Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #38

Später werden wir uns noch häufig an die alten KAW-Hallen erinnern, an durchgehaltene Nächte und die aufgehende Morgensonne, an die betriebsame Geräuschkulisse des naheliegenden Bahnhofs und den einsetzenden Berufsverkehr. Doch der formidable Komplex wird im nächsten Jahr — kaum dass das letzte verschüttete Bier weggetrocknet ist —  in ein dringend benötigtes Einkaufszentrum umgewandelt. Morgen besteht zum letzten Mal die Möglichkeit, den Hallen ein angemessenes Adieu zu tanzen! Doch schon am Vorabend kann man einiges erleben, zum Beispiel im IKUWO, wo mit Candelilla eine der gegenwärtig spannendsten deutschen Bands auftreten werden. Eine Übersicht.

Kurze wege lange nächte

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Keine Kohle: Sparkassencontainer weicht Umgestaltungen am Bahnhofsvorplatz

Was soll das heißen hier, ich krieg nichts mehr? Ich bin bankrott – na und? Und ihr? Keine Lust mich überhaupt darum zu kümmern. Diese Scheiße mit dem Geld und ihr Verlauf, reibt dich nur auf.

Früher an später muss ab jetzt denken, wer vor Reiseantritt noch schnell an der Selbstbedienungsfiliale der Sparkasse Geld ziehen möchte — denn diese Quelle ist aufgrund der begonnenen Umgestaltung am Bahnhof vorerst versiegt. Im Zuge der Bauarbeiten werden auf dem Bahnhofsvorplatz 200 beleuchtete Fahrradstellplätze und drei Flächen für kurzzeitiges Parken entstehen. Der Vorplatz soll anschließend nur noch von Taxis befahrbar sein. Der nächste Geldautomat befindet sich in der Dompassage.

Sparkasse Container Bahnhof Greifswald(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Aktionistischer Flügel der Junge Union schuf gestern Nacht vollendete Tatsachen

Wenn der Weg durch die Bürgerschaft und ihre Ausschüsse zu lang ist, einfach anpacken und loslegen! So geschehen offenbar Dienstagnacht, als eine Aktionsgruppe die neue Buskehre in der Bahnhofstraße kurzerhand in den Helmut-Kohl-Platz verwandelte.

In einem vorliegenden Bekennerschreiben bezeichnen sich die lichtscheuen Aktivisten als „tiefschwarzer Block der Jungen Union Greifswald“, der nun einer längst bekannten Forderung eigenmächtig Nachdruck verliehen hätten.

HAT DIE JUNGE UNION IHRE EXTREMISTISCHEN LAGER NOCH IM GRIFF? 

Helmut Kohl Platz Greifswald

Diese ideologische Selbstverortung ist für Kenner der kommunalpolitischen Szene in Greifswald wenig überraschend, denn die christdemokratische Jugendorganisation und ihr frisch vermählter Landesvorsitzender Franz-Robert Liskow verlangen schon lange danach, der neugeschaffenen Fläche vor dem Karl-Marx-Platz einen „geschichtsträchtigen Namen“ zu verpassen.

Auf der Suche nach einem bevorzugten Namenspatron wurden sich die Filzstifte dann auch schnell einig: der Platz soll nach Helmut Kohl benannt werden, unserem Altbundeskanzler. Doch nach diesem Akt symbolpolitischer Reviermarkierung in der vergangenen Nacht muss sich die JU Greifswald nun die Frage stellen lassen, ob sie ihre extremistischen Flügel noch im Griff hat.

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Historische Bahnhofstraße und das Wirrwarr mit den Umbenennungen

Neue Namen für alte Plätze: in Greifswald wird wieder über Um- und Neubenennungen diskutiert. Dabei wird am Beispiel der heutigen Bahnhofstraße deutlich, dass unterschiedlichen Bezeichnungen nicht immer so einfach nachzuvollziehen sind, wie man annehmen könnte.

Bezeichnungswirrwarr von der Wiesenstraße bis zum ollen Stalin und zurück

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hieß zum Beispiel der Abschnitt zwischen der Arndt-Straße und dem heutigen Bahnhof aufgrund der vorhandenen Gärten Gartenstraße. Das Stück zwischen Luther- und Gützkower Straße hörte damals hingegen auf den Namen Wiesenstraße, welche ja heute irreführenderweise eine Parallelstraße der Bahnhofstraße ist.

Der Abschnitt zwischen dem Bahnhof und dem heutigen Karl-Marx-Platz hieß erst Luisebrink, später Erweiterte Gartenstraße und wurde schließlich Teil der Bahnhofstraße, wie wir sie heute kennen.

(Foto: historische Postkarte, unbekannte Fotografin)

Dies änderte sich aber mit dem Bau des Bahnhofs und der Eisenbahnwerkstätten (Bahnhofshallen) in den späten sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, durch den die heutige Pfarrer-Wachsmann-Straße entstanden ist. Die hieß damals allerdings zuerst Bahnhofstraße, ehe dieser Name 1868 auf die heutige Bahnhofstraße übertragen wurde — wenngleich dies nur für den Abschnitt zwischen Luther-Straße und Bahnhof geschah. Der Abschnitt zwischen Arndt- und Fleischerstraße blieb noch mehrere Jahre lang Gartenstraße.

Gut 90 Jahre darauf, 1959, wurde aus der Bahnhofstraße die Josef-Stalinstraße, ehe sie nur zwei Jahre später von ihrem unsäglichen Namenspatron entledigt und zum vorerst letzten Mal umbenannt wurde. Wer sich für Benennung von Straßen und Plätzen in Greifswald interessiert, sollte einen Blick auf den historischen Stadtplan werfen, über die Geschichte Greifswalder Straßen erfährt man hier mehr.

Feuer in der Bahnhofstraße: Brandstiftung?

In der Nacht von Freitag zu Sonnabend brannte es gegen 0:30 Uhr im Keller eines Wohnhauses in der Bahnhofstraße. Das Feuer machte die im Treppenhaus installierten Rauchmelder heulen und zwei Bewohner wurden auf den Brand aufmerksam. Diese informierten die übrigen Hausbewohner und alarmierten die zuständigen Rettungskräfte.

Die Freiwillige Feuerwehr löschte schließlich den Brand, bei dem laut Polizei ein Sachschaden von 7000 Euro entstanden sein soll. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen schwerer Brandstiftung.

Brand Bahnhofstraße Greifswald

(Foto: privat)

Medien verbreiten falsche Agenturmeldungen

Mehrere Presseagenturen haben derweil die Erklärung der Polizei weiterverbreitet, nach der „die unbekannten Täter […] diverse ältere, im Kellerbereich abgestellte Möbel zusammenstellten und diese dann entzündeten“. Das Feuer sei dann auf die im Keller verlegten Kabel übergesprungen, was die starke Rauchentwicklung verursacht habe.

Wieviele Täter genau an der mutmaßlichen Brandstiftung beteiligt waren, oder ob das Feuer — wenn überhaupt —  nicht auch von einer Einzelperson gelegt wurde, ist derzeit nicht bekannt. Nach Informationen eines Hausbewohners hätten die angeblich zusammengestellten Couchen und Tische „schon ewig“ in dem Keller herumgestanden und wären Freitagnacht nicht angezündet worden. Nordkurier und Ostsee-Zeitung übernahmen die dpa-Meldung in ihren Online-Ausgaben und vermeldeten beide die Schwere Brandstiftung in Greifswald.

Es dürfte vor allem am umsichtigen Handeln der Hausbewohner, die sowohl Feuerwehr als auch die betroffenen Nachbarn rasch informierten, gelegen haben, dass der Kellerbrand so glimpflich ausging. Dass solche Brände auch tödlich enden können, zeigte sich bedauerlicherweise im März 2011, als eine 19-jährige Frau an den Folgen einer durch einen Kellerbrand verursachten Rauchvergiftung starb.