Großfeuer in der alten Chemie *Update*

Alte Chemie

Hat Greifswald ein weiteres historisches Gebäude verloren? In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages ist im alten Institut der Chemie ein Großbrand ausgebrochen, der den hölzernen Dachstuhl des Gebäude zerstörte und einen Totalschaden verursachte.

Die Pressestelle der Universität reagierte umgehend und informiert auf ihrer Homepage über den Brand: „Nach Informationen der Berufsfeuerwehr Greifswald meldete gegen 6.30 Uhr der Wachschutz der Universität starke Rauchentwicklung auf dem Dach eines Gebäudes in der Soldmannstraße unweit des Bahnhofes. Als die Feuerwehr wenige Minuten später eintraf, seien aus dem Dachstuhl der ehemaligen Chemie bereits meterhohe Flammen geschlagen. Die Berufsfeuerwehr wurde durch die Freiwilligen Feuerwehren Greifswald und Dersekow unterstützt.

Am Vormittag konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Kurze Zeit später konnten mit dem Löschen von Glutnestern begonnen werden. Die Feuerwehr wird eine Brandwache einsetzen. Die Brandursache ist noch unklar. Die Polizei ermittelt. Die Schadenssumme muss noch ermittelt werden. Die Universität geht derzeit von einem Totalschaden aus.“

Alte Chemie

(Foto: heynaaah via Twitter)

Ladenhüter mit Totalschaden

Zuvor berichtete allerdings der webMoritz in atemberaubender Geschwindigkeit über das Feuer und terminierte den Ausbruch des Brandes auf „kurz nach 5 Uhr“. Die dort veröffentlichten Fotos sind noch eindrucksvoller als die der Pressestelle, denn das Flammenmeer züngelte zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme vor der düsteren Kulisse des grauenden Morgens.

Das Gebäude stand seit vier Jahren leer, die Chemikerinnen sind damals an den Beitz-Platz gezogen. Die Veräußerung der Immobilie gestaltet sich aufgrund ihrer chemischen Belastung schwierig. Insofern dürfte das Feuer für die Universität nicht unbedingt ungelegen kommen, wenngleich sich auch hier das schadstoffroutinierte und ewig obdachlose Studententheater hätte unterbringen lassen können.

Bleibt zu hoffen, dass jetzt nach dem wahrscheinlichen Abriss keine buntbalkonigen Wohnheime in der Soldmannstraße entstehen.

*Update*

Inzwischen hat der NDR einen kurzen Radiobeitrag veröffentlicht, der auf der Seite des Senders oder hier gehört werden kann.

13 Gedanken zu „Großfeuer in der alten Chemie *Update*

  1. ich bin mir nicht sicher, ob buntbalkonige Studierendenwohnheime wirklich Druck von den steigenden Mieten nehmen, ich denke das eher das Gegenteil der Fall ist. Aber wenn du das konkret ausführen und näher erläutern kannst lass ich mich gerne überzeugen.

    und ganz ehrlich, die dinger sind arg hässlich…

  2. Seh ich ähnlich wie Philipp.
    Zudem werden steigende Mieten nicht mit Gentrifizierung verwechselt, sondern sie sind ein Aspekt dieses Phänomens. Wenn schon hässliche Neubauklötze mit kindergartenhaften Außendesigns horrende Mieten für mickrige Zimmer verlangen, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis sich Altbaubesitzer in der Fleischervorstadt (oder anderswo) überlegen, auch mal mehr Kohle einzufordern. Und so schaukelt sich die Geschichte dann schön hoch.
    Schade um das schöne Gebäude, überhaupt könnte man mit einem großzügigen Startkapital aus dem Soldmann-Kiez einiges rausholen…

  3. geißelt mich, aber ein bischen gentrifizierung fänd ich manchmal ganz gut. wenn nämlich die ganzen asinazis hier ausm viertel nach anklam verdrängt würde, wärs hier eigentlich ganz schön 😉 wobei…wenn das amt zahlt is über ne mietpreiserhöhung wohl auch nich viel zu machen 🙁

  4. Buntbalkonige Studierendenwohnheime würden erstmal den gesamtverfügbaren Wohnraum vergrößern und damit potenziell irgendwann die Lehrstandsquote derart erhöhen, das Druck vom Wohnungsmarkt genommen wird. Damit würde es die Mieten sicherlich nicht senken, aber ihr Steigen bremsen. (Ich zweifle an, das Greifswald für den Zuzug attraktiver wird, wenn es mehr buntbalkonige Studierendenwohnheime hätte, wäre das allerdings so, würde diese simple Rechnung nicht aufgehen).

    Beiläufig: Steigende Mieten müssen kein Symptom von Gentrifizierung sein, sondern für Gentrifizierung benötigt es einen Millieuwandel, der Altmieter_innen verdrängt. In Greifswald sehe ich aber nur ein Steigen des prozentualen Anteils der Studierenden durch Zuzug, damit erhöhten Druck auf den Wohnungsmarkt und steigende Mieten (verschärft durch den Rückbau der Industriebaustil-Viertel). Millieuwandel kann ich kaum ausmachen (außer im Vergleich von (grob) vor 1990 zu danach). Zudem ist die Stadt zu klein, damit für Gentrifzierung greifen kann, da es für die Nutzung von Kulturangeboten nicht attraktiv genug ist, im gleichen Viertel zu wohnen und dort mehr Miete zu zahlen. EIne Verdrängung über die Stadt hinaus findet, soweit ich es beurteilen kann, auch nicht statt.

  5. In einzelnen Straßen findet mit Sicherheit eine Veränderung der Mieter_innenschaft statt. Ich schrieb bewusst von Vierteln, allein schon, weil eine straßenweise Veränderung keine segregierende Wirkung hat, sich auch nicht zwingend auf das Laufpublikum in einer Straße auswirkt usw.

  6. @spiegelschrift:
    Ich will ja nicht auf streitlustig machen, aber das Problem betrifft nicht nur die beiden Straßen. Die gleiche Beobachtung ließ sich auch zum Beispiel in der Stein-, Gützkower-, Burg- oder der Bleichstraße machen. Damit ist die Fleischervorstadt schon einigermaßen kartographiert und wir können also von einem Viertel sprechen.

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