Erster Greifswalder Instagram Photowalk

Man kennt das vielleicht schon aus anderen Städten: Mit Smartphones bewaffnete Menschentrauben, die auf der Suche nach dem einzigartigen Bild oder dem ganz besonderen Motiv gemeinsam durch die Stadt ströpern und dabei das, was ihnen vor die Linsen kommt, fotografisch festhalten. Früher nannte man sowas vielleicht Fotosafari, heute steht für dieses Spektakel die Applikation im Vordergrund, über die alles läuft: Instagram.

Mit Instagram werden die Fotos gleich auf dem Smartphone bearbeitet, ehe sie anschließend hochgeladen und in die virtuelle Gemeinschaft eingespeist werden, wo schließlich andere Nutzende ihre Begeisterung ob der veröffentlichten Schnappschüsse mitteilen können. Artikuliert man bei Facebook eine positive Reaktion über den berühmten ausgefahrenen Daumen, so wird die Zustimmung bei Instagram in Herzen aufgewogen und gehandelt.

instagram greifswald

In Greifswald gibt es mittlerweile zahlreiche Instagram-Nutzer, die ihre quadratischen Fotos thematisch verschlagworten und so zusammen ein gemeinsames Fotoalbum erschaffen — ein visuelles Gedächtnis der Stadt, wenn auch mit erheblichen Erinnerungslücken.

Den Instagram-Photowalk veranstalten die drei Nutzerinnen @frollein_von_kunterbunt, @supertramp_action und @franz589, damit sich die Gemeinschaft besser kennenlernen, Ideen und Techniken austauschen und das hoffentlich gute Wetter genießen kann. Bereits jetzt sind einige Bildbeiträge unter dem Hashtag #greifswald_walk verschlagwortet; deren Zahl wird sich am Sonnabend aber wohl in Echtzeit erhöhen, denn im Gegensatz zur Fotosafari von einst benötigt man bei Instagram nur Sekunden, um seine Ergebnisse mit anderen zu teilen.

Fakten: 09.05. | 15 Uhr | Museumshafen (an der Linie 1)

Stets vergnüglich: Werftfest im Museumshafen

Man muss gar nicht viele Worte über das Werftfest verlieren, das ohne jeden Zweifel zur angenehmsten Sorte sich jährlich wiederholender Kulturveranstaltungen in Greifswald zählt — der Ort stimmt einfach: maritim, doch nicht zu seemännisch, ausgelassen, aber selten exaltiert. Und dazwischen die inzwischen faltigen Jugendlichen. Schon wieder ein Jahr vorüber.

Dockparty

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Hochwasser im Museumshafen — ein bisschen Wind und der Ryck läuft über

Der heutige Tag war stürmisch. Die Windböen erreichten auf der Beaufortskala Stärken von 7 bis 9. Sie rissen Blätter und kleinere Äste von den Bäumen, fegten Fahrräder aus den Ständern und ließen Mülltonnen auf der Straße tanzen. Der Ryck neigt bei starkem anhaltenden Nordostwind, wie er derzeit ohne Unterlass weht, zu hohen Pegelständen. Wer die seit heute Nachmittag flussaufwärts gedrückten Wassermassen in Augenschein nehmen möchte, sollte sich mit dem Ausleben des Katastrophenvoyeurismus beeilen — der Sturm soll laut Unwetterwarnung bis morgen Vormittag um 10 Uhr abgeflaut sein.

Klub Konkret trifft Feine Sahne Fischfilet — „An den linksextremen Hafen, würde ich sagen!“

Das Reportagemagazin Klub Konkret war  in der Stadt und hat sich auf einen Klönschnack mit den Musikern von Feine Sahne Fischfilet getroffen.

Die Band brachte es mit ihrer Erwähnung im Verfassungsschutzbericht und der sich anschließenden juristischen Auseinandersetzung auch jenseits der großen Bühnen, auf denen sie heute regelmäßig spielen, zu zweifelhafter Berühmtheit.

Feierliche Inbetriebnahme: Mit der Teilebahn nach Ladebow

Morgen wird die neue Stadtbahn eingeweiht. Sie führt vom Hauptbahnhof direkt zum Hafen nach Ladebow — beinahe so, wie es im Verkehrskonzept der hansemetro Greifswald vorgesehen war. Doch im Gegensatz zur S1, die auf dem Weg nach Ladebow mehrere Zwischenstopps einlegen sollte, entfallen nun günstig gelegene Haltestellen wie das Nordischen Institut, die Skandinavische Siedlung oder Wieck West — kein Wunder, denn diese Stadtbahn wird vorerst nur einmal fahren.

NACH 11 JAHREN WIEDER GÜTERVERKEHR AM MUSEUMSHAFEN

Nach mehr als elf Jahren können in Zukunft endlich wieder Züge durch den nördlichen Teil der Stadt rollen und der derzeit absurdesten Ampel Mecklenburg-Vorpommerns erneut Sinn verleihen. Die Sanierung des Gleises hat insgesamt nicht einmal 900.000 Euro gekostet, davon stammten fast 730.000 Euro vom Land, während die übrigen 144.000 Euro von der Stadt Greifswald getragen wurden. Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) ist zufrieden und und „erhofft sich dadurch ein Wachstum des Hafens und einen stärkeren Umsatz“.

Was bei all dieser Freude untergeht, ist die mangelnde Rentabilität der neuen Bahnverbindung. Auf Nachfrage des webMoritz schätzte Jörg Hochheim (CDU) den zu erwartenden finanziellen Verlust auf 27.000 Euro — wohlgemerkt pro Jahr und bei einer Auslastung von 100 Zugfahrten! Stiege die Zahl der Fahrten auf 150 pro Jahr, soll die Anlage für die Stadt kostenneutral sein.

„STÄRKUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT UNSERES SEEHAFENS“ 

Die Stadtverwaltung möchte, dass sich der Hafen wieder zu einem nachgefragten Umschlagplatz entwickelt. Bausenator Hochheim (CDU) dazu: „Die Verbesserung der Hafeninfrastruktur ist ein Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Seehafens, da nunmehr effektiver umgeschlagen werden kann.“ Ob man in Greifswald effektiver umschlagen können wird als in den nicht ausgelasteten Nachbarhäfen Vierow und Lubmin, in die vor einigen Jahren Millionenbeträge flossen und die inzwischen natürlich ebenfalls über einen Gleisanschluss verfügen, sei dahingestellt.

Jedenfalls lägen für das Gleis von Ladebow nach Greifswald laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung bereits einige Anfragen von Transporteuren vor, die mit dem Schiff angelandetes Holz nur per Bahn weitertransportieren könnten. Wenn es mit dem Gütertransport auf dieser Strecke wirklich losginge, wären die Züge mit einer Geschwindigkeit von maximal 30 Kilometer pro Stunde unterwegs. Im Bereich des Museumshafens soll die Geschwindigkeit auf 10 Stundenkilometer gedrosselt werden.

Die Inbetriebnahme der neuen Bahnverbindung wird von der Stadtverwaltung und der zukünftigen Betreiberin der Strecke — der Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG (RIN) — zum feierlichen Anlass genommen, zu einer kostenlosen „Schnupperfahrt“ in einem historischen Museumstriebwagen einzuladen. Die Plätze in der Teilebahn sind rar — nur 90 Personen dürfen mitfahren, wenn der Zug um 13.30 Uhr den Hauptbahnhof verlassen wird. Für die Hin- und Rückfahrt über die 5,5 Kilometer lange Strecke wird eine Fahrzeit von etwa einer Stunde anberaumt.

Mehr dazu: 

  • Unfreiwillige Sanierung des Bahngleises Greifswald-Ladebow (Fleischervorstadt-Blog, 12.03.2013)
  • Hafenbahn Greifswald – Ladebow wieder in Betrieb: Feierliche Eröffnung am 15. Januar mit Fahrt im historischen Triebwagen (PM Stadtverwaltung, 10.01.2014)
  • Mit der Pendelbahn nach Ladebow (arbium, 10.01.2014)
  • Hafenbahn Greifswald-Ladebow geht Mittwoch wieder in Betrieb (webMoritz, 13.01.2014)

Realistische Hoffnung für neuen Freiraum: Straze soll nun doch an Verein verkauft werden

Ein neues Licht am Ende des Tunnels? Wie die Ostsee-Zeitung heute meldete, sei der Verkauf der Straze an den Verein Kultur- und Initiativenhaus, der sich schon lange und ausdauernd um das seit sechs Jahren leerstehende, frühere Gesellschaftshaus Zum Greif bemüht, „beschlossene Sache“. Es werde zwar noch an den rechtlichen Details gefeilt, doch sollen Grundstück und Gebäude innerhalb der nächsten Wochen ihren Besitzer wechseln.

Mit dem Verkauf, so dieser in der angekündigten Form vollzogen würde, könnte einer der bislang langwierigsten Immobilienstreits zwischen Stadtverwaltung, Investor und Bürgerinitiative endlich ein halbwegs gütliches Ende finden. 2007 wurde das Gebäude, in dem einst viele Vereine ihren Sitz hatten, leergezogen und zum Verkauf ausgeschrieben.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Den Zuschlag erhielt im Januar 2008 das Petruswerk aus Berlin. Die Angaben über den Kaufpreis sind widersprüchlich; er soll aberzwischen 160.000 Euro und 300.000 Euro gelegen haben. Nachdem der Investor — das Petruswerk — festgestellt hatte, dass Sanierung und Betrieb des denkmalgeschützten Gebäudes zu teuer seien, präsentierte es in Windeseile Neubaupläne und setzte auf Abriss.

AUF NACHSICHT VERSPEKULIERT 

Unterdessen bemühte sich eine Bürgerinitiative — aus der alsbald ein Verein erwuchs — darum, die frühere „Straze“ zu erwerben und das geschichtsträchtige Haus aus eigener Kraft erst zu sanieren und später zu betreiben. Doch das Petruswerk mauerte. Sollten die Hausretter anfangs noch den doppelten Kaufpreis an das von Douglas Fernando geführte Unternehmen überweisen, wurden die Verhandlungen irgendwann ergebnislos eingestellt.

Das Petruswerk wollte nur an die Stadt verkaufen, so dass durch die folgende Weiterveräußerung an den Verein die Grunderwerbssteuer ein weiteres Mal angefallen wäre. Die Bürgerschaft beschloss, diesen Weg nur unter der Bedingung zu gehen, dass die Straze-Gruppe zweimal für die fälligen Steuern aufkäme — die entstehenden Mehrkosten hätten sich auf einen sechsstelligen Betrag belaufen.

Schon vor einem Jahr verdichteten sich Gerüchte, dass das Petruswerk das seit 2007 leerstehende Haus nun doch verkaufen wolle, aber im Gegenzug dafür auf Nachsicht seitens der Stadtverwaltung spekuliere, um einen — wegen ausbleibender Zahlung des Kaufpreises in Schieflage geratenen — Grundstücksdeal am Hafen nicht zu gefährden. Im Februar 2013 beschloss die Bürgerschaft, diesen Kaufvertrag wegen Überschreitung der Zahlungsfrist rückabzuwickeln.

Ähnliche Schlagzeilen machte das Immobilienunternehmen zuletzt auch in Österreich. Die Straze soll wohl nun offenbar doch direkt an den Verein verkauft werden, der ein Konzept in der Tasche hat und in den Startlöchern steht. Man warte noch auf einen Brief des Petruswerks; laut Ostsee-Zeitung würde es nur nicht mehr lange dauern, bis der Verkauf über die Bühne gegangen sei.

Noch nie stand der Verein so dicht wie jetzt vor der Rettung des seit über sechs Jahren leerstehenden und vom Verfall bedrohten Gesellschaftshauses. Es bleibt noch so lange abzuwarten, bis der Verkauf rechtsgültig vollzogen wurde — erst dann darf gefeiert werden, dass die Auszeit vorüber ist und ein längst verloren geglaubter Freiraum zurückkehren wird!

Mehr zum Petruswerk und seinen Immobiliengeschäften in Greifswald: