Vor knapp zwei Wochen ist mal wieder ein Zeitungsartikel erschienen, der das besonderliche Moment Greifswalds zu greifen versucht. Dörthe Nath stellte für ihren taz-Beitrag die Landeshauptstadt Schwerin der Hansestadt gegenüber und arbeitete Mentalitätsunterschiede zwischen beiden Orten heraus.
„EIN BISSCHEN LANDSCHULHEIMATMOSPHÄRE“
Auf die alte Mär vom zweimaligen Weinen, die nach wie vor und ungebrochen am Image Greifswalds klebt, konnte die Autorin leider nicht verzichten und auch die Bezeichnung als Deutschlands Fahrradhauptstadt bereitet sicher manch Ortskundigem Bauchschmerzen.
Interessanterweise versucht sie aber, gerade an Dichte und Beschaffenheit der Fahrräder den großen Unterschied zwischen Greifswald und Schwerin deutlich zu machen: klapprige Damenräder in der Studentenstadt versus Lenkertasche mit Kartenfenster im Ausflugsort:
„Schwerin ist langweilig und voller Rentner – Greifswald ist jung und quirlig. In Greifswald tragen die Studenten einen Hauch von Vielfalt und Urbanität in die Stadt, aber auch ein bisschen Landschulheimatmosphäre.
„MEINE KLEINE HOMOHÖLLE“
Neben dem Status als Durchgangsstation wird im Artikel aber auch ein anderes lokales Problem benannt. Um gleich alle Hoffnungen im Keim zu ersticken, es geht dabei nicht um Korruption, sondern um die Schwierigkeiten Homosexueller in Greifswald.
Der zitierte Gleichstellungsbeauftragte des AStA, Björn Reichel, macht auf die – im Wortsinn – unwirtliche Situation Greifswalder Homosexueller aufmerksam: kleine Szene, kaum Homo-Kultur und diesbezüglich fehlende Strukturen.
Mehr als der queere Stammtisch und die zweifelhaften Gender-Trouble-Parties fallen ihm nicht ein, viel mehr gibt es tatsächlich auch nicht, beziehungsweise hat es aufgehört zu existieren, wie zum Beispiel das schwul-lesbische Filmfest queerblick, das von 1996 bis 2005 jährlich stattgefunden hat.
Irgendwann findet auch dieser Artikel sein wohlverdientes Ende und man bleibt mit dem glücklichen Gefühl zurück, nicht in Schwerin leben zu müssen.
zeit: Freitagnacht in Anklam
http://www.zeit.de/2010/19/Freitagnacht-Anklam
ohne uni würde greifswald das gleiche
schicksal teilen – face it.
Dafür wird’s heute Abend im IKUWO um so queerer zugehen, jedenfalls was die musikalische Abendbegleitung anbelangt.
@j: Großartiger Artikel!
@ http://www.zeit.de/2010/19/Freitagnacht-Anklam
der autor kommt sicher aus dem westteil berlins…
Ja, die bösen Wessis wieder :-p
Man muss ja nicht aus Westberlin bzw. den alten Bundesländern sein, um zu merken, dass Anklam ein verlorener Ort ist!
aufgewachsen in schwerin, zum studieren nach greifswald. für schwule gibts da und dort nichts. armselig!
„Nichts“ beschreibt die Situation in Greifswald meiner Meinung nach nicht angemessen. Was fehlt dir konkret?