Intern: Jahresendgrüße

Geistig umweihnachtet, möchte ich mich an dieser Stelle bei allen treuen und neuen Leserinnen und Lesern für die erbrachte Aufmerksamkeit bedanken. Es sind gerade eure Zu- und Widersprüche, eure Ergänzungen und Kommentare, eure Diskussionen und Expertisen, eure Korrekturen und Hinweise, eure freilizensierten Fotos und Videos, eure diskreten Weiterleitungen und Informationen, die den Fleischervorstadt-Blog zu dem machen, was er ist, und ohne die dieses Projekt in jetziger Form nicht funktionieren würde.

Ich möchte mich darüber hinaus auch explizit bei allen Spendern und Werbepartnern bedanken, zu denen im Jahr 2011 neben den Flattr-Nutzerinnen und einem anonymen Spender auch die Stadtwerke Greifswald, die Imkerei-Gerhard, die Koeppentage und das regional-touristische Angebot Seidenpfade gehörten.

spende fleischervorstadt-blog

Seit November unterstützt außerdem die Greifswalder Kanzlei für Arbeits- und Sozialrecht diesen Blog als feste Sponsorin und beteiligt sich damit an der Finanzierung meiner Arbeit. Hierfür sei ihr nochmal im Besonderen gedankt und gleichzeitig auf deren Internetseite hingewiesen. Dort wird ein Widerspruchsgenerator für unliebsame Entscheidungen der ARGE angeboten, den man sich auch als Nichtbetroffene unbedingt einmal ansehen sollte. Für das kommende Jahr suche ich weitere regionale Werbepartner, um den Fleischervorstadt-Blog auf belastbarere Füße stellen zu können und um einige neue Ideen umzusetzen.

Bis dahin wünsche ich euch allen, dass ihr die letzten Tage dieses Jahres auf dem Sofa oder der Ofenbank eurer Freunde verbringen dürft. Nutzt die verbliebene Zeit, um den tatenlosen Ausbruch aus der Leistungsgesellschaft zu proben, engagiert euch höchstens müdlich und kommt dabei auf keinen Fall ins Schwitzen – auf ein weiteres Jahr mit euch!

Intern: Datenschutz und Social Media Buttons

Facebook und Datenschutz, das ist nach wie vor ein dauerhaft diskutiertes Thema. Zuletzt rückte der Like-Button des größten sozialen Netzwerks ins Zentrum der Auseinandersetzung.

DAMIT SIE NICHT UNGEFRAGT NACH HAUSE TELEFONIEREN…

Die beliebten blaufarbenen Schaltflächen vereinfachen das Streuen von Inhalten in erheblichem Maße; das Weitertragen von Informationen ist mit diesen Knöpfchen binnen zwei Klicks erledigt. Allerdings birgt dieses Werkzeug auch einige Probleme, von denen nicht nur Nutzerinnen betroffen sind, die einen Facebook-Account unterhalten. So werden zum Beispiel beim Betrachten der Website — also auch des Fleischervorstadt-Blogs — nicht nur die jeweiligen Buttons von Facebook geladen, sondern gleichzeitig auch Informationen an das Unternehmen gesendet.

Das Nachrichtenportal heise online hat vor zwei Monaten ein zweistufiges Modell entworfen, das die praktischen Social Buttons  datenschutzkonformer gestaltet und den Lesenden die Möglichkeit einräumt, selbst über die Weitergabe bestimmter Informationen zu entscheiden. Ein kurz darauf entwickeltes Plugin, das sich stetiger Überarbeitetung erfreut, bietet diese Option nicht nur für Facebook an, sondern bedient auch gleichzeitig Googleplus, Twitter und den Micropaymentdienst Flattr, denn all diese Dienste und Plattformen sind grundsätzlich von diesem Problem betroffen.

ENTSCHEIDEN SOLL, WEN ES BETRIFFT

Die Optik dieser neuen Lösung kann leider nicht mit ihrer Funktionalität mithalten und macht erstmal noch einen etwas verschrobenen Eindruck, der im folgenden Screenshot fixiert wurde.

2 click social media buttons

Da die Einbindung dieser Lösung auf dem Fleischervorstadt-Blog nicht gänzlich ohne Aufwand zu bewerkstelligen ist, soll vorab und an dieser Stelle der tatsächliche Bedarf dafür ermittelt werden, um keine Zeit mit einer eventuell ungeliebten Neuerung zu vergeuden.

Deswegen läuft hier bis zum Wochenende eine Abstimmung darüber, ob die Vorteile schnellerer Ladezeiten und gezügelteren Datenappetits die Nachteile der etwas murkligen Optik und der bedauerlichen Tatsache, dass die neuen Buttons noch auf den Einzelartikelansichten und nicht mehr wie bisher auf der Startseite eingebunden sind, überwiegen.

Sollen Social Media Buttons auf dem Fleischervorstadt-Blog zukünftig datenschutzkonform eingebunden werden?

  • Ja (88%, 71 Votes)
  • Nein (12%, 10 Votes)

Total Voters: 81

Wird geladen ... Wird geladen ...

Empfohlene Lektüre:

  • Das Like-Problem. Was Facebooks Gefällt-Mir-Buttons verraten (20.04.11, heise.de)
  • 2 Klicks für mehr Datenschutz (01.09.11, c’t)

Intern: Der Fleischervorstadt-Blog wird 1000!

Heute darf ein kleines Jubiläum verkündet werden, denn auf dem Fleischervorstadt-Blog ist mit der vorliegenden Meldung der nunmehr tausendste Beitrag veröffentlicht worden! Doch bevor hier vor lauter Selbstgratulation die Sektkorken knallen, soll dieses Jubiläum mit einem verschriftlichten Selbstgespräch zum Anlass genommen werden, einen Blick hinter die Kulissen zu risikieren.

“MAN MUSS ZUMINDEST VERSUCHEN ZU BESCHREIBEN, WAS MAN NICHT VERÄNDERN KANN” 

Seit wann existiert der Blog und warum hast du damit anfangen, im Netz zu schreiben?

Der erste Beitrag wurde hier im November 2005 veröffentlicht. Angetrieben vom Willen, selbst zu bloggen und dieses faszinierende neue Medium aus Produzierenden-Perspektive entdecken zu können, begann ich damals die Arbeit an der Seite. Ich versammelte Kuriositäten und orthografische Missgeschicke aus unserer Umgebung.

17vier header altUnd seitdem läuft der Blog so wie heute?

Nein, leider nicht. Zwischendurch gab es immer wieder Phasen, in denen über Wochen nichts veröffentlicht wurde. Erst im Laufe des Jahres 2008 gewann die Seite an Fahrt: Die Beiträge wurden ausführlicher, die Publikationsfrequenz steigerte sich und die Zahl der täglichen Leserinnen begann zu wachsen.

Wieviele Leute erreichst du denn heute täglich und warum sprichst du von Leserinnen und nicht von Lesern? Sind hier nur Frauen unterwegs? 

Inzwischen zähle ich hier täglich mehr als 1000 Besucher, deren Zugriffe in über 55% der Fälle aus Greifswald stammen. Den Frauenanteil schätze ich dabei auf ungefähr 40%. Da ich kein Freund des Binnen-I, der Doppelnennung oder des Unterstrichs bin, mich aber trotzdem um eine gewisse gender fairness bemühen möchte, versuche ich, möglichst fließend zwischen generischem Maskulinum und generischem Femininum zu changieren. Geschlechtergerechte Sprache ist mir grundsätzlich sehr wichtig, Lesbarkeit aber ebenso.

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Thema veröffentlichte ich vor einem knappen Jahr unter dem Titel Die Angst vor der Entmannung. Das war eine Replik auf das antifeministische Plagiat eines inzwischen geschassten Lokaljournalisten und späteren Hilfsangestellten im Bildungsministerium.

“IST DAS NOCH BOHÈME ODER SCHON DIE UNTERSCHICHT?”  

Wieviel Zeit und Energie investierst du in den Fleischervorstadt-Blog? Ist das für dich sowas wie ein Hobby oder eher eine Arbeit?

Inzwischen beides. Der Blog hat sich für mich zu Beginn des Jahres 2009 von einem Hobby zu einer Art Arbeit entwickelt, und zwar aus drei Gründen: Erstens hat sich — nicht zuletzt durch die selbstgenerierte Publikationserwartung der Leserschaft — der notwendige zeitliche Aufwand massiv erhöht. Dieser war irgendwann so groß geworden, dass ich zweitens beschloss, mit dem Blog auch etwas Geld zu verdienen. Seit März 2009 beschäftige ich mich also auch mit der Monetarisierung der Seite. Und drittens habe ich das Gefühl, mich jetzt in diesem Projekt so fest eingerichtet zu haben, dass ich da auch gar nicht mehr einfach so rauskomme.

Viele Organisationen schicken mir Pressemitteilungen oder möchten gern ihre Veranstaltung angekündigt sehen. Ich empfange täglich knapp 100 solcher E-Mails und habe wirklich tüchtig zu tun damit, zu sortieren, auszuwählen und gegebenenfalls etwas zu den Themen zu schreiben.

fleischervorstadt-blog

Neben einer Arbeit ist der Fleischervorstadt-Blog für mich aber nunmehr eine Aufgabe geworden. Die Seite dient ja nicht zuletzt auch dazu, Subkultur in all ihren Ausprägungen sichtbar zu machen, zu vernetzen, zu informieren und zu mobilisieren. Das erfüllt natürlich auch eine dokumentarische Funktion. So fördern Recherchen nach den vielfältigen Ausprägungen sozialer Bewegungen im Greifswald der Neunziger Jahre bedauerlich wenig zu Tage, hingegen sind viele Aspekte Greifswalder Subkultur hier in den vergangenen zwei Jahren festgehalten und für ein mögliches Später bewahrt worden.

Mussten wir beispielsweise damals noch für die Ausstellung Remember Café Quarks die alten Flyer zusammensammeln, Plakate einscannen und Zeitungsartikel entfalten, liegt nun eine umfangreichere — wenn natürlich keineswegs umfassende —  Materialsammlung Greifswalder Subkultur vor. Ansonsten gibt es wenige Seiten, wo sozusagen viel aufgehoben wird, abgesehen von den leider eingeschlafenen Bestrebungen des Lebenwesen-Blogs, der bis dato 11 Ausgaben des Stadtstreichers digital republizierte und damit eine wertvolle Quelle sicherte.

Ja, nun werde aber doch mal bitte konkret! Wieviel Zeit investierst du täglich und wieviel Geld verdienst du mit dem Blog?

Ich bin normalerweise mindestens vier Stunden täglich mit dem Blog beschäftigt. Das beginnt beim Frühstück mit den E-Mails und den ersten Nachrichten des Tages und setzt sich nach getaner Lohnarbeit am frühen Nachmittag fort. Wenn dann kein Plenum ansteht, nicht mit der Band geprobt wird und ich auf keiner Veranstaltung bin, geht es bis zum Abend weiter. „Intern: Der Fleischervorstadt-Blog wird 1000!“ weiterlesen

Podiumsdiskussion: Bürgerjournalisten, sterbende Redaktionen und andere Zankäpfel

Der Fachschaftsrat am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft (IPK) kündigt für das laufende Sommersemester eine Auseinandersetzung mit dem Großthema Netzpolitik an, dem sich mit unterschiedlichen Veranstaltungen genähert werden soll.

ipk fsr

Netzpolitik, das ist ein vielschichtiger Kosmos, der sich in kurzer Zeit und mit unregelmäßiger Beschäftigung kaum erschließen lässt. Aber: Netzpolitik geht uns alle an und ist ein Feld, auf dem sich viel tut! Daher ist es umso begrüßenswerter, dass sich mit dem FSR IPK endlich jemand aus der Deckung gewagt hat und die Ambition an den Tag legt, sich an diesem Komplex abzuarbeiten.

GLÄNZT, ABER SCHMECKT NICHT ALLEN: ZANKAPFEL BÜRGERJOURNALISMUS

Als Auftakt wird morgen um 16 Uhr im Konferenzsaal der Universität Greifswald eine Podiumsdiskussion beginnen. Das Thema der auf nur neunzig Minuten begrenzten Auseinandersetzung lautet Bürgerjournalismus contra Qualitätsjournalismus und greift damit einen der populärsten Zankäpfel auf, die regelmäßig zwischen Bloggern und etablierten Zeitungsjournalisten umhergeworfen werden.

journalismus krise neue medienEs wird um den gewachsenen wirtschaftlichen Druck gehen, mit dem etablierte Zeitungen im Online-Zeitalter konfrontiert werden, um schrumpfende Redaktionen und um vermeintliche Rationalisierungsnotwendigkeiten. Man könnte die Auflösung eines langgedienten journalistischen Modells besprechen und hoffentlich auch die Möglichkeiten, die sich durch eine vernetzte Gemeinschaft und einen neuen Meinungspluralismus ergeben – nicht zuletzt als partizipatorisches Moment in einer Demokratie, die ihr etabliertes Mediensystem als vierte Gewalt definiert.

VIELSEITIGES PODIUM: LOKALBLOGGER, PODCAST-LEGENDE UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLER

Für die Veranstaltung konnten die Organisatorinnen eine interessante Diskussionsrunde zusammenstellen – neben dem Greifswalder Blogger daburna konnte auch Ulrich Meyke eine Zusage abgerungen werden. Letzterer betreibt seit mehreren Jahren von Usedom aus eine Art Watchblog, in dem mit strengem Maß die Arbeit der Ostsee-Zeitung unter die Lupe genommen wird.

Weiterhin wurde Sebastian Jabbusch eingeladen. Der Pirat machte sich in Greifswald als maßgeblicher Geburtshelfer des webMoritz einen Namen, sorgte als Teil der Kampagne gegen den umstrittenen Namenspatron der Uni Greifswald, Ernst Moritz Arndt, für Furore und schreibt derzeit von Berlin aus an seiner Magisterarbeit Liquid democracy in der Piratenpartei. Passend zum Thema wird das Entstehen der Arbeit in einem Blog dokumentiert und reflektiert. Auf der letzten re:publica hielt Jabbusch auch einen Vortrag über liquid democracy.

dongges-jabbusch-pritloveProfessoraler Beistand kommt morgen von Prof. Dr. Patrick Donges, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft. Donges hat zwar in den neunziger Jahren Journalistik studiert, publiziert und arbeitet aber eher in Sachen politischer Kommunikation und ergänzt damit den Diskussionszirkel um einen weiteren Blickwinkel. Donges‘ Publikationsliste ist hier einsehbar.

Der wohl prominenteste Gast des Nachmittags kommt aus den Reihen des Chaos Computer Clubs, ist anerkannter Podcaster (Chaosradio Express), religionsparodistischer Diskordiant und hört auf den Namen Tim Pritlove. Auf den britischen Staatsbürger machte ich schon einmal aufmerksam, als es um Flattr ging und der Podcaster selbst als Gast im Medienradio auftrat.

Exkurs: Pritlove war federführend in die beeindruckende Lichtinstallation Blinkenlights involviert, die zuerst im Berliner Haus des Lehrers (2001) und später in Paris (2002) sowie in Toronto (2008) aufgebaut wurde. Dieser BBC-Bericht zeigt den wohl beeindruckendsten Riesenmonitor in der französischen Hauptstadt.

Der podcastende Ehrengast freut sich auf Greifswald und die Online-Community freut sich auf ihn. Es ist überraschend, wie vielen dieser Name ein Begriff ist und wie viele Leute seiner Einladung zum Hörerinnentreffen antworteten, die der Podcaster erst kürzlich auf seinem Blog veröffentlichte. Denn nach der Podiumsveranstaltung soll es ab 19 Uhr in kleinerer Runde im Café Caspar weitergehen.

WO SIND DIE BETROFFENEN DER OSTSEE-ZEITUNG?

So gut gelungen die Zusammenstellung des Podiums auch sein mag, man kommt nicht umhin, das Fehlen der hiesigen Lokaljournalistinnen der Ostsee-Zeitung zu monieren. Denn gerade an diesem Printprodukt dürften viele Aspekte, die in der Diskussion aufkommen könnten, greifbar werden: seien es die regelmäßig von Ulrich Meyke dokumentierten, sinkenden Verkaufszahlen des Lokalblatts oder der zunehmende Trend zum Multiredakteur, der nicht nur die dpa-Meldungen umschreibt, sondern bald auch noch für die Akquise von Anzeigenkunden verantwortlich ist.

mediacrisisSchon jetzt kursiert das Gerücht, dass auf den Zeitungsfotografen Peter Binder, der jahrzehntelang für die OZ arbeitete und sich nun in Richtung des wohlverdienten Ruhestands knipst, keine neue Fotografin nachfolgen wird. In Zukunft wird also die Bebilderung von den schreibenden Journalisten übernommen – eine Entwicklung, die bei der OZ bereits beobachtbar ist.

Mit Netzpolitik hat sich der Fachschaftsrat ein nahezu unerschöpfliches Themenfeld gewählt, dessen Vielschichtigkeit es erlaubt, auch noch die nächsten Jahre mit einem kontinuierlich laufenden Veranstaltungsprogramm dieser Art zu füllen. Ein Anfang ist gemacht, jetzt bedarf es nur noch Durchhaltevermögens und Kreativität bei den Organisatorinnen. Bitte weiter so!

Fakten: 24.05. | 16 Uhr | Konferenzsaal der Uni (Domstr. 11)

(Illustration: Mark Stivers)

Intern: Schmeicheleien via Flattr

Ist das next big thing der neuen Medien ein seit Monaten auf immer mehr Webseiten integrierter, grün- und orangefarbener Button? Liegen in Diensten für das sogenannte social payment Potenziale für eine noch auszugestaltende Netzökonomie verborgen?

WELCHE REDAKTION PASST ZU MIR?

Eigentlich wollte ich mir nur ein Zeitungsabonnement kaufen und für die vielen Inhalte, die ich Tag für Tag kostenfrei online rezipiere, endlich bezahlen, um so meinen Anteil für eine mediale Vielfalt zu leisten, die auch noch in Zukunft Bestand haben soll. In einer Zeit der einbrechenden Anzeigenpreise und der schier grenzen- und vor allem kostenlosen Verfügbarkeit von Inhalten, wird die Luft der Branche allmählich dünner.

(Bild: turi2)

Doch ein so breites Angebot wie das der deutschen Medienlandschaft birgt auch Entscheidungsschwierigkeiten: Welches Produkt welcher Redaktion passt zu mir? Und gibt es – sofern diese Frage unbeantwortet bleibt – Alternativen zum klassischen Meienkauf oder Abonnement, um mediale Angebote unkompliziert mitzufinanzieren und zu unterstützen?

ANERKENNUNG AUF MIKRONIVEAU

Schon im Juli dieses Jahres war der schwedische social-payment-Dienst Flattr das Hauptthema des Greifswalder Medienstammtisches und der Diskussion unter den Lokalbloggern folgten kurz darauf die ersten Buttons auf den entsprechenden Seiten und Webangeboten. Seit etwa drei Wochen buhlt nun auch der Fleischervorstadt-Blog um Anerkennung auf Mikronivau. Doch was steckt hinter dem Dienst, der in zweinullscher Sperrigkeit dahergetitelt kommt?

(Bild: netzfeuilleton.de)

Die Idee hinter Flattr ist so einfach wie genial: Nach der Registrierung lädt man sein individuelles Konto auf und bestimmt das monatliche Budget, welches verteilt werden soll. Der Minimaleinsatz hierfür beträgt zwei Euro. Die Zahlungen erfolgen quasi auf Knopfdruck, denn das wichtigste Werkzeug des Dienstes sind die Flattr-Buttons, die Mitglieder in ihre medialen Angebote integrieren können.

Ein Klick genügt und schon ist die Anerkennung für das rezipierte Werk, ganz gleich, ob es sich dabei um den Text eines Blogbeitrags, um einen Podcast oder ein Musikstück handelt, zum Ausdruck gebracht worden – man hat etwas beziehungsweise jemanden geflattrt.

DANKBARKEITS-ÖKONOMIE

Am Monatsende wird das im Vorfeld festgelegte Budget durch die Anzahl der getätigten Klicks geteilt und so der monetäre Wert jeder einzelnen digitalen Anerkennung beziffert und auf die Flattr-Konten der auf diese Art gelobten Produzentinnen gebucht. Werden so beispielsweise monatlich zwei Euro verteilt und fünf verschiedene Angebote geflattrt, so hat jeder Klick einen Wert von 40 Cent.

Im offiziellen Video, das den Dienst erklärt, wird dieses Budget mit einem Geburtstagskuchen verglichen, der an eine zu bestimmende Anzahl von Freunden verteilt wird.

Die Flattr-Registrierung ist blitzschnell erledigt und wird durch das erste Aufladen des Kontos abgeschlossen. Diese Startvorbereitung lässt sich dank Moneybooker.com mit einfacher Überweisung, Kreditkarte oder bequem via Paypal erledigen. Danach kann es losgehen mit den klickvermittelten Respektzollungen.

VISIONEN IN ORANGE UND GRÜN

Einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Flattr ist die 32. Ausgabe des großartigen, von Jana Wuttke und dem Medienjournalisten Philip Banse produzierten Podcasts Medienradio.org sehr dienlich. Der bis dato übrigens 218 Mal geflattrte Audio-Beitrag nähert sich in stolzen 140 Minuten dem Thema social payment von verschiedenen Seiten.

Diese Sendung wird durch drei Gäste mit unterschiedlichem Bezug zu Flattr bereichert. Da spricht neben Philip Banse zum Beispiel der Podcaster Tim Pritlove, dem monatlich ungefähr 1000 Euro auf sein Konto flattern. Thomas Haseloff, der seine Diplomarbeit zum schwedischen Bezahldienst schreibt, präsentiert erste Ergebnisse und trifft Aussagen über das Wohlwollen der Nutzer.

Und dann ist da noch der in Greifswald aufgewachsene Leander Wattig, der sich nach einem verlagswirtschaftlichen Studium als Medienblogger profilierte, die Aktion Ich mach was mit Büchern aus der Taufe hob und inzwischen umtriebig medialen Trends und Entwicklungen auf der Spur ist, von crowdfunding bis social payment und zurück.

Im sehr inspirierenden Gespräch zwischen diesen Personen werden die Potenziale, die ein Dienst wie Flattr hervorbringen könnte, skizziert. Was passierte, wenn sich Größen wie facebook oder youtube gegenüber social payment öffnen würden? Wie könnte die Zukunft von Musikern und deren Vertriebsnetz mithilfe von Flattr revolutioniert werden und welche tragende Rolle spielt Microsoft dabei? Oder um Leander Wattig zu folgen: Wie schwimmt man im Fluß der eingangs beschriebenen und wachsenden Umsonst-Kultur mit, statt sich mit Bezahlschranken und unfunktionellen Rechteverwertungssystemen diesem Strom entgegenzustemmen?

(Der empfohlene Podcast kann auch hier direkt heruntergeladen werden)

MEIN PERSONALISIERTES ABONNEMENT

Ich habe mich entschieden und werde nicht wieder zum Abonnenten einer Zeitung oder Zeitschrift, sondern verteile dieses Geld fortan inhalts- statt redaktionsorientiert. Flattr, das ist für mich eine teilrealisierte Vision mit noch vielen unerschlossenen Potenzialen. Es macht glücklich, gute Inhalte mit einem monetären Klick zu belohnen und es ist beflügelnd, von anderen via Flattr gelobt zu werden.

Gerade in Greifswald sind die medialen Veränderungen spürbar: Die einzige Lokalzeitung schreibt sehr erfolgreich an ihren potentiellen Leserinnen vorbei, während die verbliebenen Abonnenten des Krawallblatts sukzessive und ohne Nachfolge aussterben. Für viele Greifswalder hat die Ostsee-Zeitung ihren Stellenwert als erste Informationsinstanz ohnehin eingebüßt; ihr gegenüber stehen fast 30 Blogs und eine Twitter-Gemeinde, die die Auflösung dieses Monopols bedeuten.

Flattr bringt Bewegung und im Einzelfall auch Geld in dieses Szenario und bedeutet für mich eine liebevolle Revolution in Grün-Orange, an der teilzuhaben etwas wirklich Visionäres ist.