Bankgeheimnis: Gelegenheit macht Liebe

Von der kalten Schulter des Kapitalismus kann keine Rede sein — in Greifswald musste am Sonntagvormittag eine Bankfiliale kurzerhand als Liebesnest herhalten.

„Bitte nicht nachmachen!“ lautet der erste Satz in der Polizeimitteilung, die sich mit einem amourösen Zwischenfall in Greifswald beschäftigt. An dem Ort, der sonst höchstens für Zahlungsverkehr berühmt ist, hat sich am Sonntagvormittag ein junges Paar einander hingegeben und es sich in der innerstädtischen Bankfiliale zwischen den Geldautomaten gemütlich gemacht. Das teilte die Polizei mit, nachdem sie die Aufnahmen der Überwachungskamera eingesehen hat. Grund für die polizeiliche Ermittlung dürfte dabei vor allem die Sachbeschädigung an einem Teil des Diskretionssegels zwischen den Geldautomaten sein, der auf das Konto der Frau gehen soll, die sich nach dem Liebesakt vergriffen hätte.

geldschein liebe (Foto: Benjamin Klack  / pixelio.de)

Für die Polizei in Greifswald sind solche Aufnahmen bislang noch Neuland und die Auswertung des gesamten Filmmaterials steht noch aus. Dem Pärchen raten die Beamten aber, sich wegen der Sachbeschädigung unverzüglich bei der Polizei zu stellen. Für ihr Vergehen sollen sich die Beteiligten nicht schämen müssen — die Kameras haben keine Tonspur aufgenommen und das Liebesspiel wurde nur als Stummfilm festgehalten. Das Bankgeheimnis ist auch nicht mehr das, was es mal war.

  • Was alles so in einer Bank passiert (PM Polizei, 08.02.2016)

Brinke-Prozess: Verfahren gegen Hausbesetzerin eingestellt

Der erste Prozess gegen eine Hausbesetzerin der Brinkstraße 16/17 vor dem Greifswalder Amtsgericht endete, bevor er beginnen konnte. 

Gegen die Zahlung einer geringen Geldauflage wurde gestern das Verfahren wegen Hausfriedensbruch gegen eine der Hausbesetzerinnen eingestellt, die im Herbst 2014 sechs Wochen lang das Gebäudeensemble in der Brinkstraße 16/17 bewohnten, um auf diese Weise gegen die Vernichtung von bezahlbarem Wohn- und Kulturraum zu protestieren und den drohenden Abriss des Gebäudes zu verhindern.

brinke hausbesetzung polizei

Räumung der Brinkstraße 16/17 (Foto: privat)

Besetzerin versteckte sich in Zwischenboden

Als Hauptgrund für die Einstellung dieses und weiterer fünf Verfahren in diesem Zusammenhang benennt eine Unterstützergruppe in einer Pressemitteilung die dürftige Anklage. Die zuständige Staatsanwaltschaft stimmte der Verfahrenseinstellung zu. Obwohl die Verhandlung abgesagt wurde, trafen sich heute Unterstützerinnen der Angeklagten vor dem Amtsgericht und thematisierten die Besetzung und deren Räumung. Dabei wurden auch Erfahrungsberichte der Angeklagten verlesen, in denen die Räumung als Zerstörungsakt beschrieben wurde. Weiterhin wurde von „Beleidigungen durch Polizist_innen und einer Person, die geschlagen wurde“, berichtet. „Brinke-Prozess: Verfahren gegen Hausbesetzerin eingestellt“ weiterlesen

Erster Prozess gegen Hausbesetzerin der Brinkstraße

Sechs Wochen lang besetzten mehrere junge Leute im Herbst 2014 ein Häuserensemble in der Brinkstraße 16/17, ehe sie von einem Großaufgebot der Polizei geräumt wurden. Am Dienstag beginnt vor dem Greifswalder Amtsgericht der erste Prozess gegen eine der Besetzerinnen.  „Erster Prozess gegen Hausbesetzerin der Brinkstraße“ weiterlesen

Verdacht der Vergewaltigung im BT 22

Seit der Vergewaltigung einer Partybesucherin in Greifswald sind kaum zwei Monate vergangen, nun ermittelt die Polizei abermals wegen sexualisierter Gewalt im Greifswalder Club BT 22.

Logo Polizei MVWie die Polizei heute mitteilt, wurden die Beamten am Abend des 10.01.2016 darüber informiert, dass sich im Neubrandenburger Klinikum eine 21-jährige Frau befindet, die angibt, in dem Greifswalder Club BT 22 vergewaltigt worden zu sein. Nach Polizeiangaben soll sich die Geschädigte dort in der Nacht vom 09.01.2016 zum 10.01.2016 mit Freunden bei einer Veranstaltung aufgehalten haben. Dort sei sie von zwei männlichen Gästen immer wieder belästigt worden. Trotz der Aufforderung, sie in Ruhe zu lassen, soll sie in einen Raum gezerrt worden sein. Einer der Tatverdächtigen habe dann sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen. Als sie körperlichen Widerstand geleistet habe, ließ der Unbekannte von ihr ab und beide Männer entfernten sich. Die 21-Jährige begab sich dann in Neubrandenburg zum Klinikum, wo sie nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden konnte. „Verdacht der Vergewaltigung im BT 22“ weiterlesen

Das Völkchen von Greifswald und sein Anführer

Ein Gastbeitrag von Harry Finckelthaus (Greifswald)

„Greifswald wehrt sich“ und „Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit“ nennen sich zwei Bewegungen, die seit Monaten vereint versuchen, in Greifswald eine „Bürgerbewegung“ auf die Beine zu stellen. „Wir sind das Volk“ rufen sie, aber es klingt dünn. Im Schnitt kommt auch nach einem Vierteljahr Anstrengung auf jeden Polizisten ein „Bewegter“, 120 oder 130. Sie sind weder rechts noch links, sagen sie, erst recht wollen sie keine Nazis sein. Obwohl ihr Anführer keine Gelegenheit auslässt, die Gegendemonstranten als „linksfaschistisch“ oder „linksgrün versiffte Chaoten“ zu titulieren.

ffdg greifswald

Unter den Gegendemonstranten des Bündnisses „Greifswald für alle“ läuft eine Diskussion, man solle niemanden Nazi nennen, der es nicht ist. Wäre es nicht besser, über ihre Inhalte zu reden als über die Frage, wie man sie nennen soll? Diese rein akademische Diskussion über den Namen, Nazi oder nicht, führt nicht weiter. Am Montagabend zogen 120 „Bewegte“ (nach Angaben der Polizei) von der Hans-Beimler-Straße zum Theatercafé und dann auf anderem Weg zurück. Ich habe mir angehört, was ihr Anführer Norbert Kühl seinen Anhängern zu sagen hatte.

Über die Gegendemonstranten: „Das Völkchen von Greifswald und sein Anführer“ weiterlesen

Asylgegner sammeln unfreiwillig 450 Euro für Flüchtlinge

Am Montagabend fanden in Greifswald mehrere Demonstrationen und Mahnwachen statt, die weitestgehend störungsfrei verliefen. Die rechten Asylgegner sammelten mit ihrem unfreiwilligen Spendenlauf insgesamt 450 Euro für die Greifswalder Flüchtlingshilfe.

Die beiden rechten Gruppierungen FFDG und „Greifswald wehrt sich“ veranstalteten am Montagabend eine Demonstration unter dem Motto „Deutschland unser Vaterland“. Bereits ab 18 Uhr versammelten sich etwa 180 Gegendemonstrierende an insgesamt vier Mahnwachen in unmittelbarer Nähe zum FFDG-Treffpunkt, um gegen die Fremdenfeindlichkeit und den Rassismus von der gegenüberliegenden Straßenseite zu protestieren. Auf der größten Mahnwache vor dem DLZ positionierte sich Rektorin Prof. Dr. Weber in einer kurzen, aber eindringlichen Rede gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus — Einstellungen, die mit einem universitären Wissenschaftsstandort unvereinbar seien. Im Laufe des Abends wurden weitere Redebeiträge gehalten, unter anderem von Jörg Kasbohm (Die Linke) und Anne Wolf (Alternative Liste). Dazwischen sorgte Greifsmusic dankbarerweise wieder für ein abwechslungsreiches Live-Programm.

ffdg-gegendemo-rektorin-weber-greifswald600Rektorin Prof. Dr. Weber erklärt Universität und Fremdenfeindlichkeit für unvereinbar (Foto: Fleischervorstadt-Blog)

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