Erneuter Angriff auf das IKUWO

Die Farbe wurde mit einem Feuerlöscher versprüht

Der Verein Soziale Bildung (SoBi) veröffentlichte heute Nachmittag das Foto einer eingeworfenen Fensterscheibe des Rostocker Peter-Weiss-Hauses und kommentierte lakonisch: „Wer Nazis ein Dorn im Auge ist, macht alles richtig … Move on“. Der Grund für diese Erkenntnis war ein zuvor verübter Anschlag auf das Zentrum, für dessen Urheberschaft Neonazis verantwortlich gemacht werden.

ikuwo graffito

Die Bilanz der vergangenen Nacht macht frösteln, denn nicht nur in Rostock wurde ein Ort angegriffen, der sich deutlich gegen Rechts positioniert — auch der Anklamer Demokratieladen und das Greifswalder IKUWO waren von Farb- und Buttersäureattacken betroffen, die konzertiert in derselben Nacht verübt wurden.

Dort, in der Goethestraße, wurden gegen 4 Uhr zwei Vermummte gesehen, die mit Hilfe eines Feuerlöschers die Hausfassade des IKUWOs großflächig mit rotbrauner Farbe bedachten und im Eingangsbereich des Hauses Buttersäure verteilten. Außerdem wurde — bezugnehmend auf die regionale Band Feine Sahne Fischfilet — der Vorbau des Gebäudes beschmiert. Nach den Beschreibungen von Augenzeugen werden die Täter im Umfeld der Nationalen Sozialisten Greifswald (NSG) vermutet. Laut der Beobachtung eines Gastes sei das IKUWO bereits vor der Tat von einer dritten Person, die ebenfalls dem Umfeld der NSG zugeordnet wird, ausgespäht worden.

Fehlt der Polizei das Interesse an Aufklärung? 

Die Polizei schließt einen rechtsextremen Hintergrund nicht aus und ist sich noch nicht sicher, ob die Tat in Zusammenhang mit den Vorkommnissen in Rostock und Anklam steht. Es wurde Anzeige erstattet, doch das Vertrauen in Aufklärungsfähigkeit und -willen der Behörde ist gedämpft, nachdem die polizeilichen Ermittlungen zum Brandanschlag, der vor einem Jahr auf das internationale Kulturzentrum verübt wurde, ergebnislos im Sande verliefen.

In einer Pressemitteilung erklärt eine Sprecherin des IKUWO dazu: „Wir fragen uns, ob die Neonaziszene in Greifswald wirklich so groß ist, dass die Polizei jeglichen Überblick verliert, oder ob sie kein Interesse an der Aufklärung der Taten hat“. Der Kulturbetrieb des Hauses wird trotz des Angriffs uneingeschränkt weiterlaufen: „Solche Vorfälle können uns nicht einschüchtern, sondern bestärken uns in dem Engagement gegen Neonazi-Aktivitäten“.

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  • Neonazis attackieren linke Läden in Mecklenburg-Vorpommern (Kombinat Fortschritt, 04.05.2012)
  • Ein Angriff auf Eine_n ist ein Angriff auf Alle! (parallaxe, 04.05.12)
  • IKuWo mit Farbe und Buttersäure angegriffen (webMoritz, 04.05.12)

10 Gedanken zu „Erneuter Angriff auf das IKUWO

  1. Ja, man wird den Eindruck nicht los, die Polizei interessiert sich nicht wirklich für derlei Fälle. Auf der anderen Seite werden Strafanzeigen, die von Rechtsextremisten ins Blaue hinein gegen engagierte Personen gestellt werden, nachdrücklich verfolgt und eine Schikanierung der demokratischen Zivilgesellschaft billigend inkauf genommen.
    Dem führenden Neonazi Greifswalds (der dann aber von speziellen Einheiten der Polizei nicht mal face to face erkannt wird) stellt man dann aber zum Schutz zwei Wasserwerfer vor die Haustür.
    Diese Zustände gilt es zu skandalisieren und an diesem Punkt muss sich vielleicht auch eine alternative Szene mal überlegen, den Kontakt zu „höheren Ämtern“ herzustellen. Denn jeder Streifendulli und Kripo-Nappel hat einen Vorgesetzten, der einen Vorgesetzten hat und irgendwo am Ende der Kette steht sowas wie politische Verantwortung. Die Situation in Greifswald und der Umgang der Polizei damit ist eben politisch nicht mehr zu verantworten. Das muss nur mal an die richtigen Stellen weitergeben werden.

    Darüber hinaus zeigen die Anschläge der Faschos einmal mehr, dass die betroffenen Einrichtungen wichtige und richtige Arbeit leisten! Move on!!

  2. „Diese Zustände gilt es zu skandalisieren“, „Die Situation in Greifswald und der Umgang der Polizei damit ist eben politisch nicht mehr zu verantworten.“

    zwei kleine Lacher am Sonntag

  3. Pingback: daburnas Logbuch

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