Bekennerschreiben aufgetaucht: „Wo Unmögliches wahr wird, wird Widerstand zur Pflicht!“

Gestern Abend erreichte ein Bekennerschreiben der Gruppe Kommando Lachs mit Kaviar mehrere Greifswalder Online-Medien. Die bis dato unbekannte Organisation versuchte gestern Nachmittag, den vom AStA in der Mensa veranstalteten „Markt der Möglichkeiten“ für sich zu vereinahmen, um den „massiven Linksruck an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald einzudämmen“ und „etliche Erstsemester davor zu bewahren, sich ihre Karrieren zu versauen“.

Ziel der Aktion sei es gewesen, „einen Fortschritt bei der Wahrung brauchbaren Humankapitals für die freie Wirtschaft“ zu erlangen.

Glücklicherweise kam es nicht dazu, denn die „Gutmenschen der studentischen Selbstverwaltung (insbesondere des linksradikalen AStAs)“ waren aufmerksam genug, diesem Treiben schnell ein Ende zu setzen. Die AStA-Vertreter standen dabei unter selbstgeneriertem Erfolgsdruck, denn schon beim letzten Markt der Möglichkeiten im Oktober 2010, kam es zu Zwischenfällen, als Vertreterinnen einzelner studentischer Initiativen versuchten, die quietschvergnügte Selbstvorstellung Greifswalder Vereine und überregionaler Firmen mit kreidefarbener Gehweg-Agitation aufzubrechen.

Damals gelang es in letzter Minute, die Propaganda-Aktion abzubrechen und Schaden von der Studierendenschaft abzuwenden. Das Werk der Agitatoren blieb unvollständig („GrIStu“).

Gestern traten die Schwarzhemden des AStA ge- und entschlossen gegen die Störenfriede auf, kollaborierten dabei sogar mit Mitgliedern des Studentenklubs Kiste und konnten so dem Spuk auf souveräne Art und Weise ein schnelles Ende bereiten. Studierende bekamen eindrucksvoll vorgeführt, wieso sie wählen gehen und dass eine starke Führung in schweren Zeiten unabdingbar ist.

markt der möglichkeiten 2010/11

(Foto: webMoritz, 2010)

Mittlerweile ist dem Fleischervorstadt-Blog auch ein Video zugespielt worden, das zeigt, wie die Vertreter des AStA vor dem Eintreffen ihrer drohkulissenhaften Verstärkung mit den Wirtschaftsfanatikern diskutieren und sie des Platzes verweisen wollen.

Abschließend sei an dieser Stelle noch auf das vollständige Bekennerinnenschreiben verwiesen: „Bekennerschreiben aufgetaucht: „Wo Unmögliches wahr wird, wird Widerstand zur Pflicht!““ weiterlesen

Greifswald wird grün, aber wo?

Eine Kolumne von Mary Celeste

Werte Besucherinnen und Besucher, liebe Reisende,

kolumne 17vier

der Hafen ist ein Ort, der aus Greifswald nicht wegzudenken ist – das maritime Flair der Hansestadt wird erst  durch ihn komplettiert. Und seitdem sich vor Jahren die Sitzplätze in Form moderner graufarbener Terassentreppen multipliziert haben, erfreut sich der Platz am Ryck größter Beliebtheit. Hier treffen sich alt und jung, Fisch und Angler, Hopfenfreund und Barbecueexpertin.

BEI DIESER NATUR WIRD NICHT NUR DER GRILL HEISS

Unvergesslich schön zeigt sich Ihnen der Ryck in der Sonne – braungefärbt mit leichtem Grünstich, ab und zu ist es möglich, eine Plastiktüte zu erspähen. So ist es an dem Ort, wo andere Urlaub machen. Der Wasserstrom ist umgeben vom bewundernswerten Museumshafen, der demnächst weiter ausgebaut werden soll, um das maritime Flair und den Attraktivitätsbonus Greifswalds mithilfe von Pflastersteinen, lebensfrohen Grauverzierungen und ein paar kleinen Bäumchen weiter auszubauen.

(Foto: Kermitfrosch)

Besonders schön präsentiert sich Ihnen der Greifswalder Hafen im Lichte des Sonnenuntergangs. Mit Grill und Kohle gewappnet, geht es dann für viele Richtung matschkuhlenübersäter Wiese, um den Grill anzuheizen. Hier muss erstmal ein einigermaßen trockener Platz zum Verweilen gefunden werden. Jene, denen die Wiese durch ihren vermehrten Gebrauch in den letzten Jahren zu braun geworden ist, können auch gern auf die Cafeteria „insgrüne“ in der Mensa am Wall zurückgreifen – genau das richtige für Frühblüher und andere Naturfreunde.

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Greifswald wird grün, aber wie?

Eine Kolumne von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierNicht zuletzt der eigenen Erdung wegen ist es auch mal wichtig, was mit Natur zu machen. Raus aus der WLan-Welt und dem heimischen Elektrosmog, rein in’s Grüne. Wenn einem die Feld- und Wiesenlandschaft alles in allem aber zu dreckig, zu weit weg oder schlicht zu komfortarm ist, baut man sich eben sein eigenes Naturnaherholungsgebiet aus Pressspan und Kunststoff. Auf den Trümmern der alten Studentencafeteria am Schießwall wurde jetzt eine Ess- und Trinkerholungslounge in frühlingshafter Naturnachahmung errichtet.

Eein Playmobil-Kaffeehaus mit Starbucks-Stigma

Wo man früher noch in einem schrappeligen, wie sympathischen Tohuwabohu aus Wartezimmertischen und Antidesignerstühlen dem Müßiggang zwischen den geschwänzten Vorlesungen frönte, kann man sich heute einreihen in einen bunten Reigen neumoderner Lifestyle-Hipness. In Zusammenarbeit mit dem Kaffeetycoon und Krams-und-Krempel-Vertreiber Tchibo entwickelte der Dachverband der deutschen Studentenwerke DSW das Kaffeebarkonzept „insgrüne“. Hierbei handelt es sich um eine Art variierbares Playmobil-Kaffeehaus, das man sich in mehr oder weniger flexibler Weise in drei verschiedenen Ausführungen modular zusammenstellen kann.

insgrüne Cafeteria Mensa Greifswald

Der synthetische Naturnachbau präsentiert sich als eine Mischung aus Hobbithausen und Apple-Store. Der Retrofuturismus einer Clockwork-Orange-Milchbar trifft hier auf den neonsirrenden Funktionalismus einer Autobahnraststätte, aufgehübscht durch das Besänftigungstalent von Mutter Natur. Wie androide Hoppelhasen im Bau sitzen die wuselnden Studenten in eierschalenweißen Wartehallensesseln oder in kunstholzvertäfelten Essnischen, trinken Kaffeespezialitäten und nagen an Donuts. „Greifswald wird grün, aber wie?“ weiterlesen

Ausschnitte Greifswalder Subkultur in „Bewegung und Räume“

Am vergangenen Wochenende hat GrIStuf den angeordneten Auszug aus den bis dato genutzten Räumen in der Wollweberstr. 4 in die alte Kinderklinik so gut wie vollzogen.

„Seit des Bestehens des 2001 gegründeten Vereins ist dieser stets in einer ungewissen Raumsituation. […] Die bisher genutzten Räume machten stets den Eindruck, nur eine Notlösung zu sein. […]

greifswald festivalZunächst sollte Gristuf zusammen mit den Moritz-Medien in die Alte Augenklinik ziehen. Nachdem klar wurde das der Platz nicht für beide Initiativen ausreicht, wurden uns Räumlichkeiten im Institut für Alertumswissenschaften nach dessen Renovierung angeboten. Diese verzögert sich allerdings immer noch und so sind wir in die aktuelle Situation mit der Übergangslösung in der alten Kinderklinik gekommen.

Die Universität vertröstet meist mit der Aussage, dass nach dem Mensa Neubau die alte Mensa ein Zentrum für Vereine und Initiativen werden soll. Wie oft wir bis dahin noch umziehen müssen ist allerdings genauso ungewiss wie die Realisierung des Projekts selbst.“

Da während der Umzugsarbeiten die verschollen geglaubten Ausstellungstafeln über Greifswalder Hausbesetzungen, die vor Jahren schon beim Wachsmannfest gezeigt wurden, wieder zu Tage traten, wurde die Gelegenheit eines vergleichsweise spontanen Rückblicks auf vielfältige Raumnutzung in Greifswald am Schopfe gepackt.

Rückblick ins lokale Subkulturarchiv

Das Timing stimmt, denn am 4. Februar wird sich die Räumung des AJZ/Café Quarks zum elften Mal jähren. Inzwischen ist es in Greifswald ruhiger und gemächlicher geworden, zumindest aus subkultureller Perspektive. Die einstige Ausgehmeile mit drei selbstverwalteten Jugendzentren ist zum mehr oder weniger leblosen deadend verkümmert. Wo früher die kurzen Wege und ein breiteres Angebot an Stätten des alternativen Amüsierbetriebs zu emsiger Mobilität einluden, ergibt sich derlei Gelegenheit heutzutage nur noch sehr selten. Zuletzt, genauer vor einer Woche, wurde das WBS 70 / Elektro Pröger abgerissen.

In der Ausstellung wird neben den schon erwähnten Tafeln über Hausbesetzungen in Greifswald auch Material über die Straze, Teile der Rückschau Remember Café Quarks!, Bilder vom WBS70 und natürlich aus den Archiven der Geschichtsschreiberinnen von GrIStuF zu sehen sein. Da die Heizung im alten Büro bereits abgestellt ist, wird auf die Vorzüge warmer Kleidung hingewiesen.

Fakten:

  • 25.01. | 19 Uhr (Vernissage) | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)
  • 26.01. | 19-21 Uhr | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)
  • 27.01. | 15-20 Uhr | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)

Kinder müssen draußen bleiben!

Ein Gastbeitrag von Jonathan Föhr

In der Benutzungsordnung für die Greifswalder Universitätsbibliothek fehlt ein entsprechender Passus. Studierende mit Kindern müssen dennoch damit rechnen, an der Tür abgewiesen zu werden. Auch an der Rostocker Universität stoßen sie nicht immer auf Verständnis. Dort versuchte das Studierendenparlament, Kindern ein kostenloses Mensaessen streitig zu machen.

IN DER GREIFSWALDER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK SIND KINDER UNERWÜNSCHT

Im Internet präsentiert sich die Bibliothek der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald als eines der „modernsten bibliothekarischen Dienstleistungszentren“ und wirbt mit allerlei Servicemöglichkeiten und Barrierefreiheit. Die Betreuung von Kindern gehört nicht zum Dienst am Kunden, denn die sind in der universitären Einrichtung in der Felix-Hausdorff-Straße unerwünscht.

So wurde ein dreijähriges Kind von einer Mitarbeiterin zum Beginn des neuen Jahres harsch der Bibliotheksräume verwiesen. Für Kinder sei dort kein Zutritt, die Bibliothek nicht „kindersicher“. Ein Hinweis, dass kleine Kinder keine Hunde seien, war vergebens und die Diskussion beendet. Da man Kinder weder draußen anleinen noch wie eine Jacke an die Garderobe hängen kann, warteten Mutter und Kind schließlich im Foyer auf ihre Begleitung mit den entliehenen Büchern.

Müssen Kinder auf Verordnung zwingend draußen bleiben, kann der Bibliotheksbesuch für Alleinerziehende ohne eine flexible Kinderbetreuung schnell zur logistischen Herausforderung werden. Während die städtische Kinderbibliothek in der Knopfstraße die Jüngsten gezielt mit Angeboten lockt und Universitätsbibliotheken in anderen Städten mit Spielecken, Kinderbüchern und Wickelräumen werben, setzt man in der Greifswalder Unibibliothek auf den Ausschluss von Kindern.

(Foto: thinkaholic via Flickr)

Ein Blick in die Benutzungsordnung verrät zwar: Bücherwürmern jüngeren Alters ist die Anmeldung zur Bibliotheksnutzung mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten ausdrücklich erlaubt und der Besuch der Einrichtung nicht verboten. Dort müssen sie sich jedoch erst einmal der Türstehermentalität widersetzen. Nachfragen haben ergeben, dass „architektonische Sicherheitsmängel“ für ein „Kinderverbot“ ausschlaggebend seien. Doch auch um bissigen Bibliothekaren und bösen Blicken zu entgehen, müssen vor allem jüngere Kinder vor einem Besuch solcher „modernen Dienstleistungszentren“ gewarnt werden.

ROSTOCKER STUDIERENDENSCHAFT GÖNNTE KINDERN DAS ESSEN AUF DEM TELLER NICHT

In den Mensen der Rostocker Universität erhalten Kinder seit dem 1. Juni 2010 einen sogenannten Kinderteller. Das kostenlose Angebot für Kinder bis zum 10. Lebensjahr ist kaum bekannt und hält bürokratische Hürden bereit: Jedes Jahr will beim Studentenwerk ein neuer Kinderausweis beantragt und im Verbund mit dem Studierendenausweis bei jedem Mensabesuch vorgelegt werden. Selbstredend werden die Speisesäle nach wie vor nicht von Kindern überrannt. Trotzdem machte wenige Tage nach der Einführung ein Teil der Studierenden gegen das kostenlose Kinderessen mobil. „Kinder müssen draußen bleiben!“ weiterlesen