Die Idee wäre radikal genug gewesen, um quasi über Nacht den Greifswalder Haushalt zu entlasten und das wenig ambitionierte Klimaschutzziel der Stadt – die Verringerung der CO2-Emissionen bis 2020 um 14% gegenüber dem Jahr 2005 — zu erreichen. Doch die Stadt beendete ohne offizielle Erklärung den seit mehr als einem Jahr durchgeführten Modellversuch in der Gützkower Straße, dessen Umsetzung so diskret geschah, dass nicht einmal die Anwohnenden im Vorfeld über das Experiment informiert wurden.
Das Licht aus den Schalter um
Schade, denn auch wenn es nachts dort auf Höhe der Burgstraße unstädtisch vor sich hin dunkelte, ahnte man ja schon, wieso man auf die Illuminierung der Straße verzichtete. Mit den halbherzigen Einsparungsversuchen an der nächtlichen Straßenbeleuchtung, die seit 2003 schrittweise eingeführt wurden, sind eben nur kleine Schritte machbar — auf große Sprünge wartete man bislang vergebens.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Vorher verbrauchte die Greifswalder Straßenbeleuchtung etwa 3,9 Millionen Kilowattstunden (KWh) jährlich, was einem CO2-Ausstoß von 1400 Tonnen entsprechen soll. Bis 2005 wurde dann nach und nach jede zweite Leuchte zwischen 21 Uhr und 5 Uhr abgeschaltet, was den Verbrauch um ein gutes Drittel verringerte und eine Reduktion auf 2,5 Millionen KWh beziehungsweise auf 910 Tonnen CO2 per annum brachte. 2010 wurde dieser Dunkelzeitraum auf 20 bis 6.15 Uhr ausgedehnt, um den Verbrauch um weitere 138.000 KWh zu drücken und bei einem Strompreis von 22 Cent pro Kwh nochmal rund 30.000 Euro einzusparen. Aber reicht das?
Volle Gönnung: LED-Umrüstung kostet mehr als 4 Millionen Euro
Bleibt die Umrüstung auf LED-Leuchtmittel, die im laufenden Betrieb nur etwa halb soviel Strom wie die bislang verwendeten Birnen verbrauchen und ungefähr dreimal solange brennen, aber dafür mit Kosten von 900 Euro pro Laternenmast zu Buche schlagen. In Greifswald gibt es etwa 4.500 dieser Masten, die notwendigen Investitionen gehen also in die Millionenhöhe. Deswegen soll laut Felix Wixforth, Leiter des Tiefbau- und Grünflächenamts, nicht das gesamte Lichtsystem umgerüstet werden.
Die SPD schlug im vergangenen Jahr vor, die Verantwortung für die Beleuchtung an die Stadtwerke abzugeben, um die Anlagen sukzessive zu modernisieren. Mit Blick auf das Bürgergutachten (pdf-Dokument, 144KB), das im Rahmen des 1. Greifswalder Bürgerforums zur Kommunalen Klima- und Energiepolitik erstellt und im März 2010 veröffentlicht wurde, wäre das sogar ein naheliegender Schritt. Dort wird nicht nur die Umstellung auf energiesparende Leuchtmittel gefordert, sondern auch, dass die für die Beleuchtung eingesetzte Energie vorrangig durch Solartechnik erzeugt werden solle.
Alles flimmert (in den eigenen vier Wänden)
Die Bürgergutachter regten weiterhin an, dass ein „effizienterer Schaltplan für die Beleuchtung“ erarbeitet werden müsse. Der wurde offenbar entwickelt und mehr als ein Jahr lang in der Gützkower Straße ausprobiert. Auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet, wäre dieser Plan tatsächlich radikal gewesen und hätte nicht nur die über 4 Millionen Euro teure Umrüstung auf LED erübrigt, sondern jährlich auch noch etwa 2,3 Millionen KWh Strom (ca. 500.000 Euro) gespart beziehungsweise ca. 800 Tonnen CO2-Ausstoß weniger verursacht.
(Foto: swinx)
Doch nun obsiegten offenbar die Zauderer an den Hebeln der beleuchteten Nacht und brachen den Modellversuch schließlich am 3. September ab — es bleibt wohl wieder bei den kurzen Schritten. Das Sicherheitsbedürfnis ist indes wieder umfassend hergestellt, allein die inzwischen lichtscheuen Anwohner des Viertels müssen sich noch an das neuerliche Blendwerk gewöhnen.
Hmm vielleicht hat Herr Hochschild auch einfach nur Angst im Dunkeln, wenn er auf der Lauer liegt, um den bösen Pöbel mit Sprühdosen und extremistischen Aufklebern zu stellen? :o))
Schaltplan, da war kein Schaltplan in der Kurve der Gützkower… Die war finster in der Nacht… Schalter aus! aber das wäre wohl krass geworden wenn die das in der ganzen Stadt versucht hätten. Übrigens glaub ich das mit dem Versuch nicht so ganz. Oder es gehörte zum Versuch. Die Lampen gingen zwischendurch mal für eine oder wenige Nächte. Naja, jetzt brennt jede zweite Funzel. Warum eine Umstellung auf LED so teuer sein soll verstehe ich allerdings nicht. Mittlerweile gibt es doch wohl LED Leuchtmittel, die in die alten Fassungen passen und nur weniger Strom verbrauchen. Anstatt ne neue Birne einzuschrauben gibts dann die LED Version.
Die Beleuchtung war kaputt und das mindestens für ein Jahr, wenn nicht sogar für zwei. Dass es einen geheimen Plan der Stadtverwaltung gab, die absolute Unterbeleuchtung zu testen, ist natürlich ausgedachter Kokolores 😉
Sehr gut! Fabelhaft… 🙂