Jetzt wird es ernst: Umzugsbeihilfe soll ausgesetzt werden

asta greifswald

Wie schon im November 2011 befürchtet, ist die Umzugsbeihilfe für Studierende und Azubis, die ihren Hauptwohnsitz nach Greifswald verlegen, nun ernsthaft bedroht. Einer Pressemitteilung des AStA Greifswald zufolge berät aktuell die Bürgerschaft darüber, die Zahlung von 150 Euro — womit die neuen Bürgerinnen der Stadt in den vergangenen Jahren für ihren Umzug prämiert wurden — für ein Jahr auszusetzen.

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Die AStA-Vorsitzende Anne Lorentzen weist darauf hin, dass die Bürgerschaft mit einer Aussetzung der Umzugsbeihilfe ein in Deutschland einmaliges Pilotprojekt zum Scheitern verurteile, das die Unterfinanzierung der Universität lindern könne. Sie fordert, dass alle Beteiligten zusammenkämen, um die Zahlung der Prämie langfristig zu sichern.

Die Universität erhält eine Hauptwohnsitzprämie von 1000 Euro für jeden zweiten Studierenden, der seinen Hauptwohnsitz von einem anderen Bundesland nach Greifswald verlegt. Die AStA-Referentin für Veranstaltungen schätzt die Zahl der Studienbeginner im Wintersemester 2012 auf 3000 Studierende. Würden — bei aller Utopie — alle neuen Erstsemester ihren Hauptwohnsitz in die Hansestadt verlegen, könnte die Universität folglich 900.000 Euro nach Angaben des AStAs bis zu 1 Million zusätzlicher Geldern erhalten, die in die Verbesserung der Studienbedingungen investiert werden könnten. Die Prämie war für viele ein starker Anreiz, sich umzumelden.

hgw haeuser(Foto: grenzfrequenz via Flickr)

Mit der Umzugsbeihilfe sollen Studierende und Azubis dazu motiviert werden, sich hauptwohnsitzlich nach Greifswald umzumelden. Stadt und Kreis erhalten höhere Mittelzuweisungen, je mehr Menschen dort leben. Im vergangenen Jahr wurden bis Oktober 480 Ummeldungen registriert. Die geplante Aussetzung der Prämie wird mit einem Haushaltsdefizit im laufenden Jahr von über zwei Millionen Euro begründet.

15 Gedanken zu „Jetzt wird es ernst: Umzugsbeihilfe soll ausgesetzt werden

  1. Einmalig ist das Ganze nicht, in Leipzig bekam man bis vor kurzem bei jedem neuen Semesteranfang 50€, das wurde inzwischen aber eingestellt. Jetzt gibt es einmalig 150€.

  2. Die Universität erhält eine Hauptwohnsitzprämie von 1000 Euro für jeden zweiten Studierenden, der seinen Hauptwohnsitz von einem anderen Bundesland nach Greifswald verlegt. Die AStA-Referentin für Veranstaltungen schätzt die Zahl der Studienbeginner im Wintersemester 2012 auf 3000 Studierende. Würden — bei aller Utopie — alle neuen Erstsemester ihren Hauptwohnsitz in die Hansestadt verlegen, könnte die Universität folglich 900.000 Euro zusätzlicher Geldern erhalten

    Ähhhm, wie jetzt?

    Die Uni bekommt 1.000,- Euro für jeden zweiten Studierenden, der offiziell nach Greifswald/MV zieht ( = 500 Euro pro neuen Studierenden mit dieser Hauptwohnsitz-Anmeldung). Passt rechnerisch nicht zur Utopie*: Würden 3.000 neue Studierende in 2012 offiziell nach Greifswald/MV ziehen, kämen 900.000,- Euro zusammen. (= 300,- Euro pro neuen Studierenden mit dieser Hauptwohnsitz-Anmeldung)

    Irgendwie komisches Zahlen-Wirr-Warr, es sei denn es gibt eine Unbekannte in dieser Rechenspielerei. 😉

    * Die Utopie-Rechnung klingt wenigstens logisch, weil das wäre eine faire Fifty-Fifty-Aufteilung zwischen Uni und Studierenden (gewesen).

  3. Ok. nun stimmt die Zahl.
    Aber arbeite bitte mehr mit Zahlen bei solchen Rechenexempeln. Diese Utopie bleibt weiterhin erklärungsbedürftigt und ist extrem irreführend. Die Formulierungen „1000 Euro für jeden zweiten Studierenden“ ist, denke ich, auch falsch. Hab mich jetzt mal woanders belesen.

    Die AStA-Utopie nun mal ausführlicher erläutert:
    1) 3.000 nicht in MV wohnhafte Erstis ziehen nach Greifswald
    2) diese 3.000 Erstis melden ihren Hauptwohnsitz in Greifswald an

    Vorrausetzung:
    NUR wenn sich 50% aller Studenten aus anderen Bundesländern für Greifswald als Hauptwohnsitz entscheiden, NUR dann gibt es für jeden weiteren Umgemeldeten Studi eine Prämie von 1.000,- Euro.
    Heisst, es geht bei Null los nach der Hürde! Nix mit jeder zweiter Student!

    3) aber gemäß AStA-Utopie melden sich ja eh alle 3.000 Erstis um. Die 50%-Hürde ist also locker genommen. Für die restlichen 1.500 Studenten gibt es dann je einen Tausender = 1.500.000,- Euro.
    4) davon müssen noch die 450.000,- Euro abgezogen werden (150,- Euro Begrüßungsgeld je umgemeldeten Student)
    = 1.050.000,- Euro

    So, das wäre diese Utopie, die rechnerisch wirklich hin haut und 100% Schwachsinn ist, Utopien eben. Aber diese Idiotie-Rechnerei muss man kritisch hinterfragen, darf man jedenfalls nicht so stehen lassen, auch nicht wenn sie vom AStA gerechnet wird! Das ist Irreführung im ganz großen Stil.

    Jetzt mal eine Annahme, die wahrscheinlicher ist:
    1) es kommen „nur“ 2.600 Ersti aus anderen Bundesländern
    2) davon melden 1.550 ihren Hauptwohnsitz in Greifswald an und kassieren die 150,- Euro „Begrüßungsgeld“. Die Stadt zahlt faktisch Umzugs-Anreize von 232.500,- Euro im Vorraus und hat damit zum Glück die 50%-Hürde (1.300) geknackt *juhu!*
    3) Dafür bekommt die Stadt dann im Nachgang 250.000,- Euro (250 x 1.000,- Euro) Prämie vom Land. Bliebe unter’m Strich ein dickes PLUS von 17.500,- Euro, die ich jetzt mal ganz fies für Verwaltung drauf gehen lasse.
    4) Ergebnis: 0,00 Euro, Na so ein Mist aber auch!

    Peng – die SpekulationsblAS(tA)e ist geplatzt.
    Das Prämiemodell wirft für die Uni/Stadt nur sehr unwahrscheinlich nennenswerten Gewinne ab, die zu Verbesserung von Studienbedingungen eingesetzt werden könnten. Viel wahrscheinlicher sind Verluste mit diesem kombinierten 150,- Euro Anreiz-(Spekualtions)versuch, weil wenn die 50%-Hürde nicht geschafft wird, steht Greifswald mit leeren Händen (keine Prämie!) und einem Minus (vergebliche Geld-Anreize!) da. Hier nur diese utopische 1 Million Euro in Aussicht zu stellen, ist in dem etwas komplizierten Berechnungs-Kontext (nicht im Beitrag dargestellt) viel zu einseitig gedacht und deshalb für eine objektive Betrachtung sehr verwirrend.

    Ein wirkliches Argument, um ein Begrüßungsgeld von 150,- Euro zu legitimieren steckt im letzten Absatz deines Beitrages:

    Stadt und Kreis erhalten höhere Mittelzuweisungen, je mehr Menschen dort leben.

      1. Oh, da hast du dir jetzt ja wirklich Arbeit gemacht, vielen Dank!

        Mir persönlich ist die AStA-Utopie ebenfalls weniger wichtig, weil das Geld, wenn es fließt, nur sehr wenigen Menschen zum Vorteil gereichen würde.
        Das wichtigste Argument bei der ganzen Angelegenheit ist meiner Meinung nach, dass die ganze Infrastruktur einer Stadt — sei es Schule, Krankenhaus, Bibliothek, Fahrradweg etc — Geld kostet und es deswegen furchtbar wichtig ist, dass die (durch mich „verursachte“) Mittelzuweisungen dorthin fließt, wo ich von diesen infrastrukturellen Ausstattungen profitiere.
        Das Uni-Förderungsmodell finde ich interessant, aber letztlich zeigen die Zahlen der vergangenen Jahre, dass eine besondere Kampagne notwendig ist, um viele zu einer Ummeldung zu bringen. 150 EUR Begrüßungsgeld reichen dafür offenbar noch nicht. Dieses Geld aber einzufrieren ist aber ganz bestimmt nicht der richtige Weg, um Einwohner zu gewinnen.

    1. Also erstmal muss gesagt werden das die Umzugsbeihilfe auch ohne die Wohnsitzprämie(Geld für Uni) für Land und Kreis rentabel ist. Die genauen Zahlen dazu sind in der Pressemitteilung der Jusos zu finden: http://jusos-greifswald.de/index.php?article_id=324

      Das Problem ist bloß das das Geld jetzt nicht mehr ausschließlich an die Stadt fließt, sondern auch an den Kreis. Daher ist es für die Stadt allein nicht mehr so lukrativ. Anstatt logischerweise den Kreis mit ins Boot zu holen, entscheidet sich die Stadt anscheinend für eine Abschaffung der Umzugsbeihilfe. Dadurch verlieren Kreis und Stadt Mittelzuweisung(Geld!).

      Was den ganzen Plan aber noch irrsiniger macht, ist das in diesem Wintersemester in Greifswald das Pilotprojekt „Wohnsitzprämie“ anläuft.

      Für den Erfolg dieser Prämie ist das Begrüßungsgeld(150) ein entscheidender Baustein. Jockel hat aber schon angedeutet das dafür mehr notwendig ist. Ich bin mir sicher das die Uni und/oder die Studierendenschaft eine Kampagne fahren werden um mehr Geld für die Verbesserung der Studienbedingungen vom Land zu bekommen. Ohne die Umzugsbeihilfe der Stadt wären aber alle Bemühungen schon jetzt zum Scheitern verurteilt.

      Jetzt mal die Rechnung des AStAs transparent gemacht:

      Wir haben 3000 Erstsemester im Wintersemester. Davon kommen 60% aus anderen Bundesländern, also 1800 Studierende. Wenn sich hypotetisch alle ummelden wären das 50% von 1800, also 900 Studierende für die das Land 1000 Euro an die Uni abgibt. Macht 900.000 Euro für bessere Lehre usw. Und das ganze läuft jedes Semester.

      Sicherlich werden sich nicht alle ummelden, aber auf diesem Weg wäre es möglich allein im Wintersemster vielleicht 400.000 Euro an zusätzlichem Geld für die Uni zu besorgen. Und ich kann dir sagen das man zum Beispiel in der PhilFak mit dem Geld einiges machen könnte.

      Also was das ganze zum Schildbürgerstreich macht: Es lohnt sich für 3 Beteiligte: Stadt ,Kreis,Uni Und weil die Stadt nicht mehr allein profitiert, schafft sie die Umzugsbeihilfe ab und verursacht damit finanzielle Ausfälle bei sich und Kreis und Universität.

      Hätten sich alle Beteiligten vorher an einen Tisch gesetzt, hätte man sicher eine Lösung finden können.

      Ich hoffe, ich konnte dir die Verhältnisse auch aus Sicht des AStA anschaulich machen. Und bei aller notwendigen Kritik: Der AStA macht das ganze für uns alle. Warum du da hinter eine „Irreführung ganz großen Stils“ aufdecken willst, verstehe ich nicht so richtig.

      1. @Jockel:
        Bitte! und das sehe ich auch so:
        Ich halte auch nicht so viel von der Effizienz dieses Begrüßungsgeldes. In Brandenburg und Potsdam gibts ca. 400,- Euro für Hauptwohnsitz-Studenten. Greifswald kann scheinbar keine großartigen finanziellen Anreize bieten. Und ich glaube auch, dass sich mit Geld (allein!) hier keine Hauptwohnsitze ziehen lassen.

        @EVM:
        Sehr schön, dass die Utopie-Rechnung nun transparent gemacht wurde! Ich dachte ja sogar, es wurde mit noch utopischeren Annahmen spekuliert (und bin fast auf’s selbe Ergebnis gekommen …^^ ).
        Aber die 270.000,- Euro (1.800 x 150,- Euro) Begrüßungsgeld sind in dieser transparenten Rechnung trotzdem/anstandshalber gegen zu rechnen. Das Begrüßungsgeld ist ein Anreiz, den man einfach als Investition betrachten muss. Es wären dann real 630.000,- Euro Einnahmen, die für verbesserte Studienbedingungen in Greifswald zu Stande kommen würden.
        Da diese Rechnung Utopie bleibt, kann man sich zwei Fragen stellen:
        Wieviele Euros wurden tatsächlich in den letzten Jahren an Prämien vom Land eingenommen und maßgeblich durch Begrüßungsgeld ‚verursacht‘? Was wurde mit diesen Prämieneinnahmen effektiv angestellt? Wenn diese beiden Fragen positive Antworten ergeben, frage ich mich, warum diese bis dato so geheim/versteckt gehalten werden und wieso z.B. die Uni dann keinen Kredit aufnimmt, um die 270.000,- Euro Begrüßungsgelder (nach Utopie!) vorzustrecken ODER das Ganze einfach über die eigenen Marketingmaßnahmen (Kampagne?!) abrechnet. Das scheinen doch Ausgaben zu sein, die nicht versumpfen, sondern mit dieser Prämien-Aussicht vom Land satte 233% Rendite (nach Utopie!) versprächen, also absolut rentabel wären. Ich stimme jedenfalls voll und ganz zu, dass man mit 630.000,- Euro (nach Utopie!) wirklich etwas machen könnte. 😉

        Egal ob das Begrüßungsgeld nun wegfällt oder nicht:
        Wieso schenkt man Erstis nicht einfach fahrtüchtige Gebraucht-Fahrräder (mit Licht) für’nen Hauptwohsitz-Wechsel oder wenn das nicht darstellbar ist, verlost halt 50 Stück nagelneue Räder.(?) Das wäre dann eine überschaubare 12.500,- Euro Investition. Das wäre zumindest eine simple und passende Maßnahme für Greifswald mit der man sogar eine „Kampagne (nicht gegen den Baum) fahren“ und Substanz verleihen könnte 😉

        PS:
        Ich wollte nichts aufdecken. Ich habe etwas nachgerechnet und dabei Irreführung im großen Stil festgestellt (bis zu 1 Mio. Euro würden wegen Begrüßungsgeld-Wegfall fehlen). Was es daran nicht so richtig zu verstehen gibt, verstehe ich nicht so richtig. An meiner Meinung bzgl. der Irreführung hat sich jedenfalls nichts geändert (der AStA „macht das das ganze für uns alle“, das ist gut so aber dafür klatsche ich keinen Beifall, weil das „Ganze“ trotzdem in die Irre führte).

        – FIN –

        1. Hmm, irgendwie reden wir aneinander vorbei. Versuch es nochmal aufzuklären. Das Begrüßungsgeld(150 Euro) rentiert sich für die Stadt und den Kreis allein durch die gestiegenen Mittelzuweisungen pro neuem Einwohner. Die konkreten Zahlen sind hier nachzulesen: http://jusos-greifswald.de/index.php?article_id=324

          Die Wohnsitzprämie vom Land an die Uni (1000 Euro) kommt da nochmal oben drauf. Sie braucht also nicht gegengerechnet werden, sondern bedeutet reine Zusatzeinnahmen.

          Ich hoffe es war jetzt verständlicher.

  4. Wie armselig muss man sein, sich zu dem belanglosen Thema so ausführlich auszulassen? (microkosmos über alles…) –
    dank Leuten wie Kapitulist und Jockel wurde und wird das Christentum in gottlosen Lebenswelten konserviert – „ein Hoch auf das GUTE Gewissen“

    Mir stellt sich nur noch die Frage, ob das eben von mir Verfasste Ausdruck eines Ressentiments, MEINER Moral und damit einhergehend meines moralischen Geltungsbedürfnisses oder einer Synthese beider ist. Der Sache werde ich mal auf den Grund gehen.

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