Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
Gigantomanen der kleinen Stadt
Krach, die dienstälteste aktive Greifswalder Band, wollen dieses Jahr ihren Geburtstag öffentlich feiern und stecken offenbar bis zum Hals in den Vorbereitungen für ihr fünfzehnjähriges Jubiläum. Die Band kündigte unlängst an, diesen Anlass zu nutzen, um bislang liegengebliebenes Material, wie ihren Beitrag zur Inszenierung des Kleinen Horrorladens, zu veröffentlichen. Außerdem sollen einige neue Songs aufgenommen werden.
Erinnert man sich der — für hiesige Verhältnisse beinahe gigantomanisch inszenierten — Release-Party zum ihrem letzten Album, darf man darauf gespannt sein, was sich die Musiker für ihre Jubiläumssause am 19. Mai einfallen lassen werden. Dann wird sich auch zeigen, wieviel Interesse die Band in Greifswald noch auszulösen vermag, denn in den letzten Jahren ist es ruhiger um Krach geworden: Kinder wurden geboren, Wohnorte gewechselt, Prioritäten offenbar stückchenweise verschoben.
(Foto: Krach)
Diese Entwicklung lässt sich auch am Publikum der Band beobachten, das in den letzten Jahren treu und nachgiebig mitalterte und darüber häufig die Stadt verließ. Vermutlich wurde die Release-Party auch deswegen auf das verlängerte Himmelfahrtswochenende gelegt im Mai. Sah man früher hierorts noch regelmäßig junge Menschen, die sich mit Hilfe textiler Devotionalien der Band gleichsam um Identität und Distinktion bemühten, so wurde diese Stelle inzwischen sehr erfolgreich von der wesentlich jüngeren Band Feine Sahne Fischfilet besetzt.
Zollt den Szene-Opis ihren Tribut!
Doch davon lässt sich die Band erstmal nicht aufhalten. Sie treibt ihre Vorbereitungen fürs Jubiläum und die Mehrfachveröffentlichung voran voran, wie man als Krachianer sagen würde. Den visuellen Rahmen der musikgewordenen Resterampe sollen dabei die Fotos bilden, die morgen im Museumshafen geschossen werden. Hierfür sucht die Band noch 50 bis 75 Freiwillige, die sich morgen Nachmittag gemeinsam mit den Musikern ablichten lassen. In ihrem Aufruf wird ausdrücklich daran appelliert, auch die Eltern oder Großeltern mitzuschleppen. Das ist gar nicht so weit hergeholt, denn Krach sind seit ihrer Gründung 1997 inzwischen sowas wie die Opis der Greifswalder Musikszene geworden und wie ein herzhafter Käse mit jedem verdammten Jahr ein gutes Stück gereift.
Wer der altersagilen Band die ihr zustehende Ehre erweisen möchte, sollte unbedingt ihrem Aufruf folgen und sich morgen mit Kind und Kegelverein im Museumshafen einfinden!
Fakten: 17.03. | 15 Uhr | Museumshafen (Pomeria)
Ein Gedanke zu „Pop am Wochenende: Krach – agil bis ins hohe Alter!“