Antiquariat Rose bald geschlossen

Wie Dr. Ulrich Rose gestern auf seinem privaten Blog mitteilte, wird er das Ladenlokal des gleichnamigen Antiquariats am 11.11.2011 nach mehr als 17jährigem Bestehen schließen. Rose zieht damit Konsequenzen aus Veränderungen im Einzelhandel und der zunehmenden Verlagerung des Buchgeschäfts ins Internet.

buchhandlung rose greifswald(Foto: Ulrich Rose)

Seinen Kunden wird der Antiquar weiterhin zur Verfügung stehen: sie erreichen ihn per E-Mail, Telefon, Briefpost oder Faxgerät. Nach Überarbeitung seiner Website werden dort auch Online-Bestellungen ermöglicht. Das Ladenlokal in der Steinbeckerstraße 20 soll ab sofort andere Zwecke erfüllen.

Ich bedanke mich bei allen Kunden, die mich in den letzten 17 Jahren im Ladenlokal besucht haben, für Ihre Treue und hoffe, daß Sie mir diese Treue auch in Zukunft halten. Ein wenig traurig bin ich schon, aber die Veränderungen im Handel erfordern Reaktion. Ich hoffe, daß wir auch zukünftig miteinander in Kontakt bleiben und daß das Schließen der Ladentür nicht das Ende unserer Beziehung ist! Ich würde mich jedenfalls freuen, auch weiterhin jedes aktuell lieferbare Buch für Euch besorgen und nach vergriffenen Büchern für Euch suchen zu dürfen!

Bis Freitag besteht die letzte Chance, nochmal das Flair dieses Antiquariats zu spüren, ehe es seinen Platz in den wehmütigen Rückblicken auf die Greifswalder Stadtgeschichte einnehmen wird.

*Update* 17.11.11

Greifswald TV hat inzwischen auch einen Beitrag über die Schließung des Antiquariats gebracht.

Kleininstrumentenperformance, AgitProp & das Massaker von Katyn – die nächsten Polenmarkt-Veranstaltungen im Überblick

Nach dem schlaflosen Auftaktwochenende hält der Polenmarkt auch in den kommenden Tagen einige sehr empfehlenswerte Programmpunkte bereit, von denen die wichtigsten kurz vorgestellt werden sollen.

Lesung mit dem Antiquar

polenmarkt kuczok

Im Antiquariat Rose wird heute Abend der langhaarigste Buchhändler der Stadt höchstpersönlich in die Seiten greifen und aus dem Roman Senność („Lethargie“) lesen. Das Buch ist gerade auf deutsch erschienen und wurde von Wojciech Kuczok, dem das Programmheft den Ruf als „stilsichersten, musikalischsten und leidenschaftlichsten Schriftsteller der polnischen Gegenwartsliteratur“ vorauseilen lässt, geschrieben.

„Kuczok ist ein Autor, der das Unsagbare in geschliffenen Sätzen von solcher Schönheit und Musikalität ausdrückt, dass man seine Radikalität fast übersehen könnte. Immer wieder hebt Kuczoks Sprache die Grenze zwischen Tragik und Farce auf, sie besticht durch einen so eigenwilligen wie wirksamen Witz. Denn: Kuczok ein großer Humorist!“

Fakten: 23.11. | 20 Uhr | Antiquariat Rose | Eintritt frei

AgitProp auf Zwergisch

Am Folgetag wird der polnische Regisseur Mirosław Dembiński im IKUWO zu Gast sein und im öffentlichen Filmgespräch der Polonistin Tina Wünschmann von der Universität Dresden Rede und Antwort stehen und über die Orange Alternative aus Wrocław sprechen, die er als erster Dokumentarist der Bewegung – auch seit ihrem Comeback –  begleitete; zum Beispiel als Kaczyński-Konkurrenz bei der Wahl des Warschauer Stadtpräsidenten oder beim Besuch der Orangen Revolution in der Ukraine.

„Major Waldemar Frydrych & Co inszenierten Massen-Happenings, die das bröckelnde System mit Dada-Anarcho-Humor attackierten. Zwerg-Graffitis auf übermalten Politslogans, Demonstrationen, die absurd kostümiert „Keine Freiheit ohne Zwerge“ skandierten oder der Sturm aufs Winterpalais als Reenactment: gezielte Provokationen der als absurd vorgeführten Staatsgewalt.“

Als Nacht-Bonus gibt es einen Film Dembińskis über subkulturellen Widerstand in Weissrussland, der letzten Diktatur Europas nach Sowjet-Zuschnitt.

(Foto: Pomaranczowa Alternatywa)

Fakten: 24.11. | 21 Uhr | IKUWO | 2 EUR

Das Massaker von Katyn

Sehr viel ernsthafter wird es am Donnerstag, wenn im Pommerschen Landesmuseum der Film Katyń (PL, 2007) gezeigt wird. Hierbei handelt es sich um die erste filmische Auseinandersetzung mit dem schrecklichen Massaker, bei dem 1940 tausende polnische Offiziere und Polizisten von sowjetischen Truppen ermordet wurden.

„‚Katyń‘ von Andrzej Wajda ist kein Anklagefilm, vielmehr zeigt er eine Gesellschaft, die sich den unmittelbaren Nachkriegsproblemen stellen muss. ajda ist es gelungen, die sogenannte Katyńer Ohnmacht zu überwinden, die Gewissen wachzurütteln und zu zeigen, was das Bewusstein um den Katyńer Mord, sowohl den Opferfamilien als auch der polnischen Nation, bedeutet. „

Fakten: 25.11. | 19.30 | Pommersches Landesmuseum | 2 EUR

Kleininstrumenteperformance

Nach dem Film im Landesmuseum wird im IKUWO mit der Gruppe Małe Instrumenty („kleine Instrumente“) aus Wrocław der performative Höhepunkt des diesjährigen Polenmarktes beginnen. Die Formation verband vor einigen Jahren Sammelwut und die musikalisch ausbeutbare Liebe zu Spielzeugen und Kleingeräten.

Wenn die vier Musiker an ihrem Tisch sitzen und sich an ihrem vielfältigen Instrumentenzirkus bedienen, dann entsteht ein sehr eigener, lebhaft wie lebendiger Sound. Die Kleininstrumentalisten vertonten bereits Chopin auf ihren Kinderklavieren und lieferten Soundtracks für Animationsfilme.

Auf ihrer famosen Homepage darf man sich einarmig und banditenhaft durch den Fuhrpark der miniaturisierten Klangerzeuger forschen und einen ersten Eindruck der perfektionistischen Arbeitsweise der Band gewinnen. Das muss einfach mal durchgeklickt werden!

Zur Anregung, was am Donnerstagabend im IKUWO auf uns zukommt, sei abschließend noch eine festgehaltene Live-Situation von Małe Instrumenty ans Herz gelegt, in der die Band einen Trickfilm simultan untermalt. Gigantische Kleinheit!

Fakten: 25.11. | 21 Uhr | IKUWO | 4 EUR

Butterfahrt ins Wendland

Herbst 2010 und alle Zeichen stehen auf Schwarz-Gelb, Castor geht wieder um. Das Epizentrum des Widerstands gegen die Atomindustrie ist das Wendland und genau dort wird am 6. November eine Großkundgebung stattfinden, zu der ein breites Bündnis aus Umweltorganisationen, Bürgerinitiativen, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen einlädt, um dem Protest massenhaft und lautstark Ausdruck zu verleihen.

CASTOR STOPP, ATOMAUSSTIEG SOFORT!

Aus Greifswald wird morgens ein eigens gecharterter Reisebus nach Dannenberg fahren, so ist die Wahrnehmung des Demonstrationsrechts kostengünstig und erlebnisreich. Gemeinsamkeit bereitet eben doch mehr Vergnügen.

Die Tickets für die Busreise sind so günstig wie nie: Hin- und Rückfahrt kosten 16 Euro, Kinder zahlen nur 12 Euro. Besondere Anerkennung sammeln natürlich alle Aktivistinnen, die gleich vor Ort bleiben, um aktiv zu werden. Diese zahlen 12 Euro für die Hinfahrt. Der Bus wird morgens um 7 Uhr losfahren und nach der Kundgebung zurückkehren, um schließlich gegen 22 Uhr wieder in Greifswald zu sein.

Die Tickets gibt es in der Aktivismusinformation ihres Vertrauens oder in folgenden Dependancen:

  • IKUWO (am Tresen)
  • Antiquariat & Buchhandlung Rose
  • Weltladen Greifswald (im St. Spiritus)
  • Kabutze
  • HKB (Stralsunder Str.46)
  • am Telefon (03834-7721072)

Für alle, die vor Ort bleiben, gibt es noch ein Mobilisierungsvideo mit Robin-Hood-Appeal!

Was hat die 8. Greifswalder Kulturnacht zu bieten?

Die nunmehr achte Auflage der Greifswalder Kulturnacht läutet am 17.09. das Wochenende ein. Um bei den 70 angekündigten Veranstaltungen nicht den Überblick zu verlieren, seien hier die schmackhaftesten Häppchen herausgesammelt und in Kurzform vorgestellt.

Friedrich-Zentrum und die Projektionsräume des Kinos

Wie schon beim gerade zurückliegenden Tag des offenen Denkmals, werden auch in der Kulturnacht einige Gebäude offen stehen, deren Innenansichten einem zumeist versagt bleiben. So zum Beispiel das Haus 2 des Jahn-Gymnasiums, das erstmalig seit der Sanierung zur Besichtigung einlädt. Hier sind ab 19 Uhr das Ensemble und verschiedene Solisten der Musikschule zugange. Eine „reizvolle Umgebung“ sollen Wände und Stuckdecke in den intensiven Farben von 1872 bilden. An dem Gebäude wurde jahrelang gearbeitet.

Bereits ab 18 Uhr öffnet das Caspar-David-Friedrich-Zentrum in der Langen Straße und gewährt Ein- und Ausblicke auf das geplante Caspar-David-Friedrich-Museum. Wie hat das Geburtshaus des Malers ausgesehen?

Nur wenig später beginnen Führungen im CineStar in der Dompassage. Nicht nur für Cineasten und Leute mit einem Übermaß an Technikverssenheit könnte der Blick hinter die Kulissen interessant werden. Es sollen auch die Projektionsräume gezeigt werden.

Lesungen zwischen Erotik und Reiselust

Sehr schräg könnte es in der vornehmlich an Frauen adressierten Erotikboutique Sarabande werden, wenn Inhaberin Kerstin Strase selbst zum Buch greift und unter dem Titel Mit Haut und HaarHingabe „Kurzgeschichten von bizarren Träumen, gefährlichen Ausschweifungen, von intimen und zärtlichen Momenten“ liest. Musikalische Begleitung, Fingerfood und Blubberbrause werden ebenfalls angekündigt. „Was hat die 8. Greifswalder Kulturnacht zu bieten?“ weiterlesen

Höllenfahrt im Antiquariat Rose

Ganz nebenbei und von vielen sicher unbemerkt ist 2009 im Antiquariat Rose die Galerie Vierquadratmeter entstanden. Sehr viel gab es dort bisher noch nicht zu sehen. Neben einer Gruppenausstellung im Rahmen der Veröffentlichung des Lokalkompilats klein stadt GROSS stellten bisher meines Wissens nur der Maler und Grafiker Wolfgang Tietze, Ulrike Freiberg, Manfred Hamm und vermutlich auch Stefan Sauer in den heimeligen Räumen an der Steinbeckerstraße aus.

vernissage-karteAuch für den morgigen Abend ist eine Vernissage angekündigt. Wieder wird es Wolfgang Tietze sein, der seine Werke präsentiert. Zeigen wird er den ersten Teil seiner an Dantes Göttlicher Komödie orientierten Trilogie. Der Hölle werden bis September noch der blattgewordene Läuterungsberg und das Paradies folgen.

Wein, Saft und Künstler werden zugegen sein.

Fakten: 18.05. | 20 Uhr | Antiquariat Rose

Kultur im Schaufenster

Wie angekündigt, fand am gestrigen Abend die vorletzte KSG-Veranstaltung statt. Im Antiquariat Rose gab das schlagwerkunterstützte Akkordeon-Quartett „Die Strandtasten“ ein Konzert. Eine ungewöhnliche Formation mit ungewöhnlichen Stücken an einem ebenfalls eher unüblichen Veranstaltungsort.

Knapp 30 Gäste überfüllten das Antiquariat und sorgten für wohlige Behaglichkeit. Die Strandtasten glänzten durch trocknen Humor und eine gewisse Kauzigkeit. Gegen Ende ließ sich Gastgeber Rose sogar zu einem Tanz hinreißen.

Anschließend gab es Gelegenheit, in der Galerie Vierquadratmeter Werke des KSG-Kunstkommandos anzusehen. Die Bilder werden dort noch bis zum 28. Oktober ausgestellt sein.

Gemütlicher gestaltete sich der zweite Teil des Abends, denn Lars Templin hatte neben seiner Gitarre auch eine ganze Menge Gundermann im Gepäck. Und so wurde es heimelig und beinahe ein wenig bürgerbewegt, als er – im Schaufenster sitzend – die alten Zeilen sang.


Die Atmosphäre des gestrigen Abends war einzigartig und unterstrich ein weiteres Mal den Facettenreichtum der KSG-Veröffentlichungsfeierlichkeiten. Kultur in Ladenlokalen versprüht außerdem einen sehr eigenwilligen Charme, nicht nur bei Rose, auch in der Alten Bäckerei. Das Beispiel sollte Schule machen, denn es gibt ja noch mehr Läden in der Stadt!