Am Montag kommt Kool Savas für einen ganz exklusiven Auftritt nach Greifswald! Der in Aachen geborene Berliner legte in den vergangenen 15 Jahren eine steile Karriere vom Tellerwäscher zum Pimplegionär hin und gilt als einer der einflussreichsten Vertreter des deutschen (Battle-)Raps. Er reist morgen in die Hansestadt Greifswald, um dort im örtlichen Media Markt die Werbetrommel für sein am Freitag veröffentlichtes Album Märtyrer zu rühren.
(Veranstaltungsbild Facebook)
Media Markt? Richtig gelesen! Der frühere Bad Boy wird zur Autogrammstunden Tour 2014 auf die Grüne Wiese ins Einkaufszentrum geschickt — signierend auf Rudis Resterampe. Fanvollkontakt im Shoppingcenter, büst du mall? „Packt eure Kool Savas-Sammlung ein und kommt vorbei!“ Dieses Spektakel hat auch noch fünfzehn Jahre nach Rex Gildo, der sich 1999 nach einer Gala in einem Möbelmarkt das Leben genommen hat, einen bitteren Beigeschmack. Andererseits hat Savas ja auch schon einiges durch, so dass diese Werbetour vielleicht auch nur die nächste Station auf dem allmählich abknickenden Ast der für das kurzweilige Popgeschäft schon ganz schön langen Karriere sein könnte: Vom Rüpelrapper, der mit seinen erniedrigenden, fäkal- und genitalfixierten Texten vom brutalen Leben auf den Straßen und in den Kiezen der Hauptstadt erzählte und ganz nebenbei zu einer enormen Popularisierung des damals neuen Subgenres Pornorap beitrug, mauserte sich der vor allem wegen seines stimmigen Reimflusses beachtete Kool Savas zum Popstar und verdiente sich mit dem 2011 veröffentlichten Album Aura zuerst eine Goldene, später eine Platin-Schallplatte.
Im folgenden Jahr gewann der Rapper, der zu diesem Zeitpunkt schon mit dem heute in Richtung Mahnwachen abgedrifteten Xavier Naidoo kollaborierte, Stefan Raabs Bundesvision Song Contest. Die Zusammenarbeit hätte dem zu „Xavas“ verballhornten Duo beinahe ein Verfahren wegen Volksverhetzung eingebracht, aber die Ansicht der Linksjugend, die in einem gemeinsamen Stück der beiden Musiker eine Gleichsetzung von Satanisten, Pädophilen und Homosexuellen und einen Aufruf zu Gewalt erkannten, wurde von der Staatsanwaltschaft Mannheim nicht geteilt.
Die Kritiken für das in Anbetracht des aktuellen Weltgeschehens eher ungeschickt betitelten Battle-Rap-Albums Märtyrer, das wohl in diesem Jahr zu den wichtigsten deutschen Veröffentlichungen des Genres gehören dürfte, fielen für Kool Savas bislang so gut aus, dass man sich ernsthaft fragt, was dieser Rapper auf einer Autogrammstunde im Media Markt abgesehen von der letzten Reserve Realness noch verloren hat.
Fakten: 17.11. | 18 Uhr | MediaMarkt (Elisenpark)