Montagsdemonstrationen erreichen Greifswald

Nachdem die neue „Friedensbewegung“ vor einer Woche das erste Mal in Rostock demonstrierte, war es nur eine Frage der Zeit, bis die sogenannten Montagsdemonstrationen ihren Weg auch nach Greifswald finden würden. Heute Abend um 19 Uhr ist es soweit — auf dem Marktplatz findet Greifswalds erste Montagsversammlung statt.

KRUDE WORTBEITRÄGE: MANIPULIERTE MEDIEN, CHEMTRAILS UND DIE ROTHSCHILDS

Obwohl die Montagsdemonstrationen seit 1989 hierzulande eigentlich einen ganz guten Ruf genießen und auch ihre erste Neuauflage — die seit 2004 bundesweit gegen die Hartz-IV-Gesetze gerichteten Demonstrationen — gesellschaftliche wie mediale Resonanz fanden, gestaltet sich der Fall bei der neuen „Friedensbewegung“ ungleich schwieriger. Aktivisten dieser neuen „Bewegung“ beklagen, dass ihr Anliegen von den mehrheitlich in amerikanischem Besitz befindlichen deutschen Mainstream-Medien ignoriert werden würde, und forderten ihre Anhänger dazu auf, dieses Problem durch vehementes Auftreten auf den Medienseiten sozialer Netzwerke anzugehen.

Aluminiumhut

Doch die neue Strömung wird auch heftig kritisiert. Das beginnt bei der dominierenden Rolle, die Jürgen Elsässer (Compact) und Ken Jebsen (KenFM) im Kosmos der neuen Montagsdemos spielen, und setzt sich bei den Inhalten einiger Redebeiträge fort, in denen wahlweise der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (FED) oder der Familie Rothschild die Schuld an sämtlichen Kriegen der vergangenen 100 Jahre zugeschrieben wurde.

„Montagsdemonstrationen erreichen Greifswald“ weiterlesen

Rettet die Brinke! Mehr als 200 Greifswalder demonstrieren für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Gebäudeensembles

Bei bestem Frühlingswetter trafen sich am heutigen Vormittag mehr als 120 Greifswalder auf dem Fischmarkt, um gemeinsam für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Häuserensembles in der Brinkstraße 16-17 zu demonstrieren.

Nach der Auftaktkundgebung zog der in jeder Hinsicht vielfältige und schließlich auf über 200 Personen angewachsene Demonstrationszug durch die Innenstadt bis auf den Marktplatz, von wo es schließlich weiter durch den Schuhagen und in die Fleischervorstadt ging. „Rettet die Brinke! Mehr als 200 Greifswalder demonstrieren für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Gebäudeensembles“ weiterlesen

Greifswalder Jugendliche rufen zum Protest gegen befürchteten Kahlschlag in der Jugendarbeit auf

Schon wieder eine Mahnwache, schon wieder geht es um fehlendes Geld und eine ungewisse Zukunft. Doch diese Woche ist es nicht der AStA, der den Protest initiiert — es sind Greifswalder Jugendliche, die morgen gleich zu zwei Mahnwachen vor dem Rathaus aufrufen. Dort tagt ab 18 Uhr der Finanzausschuss in einer Sondersitzung, um über den Haushalt des kommenden Jahres zu beraten.

TEILE EINER GESCHICHTE, DIE SPÄTER VON ÄLTEREN „FRÜHER-WAR-ALLES-BESSER“-FREUNDEN ERZÄHLT WIRD 

Es gibt ein Defizit von neun Millionen Euro, das weggekürzt werden muss. Durch die bevorstehenden Sparmaßnahmen gilt die Finanzierung der freien Jugendarbeit als akut gefährdet. Die Streichung der bereits gekürzten Mittel würde für die beiden Jugendzentren Labyrinth und Klex das Aus bedeuten.

Eine lebendig genutzte Fahrradwerkstatt, gesellschaftlich aktive Pfadfindergruppen, selbstorganisierte Konzerte, Volxküchen, ein Filmclub, Proberäume mit Aufnahmemöglichkeiten und vor allem Raum für Begegnungen vieler Interessen unter einem Dach — das alles wäre dann Teil einer Geschichte, die zukünftige Jugendgenerationen höchstens noch aus den Erzählungen ihrer etwas älteren „Früher-war-alles-besser“-Freunde kennenlernen könnten, während sie in Ermangelung geeigneter Räume am Museumshafen herumlungern und anderen auf die Nerven gehen.

Es geht nicht um neun Millionen für die Jugendarbeit, es geht auch nicht um eine Million — zur Disposition steht ein Betrag von nur 200.000 Euro. Dass die Stadt diesen übernimmt, ist aber Voraussetzung dafür, dass auch die anderen Förderbeträge vom Landkreis und dem Sozialministerium fließen können.

Dabei handelt es sich um insgesamt 600.000 Euro – also 75 Prozent der Gesamtausgaben, eine ähnliche Quote wie bei vielen Greifswalder Baumaßnahmen (Stichwort: Zugbrücke über den Ryck). Mit diesem Geld wurden bisher die Schulsozialarbeit sowie die Jugendsozialarbeit im Labyrinth und im Klex finanziert.

WENN SCHON NIEMAND VOR SCHAM IM BODEN VERSINKEN WILL, KANN MAN SICH AUCH AUS WUT ERHEBEN 

800.000 Euro, auf dieses Niveau wurde die freie Jugendarbeit in den vergangenen Jahren bereits heruntergekürzt. Zahlreiche kleinere Vereine und Initiativen mussten wegen fehlender Förderungen ihre Arbeit einschränken oder ganz einstellen.

Als Dezernent für Jugend (!), Soziales, Bildung, Kultur und öffentliche Ordnung müsste man angesichts dieser Zahlen vor Scham im Boden versinken, doch Ulf Dembski (SPD) ist noch immer da. Derzeit ist er schwer mit der Kita-Krisen-Reform beschäftigt, die ihn in den vergangenen Monaten ins Straucheln gebracht hat. Wenn aber schon niemand vor Scham versinken will, kann man sich auch aus Wut erheben — zumindest erstmal vorsichtig aus dem Sessel des Jugendzentrums.

Kürzungen der Jugendarbeit

An Wutgründen besteht kein Mangel. Da wäre zum Beispiel das Technische Rathaus, ein Bauprojekt, dessen Kosten sich inzwischen von sechs auf fast vierzehn Millionen mehr als verdoppelt haben. Personelle Konsequenzen für das finanzielle Fiasko sucht man auf verantwortlicher Seite der Stadt vergebens.

Der in den Skandal maßgeblich involvierte ex-Baudezernent Reinhard Arenskrieger (CDU) ist heute Vizepräsident des Landesrechnungshofes und Egbert Liskow (CDU) blieb trotz unwahrer Aussagen im anschließenden Untersuchungsausschuss Präsident der Greifswalder Bürgerschaft. Wie und vor allem was wird man, wenn einem soviel Rückgrat vorgelebt wird? Man versetze sich nur einmal in die Lage des verantwortlichen Proton-Mitglieds (so heißt die Konzertgruppe im Klex), das dem Plenum die plötzliche Kostensteigerung einer Veranstaltung von 600 Euro auf fast 1400 Euro erklären müsste. Ich würde höchst ungern tauschen wollen!

POLLERDIENSTE STATT TRISTESSE

Wütend kann auch die Posse um den Superpoller in Wieck machen, dessen Kosten sich inzwischen fast auf den zur Disposition stehenden Betrag belaufen. Die Angst davor, keinen Raum zur individuellen Entfaltung zu haben, ist offenbar so groß, dass die Jugendlichen sogar dazu bereit sind, ihr ehrenamtliches Engagement für die Stadt Greifswald auszuweiten, um fortan — ausgestattet mit Schlagbaum und Warnweste — Pollerdienst an der Wiecker Brücke zu leisten.

Bedingung dieses zynischen Vorschlags ist natürlich, dass ihnen die benötigten 200.000 Euro für die Sicherstellung ihrer Vereine und Freiräume gewährt würden.

(Foto: privat)

„Die freie Jugendarbeit ist kein Luxus, sondern notwendig für eine funktionierende demokratische Gesellschaft. Sie knüpft da an, wo es der Schule nicht möglich ist, Jugendliche zu erreichen.“ Mit diesen Worten rufen die Nutzer und Besucherinnen des Labyrinths und des Jugendzentrums Klex dazu auf, sich morgen vor dem Rathaus einzufinden und gemeinsam auf die prekäre Lage der Jugendarbeit in Greifswald aufmerksam machen.

Das Klex ist ein „essentieller Kulturraum“, die Jugend ist unsere Zukunft — und Du solltest morgen unbedingt auf dem Marktplatz sein, um allen zu zeigen, wie viele Menschen von diesen Mittelstreichungen betroffen sind und wie gut solche Pläne ankommen!

Fakten: 04.12. | 7-20 Uhr | Marktplatz

Es gibt morgen zwei Mahnwachen auf dem Marktplatz. Zur ersten (7-17 Uhr) rufen Nutzerinnen und Besucher des Klex und des Labyrinths auf. Die zweite Mahnwache von 17-20 Uhr hat der Stadtjugendring angemeldet.

Und immer weiter: Mahnwache gegen NPD vor der Kreistagssitzung

Am Montag wird wieder der Kreistag Vorpommern-Greifswald in der Stadthalle tagen. Wie schon alle bisherigen Sitzungen in Greifswald, wird auch das morgige Treffen von einer Mahnwache gegen die Präsenz der NPD im Kreistag begleitet werden.

Diese Mahnwache wurde von den Grünen angemeldet und findet zwischen 15 Uhr und 16 Uhr vor der Stadthalle statt. In einer Pressemitteilung ruft Michael Steiger (Die Grünen) dazu auf, sich an dem friedlichen Protest zu beteiligen: „Gerade die unverhohlene Freude der Nazis über das Herausbrechen sämtlicher Stolpersteine in Greifswald in der Nacht zum 09.11.12 gemahnt uns, der Menschenverachtung und dem Rassismus der NPD entgegen zu treten.“

npd kreiostag abwählen

Wer beabsichtigt, an der Mahnwache teilzunehmen und sich offen gegen die NPD zu positionieren, sollte wissen, dass Neonazis — wie zum Beispiel der in Greifswald studierende Marcus G. — bei den vergangenen Veranstaltungen dieser Art immer wieder versucht haben, die Protestierenden zu fotografieren. Es ist daher anzuraten, sich in jeder Hinsicht wettergerecht zu kleiden.

(Foto: Gruene HGW-Vorpommern, 12/2011)

Fakten: 03.12.| 15 – 16 Uhr | vor der Stadthalle

Mahnwache gegen NPD-Präsenz im Kreistag: „Wir brauchen keine Nazis!“

Eine Gruppe aktiver Greifswalderinnen ruft dazu auf, am kommenden Montag die Sitzung des Kreistags mit einer Mahnwache zu begleiten. Mit der Aktion soll gegen die Präsenz von NPD-Mitgliedern im Parlament protestiert werden, die nicht zur Normalität werden darf.

AKTIVER EINSATZ GEGEN RASSISMUS UND GRUPPENBEZOGENE MENSCHENFEINDLICHKEIT WEITERHIN ERFORDERLICH 

Unter dem Motto Wir brauchen keine Nazis! wollen die Initiatoren Neonazis aus Greifswald und der Region daran erinnern, dass sie hier nicht willkommen sind, und darauf aufmerksam machen, dass es auch weiterhin erforderlich ist, „sich aktiv und tatkräftig dem Rassismus, Nationalismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenzustellen“.

npd kreiostag abwählen

Mit der Aktion möchte man an den zivilgesellschaftlichen Rückenwind der Menschenkette von Pasewalk bis Viereck anlässlich des Pressefestes der NPD-Zeitung Deutsche Stimme am 11. August anknüpfen, wo fast 2000 Menschen endlich einmal sichtbar und medienbegleitet gegen die NPD protestierten. Auch die Mitglieder des Kreistags Vorpommern-Rügen, die am vergangenen Montag beherzt mehrere Neonazis aus dem Saal drängten, nachdem diese dort für Furore gesorgt hatten, haben die Aktion inspiriert.
Werbung



Bei der ersten Greifswalder Kreistagssitzung Anfang Dezember 2011 kam es zu tumultartigen Szenen, nachdem anwesende Neonazis und Kreistagsabgeordnete der NPD mehrere Demonstranten angriffen, die während der Sitzung ein Transparent entrollten und dem NPD-Abgeordneten Michael Andrejewski, einem der geistigen Brandstifter von Rostock Lichtenhagen, das Wort wegzupfeifen versuchten (mehr dazu im Beitrag Nazi-Angriff im Kreistag: “Wenn du nicht zur Seite gehst, fliegst du!”).

Bei der geplanten Aktion am kommenden Montag wird es allerdings ruhiger zugehen. Die Mahnwache wird die Kreistagssitzung draußen auf der Treppe begleiten und bis etwa 16 Uhr andauern.

(Foto: Gruene HGW-Vorpommern, 12/2011)

Fakten: 10.09. | 14.30 – 16 Uhr | vor der Stadthalle

Anti-Atom-Mahnwachen gehen weiter

Seit nunmehr zwei Wochen finden sich montags auf dem Greifswalder Marktplatz Menschen zu einer Mahnwache zusammen, um gemeinsam der Opfer der japanischen Atomkatastrophe zu gedenken, ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen und die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg zu unterstreichen.

fukushima mahnwache

Diese Mahnwachen, an der sich in den beiden vergangenen Wochen viele Leute beteiligten, werden noch bis einschließlich 18. April durchgeführt. Eine Woche später, am Ostermontag, wird anlässlich des 25. Jahrestages von Tschernobyl in Lubmin eine Demonstration stattfinden. Die Organisatorinnen rufen zur Beteiligung an den Mahnwachen auf und ermuntern dazu, Freunde und Bekannte, weiße Kerzen und Transparente mitzubringen.

Die Greifswalder Grünen offerieren inzwischen eine Druckvorlage für Mahnwachen-Flyer.

Fakten: 28.03. | 18 Uhr | Marktplatz