Verhandlung nach rassistischem Übergriff auf Flüchtlinge

Am vergangenen Montag wurde vor dem Greifswalder Amtsgericht eine gemeinschaftlich begangene Körperverletzung gegen fünf afghanische Flüchtlinge verhandelt, die vor gut einem Jahr vor einem Supermarkt angegriffen wurden. Bei dem Vorfall, der am späten Abend des 16. April 2013 stattgefunden hat, wurden zwei der jungen Männer verletzt. Zudem wurde der Reifen eines ihrer Fahrräder mit einem Messer zerstochen.

ABSCHIEBUNG — DER PROZESS VERLIERT SEINE ZEUGEN

Lobbi MVLeider konnte der Hauptzeuge, einer der Verletzten, am Montag nicht vor Gericht aussagen, da er sich ein Jahr nach dem Angriff nicht mehr in Greifswald aufhält. Der Asylsuchende wurde im Verlauf des großzügig bemessenen Zeitraums, der zwischen Vorfall und Verhandlung lag, zur Ausreise aus Deutschland aufgefordert und soll dieser Aufforderung aus Angst vor einer Abschiebung nachgekommen sein. Der Prozess gegen die vier mutmaßlichen Täter konnte am Montag nicht abgeschlossen werden, wenngleich einer der Beschuldigten freigesprochen wurde, weil es offenbar als erwiesen galt, dass er sich während der Tat nicht am Ort befunden hätte. Die Verhandlung gegen die anderen drei mutmaßlichen Täter soll am 13. bzw. am 27. Mai fortgesetzt werden. Die Justiz muss sich beeilen, denn angesichts geplanter Abschiebungen könnten weitere Zeugen verschwinden.

So wurde der 19-jährige Hassan N. noch in der Nacht nach seiner Aussage vor dem Amtsgericht von Beamten der Bundespolizei aus der Greifswalder Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende abgeholt und für kurze Zeit ins Universitätsklinikum gebracht, wo er jedoch nicht stationär aufgenommen wurde. Was danach geschah, sei weder seinen Freunden noch anderen Unterstützer_innen bekannt, wie die Opferberatung Lobbi gestern mitteilte. Mittlerweile soll es jedoch Hinweise darauf gegeben haben, dass die geplante Abschiebung aus bisher nicht bekannten Gründen nicht vollzogen werden konnte. Dem jungen Afghanen droht die Abschiebung nach Schweden, wo er sich bis zur Ablehnung seines Asylantrags aufgehalten haben soll.

Mehr dazu in den beiden Pressemitteilungen von Lobbi:

  • Noch kein Urteil nach rassistischem Angriff auf Flüchtlinge (Lobbi, 29.04.2014)
  • Betroffener rechter Gewalt abgeschoben* (Lobbi, 30.04.2014)

2 Gedanken zu „Verhandlung nach rassistischem Übergriff auf Flüchtlinge

  1. Max Uthoff hat mal gesagt: „Bayern hat die lästigen Fesseln, die Logik überwunden…“. Nach lesen des Artikels scheint mir, dass dieses Prinzip auch hier in MV gilt.

  2. Pingback: AStA Greifswald

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