Vor kurzem fand unter der Schirmherrschaft des Greifswalder Innenstadtvereins ein Mitternachtsshopping statt. Das nächtliche Einkaufen etwas aufzulockern, schickten sich mehrere Flasmobber an und beteiligten sich mehr oder weniger kostümiert am nächtlichen Konsumfest.
Inzwischen ist auch ein kurzes Video veröffentlicht worden, dessen Höhepunkt der Besuch bei H&M war. Mit Kostümen und ein wenig mehr Schminke hätte die Aktion sicher auch weniger Plünderer-Atmosphäre.
Irgendwie weiß ich nicht, was ich von diesen Greifswalder Flashmobs halten soll. Die ersten Flashmobs die so im Internet die Runde machten, fand ich ziemlich cool. Aber die fanden in großen Städten statt, mit mehreren hundert Teilnehmern (Grand Central etc), waren aufwendig bis ins Detail organisiert und perfekt gefilmt. Da konnte man wirklich sagen, das war Kunst (weil gekonnt). Die Greifswalder Flashmobs wirken dagegen doch ziemlich erbärmlich. Das sind doch gar keine Flashmobs. Im Grunde sind das doch nur ein paar junge Leute, die die Diskrepanz zwischen ihrem übersteigertem Selbstbild und ihrer langweiligen Realität nicht mehr aushalten und dann verkleidet, mit lauter Musik durch die Straßen rennen, weil sie sich nach Abwechslung und Aufmerksamkeit sehnen. Das ist prinzipiell auch vollkommen in Ordnung und ich habe gar kein Problem damit, aber es hat halt auch eben überhaupt keinen Sinn und keinerlei Bedeutung und schon gar keine irgendwie geartete gesellschaftskritische Bedeutung, wie du mal in einem früheren Post angedeutet hattest (Fahrradaktion auf der Anklamer), weil ja dabei keine Kritik formuliert wird. Man kann ja nicht protestieren ohne zu sagen wogegen. Eigentlich hat man ja zunächst Kritikpunkte und Forderungen und überlegt sich dann, wie man Aufmerksamkeit erregen kann, um Gehör zu finden. Diese Flash- oder Smartmobber überlegen sich nur noch wie man Aufmerksamkeit erregen kann. Das ist Gesellschaftskritik ohne die Gesellschaft zu kritisieren.
du sprichst mir aus der seele. den critical masses spreche ich aber mehr politisches potential zu. ich teile nicht deine meinung, dass man zwangsläufig benennen muss, wogegen man protestiert. eine aktion kann auch als aktion für sich politisch sein. dass es aber um „abwechslung und aufregung“ geht, da stimme ich dir völlig zu.