Am Sonntag wurde im Pommerschen Landesmuseum die Ausstellung „Greifswald — Der private Blick“ eröffnet. Die Exposition zeigt fast 500 historische Fotos Greifswalder Bürger von ihrer Stadt.
Am vergangenen Sonntag wurde es eng in der Museumsstraße des Pommerschen Landesmuseums. Zum bundesweit gefeierten Tag des offenen Denkmals wurde die Ausstellung „Greifswald — der private Blick“ eröffnet.
Ein halbes Jahr zuvor rief das Pommersche Landesmuseum Privatpersonen aus Greifswald dazu auf, Fotografien aus ihrer Stadt, die zwischen 1960 und 1990 aufgenommen wurden, einzusenden und für eine Sammelausstellung zur Verfügung zu stellen. Der Rücklauf war enorm und schlussendlich wählte die Jury um den Kurator Mario Scarabis 489 Fotografien sowie einen Film aus etwa 3000 Einsendungen aus. Die daraus zusammengestellte Sonderausstellung verteilt sich über mehrere Räume und wird vom studentischen Fotoprojekt „IM BLICK“ ergänzt.
Zur Eröffnung der Sonderausstellung pilgerten Hunderte ins Landesmuseum und erinnerten sich früherer Zeiten, längst geschlossener Gastwirtschaften oder legendärer Tanzveranstaltungen. Andere nahmen zum ersten Mal vom desolaten städtebaulichen Zustand Ende der Achtziger Jahre Notiz. „Greifswald — der private Blick“ unternimmt den Versuch, den städtischen Alltag zwischen Abriss und Neubau möglichst allumfassend abzubilden und zeigt neben den vielfach kaputten Häusern auch Fotos von Alltagsszenen, privaten Veranstaltungen oder Studentenpartys.
Kurator Mario Scarabis bei der Ausstellungseröffnung
Dominiert wird die Ausstellung jedoch von fotografischen Zeugnissen städtebaulicher Geschichte. Wenn man die wegen der zahlreichen Besucher verlängerte Sonderausstellung „Heimatkunde“ mit den Achtziger-Jahre-Fotografien des in Greifswald aufgewachsenen Architekturfotografens Robert Conrad besucht hat, kann man sich etappenweise wie in „Heimatkunde Reloaded“ fühlen. Im Begleittext zur Ausstellung steht, dass Neue sei, dass die Fotografen nicht immer Profis, sondern in erster Linie Bewohner sind, die ihre Stadt in den Jahren von 1960 bis 1990 mit der Kamera festgehalten haben. Das in mehrfacher Hinsicht Alte der ausgestellten Aufnahmen sind die allerdings gerade diese Fotos, von denen viele zweifelsfrei zum ersten Mal einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, die sich jedoch strukturell nur geringfügig von den vor knapp vier Jahren in „Heimatkunde“ ausgestellten Aufnahmen unterscheiden.
Kennt man bereits „Heimatkunde“ und die Fotos des Greifswalders Frank Züge, hält die Reise in die Vergangenheit nicht ganz so viele Überraschungen bereit, wie die Ankündigung verspricht. Betrachtet man „Greifswald. Der private Blick“ jedoch losgelöst von diesem Kontext, gehört die bis Ende Januar laufende Ausstellung zum kulturellen Pflichtprogramm all jener, die in irgendeiner Form mit Greifswald verbunden sind und sich für die Vergangenheit der Stadt interessieren, und gehört unbedingt besser heute als morgen besichtigt.
- Ausstellungsdauer: 11.09.16 – 29.01.17
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr (ab November bis 17 Uhr)
- Eintritt: 7/5 EUR (erm.), Familienkarte: 14 EUR
Fotos: Fleischervorstadt-Blog