Lesung: Abwärts!

Zwei Tage vor der Landtagswahl lädt das Fallada-Haus zu einer politischen Lesung der Literaturzeitschrift Abwärts! ein.

Literatur muss kein zeitlos schöner Sinnentwurfslieferant sein, sondern kann sich auch aktuell, direkt, kritisch und politisch auf die Gegenwart beziehen. „Heiß“ soll sie sein, wie es in den Worten der Einladung zu der politischen Lesung heißt. Vorgetragen werden dort Texte des Berliner Herausgeberinnen-Kollektivs der Literaturzeitschrift Abwärts!, das aus Katja Horn, Robert Mießner, Bert Papenfuß, Alexander Pehlemann, Kai Pohl, Stefan Ret, Kristin Schulz, Hugo Velarde und Karsten Wildanger besteht.

lesung abwaerts greifswald

Die derzeitigen politischen Entwicklungen seien beängstigend. Gegen das Erstarken rechter Positionen müsse ein Zeichen gesetzt werden. Und noch eins. Und noch eins. Auch in der Kunst. Anlässlich der anstehenden Landtagswahlen bringt das Herausgeberinnen-Kollektiv ein Sonderheft zum Thema AfD heraus. In der Hoffnung, der AfD wenigstens „das ein oder andere Prozent abzuluchsen“, versammeln die Autoren in ihrer Septemberausgabe „Pamphlete, Kommentare, Tiraden, Essays, Gedichte, Karikaturen und andere Explosivstoffe“. Es liest Christiane Kiesow.

Fakten: 02.09. | 20 Uhr | Fallada-Haus (Steinstr. 48) | frei

Thomas Hettche erhält Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis 2016

Der Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird in diesem Jahr dem Schriftsteller Thomas Hettche verliehen.

Seit 1998 verleiht die Stadt Greifswald alle zwei Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Wolfgang-Koeppen-Preis. Mit der Auszeichnung wird ein literarisches Wirken gewürdigt, „das in ähnlicher Weise wie das Werk Wolfgang Koeppens dem unvollendeten Projekt der literarischen Moderne verbunden, seiner Zeitgenossenschaft eingedenk bleibt und nicht zuletzt in seiner sozialen Sensibilität dem Werk Koeppens vergleichbar ist.“ Die Prämierten werden von der vorherigen Preisträgerin vorgeschlagen. Im Fall Hettches war das der Schriftsteller Karl-Heinz Ott.

Thomas Hettche Koeppenpreis

(Foto: © Stiftung Schloss Leuk/Thomas Andenmatten)

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Lesung: Christopher Dietrich und sein satirischer MV-Reiseführer „Unendliche Weiten“

Am Mittwoch stellt der Kabarettist Christopher Dietrich sein satirisches Heimatbuch Mecklenburg-Vorpommern & Ostsee: Unendliche Weiten im Koeppenhaus vor.

Christopher Dietrich gewinnt seine Inspiration und die Ideen für seine Texte auf Wanderungen durch mecklenburgische Landschaften und vorpommersche Dörfer. Der studierte Germanist und mehrfach ausgezeichnete Kabarettist (Dietrich & Raab) veröffentlichte im Juli einen satirischen Reiseführer über Mecklenburg-Vorpommern, den er dem Greifswalder Publikum im Koeppenhaus am Mittwochabend mit einer ebenso bissigen wie amüsanten Mischung aus Kabarettprogramm und Lesung präsentieren wird.

cover christopher dietrich

In Unendliche Weiten (2015), einem rasanten Roadtrip durch das nordöstlichste Bundesland der Republik, führt der Rostocker Kabarettist sein Publikum auf der Suche nach einem Nachfolge-Slogan für die „M-V tut gut“-Kampagne zu „allen wichtigen und vielen unwichtigen Orten Mecklenburg-Vorpommerns“ und versucht zu beweisen, dass seine Heimat mehr als Fischbrötchen und Plattenbau zu bieten hat. Eingebettet in die Geschichte um den wortkargen Fremdenführer Lutz Borchert und einen übereifrigen Mitarbeiter des Ministeriums, porträtiert Christopher Dietrich das tapfere Bundesland, „in dem morgens die Sonne auf- und abends die Werft untergeht.“

Fakten: 02.09. | 20 Uhr | Koeppenhaus | 5/3 EUR

Lesung mit Thomas Meinecke: „Arbeitstitel Sex“

Der Münchener Popautor Thomas Meinecke ist wieder da und liest im Rahmen eines Workshops aus seinem derzeit entstehenden Roman Arbeitstitel Sex.

Im Rahmen des wissenschaftlichen Workshops Schreibweisen der Gegenwart: Pop, Blogs, Social Media, der am Montag im Krupp-Kolleg stattfindet, liest Thomas Meinecke im Sótano am Marktplatz aus seinem neuen Romanmanuskript, das den „Arbeitstitel Sex“ trägt. Die Moderation des sich anschließenden Autorengesprächs übernimmt Prof. Eckhard Schumacher.

Thomas Meinecke live

(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2012)

Der 1955 in Hamburg geborene Thomas Meinecke war von 1978 bis 1986 Mitherausgeber und Redakteur des Avantgarde-Fanzines Mode & Verzweiflung. Später schrieb er Kolumnen für die ZEIT und veröffentlichte mehrere Romane, unter anderem Tomboy (1998), Jungfrau (2008) und Lookalikes (2011) im Suhrkamp Verlag. Doch Thomas Meinecke schreibt nicht nur, sondern ist auch musikalisch umtriebig und hat mit seiner 1980 gegründeten Band Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.) und als Solomusiker mehr als zwei Dutzend Platten aufgenommen. Wer in den vergangenen Jahren die Radiosendung Zündfunk Nachtmix (BR 2) verfolgte oder dann und wann auf dem Hoffest der Germanistik weilte, konnte den unter anderem mit dem Düsseldorfer Literaturpreis ausgezeichneten Thomas Meinecke in Greifswald auch schon als DJ erleben.

Fakten: 13.07. | 19 Uhr | Sótano (Markt 3) | frei

Und misch‘ die da oben richtig auf. Zum Tode von Günter Grass

Lieber Günter Grass, in großer Dankbarkeit und tiefer Trauer denken wir heute an Dich. Ohne Deine Initiative und langjährige Unterstützung gäbe es das Koeppenhaus nicht. Mach’s gut — und misch die da oben richtig auf… 

Am 23. Juni 1906 wird Wolfgang Koeppen in der Bahnhofstraße 4 geboren. Als im Jahr 1999 die Hanse- und Universitätsstadt das Haus erwirbt und aufgrund der hohen Sanierungskosten nur ein Abriss geboten scheint, berichten die Lübecker Nachrichten auf ihrer Kulturseite von dem desolaten Zustand des Hauses. Glücklicherweise nimmt auch Nobelpreisträger Günter Grass Notiz von dieser Meldung. Ebenso wie sein Schriftstellerkollege Peter Rühmkorf, schätzt Günter Grass Wolfgang Koeppen als einen bedeutenden deutschen Romancier der Nachkriegszeit. Sie gründen die Wolfgang- Koeppen-Stiftung, um die Erinnerung an den Schriftsteller und sein Werk wachzuhalten. In Gerhard Schröder finden beide einen weiteren Prominenten, der sich für die Sicherung und den Erhalt von Koeppens Geburtshaus stark macht. Bund und Land renovieren das Haus und im November 2002 beziehen die neuen Mieter, das Literaturzentrum Vorpommern und das Wolfgang-Koeppen-Archiv, das so genannte „Koeppenhaus“.

Günter Grass Greifswald(Foto: Literaturzentrum Vorpommern)

Seit über 12 Jahren betreibt das Literaturzentrum mit rund 100 Veranstaltungen das Koeppenhaus und wird bei der Ausrichtung der jährlichen „Greifswalder Koeppentage“ zu Ehren des Autors Wolfgang Koeppen durch die Wolfgang-Koeppen-Stiftung ebenso unterstützt, wie 2006 bei einer bundesweiten Petition zum Erhalt des Hauses, nachdem die Fördermittel gekürzt werden sollten. 2011 konnten wir Günter Grass zuletzt bei den Koeppentagen in Greifswald begrüßen als Teilnehmer der Diskussion „Jeder ist Lobbyist. Das Spannungsverhältnis von Interessen und Demokratie“.

Unser Dank gilt Günter Grass für die jahrelange großzügige Unterstützung und Begleitung der Arbeit im Koeppenhaus. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seiner Familie und seinen Wegbegleitern.

Literaturzentrum Vorpommern im Koeppenhaus, Greifswald, 13.04.2015

Lutz Seiler liest im Pommerschen Landesmuseum aus „Kruso“

Am 8. April las Lutz Seiler im Pommerschen Landesmuseum aus seinem, von Beifall und der Krönung mit dem Deutschen Buchpreis umspülten, ersten Roman „Kruso“. Kulisse und Rahmen war die derzeit dort laufende Ausstellung Zwei Männer — ein Meer: Pechstein und Schmidt-Rottluff an der Ostsee.

Lutz Seiler im LandesmuseumNahe liegt es allemal: die Ausstellung zeigt Werke der beiden Expressionisten, die mit ihrer malerischen Liebe zum Meer einen ähnlich zwingenden Bezug zur Ostsee haben wie der im kleinen Kosmos der Saisonkräfte Hiddensees angesiedelte Roman Kruso. Nicht zuletzt basiert Seilers Buch mit seiner Bezugnahme zu Robinson Crusoe, im Kern auch auf der Beziehung zwischen zwei Menschen – dort: Freitag und Robinson, hier: der Protagonist Ed und sein Freund Kruso.

Ein Leseerlebnisbericht von Martin Hiller

Die von Prof. Dr. Eckhard Schumacher moderierte Lesung bot sowohl dem eingeweihten, als auch dem in der Sache dieses Romans noch unbelesenen Publikum auf- und anschlussreiche Einblicke. In zwei Blöcken, an die sich jeweils eine Interviewsituation mit Prof. Schumacher anschloss, las Lutz Seiler erst aus dem Anfang, dann aus dem hinteren Teil des Buches. Aus dem von ihm so genannten „Hauptteil“ las er nicht. Das tat dem Bann, den seine dichte Sprache auslöst, keinerlei Abbruch.

Kruso ist so ein Buch, das einen in seinem Umfangreichtum – gesotten in Recherche, Erfahrung und schriftstellerischem Handwerk – für eine gute Weile einnimmt, sich in die Welt des Lesers hineinwirkt und jene im Licht seines literarischen Tons neu glänzen lässt: Ein Buch, in dem es sich ein gutes Leseleben führen lässt, dessen metaphernreiche Sprache einem mit der Zeit heimlich auch auf die eigene Zunge schleicht; ein Roman, der mehr ist, als nur eine genüssliche Insellektüre auf dem Nachttischchen. Man muss sich hier erlauben, zu sagen: ein Roman wie eine Insel.

Künstler, Punks und Steilküstenschlenderer

Kruso faltet sein Geschehen über knapp 500 Seiten auf der Insel Hiddensee auf. Hiddensee – das ist die Insel der Tagestouristen, Steilküstenschlenderer und vom Inselwetter ganz wonnig gewordenen Gaststätteneinkehrer. Dieses sanddornsatte Eiland mit der Form eines Seepferdchens war zu DDR-Zeiten aber auch Künstlerkolonie und Sommerresidenz der Republik-Punks, die halbnackt und besoffen ums Strandfeuer kajohlten. Am obersten Ostrand der Republik, mit der weiten See unterm Kinn und dem gegenüberliegenden Dänemark vor der Nase, schlug auch damals schon das Fernweh zwei Gänge höher in der Brust – war es auf dem Festland doch eher verhältnismäßig eingezäumt. Ein süßer Duft von Aufbruch und eine milde Ahnung von Anarchie umfloren auch heute noch die Verheißung dieser, wenn nicht gar jeder Insel. „Lutz Seiler liest im Pommerschen Landesmuseum aus „Kruso““ weiterlesen