Greifswald entbehrt leider eines richtigen Programmkinos. Dennoch gibt es hier gute Filme zu sehen. In wenigen Tagen beginnt ein kleines Filmfestival, das den cineastischen Blick gen Osten wendet. Die nun schon zum zweiten Mal stattfindende „Woche des Polnischen Films“, die von der FilmLand M-V gGmbH veranstaltet wird, ist neben dem PolenMArkT ein weiteres Puzzleteil des lokal erfahrbaren Dialogs zwischen Deutschland und Polen, der eben auch auf kultureller Ebene vollzogen wird. In Zusammenarbeit mit dem Koeppenhaus, der Medienwerkstatt und dem Filmclub Casablanca werden Produkte des polnischen Filmschaffens gezeigt. Mehrere dieser Werke werden in Mecklenburg Vorpommern ihre Premiere feiern. Insgesamt wird es 33 Vorführungen an 13 Spielorten geben. Neben neuen Produktionen wird auch retrospektivisch das cineastische Lebenswerk des Oscar-Preisträgers Roman Polański vorgestellt.
Folgende Filme werden in Greifswald zu sehen sein:
24.01.Macbeth (Roman Polański, GB/USA 1971)
Drei Hexen weissagen dem erfolgreichen schottischen Kriegsherrn Macbeth eine steile Karriere. Als der König auf seinem Hof zu Gast ist, beschließen er und seine Gattin dem Schicksal etwas nachzuhelfen. Sie ermorden den König, schieben die Tat einem anderen in die Schuhe und tatsächlich wird Macbeth zum König gekrönt. Doch das Morden geht weiter und bald plagen ihn und seine Gattin Gewissensbisse und Horrorvisionen.
Eine der besten Shakespeare Verfilmungen überhaupt. Mit dem Stoff verarbeitet Polański auch die Ermordung seiner Frau Sharon Tate. Ein düsteres und blutiges Drama.
(Lutherhof, Martin-Luther-Str. 8, 20 Uhr)
25.01. Eine Hochzeit und andere Kuriositäten (Wojciech Smarzowski, P 2004)
Kaskas Heirat mit Janusz steht unter keinem guten Stern. Das Hochzeitsgeschenk des Brautvaters und Möchtegern-Mafiosis, ein Sportwagen, ist geklaut, die Kapelle weigert sich zu spielen, das Essen ist verdorben und zu allem Überfluß taucht auch noch die eigentliche Liebe der Braut auf dem Fest auf … Die rasante Chaos-Komödie kennt die polnischen Klischees und weiß wie man sie hopsnimmt.
Gewann auf dem Polnische Filmfestival Gdynia 2004 buchstäblich alles, was man gewinnen kann: Bester Film, Bester Regisseur, Bestes Drehbuch, Bester Haupt- und Nebendarsteller, Beste Filmmusik, sowie besondere Erwähnungen in Locarno und Karlovy Vary.
(IKuWo, Goethe-Str.1, 20 Uhr)
27.01. Rosemary´s Baby (Roman Polański, USA 1968)
Zunächst ist die frisch verheiratete schwangere Rosemary von der zutraulichen Art der benachbarten Rentnerkäuze begeistert, doch nach und nach legt sich ein Schatten der Unsicherheit über ihr Dasein: Ihre Umgebung scheint sich ausnahmslos mit okkultem Schnickschnack zu beschäftigen. In der Nacht quälen sie massive Alpträume und auch im Wesen ihres sonst so rationalen Mannes Guy gehen beunruhigende Veränderungen vor. Rosemary’s Baby‘ gilt als der erste psychedelische Horrorfilm und wurde größtenteils im Dakota Building in New York gedreht, vor dessen Eingangstüren 1980 John Lennon ermordet wurde.
(Theater Vorpommern, Robert-Blum-St., 20 Uhr)
29.01. 33 Szenen aus dem Leben (’33 sceny z zycia‘) (Malgorzata Szumowska, PL 2008)
Genaues Portrait der Reaktionen, einer Familie auf die plötzliche Krankheit und den Tod der Mutter und Ehefrau. Brilliant akzentuiert der Film die Familienrollen, die vor dem Hintergrund der Extremsituation glasklar hervortreten.
Wenn Kleinigkeiten zur Chefsache werden, zeigt sich auch die absurde Seite des Todes. Julia Jentsch überzeugt in ihrer ersten großen Hauptrolle nach ‚Sophie Scholl‘.
Der Abräumer beim diesjährigen Filmfestival in Gdynia ist der Nachfolger von ‚Leben in mir‘, der auf der 1. Woche des Polnischen Films in M-V zu sehen war.
(Medienwerkstatt, Bahnhofstr. 50, 20 Uhr)
Das komplette Programm der „Woche des Polnischen Films“ gibt es hier.