Gastbeitrag: Brauner Frühling in Greifswald

Ein Gastbeitrag von Kurt Scharlao 

Heute 10:08 Uhr kam die SMS: „NPD-Infostand ab um 11 Uhr an der Europakreuzung! Gerade sind sie in Schönwalde.“ Da ist jetzt aber Spontaneität gefragt, denn die Neonazis meldeten erst Freitag kurz nach zwölf ihre Kundgebungen im Kreisordnungsamt an.

npdstand europakreuzung

Und tatsächlich standen die lokalen Neonazis Frank Klawitter, Rene H. und Marcus G. mit ihren überregionalen Kameraden, unter anderen Enrico Harmisch, Daniel Ohm (beide Usedom) und Michael Gielnik (stellv. NPD-Landesvorsitzender) an und um den Infostand bereit, um ihr menschenverachtendes Gedankengut unter die Leute zu bringen. Der Platz war eigentlich ideal, um ins Gespräch zu kommen, zumal „Rushhour“ in Richtung Mensa herrschte; und sie bemühten sich auch sichtlich. Aber irgendwie wollten die gemeinen Greifswalder*innen nicht so recht – wie immer  eigentlich!

Kurz nach 11 Uhr zeigten erst 20 und zum Schluss 80 spontane Gegendemonstrant*innen mit eilig hervorgekramten Trillerpfeifen, Bannern und Schildern, was sie davon hielten, dass nicht nur allerorts Schneeglöckchen und Krokusse aus der Erde sprießen, sondern auch diese braunen Kameraden — nämlich gar nichts! Also Bitteschön „Haut ab!“ und „Nazis raus!“ Den Gefallen taten sie dann auch allen Punkt 13 Uhr, allerdings ganz nach Plan, denn schon 14 Uhr sollte es auf dem Marktplatz in Anklam weitergehen.

npd-stand greifswald 2013

Nach der „Kundgebungstour“ der Neonazis durch verschiedene Städte Westmecklenburgs scheint nun Vorpommern dran zu sein, denn für die Bundestagswahlen am 22. September und die Greifswalder Bürgerschaftswahlen im nächsten Jahr muss die NPD noch manchen Flyer verteilen, um die verschwendeten Steuergelder zu rechtfertigen. Die nächsten Infostände werden vermutlich ebenso spät bekannt werden, wie es heute der Fall war. Offensichtlich läuft der NPD-Infostand als „Versammlung unter freiem Himmel“ und muss daher laut Versammlungsgesetz erst spätestens 48 Stunden zuvor angemeldet werden.

Das heißt also, weiterhin so schön spontan bleiben, wie es heute vorbildlich gezeigt wurde, SMS weiterleiten und Trillerpfeife und Banner griffbereit halten, denn die nächsten Neonazis kommen bestimmt. Weniger Spontane sollten schon mal den 8. Mai im Terminkalender blocken, denn da hat die NPD bis ins Jahr 2017 ihre gruseligen Fackelaufmärsche in Demmin angemeldet. Mehr Infos zu den dortigen Gegenveranstaltungen findet ihr beim Demminer Aktionsbündnis.

(Fotos: Kurt Scharlao)

8 Gedanken zu „Gastbeitrag: Brauner Frühling in Greifswald

  1. Wer genehmigt einen NPD-Stand MIT Lautsprecher neben einer Klinik? http://www.helios-kliniken.de/index.php?id=24604 . Was kommt als nächstes? Uniklinikum? Immerhin ca.800 Zuhörer, die nicht wegkönnen. Man kann nur hoffen, dass das Kreisordnungsamt das nächste mal trotz drohendem Feierabend noch die Zeit findet zu schauen, was da in der Umgebung der „anzumeldenden Demo“ an Einrichtungen zu finden ist. Nicht das demnächst der Stand vor Schulen genehmigt wird. Das wäre schon sehr peinlich.

  2. In Anklam bot sich ein anderes Bild: Da standen sie nachmittags im Schutze eines Polizeiautos mit zwei Mann Besatzung auf dem Marktplatz und beschallten diesen. Immerhin hat die Bevölkerung sie eisern ignoriert: Besucher des Standes habe ich zumindest keine ausmachen können, ich hab aber auch nicht ständig hingesehen.

  3. Infostände der NPD

    heute 9-12 uhr in Altentreptow
    heute 13-30 – 16.30 Demmin
    morgen 9-12 uhr Friedland
    morgen 13-30-16-30 Neustrelitz

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