Force Attack 2009 – ein kurzer Rückblick

Das größte Punkspektakel dieses Jahres ist erst am Montag vorbei gewesen, eine gute Gelegenheit für einen Rückblick aus Greifswalder Perspektive. Die hohe Besucherzahl des Vorjahres wurde am vergangenen Wochenende nicht erreicht, nur etwa 8000 Gäste sind gezählt worden. Wie stark der Standortwechsel von Behnkenhagen nach Klingendorf dabei auf die Publikumsgröße wirkt, ist schwer auszumachen.

Das Festival war durch die weniger rege Beteiligung entspannter. Das erfolgreich durchgesetzte Glasflaschenverbot minimierte die Häufigkeit von Schnittverletzungen, Fußverbände waren nicht zu entdecken.

DIE BESCHISSENSTE TOILETTE DER WELT

Ein weiteres Novum war die Einführung eines Sanitärbereiches, der luxuriöser war als die Dixies, die natürlich auch auf dem Platz standen. Schon am Donnerstag bot sich auf zwei isoliert stehenden Mobiltoiletten ein gruseliger Anblick. Was eine Horde Punks mit wenigen Toilettengängen und mehreren Feuerwerkskörpern  nicht alles ausrichten kann. Das übertraf die beschissenste Toilette Schottlands aus Trainspotting um Längen.

Am Sonnabend spielten die Greifswalder Feine Sahne Fischfilet auf der Zeltbühne. Die Band konnte ihre fehlende musikalische Tightness durch sehr viel Charisma und das, was Authentizität beschreibt, wettmachen.
Vor allem aber beherrschten sie während ihres Konzertes das gesamte Zelt und für diese Leistung muss man der jungen Band Respekt zollen.

Das Force Attack ist und bleibt auf seine Art eine Faszination. Ob milieustudierend, am Tresen klebend oder durch explodierende Gaskartuschen erschrocken, vergnüglich war es allemal.

Feine Sahne Fischfilet beim Force Attack

Die Greifswalder Band Feine Sahne Fischfilet wird auf dem Force Attack spielen. Das Festival, das in Klingendorf bei Rostock stattfinden wird, verspricht zwischen dem 31. Juli und dem 2. August die größte Punkerparty der Welt. Die Fischfreunde geben sich auf ihrem Blog vorfreudiger Euphorie hin und laden ein, am kommenden Sonnabend um 15:15 Uhr vor den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen.

Neben Feine Sahne Fischfilet werden die folgenden Bands spielen:

force attack

FREITAG: Gleichlaufschwankung, No Exit, Atemnot, The Offenders, 44 Leningrad, Church Of Confidence, Die Mimmis, Schließmuskel, Loikaemie, PVC, UK Subs, Fliehende Stürme

SONNABEND: Red Ska, A Pony Named Olga, Chefdenker, Agrotoxico, Springtoifel, Rasta Knast, Menace, Rawside, Blechreiz, Pöbel & Gesocks, DOA, Müllstation, Mad Sin, The Other

SONNTAG: Freiboiter, No Life Lost, Isolated, Verlorene Jungs, Cut My Skin, Frohlix, Los Fastidios, Smegma, Dödelhaie, Die Roten Ratten, Anti Nowhere League, Eastside Boys, Normahl, Bovver Boys

Diese zehnminütige ZDF-Reportage über das Festival ist zwar schon vier Jahre alt, vermittelt aber einen sehr lebhaften Eindruck des Force Attacks.

Feine Sahne Fischfilet im Netz:

Mecklenburgische Aktionsfront verboten

Unangenehme Überraschung für die Mecklenburgische Aktionsfront (M.A.F.): Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) ließ der rechtsextremen Organisation heute früh eine Verbotsverfügung zustellen.

Dazu erklärte er: „caffier im büroDie M.A.F. verherrlicht den Nationalsozialismus, sie äußert sich antisemitisch und rassistisch und handelt nach Art. 18a der Landesverfassung Mecklenburg-Vorpommern verfassungswidrig. Folglich habe ich die Kameradschaft verboten. Ich werde auch in Zukunft den Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen, das heutige Verbot steht für Null Toleranz!“

Die M.A.F. war vor allem im Raum Neubrandenburg/Neustrelitz aktiv und machte unter anderem dadurch auf sich aufmerksam, dass sie im Januar 2009 die Record Release Party von Feine Sahne Fischfilet in Loitz verhinderte. Damals wurde eine massive Drohkulisse gegenüber linken Aktivitäten aufgebaut.

Auf der Internetseite der rechtsextremen Gruppe heißt es zum Verbot: „Als Würdigung der langjährigen, ruhmreichen, professionellen und aktionsorientierten Arbeit der Mecklenburgischen Aktionsfront erfolgte heute die Zustellung des Verbotes durch die Heerscharen des Ministers für die Sicherheit im Staate MV. Alle ehemaligen Aktivisten sind aufgefordert, sich ihre langjährige Dienstzeit in den Reihen der M.A.F. bescheinigen zu lassen, da diese durchaus relevant für spätere Pensionsansprüche sowie Opferrenten für Verfolgte des BRD-Regimes sein werden. Darüberhinaus ist noch vorhandenes Propagandamaterial auf keinen Fall weiter zu verwenden. Einzelexemplare können aber gern an das Deutsche Historische Museum gesandt werden oder nett konserviert für die Enkel aufbewahrt werden. 

Nach dem jüngsten Verbot der Heimattreuen Deutschen Jugend wird also auch weiterhin die Gelegenheit geboten, Treuepunkte durch Mitgliedschaft in verbotenen Vereinigungen zu erwerben. Als Anreiz für die weitere Steigerung der politischen Aktivitäten werden wir auch eine Auszeichnung in Form einer “Verbotsspange am schwarz-rot-goldnen Band” stiften, die es in den Stufen bronze, silber und gold zu erwerben gilt. Wir sehen diese Angelegenheit jedenfalls sportlich…

NS: Für einen guten Zweck gibt es eine Originalunterschrift von Lorenz Caffier zu versteigern 😉

Kay Bolick vom Rostocker Opferhilfe-Verein LOBBI e.V. gibt allerdings zu bedenken, dass das rechte Netzwerk trotz des Verbotes weiter existieren würde:  „Ob das hilfreich ist, muss bezweifelt werden“, so Bolick gegenüber der dpa. Ein Verbot ist auf jeden Fall erstmal gut, solange sich das Engagement gegen Rechts nicht in solchen Verfahren erschöpft und die dann zu reinen Ablenkungsdebatten verkommen.

(Bildquelle M.A.F.: neubrandenblog.de)

 

Ungemach aus der Provinz

Die Wahlgreifswalder Band Feine Sahne Fischfilet wollte ursprünglich genau heute mit einer Record Release Party in Loitz Stellung beziehen. Um auf die politisch schwierige Situation in den Provinzen aufmerksam zu machen, entschloss sich die Band dazu, eine Art antifaschistisches Komplettprogramm auf die Beine zu stellen. Film und Vorträge zum Thema Rechtsextremismus und Konzerte von vier Bands sollten ein Zeichen setzen.

Irrwitzigerweise mobilisierten junge Rechtsextreme gegen die Veranstaltung, die dann schlussendlich gestern vom Loitzer Bürgermeister mit der Begründung, keine Sicherheitsgarantien geben zu können, verboten wurde. Diese Entscheidung ist ein Armutszeugnis für die Region und wird sicher noch für Diskussionen sorgen.Genaueres läßt sich bei indymedia nachlesen.

feine sahne fischfilet

Die Veranstaltung wird kurzfristig nach Greifswald ins IKUWO verlegt. Die Konzerte werden dort heute ab 20:30 Uhr stattfinden.