Vortrag: „Antifeminismus und Rechtspopulismus — Themen, Akteur*innen, Anschlussstellen“

Im Rahmen des Festivals contre le racisme spricht Prof. Cordelia Heß (Universität Greifswald) über Antifeminismus in Deutschland und dessen Anschlussfähigkeit an rassistische und sexistische Strömungen.

Prominente Frauen in rechtspopulistischen Parteien verurteilen staatliche Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter, polemisieren gegen Feminismus und nicht zuletzt gegen die mühsam erkämpften Rechte von Frauen und LGBTI* auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung. Der Vortrag von Prof. Cordelia Heß wird das breite Themenfeld des Antifeminismus aufzeigen, einzelne Protagonisten vorstellen und dabei vor allem auf Anschlussstellen zu rassistischen, sexistischen und anderen Strömungen aufmerksam machen.

Festival contre le racisme Greifswald

Das Festival contre le racisme wird seit über zehn Jahren an deutschen Hochschulen organisiert. Die Greifswalder Hochschule beteiligt sich seit 2016 an der Aktionswoche und bietet vom 1.-9. Juni Vorträge, Filmvorführen und Workshops zu unterschiedlichen Themen an. Ein Blick auf den Kalender offenbart, dass das diesjährige Festival contre le racisme inzwischen schon fast vorbei ist. Doch bevor es am kommenden Sonnabend mit einem großen Abschlussfest auf der Freifläche hinter der Straze und einer Aftershow im IKUWO verabschiedet wird, finden noch weitere inhaltliche Veranstaltungen statt.

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Fakten: 06.06. | 19.30 Uhr | Altes Audimax, HS 1 (Rubenowstr. 1)

Reichsbürger attackieren Polizei mit Pfefferspray

Am Dienstag wurden in Greifswald zwei Polizisten von mutmaßlichen Reichsbürgern mit Reizgas angegriffen und verletzt.

Logo Polizei MVDie sogenannte Reichsbürgerbewegung geriet in den vergangenen Monaten und Jahren zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass es die rechten Verschwörungstheoretiker, die unter anderem die völkerrechtliche Existenz der Bundesrepublik Deutschland negieren und staatliche Vertreterinnen oder Repräsentanten nicht als solche anerkennen, nicht bei ihren kruden Thesen belassen, bewiesen allein in diesem Jahr zwei Schusswechsel, die sich Reichsbürger mit Polizeibeamten lieferten. Am 1. November wurden nun auch in Greifswald mutmaßliche Reichsbürger auffällig.

Mutter holt das große Pfefferspray aus dem Auto und attackiert damit die Polizisten

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Senatsbeschluss: Flüchtlinge als kostenlose Gasthörer an der Universität Greifswald zugelassen

Demnächst können Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis als Gasthörer gebührenfrei Vorlesungen an der Universität Greifswald besuchen.

Auf der vergangenen Sitzung des Akademischen Senats wurde einstimmig eine Änderung der Gebührenordnung beschlossen, um Flüchtlingen mit Aufenthaltserlaubnis die Gasthörergebühr — 50 Euro pro Semester — zu erlassen. Sofern die jeweils verantwortlichen Lehrpersonen der Teilnahme zustimmen, können Flüchtlinge dann voraussichtlich ab dem kommenden Wintersemester gebührenfrei Lehrveranstaltungen an der Universität Greifswald besuchen. Voraussetzung dafür ist eine Aufenthaltsgestattung — der Nachweis, dass in Deutschland ein Asylantrag gestellt worden ist — oder ein Aufenthaltstitel gemäß dem am 1. Januar 2005 in Kraft getretenen Aufenthaltsgesetz.

Die Änderung der Gebührenordnung muss jedoch zuvor noch vom Bildungsministerium geprüft werden. Bei einigen Fächern, wie zum Beispiel Zahnmedizin, wird die Teilnahme der Gasthörer aufgrund der begrenzten logistischen Kapazitäten nicht möglich sein. Für andere Studiengänge — allen voran Deutsch als Fremdsprache — liegen bereits mehrere Anfragen von Interessierten vor.

Hoersaal Uni Greifswald (Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2012)

Der Antrag geht auf eine Initiative von Studierenden zurück und wurde unter anderem von der studentischen Senatorin Magdalene Majeed initiiert, die die Senatsentscheidung begrüßt: „Diese Änderung ist ein großer Schritt für die Internationalisierung der Universität — ein Schritt in die richtige Richtung, über den wir uns alle sehr freuen. Damit kommen wir auch unseren Grundsätzen einer weltoffenen, internationalen und demokratischen Institution nach. Refugees are welcome!“

Auch das Rektorat sieht in der Zulassung von Flüchtlingen als Gasthörer ein öffentliches Interesse. Dadurch würde ein Beitrag zur Integration von Flüchtlingen und gegebenenfalls sogar zur Bindung künftiger Fachkräfte geleistet. „Die Internationalisierung der Universität lebt vom internationalen Austausch, welcher auch durch die Integration von Flüchtlingen auf dem Campusleben entsteht.“ Ihre gebührenfreie Zulassung als Gasthörer stärke nicht zuletzt die Willkommenskultur. Nach Ablauf des Sommersemesters 2016 soll geprüft werden, in welchem Umfang von der Möglichkeit der kostenlosen Gasthörerschaft Gebrauch gemacht wurde.

Menschen willkommen zu heißen — darum geht es auch beim “Buddyprogramm”, das die AStA-Co-Referentin für Antirassismus und Integration von Asylsuchenden sowie Flüchtlingen, Jennifer Kahl, kürzlich ins Leben gerufen hat. Ziel dieses Programms ist es, Flüchtlinge mit deutschen Studierenden zusammenzubringen, die ihnen dabei helfen, sich an der Universität zurechtzufinden, und ihnen so den Einstieg in den universitären Alltag erleichtern. Sechs potenzielle Gasthörer und mehrere “Buddies” haben sich bereits angemeldet.

AStA-Co-Referentin Kahl sucht bis zum Beginn des Wintersemesters noch mehr engagierte Studierende, die geflüchtete Menschen an der Universität unterstützen möchten. Interessenten werden gebeten, sich per E-Mail zu melden (asta_bildung[at]uni-greifswald.de).

Jubeldemo feiert Sparsamkeit: Bald keine Universitätsstadt mehr!

Die Greifswalder Studierendenschaft plant morgen Nachmittag eine Jubeldemo auf dem Rubenowplatz, um den drohenden Verlust des Beinamens der Hansestadt zu feiern und Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) einen warmen Empfang zu bereiten.

Angesichts der drohenden Schließung mehrerer Institute der Philosophischen Fakultät, gegen die die Studierenden der Greifswalder Universität mit ihrer Jubeldemo protestieren, sei der alte neue Leitspruch, „Lange Tradition. Kurze Wege. Weiter Blick.„, eine Farce — nicht mehr lange, und es würde in der Hansestadt mehr Nettos als Institute geben, heißt es in dem Aufruf, der auch vom AStA unterstützt wird. universitätsstadt greifswald

Musikwissenschaften, Baltistik und Slawistik sind existentiell bedroht

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Stellenausschreibungen: Streikbrecher bei der Post werden

In diesem Jahr konnte man schon ein beträchtliches Maß an Arbeitskampferfahrung sammeln — wer nicht zur Berufsgruppe der Lokführer, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Flughafenkontrolleure, Piloten oder Postzusteller gehört, wenigstens passiv. In Greifswald sucht die Post inzwischen Streikbrecher.

Dieser Tage ist der Post-Streik in aller Munde. Ver.di hat den unbefristeten Arbeitskampf unlängst ausgeweitet und vorgestern weitere Beschäftigte dazu aufgerufen, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Die Brief- und Paketzustellung erlahmt — inzwischen sollen sich bundesweit etwa 32.500 Beschäftigte der Deutschen Post AG im unbefristeten Streik befinden. Die Angestellten wehren sich mit ihrem Arbeitskampf gegen die Gründung 49 regionaler Paketgesellschaften (DHL Delivery GmbHs), bei denen bereits 6000 Paketboten arbeiten, die nicht mehr nach dem Haustarif der Post, sondern nach den Tarifen der Logistikbranche entlohnt werden.

poststreik 2015(Foto: Opposition24 via Flickr, CC BY 2.0)

Die Gewerkschaft möchte mit dem Streik unter anderem erreichen, dass auch für diese ausgelagerten Angestellten der Haustarifvertrag gilt. Die Post lehnt diese Forderung ab, weil sie Arbeitsplätze gefährde und keine Wachstumsperspektive böte: „Nur durch eine dauerhaft wettbewerbsfähige Lohnstruktur können wir uns auch zukünftig erfolgreich am Markt behaupten.“ Die Androhung unbefristeter Streiks sei unverhältnismäßig und destruktiv; zudem würden Mitarbeiter zum Streik aufgerufen, die nicht von den Regionalgesellschaften betroffen seien. „Stellenausschreibungen: Streikbrecher bei der Post werden“ weiterlesen

Blankrotterklärung mit Ansage: Erotikkalender soll Greifswalder Uni retten

Clothes make the man. Naked people have little or no influence on society. (Mark Twain)

Die Greifswalder Studierendenschaft rührt die Werbetrommel: Um medienwirksam auf den klammen Haushalt der Universität aufmerksam zu machen, soll nun mit einem selbstproduzierten Erotikkalender Geld für die Hochschule verdient werden. Diese leidet unter einem millionenschweren Haushaltsdefizit und damit — von Stellenabbau in der Lehre bis zum Renovierungsstau bei den Lehrgebäuden — verschlechtern sich auch die Studienbedingungen zusehends.

VOM LETZTEN HEMD BEFREIT: UNI BLANK

Die Idee für den anregenden Wandschmuck, mit dem auf diesen Missstand hingewiesen werden soll, wurde in den Reihen der Satirepartei Die Partei geboren. Deren hochschulpolitischer Arm verbuchte bei der letzten StuPa-Wahl nicht nur 16 Prozent der abgegebenen Stimmen, sondern stellt mittlerweile auch den Präsidenten des Greifswalder Studierendenparlaments.

Dort wurde Anfang Juli mit knapper Mehrheit ein Beschluss (pdf-Dokument) gefasst, der den AStA mit der Konzeptualisierung eines erotischen Kalenders beauftragte. Maßgabe: stilvoll und nicht billig, feministisch und nicht emanzipatorisch, Kunst statt Porno.

Logo von Uni Blank

Fotografen und Modelle engagieren sich unentgeltlich für ihre Hochschule, enthüllen sich teilweise ins Adamskleid und protestieren gewissermaßen über Bande gegen die chronische Unterfinanzierung ihrer Universität. Auf einer eigens eingerichteten Website wird das Projekt dokumentiert.

Dort vermitteln Fotos geplanter Schauplätze einen ersten visuellen Eindruck, wohin die Reise gehen wird. Inzwischen soll es bereits 30 Anfragen von interessierten Modellen gegeben haben. Auch ein Name steht bereits fest: Der Erotikkalender wird unter dem eingängigen Titel Uni blank firmieren.

EROTIK FÜR DIE GARTENLAUBE?

Sechs Wochen sind vergangen, seitdem der Kalenderbeschluss gefasst wurde. Die angeworfene PR-Maschine hat Früchte getragen und das überregionale Medienecho reichte vom NDR bis zu Zeit Online. Die Presse bleibt am Ball und trat sich in der vergangenen Woche bei einem Fototermin beinahe auf die Füße. Danach wurde wieder viel über Nacktheit und wenig über die Unterfinanzierung der Universität Greifswald geschrieben.

(Foto: Lisa Klauke-Kerstan, webMoritz)

Doch auf die teilweise euphorischen Presseartikel wird in sozialen Netzwerken mitunter ziemlich negativ reagiert. Kein Wunder, denn die Idee eines erotischen Kalenders trägt einen langen Bart, dessen Traditionslinien schon in den 1990er Jahren ausfransten und die heute höchstens schauderhafte Erinnerungen an unbeholfen grinsende Landwirte, lasziv dreinblickende Volleyballerinnen oder stets einsatzbereite Feuerwehrleute wecken können: Nacktfotos für den guten Zweck, Erotik auf niedrigem Niveau.

Um sich ein mögliches Resultat vorzustellen, verwies einer der Antragsteller zuletzt auf den Kalender Geist ist geil, für den sich 2013 Studierende der TU Dresden ablichten ließen. Doch wer in der dazugehörigen Bilderstrecke eine befriedigende Antwort auf die Frage sucht, wie feministische Aktfotografie in diesem Kontext aussehen kann, wird nicht fündig werden.

Fast so veraltet wie die Idee, Amateure und halbprofessionelle Models in erotischen Posen für einen guten Zweck vor die Kamera zu zerren, ist auch die Vorstellung, dass sanfte Nacktheit in einer — zwischen Werbeindustrie, Youporn und Femenprotest — allgegenwärtig sexualisierten Gesellschaft noch für nachhaltige Eruptionen sorgen kann. Damit füttert man zwar für einen Tag die Newsticker der Online-Magazine, viel mehr ist allerdings auch nicht zu erwarten.

Von dieser Relevanzfrage nicht ganz unberührt ist auch die Finanzierung des Projekts, denn bevor Uni blank Geld generieren wird, muss investiert werden. Wenn alles wie geplant klappt, soll der Erotikkalender zu Beginn der Erstsemesterwoche im Oktober 2014 vorliegen.

Wie der webMoritz berichtete, wird mit Einnahmen von 100.000 Euro gerechnet — Geld, mit dem die Studierenden zwei Stellen erhalten wollen. Angesichts der Ankündigung, dass der Kalender zwischen fünf und zehn Euro kosten würde, mutet diese Kalkulation eher blößenwahnsinnig als durchdacht an und lässt befürchten, dass die Studierendenschaft nicht nur kräftig draufzahlen, sondern später auch ziemlich doof aus der Wäsche schauen wird.