Im Gespräch mit Susanne Wiest

Am 10. Dezember 2008 hob die Tagesmutter Susanne Wiest die Online-Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus der Taufe. Mehr als 50.000 Mitzeichner und Mitzeichnerinnen unterstützen Wiests Ansinnen und sorgten dafür, dass sich nun der Petitionsausschuss des Bundestages mit dem bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzen muss.

Susanne Wiest wird darüber hinaus als unabhängige Einzelkandidatin bei der nächsten Bundestagswahl antreten. Ein Grund mehr, die sympathische Wahl-Greifswalderin zu einem Gespräch in ihrem Wiecker Domizil aufzusuchen. Die engagierte Tagesmutter war in Plauderlaune und unterhielt sich mit mir über ihren Alltag als Kandidatin, über das bedingungslose Grundeinkommen und seine Unterstützer, über Flächenwahlkreise, Arthur König und das gute Gefühl, von einer Idee getragen zu werden.

Es ist plötzlich, als hätte ich Werkzeug in der Hand

FLV: Du hast inzwischen regelmäßig Interview-Termine, Talkshow-Einladungen und dein Name ist jetzt untrennbar mit der Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen und dem Label ‚Tagesmutter aus Greifswald‘ verknüpft. Wie stark spürst Du die Veränderungen in Deinem Leben seit Dezember 2008?

SW: Es ist jetzt ein neues Tätigkeitsfeld hinzugekommen. Ich habe mich vorher auch schon politisch interessiert, aber jetzt mache ich ganz konkrete Dinge.

Es ist also nicht mehr nur so ein Interesse, wo ich weiß, das müsste anders sein oder ich wünsche mir das so, aber eigentlich bin ich ja ohnmächtig, etwas zu ändern. Es ist plötzlich, als hätte ich Werkzeug in der Hand. Ich kann gestalterisch tätig werden, z.B. indem ich jetzt die Direktkandidatur hier mache. Das ist einfach eine Aktion, die ich tue. Die Tat ist wichtig geworden. Die Petition war die erste Tat und durch diese eine folgen nun immer neue Taten und ich bin immer vor der Entscheidung: Ja oder nein, mache ich es oder mache ich es nicht? Das ist manchmal eine Frage des persönlichen Mutes. Trete ich vor Leute, spreche ich?

Da ich aber die Sache Grundeinkommen wichtig finde und auch wirklich schön, entscheide ich mich bisher immer mit ja, ich nehme auch die nächste Sache an und gehe den Weg weiter, weil ich froh bin, dass er da ist und dass ich daran mitarbeiten kann, dass sich das Grundeinkommen vielleicht mal verwirklicht.

FLV (an den anwesenden Sohn): Wie ist es für dich als Sohn?

Joshua: Der Computer ist oft belegt (lacht). Nein, Mutti ist oft nicht da, weil sie reisen muss. Da muss ich öfter mal bei Freunden schlafen.

Freunde und Zusammenarbeiter

FLV: Es gibt offensichtlich eine richtige Szene ‚Grundeinkommen‘, u.a. das Netzwerk Grundeinkommen, das 2004 gegründet wurde. Mich interessiert, ob du diese Szene schon vor deiner Petition kanntest und wie die auf dich reagiert haben.

SW: Ich kannte die nicht, ich kannte überhaupt niemanden, der mit dem Grundeinkommen zu tun hat. Ich hatte den Film von Daniel und Enno noch nicht gesehen. Ich kannte gerade mal die schweizerische Internetseite Initiative Grundeinkommen.

Es hat mir ein sehr netter Mensch, den ich jetzt auch kennengelernt habe, ganz am Anfang über das Petitionsforum eine Email geschrieben: „Aus welcher Ecke kommt denn das jetzt? Die wundern sich alle im Netzwerk. Wer ist denn da losgeprescht mit diesem Modell von Götz Werner?“

 initiative grundeinkommenSo ein bisschen ruppig kam das und ich habe mich erschrocken. „Ich wollte ja niemandem auf die Füße treten“ habe ich ihm zurückgeschrieben. Dass ich niemanden gefragt habe, liegt daran, dass ich niemanden kannte.

Ich habe auch gesagt, es ist besser, wir haken uns unter, gehen zusammen und wenn wir dann wirklich als Freunde oder Zusammenarbeiter an dem Punkt sind, wo wir sagen, jetzt müssen wir überlegen, wie wir das verwirklichen, dann sind diese verschiedenen Strömungen eigentlich erwünscht, weil man das ausdiskutieren kann. Wie wird das gut? Wie machen wir das? Aber am Anfang finde ich, können wir noch lange zusammen vorwärts gehen, uns ergänzen, unterstützen, helfen. Und mittlerweile ist das auch so geworden.

FLV: Du hast einige ja auch schon persönlich kennengelernt. Du warst in Hannover, da gibt es dieses YouTube-Video vom Grundeinkommenskongress.

SW: Ja aber das kam von bGE-Info, das war die Tanja Ries, die mich da eingeladen hat und der Rainer Mandler hat die Veranstaltung gemacht. Ich habe die kennengelernt und wenn man sich kennen lernt, ist meistens alles eh gut.

FLV: Gibt es so einen Typus Grundeinkommensbefürworter oder -befürworterin? Wie alt sind die? Wie sind die so drauf?

SW: Grundeinkommensbefürworter (Pause). Herr Götz Werner ist schon ein älterer Herr, dann gibt es sehr junge Leute. Da habe ich kein festes Bild. Was mir auffällt ist, das sind Leute, die die Idee vielleicht eine Weile durchgedacht haben, dann gefällt sie ihnen und dann stehen sie auf und werden aktiv. Das finde ich so beeindruckend. Da wird eine Eigeninitiative plötzlich so sichtbar. Die Leute werden sichtbar, sie treten hervor und sagen: Dafür mache ich jetzt was. Resignation verschwindet oft.

Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass das als Spinnerei abgetan wird, wenn ich spreche. Ich habe eher sogar den Eindruck, Leute hier verstehen das sehr gut; Leute, die hier arbeiten in ganz normalen Arbeitszusammenhängen und Leute, die vielleicht einen geringen Lohn haben und auch schon ein bisschen die Ängste kennengelernt haben, die man hier haben kann. Die verstehen das sofort, dass das momentan keine gute Situation ist. Wo sie selber ja nichts dafür können, dass sie da reingeraten sind, das ist das System. Arbeitslosigkeit war ja lange verschrien: Persönlich faul oder so etwas, aber das ist überhaupt nicht wahr. Da sitzen Leute zuhause, denen es so richtig weh tut, dass sie nichts machen können und die begreifen sofort, dass so eine finanzielle Grundlage eigentlich schon eine interessante Lösung ist.

FLV: Ich habe vorhin von einer Szene Grundeinkommen gesprochen, ist das vielleicht schon eine kleine Bewegung geworden? Wieviele Leute sind das eigentlich?

SW: Keine Ahnung, ehrlich. Also ich habe viele Freunde gefunden, die ich vorher nicht kannte. Das sind alles Leute, die sich für das Grundeinkommen einsetzen. Da sind wirklich schon Freundschaften  entstanden und wir fangen sofort an zu arbeiten.

FLV: Und dann werden sich sicher viele online vernetzen?

SW: Online, aber ich habe auch schon viele getroffen. Wenn es geht, treffe ich die. Denn online ist das eine, aber da ist das noch so virtuell. Ich finde es schon wichtig, das aus diesem Netz rauszuholen und mit den Menschen was zu machen.

FLV: Was für eine Rolle spielt das Internet als Medium dabei?

SW: Das ist für mich das Demokratie-Medium. Es macht möglich, dass wir Aktionen zusammen starten, also nicht nur die Grundeinkommensleute, auch einfach wir Menschen hier in dem Land – ohne dass wir erst zu einer Zeitung laufen müssen und sagen: „Bitte, bring mal einen Bericht darüber und sage, was ich machen will und sag mal, wann das ist.“

Das machen wir jetzt einfach selber. Es ist eine Arbeits- und Organisationsplattform, eine Diskussionsplattform. Sonst ginge das alles gerade nicht.

Mit 200 Stimmen aus der Resignationsfalle

FLV: Eine Aktion ist ja, dass du jetzt für den nächsten Bundestag kandidieren wirst. Wieso machst du das?

SW: Während der Petition habe ich gemerkt, wie die Resignation weicht. Von mir persönlich aber auch von vielen Leuten, die mir geschrieben haben. Dann kam der Brief vom Bundestag, dass sie das nicht mehr in dieser Legislaturperiode behandeln werden. Da kam schon wieder diese schreckliche Resignationsfalle bis es angefangen hat, mich innerlich zu kribbeln und ich dachte, es ist doch Wahl. Wir können doch was machen. Wie geht das denn überhaupt?

Dann habe ich angefangen, mich so ein bisschen zu erkundigen und habe herausgefunden, dass man echt nur 200 Stimmen braucht, um antreten zu können. Und habe gedacht: Wieso machen wir das um Himmels Willen nicht? Ich fühle mich in der Verantwortung, unsere Demokratie hier zu ergreifen, zu nutzen und mitzumachen. Und mich nicht mehr von außen zu beklagen, was die da alles machen. Die da, das sind wir, denn ich trage das ja mit. Wie auch immer das aussieht, ich bin ein Teil davon und wenn ich gegen Hartz4 nicht langsam aktiv werde, dann trage ich das jetzige, was wir haben, mit; zu meinem Anteil eben. Und das konnte ich einfach nicht mehr ertragen.

FLV: Kennst du die Mitbewerber um dein Mandat? Kannst du kurz erläutern wie das läuft, wer dich wählen kann und unter welchen Bedingungen du dann tatsächlich ein Mandat bekommst?

Ja. Die Erststimme ist für die Direktkandidatur und wenn ich in diesem Wahlkreis die Mehrheit habe, dann komme ich in den Bundestag. Das hatte bisher der Ulrich Adam, der tritt aber nicht mehr an. Persönlich habe ich Anne Klatt von den Grünen bei einer Filmvorführung hier in der Nachbarschaft kennengelernt. Das war sehr nett. Sie hat mir auch ihre Unterstützungsunterschrift gegeben. Die anderen Kandidaten kenne ich nicht. Ich habe auch nicht vor, einen Wahlkampf zu machen. Ich mache eine Wahlbewerbung und dabei ist mir nicht so wichtig, wer sich noch bewirbt. Ich bewerbe mich bei den Bürgern mit der Idee Grundeinkommen. Darum sind mir die anderen gar nicht so wichtig.

FLV: Es sind Matthias Lietz (CDU) Katharina Feike (SPD) Peter Ritter (Linke) und eben Anne Klatt (Grüne). Seit der Wahl 1949, bei der drei Einzelkandidaten erfolgreich waren, hat niemals wieder ein unabhängiger Kandidat den Eintritt in den Bundestag geschafft hat. Wie schätzt du Deine Chancen und die der anderen Einzelkandidaten ein? Ich habe gelesen, dass inzwischen 100 bGE-Befürworter  unabhängig kandidieren.

SW: Ziel ist natürlich das Mandat zu gewinnen. Dafür bin ich losmarschiert. Andererseits bricht für mich natürlich keine Welt zusammen, wenn mir das nicht gelingt. Ich habe gedacht, selbst wenn ich es nicht schaffe, diese Stimmen, diese 200, zusammenzukriegen, ist auch nichts verloren, denn ich habe mit vielen Leuten gesprochen. Manche haben begriffen, dass man hier mitmachen kann.

FLV: Wenn du jetzt tatsächlich das Mandat erringen solltest und im Bundestag wärest, hast du auch an anderen Politikfeldern Interesse?

SW: Ich persönlich als Bürgerin habe auch an anderen Politikfeldern Interesse. Mein Hauptinteresse gilt gerade dem Grundeinkommen, weil ich eben denke, das ist die Basis für viele andere Fragen, die wir haben.

Ich habe mir überlegt, wenn Fragen kommen, die ich nicht beantworten kann, würde ich gerne eine Internetplattform haben – hier für den Wahlkreis – wo ich dann die Frage einstelle, über die ich abstimmen muss und um die Meinung der Wähler bitte. Oder ich komme hierher und mache eine Versammlung, oder beides. Wenn ich hier gewählt werde, geht es darum, dass ich den Wunsch oder die Ideen dieses Wahlkreises im Bundestag repräsentiere. Darum denke ich mir die Antworten nicht selber aus, sondern frage hier nach: Was wollt ihr hier?

Aber zum Beispiel bei irgendeiner Kriegsfrage – fällt mir jetzt ganz platt ein – wenn die dann sagen: „Ja wir wollen hier einen Bundeswehreinsatz!“. Da müsste ich sagen, dass ich das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Ich könnte zwar sagen, der Wahlkreis will das, ich würde aber trotzdem dagegen abstimmen, weil ich, Susanne Wiest, dazu einfach nicht ja sagen kann. Das ist der Aspekt des persönlichen Gewissens, der natürlich immer eine Rolle spielt.

Das Grundeinkommen ist eine Idee zum Hierbleiben

FLV: Ich habe gesehen, dass es auch Unterstützer gibt, also Leute, die dir direkt helfen, auch welche, die physisch anwesend sind. Wieviele sind das?

SW: Das ist der Mathias, die Petra, der Philipp, Markus, Rike und dann noch n ganzer Haufen, wo ich jetzt gar nicht mehr alle Namen weiß

FLV: Sind das Menschen, die du persönlich kennst?

SW: Nein, die habe ich durch die Petition kennengelernt. Die sind eigenständig, manche haben hier sogar an der Tür geklingelt. Der eine kam über das Internet auf mich zu. Philipp über facebook. Das freut mich. Ich habe hier jetzt mehr Kontakte als früher. Viele, die von außen blicken, sehen die Stadt Greifswald und denken, ich muss hier in Greifswald die meisten Stimmen haben. Aber das ist ja so ein unglaublicher Flächenlandkreis, wo ich das als Einzelne gar nicht schaffe. Wir haben jetzt auch kein Werbebüro und ich will das auch gar nicht.

Die Idee zum Hierbleiben, Grundeinkommen, also was du gerade angesprochen hast, dass viele Leute hier bleiben wollen, aber durch die wirtschaftliche Lage gezwungen sind, sich woanders eine Arbeit zu suchen; ich finde, Grundeinkommen ist die Idee, um hierbleiben zu können. Und das würde ich gerne mal auf eine Postkarte drucken. Ich glaube, das verstehen die Leute, denn das ist ja hier das Problem. Die Kinder gehen weg, die Männer arbeiten unter der Woche in Duisburg oder in Dänemark. Dann sind die Dörfer und kleinen Städte unter der Woche leer, in Jarmen ist das zum Beispiel so. Das ist auch für die Kinder nicht schön, wenn die Familie so auseinandergerissen ist.

FLV: Hast du Kontakt zu den anderen unabhängigen Einzelkandidaten aus der bGE-Szene?

SW: Ja, Ralf Boes in Mitte kenne ich. Frank Thomas probierts, Axel Dörken aus Gütersloh. Mich rufen auch manche an und sagen: „Ja ich mach das jetzt auch!“, zum Beispiel Peter Uthess in München. Also mit denen habe ich Kontakt und wir tauschen uns ein bisschen aus. Man inspiriert sich gegenseitig.

FLV: Wenn du zurückblickst auf die vergangenen Monate, würdest du etwas anders machen? Oder musstest du lehrreiche Erfahrungen machen? Lehrgeld zahlen?

SW: Nein, bislang macht es Freude. Es macht mir wirklich Freude. Es sind schöne menschliche Erlebnisse, ich finde das Tun wirklich sinnvoll. Dass ich mich auf diese Idee eingelassen habe, ist eine Bereicherung für mein Leben. Die ist gut. Die trägt irgendwie.

Die Unfehlbarkeit vieler Politiker wirkt hohl

FLV: Du hast keinen Parteien-Backround. Du bist — von außen betrachtet — nicht vernetzt. Du weißt eigentlich gar nicht, wie das ganze Geschäft funktioniert. Du weißt nicht, wie die sprechen, du pfeifst auf die Rhetorik-Seminare und hast sozusagen allein deine Lebenserfahrung als gestandene Frau und Mutter. Meine Frage nach dem Maischberger-Auftritt ist, ob das eine Schwäche ist, weil man nicht weiß, wie es geht? Oder ob es sich vielmehr um eine Stärke handelt, weil man authentischer wirkt als zum Beispiel Wolfgang Clement an diesem Abend?

SW: Also ich habe da keine Wahl. Ich bin die, die ich bin und daran kann und will ich auch erstmal nichts ändern. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich auch wie so ein Politiker werde, denn es gefällt mir gar nicht, wie die so sind – ohne jetzt jemandem zu nahe treten zu wollen. Es gibt auch ganz liebenswerte Leute. Ich habe zum Beispiel gestern den Herrn König kurz kennengelernt, den fand ich sehr authentisch und symphatisch. Tatsächlich, fand ich gut. Aber manche, da ist soviel Marketing um diese Politiker herum, dass das schon ein bisschen hohl wirkt auf mich. Diese Unfehlbarkeit, da darf nichts schiefgehen, jedes Wort muss sitzen, das wirkt glatt und langweilig.

Susanne Wiest Grundeinkommen

FLV: Das empfinde ich auch so. Gibt es Tage, an denen du frei bist vom Grundeinkommen oder ist das seit dem Aufstehen immer dabei?

SW: Schon beim Aufstehen. Bevor ich zur Arbeit gehe, gucke ich mir kurz die Emails an. Gucke, ob etwas wichtig ist, ob ich das beantworten muss. Dann mache ich das wieder, wenn ich von der Arbeit komme und dann nochmal, wenn die Kinder im Bett sind. Also dreimal am Tag bemühe ich mich um das Intenet und manchmal gibt es natürlich auch noch Termine im realen Leben, zum Beispiel Unterschriften sammeln und abgeben. Ich war oft auf Meldeämtern in der letzten Zeit, weil ich alle Unterschriften beglaubigen musste. Da gibt es soviele verschiedene Meldeämter und das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.

Wir machen Demokratie!

FLV: Durch sowas wird auch sicher ein Kostenaufwand entstehen. Du hast jetzt auch ein Spendenkonto auf deiner Website.

SW: Ja, vor zwei Tagen habe ich mein altes Sparkonto da reingepackt.

FLV: Hat schon jemand gespendet?

SW: Mir hat einmal eine Frau, die irgendwie gespürt hat, dass ich ja losgegangen bin, weil ich weniger verdiene oder überhaupt wenig verdiene als Tagesmutter – und die begriffen hat, dass ich jetzt so einen Sack Arbeit auf mir habe, einfach Geld geschenkt. Da war ich sehr berührt von dieser menschlichen Geste. Dann gab es jetzt so einen Wettbewerb, Ideen zur Woche des Grundeinkommens, da war ich unter den ersten sechs und die haben einen Preis bekommen. Das Projekt, das ich eingestellt habe, war die Direktkandidatur und heißt, „Wir machen Demokratie“.

FLV: Wie hat sich deine Internetnutzung verändert, seitdem du Petitionärin bist?

SW: Ja, das ist viel mehr geworden, zwei bis drei Stunden pro Tag bestimmt.

FLV: Und sicher auch ein akutes Email-Aufkommen?

SW: Na klar. Die beantworte ich bislang nach Möglichkeit eigentlich fast alle. Jeden Tag schreibe ich auch ein bisschen was in meinen Blog und stelle Fotos ein und so.

FLV: Und das hat dir jemand eingerichtet?

SW: Ja, der Daniel und der Ben Hohlmannn aus der Schweiz von der Initiative Grundeinkommen. So am Telefon haben sie mir dann alles erklärt. Und wenn ich wieder was nicht weiß, zum Beispiel wie ich eine Diashow mache, telefonieren wir und die sagen dann „Drück‘ da und drück‘ da“ und jetzt weiß ich schon, wie es geht. Ich lerne das im Machen und bin vorher ganz schlecht gewesen.

FLV: Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche dir viel Glück für die Wahl.

SW: Danke.

22 Gedanken zu „Im Gespräch mit Susanne Wiest

  1. Schade, dass SPD, Linke, Wrist, Grüne hier alle gegeneinander antreten. Dadurch gewinnt am Ende nur die CDU.

    Meine Sympathie hat Frau Wiest natürlich. Es war auch eine gute Idee die Petition an den Bundestag zu stellen.

    Ich würde Ihr jedoch eher empfehlen mehr Energie auf Ihre Idee als für die Bewerbung auf ein (leider) aussichtsloses BT-Mandat zu verwenden.

    Für Ihre Idee kann sie ja auch innerhalb der bestehenden Parteien werben. Die grünen z.B. haben das Grundeinkommen zumindest zur Prüfung bereits im Wahlprogramm stehen!

    Trotzdem viel Erfolg bei allen Projekten !

  2. wiest ist in meinen augen eine art anti-politikerin und darin sehe ich ihre stärke. ein engagement bei einer etablierten partei würde ihr genau diesen vorteil nehmen. sicher hat sie im flächenwahlkreis 16 keine chance gegen die cdu, aber ihre überparteilichkeit macht sie vielleicht für jene wählbar, die sich sonst eher an schwarzen listen orientieren.

    schön ist auch, dass es soviele einzelkandidaten versuchen.

  3. bei aller Sympathie für Einzelkandidaten und den Versuch sich an der Demokratie zu beteiligen, finde ich man sollte trotzdem effizient vorgehen.

    Frau Wriest wird wahrscheinlich ebenfalls vor allem Stimmen aus dem linken Lager bekommen (Grundeinkommen ist hier nun mal beliebter als bei der CDU).

    Und dann ist es halt wiederum strategisch schade, wenn die linke Seite sich so zersplittet. Denn die CDU ist der lachende Dritte.

    Im Gegensatz zu einer Bürgermeisterwahl gibt es ja bei den Direktkandidaten keine Stichwahl….

  4. ich wäre mir da nicht so sicher, ob es nicht doch eine reelle Chance zu gewinnen gibt.

    Gerade weil

    Susanne Wiest
    – überparteilich ist
    – nicht-standardisiert denkt und handelt
    und weil der Wahlkreis
    – ein Flächenland ist
    – massive Probleme mit Wegzug und Arbeitslosigkeit hat

    Viel Erfolg!

  5. „Ich würde Ihr jedoch eher empfehlen mehr Energie auf Ihre Idee als für die Bewerbung auf ein (leider) aussichtsloses BT-Mandat zu verwenden.“
    typisch herr jabbusch, differenzieren, wo es nichts zu differenzieren gibt. indem susanne für das bge als kandidatin antritt, trägt sie die idee in bereiche, die noch nie davon etwas gehört haben. beides hängt unmittelbar zusammen.

    für susanne ist es ein leichtes, für ihre diraktkandidatur zu werben, indem sie infoveranstaltungen für das bge organisiert und durchführt. das können die parteien nicht.

    aber von effizienz versteht herr jabbusch ja was, nicht wahr? solche krümelkacker gibt es leider überall. selbst irgendwelche namen ändern wollen, weil es ja effizient ist und realistisch, aber wenn es um die studienbedingungen der studierenden in greifswals geht, da kann man ja nichts machen, da muss man ja keine energien verschwenden, weil man ja eh nichts ändern kann, oder? da kommt einem die ineffiezienz der susanne doch entgegen, denn mit einem bge kann wenigstens viel für die studierenden getan werden, ohne irgendwelche profilierungsneurosen ausleben zu wollen.

  6. In meinem Heimatwahlkreis Leipzig I gibt es keinen bGE-Kandidaten.
    Ich möchte das Grundeinkommen aber trotzdem wählen.
    Könnten die 100 Einzelkandidaten nicht eine gemeinsame Plattform bilden?
    Oder ist es dafür schon zu spät?

    Ich freu mich auf das Grundeinkommen!

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    „Probleme kann man niemals mit der gleichen Denkweise lösen,
    durch die sie entstanden sind.“ Albert Einstein

  7. Pingback: Das Grundeinkommen ist eine Idee zum hierbleiben | BgE: Grundeinkommen
  8. Das Thema Grundeinkommen stößt auch in Greifswald auf steigendes Interesse. Gestern zum Beispiel war ein gut besuchter Gesprächsabend.
    Ich persönlich beende meine Grundeinkommenspause am 11.11 und wir werden dann sicher in einer neuen Form, die regelmäßigen, offenen Treffen zum Thema Grundeinkommen wieder aufnehmen.
    Informationen darüber finden Sie auf:www.grundeinkommen-bundestag.de (wieder aktuell,ab 11.11) meine mail-Adresse ist susiwiest@web.de.
    Liebe Grüße, Susanne Wiest
    Eine sehr informative Seite zum Grundeinkommen ist : http://www.archiv-grundeinkommen.de unter dem Unterpunkt „aktuelles.archiv“ sind alle Neuigkeiten und Veranstaltungen zum Thema Bge zu finden

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