Sascha Ott (CDU): „Ehe für alle“ gefährdet gesellschaftlichen Frieden

„Die „Ehe für alle“ sei Scharlatanerie und gefährde den gesellschaftlichen Frieden“, so sieht das zumindest der Greifswalder Kommunalpolitiker und Beinahe-Justizminister des Landes, Dr. Sascha Ott, vom konservativen Kreis der CDU.

Sascha Ott bezieht in einem Beitrag auf Facebook Position zur heute im Bundestag beschlossenen „Ehe für alle“. Darin erklärt der Jurist, dass sich viele Menschen von der Politik entfremden würden, wenn „die berechtigten Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft ignoriert und stattdessen (vermeintliche) Anliegen von Minderheiten zum „Goldenen Kalb“ erklärt“ würden. Die „Ehe für Alle“ sei das beste Beispiel für diese Entwicklung.

Sascha Ott Ehe für alle

Der strengkonservative CDU-Mann bezeichnete die historische Gleichstellung homosexueller Ehen als „Ersatzdebatte“, die geführt würde, „um von der programmatischen Leere in der Politik abzulenken“. Statt sich damit zu befassen, solle man sich der „Stärkung unserer Zivilgesellschaft, der Verteidigung unserer Freiheit und der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes“ zuwenden.

Sascha Ott, selbst verheiratet und fünffacher Vater, beschreibt sich als Konservativen, der verschiedene Lebensformen als Ausdruck persönlicher Freiheit akzeptiere. Das Recht auf Eheschließung geht ihm dann aber einen Schritt zu weit: „Wer den Menschen ständig ohne Not Veränderungen oktroyiert, bewirkt deren Rückzug aus dem öffentlichen Raum und gefährdet so den gesellschaftlichen Frieden. Die „Ehe für Alle“ ist ein falsches Versprechen, das in letzter Konsequenz allen schadet. Sie gaukelt den Menschen vor, Unvereinbares vereinbaren zu können. Diese Quadratur des Kreises aber ist kein politisches Programm, sondern schlichtweg Scharlatanerie.“

Fraglich ist, unter welchen Umständen die Eheschließung homosexueller Menschen für diesen Frieden bedrohlicher sein kann als Äußerungen wie diese — gerade dann, wenn sie von Menschen kommen, die Positionen wie Ott inne haben. 

15 Gedanken zu „Sascha Ott (CDU): „Ehe für alle“ gefährdet gesellschaftlichen Frieden

  1. Dumm nur, dass die Politik der CDU immer den gesellschaftlichen Frieden gefährdet. Aber gut, man muss ja irgendwie von den eigenen Untaten ablenken…

    1. ————-
      Darin erklärt der Jurist, dass sich viele Menschen von der Politik entfremden würden, wenn „die berechtigten Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft ignoriert und stattdessen (vermeintliche) Anliegen von Minderheiten zum „Goldenen Kalb“ erklärt“ würden.
      ————-
      Ich bin in hohem Maße irritiert, was der Herr hier meinen könnte. Denn die Mehrheit der Deutschen ist doch absolut ok mit der Öffnung der Ehe:
      http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/klare-mehrheit-der-unionswaehler-wollen-ehe-fuer-alle-15082434.html (man beachte, dass ca. dreiviertel der CDU-Anhänger darin auch keine Probleme sehen – ganz im Gegensatz zu den AfD-Kinderchen)
      …und das bitte schön auch nicht erst seit letzter Woche. Es gibt solceh Umfragen doch am laufenden Band, wann immer mal irgendwo weltweit eine Diskussion dazu herrscht. Ich erinner mich an Irland und bekomme es auch prompt ergooglt (Schlagwörter: Homo-Ehe Deutschland Umfrage):
      http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/homo-ehe-in-deutschland-laengst-akzeptiert-umfrage-13704670.html

      Also kann er nicht die Mehrheitsmeinung meinen, denn dann wäre er der Realität entrückt. Bezieht er sich daher auf ein Recht für Minderheiten, weil vermeintlich gleichgeschlechtliche Ehen nur eine Angelegenheit für Minderheiten wären?
      ich fürchte, das führt kaum zu einem besseren Ergebnis, wenn wir die Konsequenzen einer solchen Einstellung verfolgen…

      Spaß beiseite!
      Ich bin wirklich erstaunt, mit was für einer Argumentenlosigkeit die CDU und vor allem auch CSU hier so inbrünstig in den Kampf ziehen. Noch am Donnerstag morgen durfte man sich bei einem CSUler auf DLF anhören, wie dieser ein notwendiges Nein für den Entscheid am Freitag damit begründete, dass es zu einer Ehe nun mal gehöre „Verantwortung zu übernehmen“. Das war sein Argument. hm!
      Besser noch hieß es nach der Wahl am Freitag, das sei „die letzte konservative Bastion“ gewesen. Das klingt, als würde die CSU damit jetzt ja regelrecht überflüssig – eine Menschenhasser-Partei weniger, und dazu auch noch so eine, die es kurioser Weise immer wieder schaffte, widerlich viel Einfluss auszuüben. Spätestens hier hätten wir einen Gewinn für die Mehrheit, auch wenn ich nicht denke, dass die CSU den Arsch in der Hose hat, zu solchen Aussagen im nachhinein noch zu stehen und die entsprechende Konsequenz daraus zu ziehen. Diese ollen Drma Queens.

      Spannend wird auf jeden Fall nochmal der Gang vor’s Verfassungsgericht, denke ich.
      Natürlich sollte die Antwort dort klar ausfallen: wo zum Teufel verstößt die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner gegen die Verfassung?! Das kann nur ein schlechter Witz sein; vor noch nicht einmal 50 Jahren wurde Homosexualität schließlich aus dem Strafsgesetzbuch getilgt unter Bezug auf GG Artikel 1… Was hieße es nun, wenn man diesen Umstand nicht länger beachtet, wenn sowas nun doch wieder nicht über diesen Artikel abgefasst wäre?
      Aber seit 2016 darf man ja von solchen Selbstverständlichkeiten nicht ausgehen. Dann bliebe noch die Charta der EU, die doch eigentlich sogar im Wortlaut besagt, dass man aufgrund der Sexualität nicht benachteiligt werden darf (Meine Sorge ist sowieso eher, dass sich im Adoptionsrecht nichts ändern wird. Dann ist wieder alles für die Katz…)

      Bescheuert wäre das sowieso… man denke mal an mögliche Formulierungen in internationalen Wörterbüchern, die dann jedes Mal beim Stichwort Ehe noch dazuerwähnen müssten, dass die Ehe in Deutschland aber nur zwischen Mann & Frau bestehen darf, während das internationale Verständnis, gerade in der westlichen Welt, sich längst für gleichgeschlechtliche Ehen geöffnet hat und den Leuten diese bescheuerte Tradition im Kopf nicht mehr präsent ist.

  2. Zuvor wurde am 28. Juni der Hälfte der Greifswalder Zivilgesellschaft in
    der Klosterschänke von den EkelhAfDen und der U der LinksextremismusStempel aufgedrückt. …

    Nicht minder gefährlich…

    1. Es geht bei der „Ehe für alle“ um gleichgeschlechtliche Ehen. Lassen Sie sich doch nicht von konservativen Scharfmachern einreden, man könne jetzt auch Leichen, Tiere oder sonstiges heiraten.
      Kinderehen würde es nur dann geben, wenn es das liberale Spektrum mit der Sympathie dem Islam gegenüber anfängt zu übertreiben….

      1. Wer mal einen Blick über den Tellerrand riskiert und ein islamisches Land besucht, checkt auch früher (oder später), dass Eheschließungen mit Minderjährigen nicht unbedingt das dominierende Vermählungsmodell darstellen.

        Und bevor der nächste kluge Einwurf kommt: Nein, es halten sich auch nicht alle muslimischen Männer mehrere Ehefrauen wie Vieh…

          1. Es ist leider das angezeigt Argument. Sascha Ott hat vorgestern gegenüber dem Nordkurier nochmal nachgelegt: „Ott schreibt, mit der Entscheidung werde letztlich der Weg bereitet für „die Viel- und Kinderehe und damit den Umbau unserer Gesellschaft in eine islamische.”“

            Es ist genau jener undifferenzierte Blick auf die Welt, der schon aus seiner Rede beim Landesparteitag sprach.

      2. Roma und Hindu sind dem Islam angehörig?!
        Mein Weltbild scheppert gerade ganz gewaltig. Das werden ja regelrecht US-amerikanische Zustände… Sind die da demnach auch alle beim Islam? Kein Wunder, dass dieser eine Staat dort so einen unaussprechbaren Namen hat.

        Shit man, weiß Donald davon?!

  3. Schön,wenn Leute sich lieben und Verantwortung füreinander übernehmen möchten.Die Aufregeung ist allerdings unverständlich,da dieses Gesetzchen kaum etwas neues bringt.
    Eingetragene Lebenspartnerschaft kann jetzt auch Ehe heißen und gleichgeschlechtliche Paare können jetzt gleichzeitig,statt nacheinander adoptieren.Mehr ist’s nicht.
    Die medial und emotional aufgebauschte Aufregung verschleiert allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung geschickt,was sonst noch passiert ist.Am selben Tag wurde mit dem beschlossenen „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ de facto die Meinungsfreiheit in den sozialen Netzwerken abgeschafft.Und was gefährdet hier wohl eher den gesellschaftlichen Frieden? Siehe dazu auch:
    http://www.sueddeutsche.de/digital/facebook-und-das-netzwerkdurchsetzungsgesetz-das-grosse-loeschen-beginnt-1.3564185

    1. Da es dieses Jahr keine Feier über einen Sieg bei einer Fußballmeisterschaft gab, musste halt dieses zutiefst humanistische Thema als Deckmantel für etwas ganz anderes herhalten….

    2. ich kann mir den Link nicht öffnen, weil die SDZ zu zickig gegen meinen Browser & seine Gimmicks ist, wollte aber hier zu dieser Banalisierung, das sich ja eh kaum mehr was ändern wird, noch anmerken, dass diese einzelnen Rechte, bis hin eben zur Sukzessivadoption (die es übrigens noch keine 5 Jahre gibt…), alle mühsam über die Jahre erkämpft worden sind. Eine alberne Notwendigkeit, die genau daraus entstand, dass gewisse Parteien sich dermaßen lange gegen die Abstimmung über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare verweigerten.
      Ich finde, das wird in dem Beitrag ein wenig arg unterschlagen. Der Beitrag stellt es dar, als hätte die Idee der eingetragenen Verpartnerung allein schon alles in der Lebenswirklichkeit gelöst. Das war aber ganz und gar nicht so…
      Ursprünglich gehörte so ein symbolträchtiger Ritus wie die Verlobung nicht einmal zu solch einer Lebenspartnerschaft.

  4. Die Ehe für alle bringt eine gewisse Diskriminierungsgefahr von Kleinkindern: Das eigentlichen Problem ist die Homo-Adoption von Kleinkindern: Sicher wird das volle Adoptionsrecht hinzukommen. Aber das eigentliche Kindeswohl steht nur bedingt im Mittelpunkt der gleichgeschlechtlichen Adoptionswünsche und ist auch durch sicher in vielen Fällen gegebene, beachtliche Liebeszuwendung nicht zu garantieren. Denn eigentümlicherweise wird durch diejenigen, welche Freiheit in jeder Beziehung fordern, eine Beschneidung der Freiheit der Kinder billigend in Kauf genommen.
    Im Gegensatz zu einem Kind in einer Vater-Mutter-Gruppierung, erleidet das in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung heranwachsende Kind eine gewisse Deprivationssituation bzw. Diskriminierung, da ihm der enge Kontakt mit der Gegengeschlechtlichkeit verwehrt bleibt (Fehlende Aktivierung von wichtigen Spiegelneuronen).
    Die Frage nach dem Wohl des Kindes wird hier bei der versuchten Verwirklichung abstrakter Gleichheitsideen oder dem Versuch der Beseitigung eines auszuhaltenden, vielleicht unangenehmen Defizits, in der Regel gar nicht erst gestellt.
    [Einzelheiten über „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ sind in dem Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 6. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014: ISBN 978-3-9814303-9-4 nachzulesen]

    1. Vielen Dank für die Lektüreempfehlung, die im Kopp-Verlag und innerhalb der christlichen Rechten offenbar gut ankommt. Ich wäre aus eigener Erfahrung und im Vergleich mit heterosexuellen Adoptiveltern zurückhaltender mit Behauptungen wie „das eigentliche Kindeswohl steht nur bedingt im Mittelpunkt der gleichgeschlechtlichen Adoptionswünsche“.

      „Im Gegensatz zu einem Kind in einer Vater-Mutter-Gruppierung, erleidet das in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung heranwachsende Kind eine gewisse Deprivationssituation bzw. Diskriminierung, da ihm der enge Kontakt mit der Gegengeschlechtlichkeit verwehrt bleibt“

      Also die Kinder homosexueller Eltern, die mir bislang über den Weg gelaufen sind, machten nicht den Eindruck, unter besonderer Isolation oder Entbehrungen zu leiden, im Gegenteil. Ich würde behaupten, dass Kinder alleinerziehender Eltern unter wesentlich höherem deprivativem Druck stehen, aber ich bin da nicht vom Fach, ebensowenig wie Sie.
      Womit ich mich aber ganz gut auskenne ist das Themenfeld Gender. Publikationen, die in ihrem Titel „Gender-Ideologie“ und „Vergewaltigung“ zusammenbringen, sind auf Grundlage meiner langjährigen Erfahrungen in diesem Thema vor allem eines: unseriös.

      Ihr Kommentar, den Sie auf unzähligen Seiten im Netz verbreiten, gehört für mich deswegen ebenfalls in diese Kategorie.

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