Angriffe auf ausländische Studierende waren doch nicht fremdenfeindlich motiviert

Die Debatte um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Greifswald, die im vergangenen Jahr durch mehrere Angriffe auf ausländische Studierende und ihre Unterkünfte im Stadtteil Schönwalde II ausgelöst wurde, kann jetzt — nachdem sie nie richtig begonnen hatte — endlich für beendet erklärt werden!

KEIN RASSIMUS. NIRGENDS „Angriffe auf ausländische Studierende waren doch nicht fremdenfeindlich motiviert“ weiterlesen

Valentinstag: Ostsee-Zeitung schmiedet neues Lyriktalent

Ein Redakteur der Ostsee-Zeitung ehrte heute seine Liebste im Lokalteil mit diesen lyrischen Grüßen. Der alte Valentinus kannte auch keinen Schmerz.

Liebe Suse, Du meine Muse
Du machst mich mehr an,
als der Kram von Beate Uhse

Ein Tag ohne Dich – mag ich nicht
Und die schönste Sehenswürdigkeit der Welt?
Das Lächeln in Deinem Gesicht

Du bist das Wertvollste, was ich habe,
bist süßer als Schokolade,
zu Dir laufe ich jede Strecke,
auch mit Krampf in der Wade

Ich liebe Dich,
es ist so wie ich’s sag:
 mit Dir ist täglich – Valentinstag

Ostsee-Zeitung will Pedalritter verschrotten

Versprochen ist versprochen: In der vorletzten Wochenendausgabe der Ostsee-Zeitung kündigte Redakteur Dr. Eckhard Oberdörfer an, zukünftig auf die beiden Begriffe „Pedalritter“ und „Drahtesel“ verzichten zu wollen.

Die Chance, dass diese beiden grausligen Ausdrücke nun in die lokaljournalistische Mottenkiste wandern, ist zum Greifen nahe.

„NIE WIEDER PEDALRITTER, VERSPROCHEN!“ 

Der Redakteur und Überbringer der hoffnungsweckenden Botschaft gehört selbst zur radelnden Zunft. Sein Faible für die beiden welkgewordenen Stilblüten erklärt er damit, nach entsprechenden Synonymen gesucht zu haben. Er äußerte sich betroffen darüber, dass sich andere durch den Begriff „Pedalritter“ als Verkehrsrowdys diskriminiert gefühlt hätten. In dieser Hinsicht darf von meiner Seite aus Entwarnung gegeben werden.

Unangenehmer als der Verkehrsrowdy ist dagegen die Zuordnung zu einer Klasse sozial privilegierter und mordlüsterner Männer mit einem Fetisch für metallene Kleidung — aber das ist vielleicht auch nur so eine persönliche Abneigung, die sicher nicht von allen geteilt wird. Viel wichtiger: die „Pedalritter“ verschwinden endlich, gerne auch zum Preis der befürchteten Wortwiederholungen.

Und wenn es dann doch etwas variantenreicher werden darf, gibt es neben den „Fahrradfahrern“ auch „Radfahrer“ und „Radler“, sowie die geschlechtergerechten „Fahrradfahrenden“, „Radfahrenden“ und „Radelnden“. Der Duden kennt außerdem noch „Biker“ und „Bikerin“, aber das ist dann vielleicht doch etwas zuviel des Guten. Wer aber trotzdem auf weltmännisch machen will, könnte noch mit dem spanisch-italienischen „Bicyclista“, der französischen „Cycliste“ oder den „Velofahrern“ aus der Schweiz liebäugeln.

Nehmen wir den Redakteuer beim Wort: „Nie wieder Pedalritter, versprochen!“

Abstimmungspanne in der Bürgerschaft: Diagonalquerung bleibt auf der Agenda

„Die Vision lebt“ titelte die Ostsee-Zeitung am vergangenen Mittwoch, als sie darüber berichtete, wie die von CDU, FDP und Bürgerliste eingebrachte Beschlussvorlage zur Streichung der Diagonalquerung aus dem städtischen Radverkehrsplan von einer knappen Mehrheit der Greifswalder Bürgerschaft abgelehnt wurde.

axel hochschild
 (Foto: Filmstill GTV)

Zu den Lebensrettern des Verkehrsprojekts gehören zweifelsohne mehrere Bürgerschaftsmitglieder der FDP, ohne deren Abwesenheit es verdammt eng geworden wäre mit der Querung. Die wird nun zwar noch immer nicht gebaut, aber bleibt zumindest weiterhin Bestandteil des städtischen Mobilitätskonzepts. Die CDU, allen voran ihr Fraktionschef Hochschild, wird sich bei den liberalen Mandatsträgern für deren Fehlen bedankt haben.

100.00 EURO IN FUNKTIONIERENDE TECHNIK INVESTIERT — QUERUNG ZU TEUER?

Die polarisierend geführte Debatte über die Diagonalquerung geht damit in die nächste Runde, die Argumente bleiben die gleichen: Zu teuer sei der Bau und überhaupt, man sollte mit einer Baumaßnahme keine Bevölkerungsgruppe einseitig bevorteilen. Axel Hochschilds wutroten Kopf kann man indes bis Stralsund sehen, dabei sollte der Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Parkraumbewirtschaftungsgesellschaft mit dem Sparkurs im eigenen Haus beginnen.

Dort investierte man gerade rund 100.000 Euro in die seit fast 15 Jahren funktionierende — von mehreren Millionen Autofahrern problemlos genutzte — Abfertigungstechnik, um damit den Service für die motorisierten Kunden zu verbessern.

Über Kosten sollen bitte auch in Zukunft nicht diejenigen klagen, die sich jetzt allen Ernstes für eine Untertunnelung des Rycks aussprechen, um der andauernden Poller-Problematik zu begegnen.

Wer glaubt, dass solche Vorschläge schildbürgerhaft seien und nicht mal hierorts Unterstützung finden, sollte mal einen Blick auf das Ergebnis einer nichtrepräsentativen Online-Umfrage der Ostsee-Zeitung werfen und die Stirn runzeln: Sind da tatsächlich 53% der mehr als 800 Umfrageteilnehmenden dafür, dass die Stadt die einst gehegten Pläne zur Untertunnelung des Flusses wiederaufnimmt?

Bis auf weiteres wird das Thema Diagonalquerung wohl erstmal ruhen, doch in der Auseinandersetzung ging es ja nur am Rande ums Fahrradfahren. Ein Bürgerschaftsbeschluss ist eben nur ein Bürgerschaftsbeschluss ist eben nur ein Bürgerschaftsbeschluss.

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  • Möglicherweise kurze Wartezeiten an den Schranken, eventuell auch mal etwas Zeit zum Reden… (pbg, 14.05.12)
  • Bürgerschaft spricht sich knapp für Diagonalquerung aus (webMoritz, 15.05.12)
  • Diagonalquerung: Die Vision lebt (OZ, 16.05.12)
  • Ende gut, nichts entschieden (Grüne Vorpommern-Greifswald, 16.05.12)
  • Bürgerschaft – Diagonalquerung bleibt im Radverkehrsplan (GTV)

Auf zum letzten Tanz: Fakten und Informationen über die Diagonalquerung

Der unsäglich geführten Debatte über die Diagonalquerung droht eine Versachlichung. Das im kommunalen Radverkehrsplan verankerte Verkehrsprojekt sorgt seit einiger Zeit für hitzige Auseinandersetzungen und zeigt die Schokoladenseiten der Greifswalder Debattenkultur auf.

BEHAUPTETE REPRÄSENTATIVITÄT WIRD ZUM SELBSTLÄUFER

Am 15. Mai, wird die Idee Diagonalquerung mit großer Wahrscheinlichkeit beerdigt. Dann wird nämlich die Greifswalder Bürgerschaft über eine Beschlussvorlage von CDU, Bürgerliste und FDP abstimmen, deren Inhalt vor allem darüber Auskunft gibt, wie Debatten und öffentliche Meinung in der Stadt funktionieren.

Dazu gehört auch eine in der Beschlussvorlage zitierte Umfrage, die vor einigen Wochen von der Ostsee-Zeitung in Auftrag gegeben wurde. Die war zwar nicht repräsentativ, doch die fortwährend behauptete Repräsentativität des telefonisch eingefangenen Stimmungsbildes wurde zum Selbstläufer und dominierte irgendwann die öffentliche Auseinandersetzung.

Einen lebhaften Eindruck davon, wie auf diese Art Einstellungen geformt werden können, geben wahlweise die Leserbriefspalten der Ostsee-Zeitung, die Wortmeldungen lokaler Akteure wie dem Seniorenverband oder schließlich die angesprochene Beschlussvorlage von CDU, FDP und Bürgerliste, in der es unter anderem heißt: „Nun hat die Firma Marktforschungsservice Dukath im Auftrag der Ostesee-Zeitung eine repräsentative Umfrage in Greifswald durchgeführt, die bestätigt, dass die Greifswalder Bevölkerung mit 73% gegen das Projekt der Diagonal Querung [sic!]  ist“

Über die zuvor durchgeführte Onlineumfrage der gleichen Zeitung, bei der fast zehnmal soviele Stimmen abgegeben wurden und sich 58% der Teilnehmenden für die Querung aussprachen, redet längst niemand mehr.

VERKEHRSPLANER AM PRANGER

Von öffentlichen Angriffen betroffen war zuletzt auch der verantwortliche Verkehrsplaner Gerhard Imhorst, nicht zuletzt, weil die einseitige mediale Berichterstattung suggerierte, dass er dieses Projekt gegen den — noch immer unbekannten — Willen der Greifswalder Bevölkerungsmehrheit durchsetzen wolle. Am Tag der Befreiung wird nun die vermutlich letzte Informationsveranstaltung zum innovativen Verkehrsprojekt stattfinden, bei der Imhorst nochmal die geplante Umgestaltung der Europakreuzung vorstellen wird und anschließend für weiterführende Fragen zur Verfügung steht.

Vielleicht ist das auch die Gelegenheit, Imhorst dafür zu danken, sich für das Projekt eingesetzt und damit Unbill der irregeführten Öffentlichkeit und einiger Lokalpolitiker auf sich genommen zu haben. Allen flinkfedrigen Leserbriefschreibern, Seniorenbeiratssprechern und strukturellen Debattenverkürzern sei der Besuch dieser Veranstaltung wärmstens empfohlen, etwas Schlimmeres als eine Versachlichung der Diskussion ist nicht zu befürchten.

Fakten: 08.05. | 19 Uhr | Bürgerschaftssaal (Rathaus)