„Schon vergessen?“ Gedenkveranstaltung für Eckard Rütz 2016

Vor 16 Jahren wurde der Greifswalder Obdachlose Eckard Rütz von drei jugendlichen Neonazis vor der Mensa erschlagen. Heute findet die alljährliche Gedenkveranstaltung für das Opfer rechtsextremer Gewalt statt.

Heute Nachmittag ruft das Greifswalder Bündnis „Schon vergessen?“ zu einer Gedenkveranstaltung für den vor 16 Jahren ermordeten Eckard Rütz auf. Der Obdachlose wurde in der Nacht vom 24. auf den 25. November 2000 von drei jugendlichen Neonazis im Alter von 16 bis 21 Jahren erschlagen. Die drei Täter malträtierten ihr Opfer damals solange mit Baumstützpfählen, bis es sich nicht mehr bewegte. Als Motiv gab einer der Täter in der späteren Gerichtsverhandlung an, dass Rütz „dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche gelegen“ hätte.

Gedenkveranstaltung für Eckhard Rütz 2014

Für die Veranstaltung werden Redebeiträge von Pfarrer Matthias Gürtler (Domgemeinde St. Nikolai) und Angehörigen der Bündnisse „Schon vergessen?“ und „Greifswald für alle“ angekündigt. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, sich an der heutigen Veranstaltung auf dem Vorplatz der Mensa am Schießwall zu beteiligen.

Das Bündnis „Schon vergessen?“ gründete sich im Herbst 2006, um eine aktive Gedenkkultur in der Hansestadt zu fördern und an die Morde an zwei Greifswalder Obdachlosen zu erinnern. 

Fakten: 25.11. | 18 Uhr| Mensavorplatz (am Schießwall)

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: „Studium und Terror. Jüdische Studierende zur Zeit des Nationalsozialismus“

Seit 1996 wird der 27. Januar im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. In diesem Jahr steht jüdische Studierende im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Seit 1996 etablierte sich an diesem Tag auf Anregung des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog das jährliche Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, an dem sich die Stadt Greifswald und die Universität mit eigenen Veranstaltungen beteiligen und dabei unterschiedliche Opfergruppen sichtbar machen.

gedenktag ns opfer greifswald

In diesem Jahr wird in besonderer Weise an das Schicksal jüdischer Studierenden erinnert. Diese Opfergruppe steht im Zentrum zweiter Vorträge, die bei der Gedenkveranstaltung im Rathaus gehalten werden. Zunächst wird die Historikerin und Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin Dr. Juliane Deinert (Universität Göttingen) einen Einblick in die generelle Lage der verfolgten Studierenden im Deutschen Reich während der NS-Zeit geben und dabei besonders die jüdischen Studierenden im Blick haben. Anschließend wird der Historiker Jan Mittenzwei (Universität Greifswald) auf die spezielle Situation in Pommern eingehen und seine Forschungsergebnisse über die Situation der Studierenden im nationalsozialistischen Greifswald vorstellen.

Es moderiert Prof. Stefan Beyerle (Universität Greifswald). Für das musikalische Rahmenprogramm werden Lehrende und Lernende der Universität Greifswald und der Musikschule angekündigt.

Fakten: 27.01. | 19 Uhr | Rathaus

Schon vergessen?! Gedenkveranstaltung für Eckard Rütz 2015

Heute Nachmittag findet auf dem Vorplatz der Mensa eine Gedenkveranstaltung statt, um an den Tod von Eckard Rütz zu erinnern, der dort in der Nacht vom 24. zum 25. November 2000 von drei Neonazis ermordet wurde.

Gedenkveranstaltung für Eckhard Rütz 2014

Damals erklärten die zu verhältnismäßig milden Freiheitsstrafen verurteilen Täter, dass sie dem Obdachlosen, der dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche gelegen hätte, eine Lektion erteilen wollten. Die Neonazis schlugen mit armdicken Holzpfählen mehrmals auf den Kopf des Mannes ein, bis dieser sich schließlich nicht mehr bewegte. Nachdem die Täter zwischenzeitlich geflohen waren, kehrten sie aus Angst vor einer Anzeige zurück und attackierten den Obdachlosen erneut. Eckard Rütz starb kurz darauf an den Kopfverletzungen, die so verheerend gewesen sein sollen, dass der Schädel bei der Obduktion auseinanderfiel. Der Mord an Eckard Rütz war der zweite Obdachlosenmord im Jahr 2000 — bereits fünf Monate zuvor erschlugen drei Jugendliche, die ebenfalls der rechten Szene zugeordnet wurden, den Obdachlosen Klaus-Dieter Gerecke in der Gützkower Straße. Das Bündnis Schon vergessen?! etabliert seit 2006 das öffentliche Gedenken an Eckard Rütz und setzte sich erfolgreich für einen Gedenkstein am Mensavorplatz ein.

Im Aufruf zur diesjährigen Veranstaltung wird nicht nur auf die menschenfeindlichen Einstellungen der Täter Bezug genommen, sondern auch auf aktuelle Instrumentalisierungstendenzen von rechts hingewiesen: So konnte man in den vergangenen Wochen beobachten, wie die Situation obdachloser Menschen durch Gruppen wie FFDG oder „Greifswald wehrt sich“ für die Kommunikation rassistischer Einstellungen vereinnahmt wurde. „Diese scheinheilige Fürsorge ließ solange auf sich warten, bis man aus ihr den Profit des Fremdenhasses schlagen konnte.“

Fakten: 25.11. | 17 Uhr | Vorplatz der Mensa am Schießwall

Gedenkgang: „Licht ins Dunkel — kein Vergessen“

Am kommenden Montag lädt das Bündnis „Greifswald für alle“ zu einem Gedenkgang entlang der Stolpersteine durch die Innenstadt ein. 

gedenkgang greifswald für alleSeit September versammeln sich in Greifswald regelmäßig Neonazis, Rassisten und „besorgte Bürger“, um gemeinsam in Dresdener Manier in der Hansestadt aufzutreten. Diese von den Gruppen FFDG und „Greifswald wehrt sich“ organisierten Aufzüge riefen von Beginn an die lokale Zivilgesellschaft auf den Plan. Inzwischen wurde das Bündnis „Greifswald für alle“ gegründet, um den kontinuierlichen Protest gegen die rechten Versammlungen zu organisieren.

Am kommenden Montag organisiert das Bündnis einen Gedenkgang durch Greifswald. Das Datum ist historisch aufgeladen. Mit dem Gedenkgang soll einerseits an die naheliegenden dunklen Zeiten in Deutschland erinnert werden, andererseits wird der Anschluss an die lichten Momente des 9. Novembers 1989 gesucht. Bei diesem Gedenken dürfen Fremdenfeindlichkeit und die Ausgrenzung von Asylsuchenden keinen Platz in Deutschland und in Greifswald haben. In dem Aufruf heißt es weiter: „Wenn sich der Ungeist wieder meldet, wollen und dürfen wir nicht wegschauen.“

Der Gedenkgang wird entlang der seit 2008 vom Künstler Gunter Demnig in der Innenstadt verlegten Stolpersteine führen. Diese haben ihrerseits auch schon dunkle und lichte Zeiten hinter sich: Nachdem mutmaßliche Neonazis diese Gedenksymbole in der Nacht zum 9. November 2012 entfernt hatten, wurden sie und weitere Stolpersteine im Mai 2013 — nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion — am Tag des Grundgesetzes neuverlegt. Inzwischen zählt man in Greifswald insgesamt 27 Stolpersteine an 17 unterschiedlichen Orten.

Mehr zum 9. November ist im Artikel München, Rostock, Wolgast? Das Problem heißt auch Kontinuität! (Fleischervorstadt-Blog, 07.11.2012) zu lesen. Kerzen und Lampions sind bei dem Rundgang als Zeichen für Erinnerung und Menschlichkeit erwünscht.

Fakten: 09.11. | 18 Uhr | Rubenow-Platz

Gedenkveranstaltung für getöteten Obdachlosen Klaus-Dieter Gerecke

Vor fünfzehn Jahren wurde Klaus-Dieter Gerecke in der Gützkower Straße von drei neonazistischen Jugendlichen in den Tod geprügelt. Zum 15. Todestag des Obdachlosen findet heute eine Gedenkveranstaltung am damaligen Tatort statt.

Der damals 47-Jährige wurde in der Nacht vom 23. zum 24. Juni 2000 in der Gützkower Straße von den drei Jugendlichen so schwer verprügelt, dass er schließlich an den massiven Schädel-, Gesichts- und Rippenverletzungen, die er dabei erlitten hatte, verstarb. Heute erinnert an Gerecke nur noch eine Gedenkplatte, deren Inschrift fast vollständig verblichen ist.

Gedenkstein Klaus Dieter Gerecke(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Die Initiative „Uni ohne Nazis Greifswald“ ruft alle Greifswalder und Greifswalderinnen, die Universität, den Bürgermeister, Vereine, Initiativen, Gruppen, Bündnisse, Parteien und sonstige Zusammenschlüsse der Stadt dazu auf, heute um 18 Uhr zum Gedenken an Klaus-Dieter Gerecke in der Gützkowerstraße auf. Ähnlich wie bei Eckard Rütz müsse auch das Gedenken an Klaus-Dieter Gerecke aufrechterhalten, die neonazistische Gesinnung der Täter eindeutig genannt und die bisherige Greifswalder Gedenkpolitik kritisch betrachtet werden.

Fakten: 24.06. | 18 Uhr | Gützkower Str. 38

Schon vergessen? Gedenkveranstaltung für getöteten Obdachlosen in Greifswald

Das Bündnis Schon vergessen? organisiert heute eine Gedenkveranstaltung, um an den Tod von Eckard Rütz zu erinnern, der in der Nacht vom 24. zum 25. November 2000 auf dem Mensavorplatz von drei Neonazis ermordet wurde.

Gedenkveranstaltung für Eckhard Rütz 2014

Damals erklärten die zu verhältnismäßig milden Freiheitsstrafen verurteilen Täter vor Gericht, dass sie „Schon vergessen? Gedenkveranstaltung für getöteten Obdachlosen in Greifswald“ weiterlesen