Neue Jahresbestleistung: Jamie Oliver in Greifswald wiedergeboren

Die Ostsee-Zeitung berichtete heute in ihrem regelmäßig erscheinenden Fertilitätsreport Hallo Baby, dass die Hebammen der Greifswalder Frauenklinik in der vergangenen Woche „alle Hände voll zu tun“ gehabt hätten. Allein in den letzten sieben Tagen seien 20 Geburten betreut worden. Oder um diese Leistung mit den Worten der Lokalredakteurin zu bewerten: „Das ist eine neue Jahresbestleistung!“

Nicht weniger interessant als dieser Reproduktionsrekord sind die frisch vergebenen Vornamen, die geübten Kaffeesatzlesern mit einer ungesunden Portion Waghalsigkeit schier unbegrenzte Interpretationsspielräume eröffnen. Fest steht, dass die Beliebtheit mehrteiliger Vornamen ungebrochen ist. Unklar hingegen bleibt, wieso man seinen Sohn nach einem britischen Fernsehkoch benennt und was das über uns aussagt.

Jamie Oliver Baby Greifswald Montage (Montage: Fleischervorstadt-Blog)

Werdende Eltern, die zukünftige Verwechslungsgefahren auf den zahlreichen und vor allem gut ausgebauten Greifswalder Spielplätzen ausschließen wollen, sollten die vergebenen Vornamen der letzten Woche unbedingt meiden. Dazu gehören: Stephan Roland, Gero Arnold, Lennard Mathias, Edgar Peter, Janek-Joel, Jannis, Milo, Lukas, Lennox, Jamie Oliver, Charlotte, Jasmin, Emily, Hannah Lotti, Jonna, Mailin, Lena, Finja Sylvia Angelika und Sophia. Da eine der zwanzig Geburten nicht namentlich in der Zeitung erwähnt werden durfte, bleibt ein gewisses Restrisiko jedoch nach wie vor bestehen. Herzlichen Glückwunsch!

Babyboom, Studentenschwemme & Entwicklungsprognosen — ein demografischer Blick auf Greifswald

Die Statistikstelle der Stadt hat neue Zahlen veröffentlicht und weil auch demografische Nachrichten gute Nachrichten seien können, soll ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung Greifswalds, die Bedeutung der Universität und zwei statistische Kuriositäten der sogenannten Vierteljahreszahlen geworfen werden.

Greifswald wächst im Schneckentempo

Das Bevölkerungswachstum der Hansestadt ist seit sechs Jahren ungebrochen und die Stadt bejubelt diese Entwicklung in einer optimistischen Pressemitteilung, die Hoffnung und Zuversicht versprüht. Im Jahr 2004 schrumpelte Greifswald im Abwärtstrend des zurückliegenden Jahrdutzends auf den Negativrekord von nur noch knapp über 52.000 Einwohnern zu.

Bevölkerungsentwicklung Greifswald

Nüchtern betrachtet sind heute exakt 1971 Menschen mehr als damals mit ihrem Hauptwohnsitz in Greifswald gemeldet — der durchschnittliche jährliche Zuwachs liegt also bei ungefähr 330 Einwohnerinnen pro Jahr. Diese Zahl entspricht auch in etwa der jährlichen Schrumpfung ostvorpommerscher Kleinstädte wie Anklam, Wolgast oder Demmin, die seit zwanzig Jahren demografisch in sich zusammensacken.

Nachbarstädte auf Schrumpelkurs

In den sechs Jahren zwischen 1992 und 1998 sank die Zahl der hauptwohnsitzlich gemeldeten Greifswalder um mehr als 7000. Das Wachstum ist also ein zartes Pflänzchen, denn hierorts schrumpfen die Städte schneller als sie wieder wachsen. In der Nachbarstadt Stralsund, die 1990 noch über 70.000 Einwohnerinnen zählte, hat sich eine demografische Wende, wie sie für das Greifswald der vergangenen sechs Jahre beobachtbar ist, nicht eingestellt. Hier ist das Bevölkerungswachstum seit nunmehr zwei Jahrzehnten negativer Natur.

bevölkerungsentwicklung Städte Ostvorpommern

Grundsätzlich muss noch darauf hingewiesen werden, dass leichte Abweichungen zwischen den Daten des statistischen Landesamtes und denen der Greifswalder Statistikstelle vorliegen. Letztere bezieht außerdem die gemeldeten Nebenwohnsitzler in die Berechnung der Gesamteinwohnerschaft mit ein.

Wächst die Stadt nach außen oder innen?

In der Pressemitteilung der Stadt wird Greifswald ganz euphorisch ein „Geburtenboom“ attestiert. Im vergangenen Jahr wurden 543 Kinder geboren, ein Höchstwert seit immerhin fast 20 Jahren. Allerdings ist die Zahl der Geburten auch mit den Gestorbenen eng verbunden. Dieses Verhältnis ergibt für 2010 ein negatives Bevölkerungswachstum von 52 Personen; im Statistikdeutsch spricht man hierbei vom Gestorbenenüberschuss. „Babyboom, Studentenschwemme & Entwicklungsprognosen — ein demografischer Blick auf Greifswald“ weiterlesen