoritz berichtet, ist die in Gewahrsam genommene Person doch nicht dem linken Spektrum zuzuordnen:

„Der Jugendliche widersetzte sich der Polizei, weshalb sie im Folgenden festgenommen wurde. Bei der Festnahme konnte ein Messer sicher gestellt werden. Wie die Polizei dem webMoritz mitteilte, habe diese Person nichts mit der linken Szene zu tun und sei der Polizei bereits wegen diverser Straftaten bekannt. Ursprünglich wurde vermutet, dass es sich um einen versuchten linksextremistischen Übergriff gehandelt habe.“

_______________________________

Weitere Berichte dazu hier (laufend aktualisiert):

  • Deutsch, platschnaß und heimattreu (Greifswald wird Grün, 30.07.)
  • NPD-Demo in Greifswald verlief friedlich (dpa, 30.07.)
  • NPD blamiert sich auch in Greifswald völlig (Indymedia, 30.07.)
  • NPD-Kundgebung geht unter (Wake up Stand up!, 30.07.)
  • NPD-Kundgebung in Greifswald störungsfrei (Polizeibericht via Stralsund Intern, 30.07)
  • Protest gegen NPD-Wahlkampf (NDR Nordmagazin, 30.07.)

23 Gedanken zu „Erfolgreicher Protest gegen NPD-Kundgebung in Greifswald *Update*

  1. Zitat: „Hervorhebenswert ist das Verhalten der Polizei, die von Beginn an umfangreiche Videoaufnahmen der Gegendemonstranten anfertigte. Glücklicherweise war nicht allen Beamten klar, dass die Verschlusskappe einer Kamera während des Filmens abzunehmen ist.“

    Sehen wir es doch mal positiv … ähnlich dem zivilen Ungehorsam. *g*

  2. Wer is’n für die Polizei verantwortlich, den man mal fragen kann, warum solche Videoaufnahmen von Anfang an notwendig/gerechtfertigt/verhältnismäßig sein sollen? Innenminister?

  3. ähm, ich verstehe nicht ganz warum es hervorhebenswert ist, dass die grünberockten gefilmt haben, die ansonsten (meiner wahrnehmung) nach sehr entspannt waren (und uns so nah an die braunen rangelassen haben) obwohl ich auf seiten der gegendemonstranten auch ne menge kameras gesehen habe.

    aber vielleicht bin ich dafür einfach zu dumm.

  4. Extrem unterhaltsam die Spinner von der NPD! Da werden ihre Muttis bestimmt sauer gewesen sein als sie so durchnässt nach Hause gekommen sind.

    Warum fing die Veranstaltung denn nicht um 15 Uhr an? Ist das nicht „undeutsch“?

  5. Es ist schön, wenn die Zivilgesellschaft der NPD das Leben schwer macht, weniger schön ist jedoch, wie die Staatsorgane diese Situation ausnutzen, indem sie rechtswidrig die Demonstrant_innen abfilmt, um Bilddaten von vermeintlichen Linken zu sammeln.
    Das gestrige Vorgehen der Polizei war ein Eingriff in die Versammlungsfreiheit (Art. 8 Abs. 1 GG) und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i.Vm. Art. 1 Abs. 1 GG) und es wurde mehrfach von Gerichten festgestellt, dass das Abfilmen von friedlichen Demonstrationen verboten ist.
    Eine Pseudoberechtigung für ihr handeln versuchte die Polizei sich selbst zu erteilen, indem sie vorab rumorakelte, es könne zu Gewalt kommen. Diese „Gefahrenprognose“ rechtfertigt aber keinesfalls, die gestrige Praxis, welches das ungerechtfertigte Sammeln von Bildmaterial durch die Staatsgewalt und ein Ausspähen der „linken Szene“ zum einzigen Ziel hatte.

    Ich würde sagen: AKJ übernehmen sie!

    Schluss mit der Einschränkungen der Grundrechte durch den Staat mittels Stasi-Methoden. Staatlicher Rechtsbeugung entgegentreten!

  6. @stan: Die Grünlinge haben von Beginn an gefilmt. Wenn ich irgendwo hingehe und mir hält so ein Polizist seine Kamera vor die Nase, und zwar permanent, dann heißt das für mich: potentiell verdächtig! Diese Aufnahmen schränken meine Rechte ein, ich kann sie nicht kontrollieren und stattdessen nur alle dazu aufrufen, sich bei solchen Aufzeichnung – so weit wie es das Vermummungsverbot zulässt – zu bedecken und unerkennbar zu machen.
    Die meisten Beamten habe ich als den Umständen entsprechend entspannt erlebt

    @Bornhold: Bei den webMoritz-Fotos siehst du auch eins vom Treffen im Wald, vermutlich musste noch jemand pullern oder so 🙂

  7. mein ansatz ist bzgl. der vermummung und der filmerei folgender: Die Cops haben bspw. in den Debatten zum Ausbau der Kameraüberwachung und der Vorratsdatenspeicherung immer wieder deutlich gemacht das ihre Denkweise darin besteht „Wer nichts zu verbergen hat, der hat nichts zu befürchten“. Diese Denke teile ich keineswegs, hab sie aber in unzähligen Debatten immer wieder bemerkt. Insofern befeuert mensch die Cops natürlich indem man in einem, für Aussenstehende und eben auch dem Weltbild der Cops durchaus martialisch anmutenden Outfit auftritt.

    Ich fänd es nett wenn Vermummungen mit etwas mehr Kreativ/Absurdes hätten, denn den Wunsch dahinter, sich vor den Nazis zu verbergen teile ich durchaus.

    Hmm, vielleicht bring ich beim nächsten eine Tüte Clownsnasen und Riesenbrillen mit 🙂

  8. ein bisschen theaterschminke, und schon hat man eine demo voller löwen, schmetterlinge, bat-mans usw. kinder sehen doch auf kinderfesten auch immer so aus, dass ihre eigenen eltern sie nicht wiedererkennen.

  9. @j: Doch, die gehen! Und zwar nicht nur, weil sie die eigene Bewertung dieser Niederlage dokumentieren, sondern auch, weil ich den Lesenden dieses Blogs ausreichend Medienkompetenz zutraue, die entsprechend markierten Links einzuordnen. Obendrein sind sie deferiert, um nicht SEO-mäßig unterstützend zu wirken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert