Sebastian Ratjen doch kein Kunde der Mediatex GmbH?

Gestern wurde auf mehreren PR-Portalen sowie auf  einer Seite von Thor Steinar eine Pressemitteilung verbreitet, in der es unter anderem heißt:

Eine Überprüfung der Adresse der Zahnarztpraxis des FDP Landtagsabgeordneten Sebastian Ratjen ergab – er hat keinen einzigen „Thor Steinar“ Artikel bestellt. Ein umfangreicher Abgleich der, im Netz kursierenden Liste mit der Bestelldatei der Mediatex GmbH, ergab: ein Großteil der Personen sind tatsächlich gar keine Kunden von „Thor Steinar“. „Auf unserer Seite kann jeder jeden eintragen“, so ein Sprecher des Unternehmens. Die Interessenslagen sind zahlreich und Politiker, wie Sebastian Ratjen, haben nun mal Konkurrenten.

Sebastian Ratjen Thor SteinarThor Steinar wirft nicht gerade mit Pressemitteilungen um sich, im Jahr 2009 sind gerade einmal 12 erschienen. In der Regel geht es darin um Gerichtsverfahren. Es ist wirklich verwunderlich, dass von den über 54.000 Adressen ausgerechnet jetzt die des  Zahnarztes aus der vorpommerschen Provinz reingewaschen wird. Bemüht da jemand einen Anwalt, der sein Geld wert ist? Wie sehr kann man den Verlautbarungen des Unternehmens trauen?

Allein der Hinweis, dass die erhobenen Daten nicht gespeichert würden, wurde in den vergangenen Tagen durch den erfolgreichen Angriff auf die Datenbanken zur Farce. „Sebastian Ratjen doch kein Kunde der Mediatex GmbH?“ weiterlesen

Landtagsabgeordneter Ratjen (FDP) war Kunde bei Thor Steinar

Unmittelbar vor dem Jahresende fand in Berlin der 26. Chaos Communication Congress statt. Hier fand sich ein „gemischtes Publikum von Tausenden von Hacker[n], Wissenschaftler[n], Künstler[n], und Utopisten aus aller Welt“ ein. Es wurden Workshops und Vorträge zu sehr vielen Themen angeboten.

Sehr häufig zeigen einzelne Vertreter dieser illustren Runde Sicherheitslücken in zumeist fremden Computersystemen auf, am Rande des Kongresses kommt es auch immer wieder zu gezielten Angriffen auf rechtsradikale Internetseiten.

Über 54.400 Einträge aus der Kundendatenbank veröffentlicht

Am 30. Dezember des vergangenen Jahres wurde die Nachricht, dass die Kundendatenbank der rechten Modemarke Thor Steinar gehackt wurde, im Netz publik. Über 54.400 Einträge aus der Datenbank wurden als Datei veröffentlicht und in rasanter Geschwindigkeit verbreitet.

thor steinar verteilungDie nebenstehende Karte wurde bei Indymedia veröffentlicht und zeigt das Verhältnis von TS-Kunden und Bevölkerung. Die neuen Bundesländer kommen dabei – wie erwartet – nicht gut weg.

In der Hauptstadt Berlin wird inzwischen eine konsequente Vorgehensweise gegen rechten Lifestyle in den eigenen Angestelltenreihen an den Tag gelegt. Im März 2009 erließ der Präsident der Berliner Polizei, Dieter Glietsch, eine neue Kleiderordnung, mit der das Tragen von zehn verschiedenen Kleidungsmarken im Dienst untersagt wurde. Sie seien nach Auffassung der Polizei „Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit zur rechten Szene“ und unter ihnen findet sich selbstverständlich auch Thor Steinar. Glietsch selbst äußert sich dazu in einem Interview gegenüber der taz: „Ich kann nicht kontrollieren, was ein Beamter in seinem Kleiderschrank hat. Aber ich dulde es nicht, wenn im Dienst oder in der Freizeit Sachen getragen werden, die in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken, dass der Beamte dem Rechtsextremismus nahesteht.“

Greifswalder Kunden bei Thor Steinar „Landtagsabgeordneter Ratjen (FDP) war Kunde bei Thor Steinar“ weiterlesen

NPD-Infostand erfolgreich behindert

Wie gestern Abend noch eilig angekündigt, trafen heute früh wenig zahlreich Anhänger der rechtsextremen NPD auf dem Fischmarkt in Greifswald ein, um einen Infostandt aufzubauen und Flyer zu verteilen.

Da sich die Polizei empfindlich verspätete, telefonierten die jungen Nationalen sehr aufgeregt und blickten  in höchstem Maße verunsichert um sich. Anlaß zur Furcht bildete offenbar die dank des kleinen Rabaukens von Weitem vernehmbare Gruppe, die gegen das Treiben der NPD protestierte. Selbstverständlich waren auch Aktivistinnen der Greifswalder Antifa vor Ort.

Nachdem die Polizei ungefähr eine halbe Stunde später eintraf, begannen die NPDler den Versuch, ihre Flyer loszuwerden. Aufmerksame Protestiererinnen machten aber nicht nur die Passanten mit kleinen Hinweisschildern auf den politischen Kontext der Werbenden aufmerksam, sie boten auch Hilfeleistungen bei der umgehenden Entsorgung des papiergewordenen rechten Unfugs.

So harrten die Nationalen drei Stunden auf dem Fischmarkt aus und ernteten reichlich Hohn. Neonazis werden in der Innenstadt keinen Fuß fassen, aber wie sieht es in Schönwalde aus? Dort werden sie heute von 14 bis 16 Uhr das gleiche Spiel nochmal probieren. Ein großes Dankeschön an alle Aktivisten und Aktivistinnen, die der NPD gezeigt haben, wie der Hase hier läuft und abschließend ein kurzes Filmchen des Spektakels.


Steinar in Greifswald Teil 11

Es gab schon einmal lange Diskussionen über ein Modegeschäft in Greifswald, das Textilien der Marke Thor Steinar veräußerte. Damals zeigte sich nicht nur die vermeintliche Ahnungslosigkeit der Geschäftsinhaberin, sondern vor allem die politische Kurzsichtigkeit Sebastian Ratjens. Das entsprechende Geschäft, der MCS Fashion Store, ist inzwischen – wie beinahe alle Läden – raus aus der Dompassage und versucht sein Glück nun im Greifswalder Gewerbegebiet.

Demnächst wird eine lokal organisierte Demonstration gegen das Geschäft stattfinden, die auch auf dieser Seite zeitnah angekündigt wird. Vorher, am Mittwoch, dem 14.01., wird es eine Infoveranstaltung der antifaschistischen Kampagne „Tu Wat! Gegen Thor Steinar und rechten Lifestyle!“ im Café Koeppen geben. Unter dem Titel Der Nazis neue Kleider – die rechte Modemarke Thor Steinar wird ab 19 Uhr informiert werden.

Steinar in Greifswald Teil 10

Sebastian Ratjen entschudigte sich heute in der Ostsee Zeitung für seinen jüngsten Kommentar bezüglich der Streichung zweier Arbeitsplätze im Kontext der Thor Steinar-Debatte.

thor steinar greifswaldEr erklärte dazu: „Es war ein Fehler, aber zu viele enge Freunde von mir haben in den letzten Jahren Greifswald wegen Arbeitslosigkeit verlassen müssen, so dass ich bei der Entlassung von zwei jungen Frauen blind vor Wut war und den falschen Baum hoch bellte“ und fügte unglücklicherweise hinzu: „Natürlich sei nicht Frau Dembski schuld an der Entlassung, sondern die Neonazis, die ihre perverse Ideologie jetzt auch in die Modewelt exportierten.“

Und auf ein Weiteres irrt Ratjen durch die Debatte und verdeutlicht mangelndes Verständnis für die Situation. Nicht die Nazis sind verantwortlich für die Schliessung des Ladens, vielmehr ist es die Inhaberin selbst, die sich weigerte, sich öffentlich und vor allem konsequent von der Marke zu distanzieren.

Steinar in Greifswald Teil 9

Heute erschallte ein weiteres Mal das Echo der Leser des hiesigen Lokalblattes Ostsee Zeitung. Darin ein interessanter Leserbrief, der verdeutlicht, wie sehr die Thor Steinar-Debatte am eigentlichen Kern daneben geht.

Im Leserbrief heißt es: „Die Aussagen machen betroffen. Anhand von Textilien werden Käufer und Verkäufer in eine politische Richtung gedrängt, in der wahrhaftig nicht jeder aktiv ist. Es ist richtig, dass Thor-Steinar-Klamotten in Neonazi-Kreisen Nr. 1 sind. Aber auch Kleidung von Helly Hansen steht aufgrund der Abkürzung HH oben auf der Liste der Neonazis. Sind jetzt alle Sportler, insbesondere Segler, die Helly Hansen tragen, Nazis? Ist jeder, der ein Kopftuch trägt, Terrorist?“

Der Kopftuchvergleich macht es noch viel deutlicher als Helly Hansen. Natürlich ist nicht jeder Kopftuchträger, bzw. -um der Realität Einzug zu gewähren- jede Kopftuchträgerin, auch Terroristin. Und natürlich ist nicht jeder Segler mit HH-Jacke ein gewaltbereiter Neonazi. Der große Unterschied ist, dass Kopftücher nicht von Al-Quaida produziert und vertrieben werden, und bei Helly Hansen es sich allenfalls um eine instrumentalisierte Marke handelt. Thor Steinar ist aber im Gegensatz dazu eine von Neonazis ins Leben gerufene Marke, die nicht erst instrumentalisiert werden musste, die schon von Beginn an rechts steht. Das Problem ist ja nicht, dass rechtsextreme Dresscodes en vogue werden, sondern dass der Kauf dieser Produkte rechte Firmen stärkt.

leserbrief thor steinarWeiterhin muss der vorgestrige Beitrag nach einigen Gesprächen ergänzt werden. Erinnern wir uns kurz: Sebastian Ratjen kündigte an, sich aus Solidarität mit den womöglich von Entlassung bedrohten VerkäuferInnen eine Thor Steinar-Jacke zuzulegen. Er hätte sich auch einfach ein Paar Schuhe dort kaufen können, aber so wurde er ein weiteres Mal Gegenstand eines wütenden Leserbriefes. Weiterhin beklagte er, dass insbesondere Frau Dembski „mit dem Terror politischer Überkorrektheit“ zwei Arbeitsplätze zerstört hätte. Der Terrorbegriff ist hauchdünnes Eis und Ratjens glühende Füsse sind mitterweile bekannt. Dieter Nohlens etabliertes Lexikon der Politikwissenschaft kennt folgende Definition zu Terrorismus: „Terrorismus (von lat. terror= Schrecken, Angst und Schrecken auslösendes Geschehen), häufig mit Terror synonym verwendeter Begriff; gemeinsames Merkmal ist die Anwendung von Gewalt (Folter, Mord, gewaltsamer Widerstand) ausserhalb des legalen oder als legitim erachteten Rahmens und die Verbreitung von Angst und Schrecken zu politischen Zwecken.“

Den Begriff mit der kritischen, zivilcouragierten Öffentlichkeit in Verbindung zu bringen, welche die Thor Steinar-Debatte in Greifswald mitproduzierte, ist ein weiterer trauriger Beweis für Ratjens politische Unvernunft.