Im Januar 2011 begann nach langer Planung und mehrjährigen Vorarbeiten der Bau des Hochwasser-Sperrwerks in Greifswald. Nach seiner Fertigstellung, die für April 2014 geplant ist, soll es die Hansestadt und vor allem deren Ortsteil Wieck vor hereinströmenden Wassermassen schützen.
Verlagerung des Hochwasserschutzes vom Ryck an den Bodden
Aufgrund der Form des Ostsee-Beckens und der Lage der vorpommerschen Küste sind die Gebiete an der Dänischen Wieck sturmflutgefährdet. In der Vergangenheit hat sich mehrfach erwiesen, dass Greifswald in besonderem Maße von Hochwasser bedroht ist.
(Abbildung: Wasser und Abfall)
Das Sperrwerk ist elementarer Bestandteil des Sturmflutschutzsystems für Greifswald und verlagert den Hochwasserschutz von den Ryckufern an die Boddenküste, indem es den Fluss ca. 250m vor der Wiecker Mole abriegelt. Hierfür wird im Ryck ein Drehelement installiert, das für einen maximalen Hochwasserstand von 3m über Normalnull (NN) ausgelegt ist. Bei normalen Wasserständen ist es nicht sichtbar und liegt in einer Fundamentaussparung in der Flusssohle.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 01/2012)
Bei Sturmflut schließt das Tor
Bei angekündigtem Hochwasserstand von 1,10 Metern oder mehr über NN wird das Element um 90° gedreht und versperrt aufgerichtet den Zufluss zum Hafen. Dieser Fall soll durchschnittlich einmal pro Jahr eintreten. Die Konstruktion des 27 Millionen Euro teuren Sperrwerks bedingt eine Verengung des Rycks auf etwa 50 Metern Länge von 60 auf 21 Meter, was die Einfahrt für Segelboote unter Segeln erschweren wird, da diese im Bereich des Sperrwerks bei Gegenverkehr kaum Raum zum Manövrieren haben werden.
(Foto: Webcam Sperrwerk Greifswald)
Dem Speerwerk beim Wachsen zusehen
Das Sperrwerk schafft in Wieck aber nicht nur Erleichterung über den zukünftigen Hochwasserschutz, sondern sorgt auch für Unmut, denn das bei Touristen beliebte Fischerdorf ist inzwischen zur Dauerbaustelle geworden. Vielleicht ist das auch ein Grund für die Offenheit, mit der die Verantwortlichen die Fortschritte beim Bau dokumentieren lassen.
So wurde neben der Großbaustelle ein Aussichtspunkt errichtet, von dem aus der Blick über das entstehende Sperrwerk schweifen kann. Daneben erklären Informationstafeln den Bau. Eine Webcam zeichnet alle 10 Minuten ein neues Foto auf, so dass der gegenwärtige Entwicklungsstand jederzeit in Augenschein genommen werden kann. Momentan laufen noch Arbeiten in der Hauptbaugrube, ehe gegen Ende des Jahres das Hauptdrehelement fertiggestellt wird.
Mehr Infos über das Sperrwerk in Wieck
Weitere Informationen über das Großprojekt kann man der offiziellen und einigermaßen aktuellen Website entnehmen. Wer sich für die Konstruktion und die Funktionsweise des Baus interessiert, sollte die Juni-Ausgabe 2011 der Fachzeitschrift Wasser und Abfall einsehen, in der das Konzept des Sperrwerks ausführlich erläutert wird.
- Sperrwerk Greifswald (offizielle Website)
- Wasser und Abfall (Juni 2011, pdf-Dokument, 8 MB)
Auch der Regionalsender Greifswald TV produzierte kürzlich einen informativen Beitrag über das Sperrwerk, in den sehr beeindruckendes Archivmaterial vergangener Sturmfluten eingearbeitet wurde. Zudem wurde mit Wolfgang Moldenhauer auch ein Vertreter des Amts für Landwirtschaft und Umwelt vor die Kamera geholt und interviewt.