18 Monate Haft für „Alten Herren“ der Burschenschaft Rugia wegen Volksverhetzung

Rigolf Hennig, „Alter Herr“ der Greifswalder Burschenschaft Rugia, wurde unlängst wegen Volksverhetzung in mehreren Fällen zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt.

Das Amtsgericht Verden verurteilte am 13. April 2017 den früheren NPD-Kommunalpolitiker Rigolf Hennig wegen Volksverhetzung in acht Fällen und versuchter Volksverhetzung in einem Fall zu 18 Monaten Haft ohne Bewährung. Der „Alte Herr“ der rechten Greifswalder Burschenschaft Rugia hat nach Ansicht des Gerichts in der revisionistischen Publikation „Stimme des Reiches“ den Holocaust verharmlost. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

Rigolf Hennig vor dem Amtsgericht Verden

Fotos: Endstation Rechts (Rigolf Hennig), Fleischervorstadt-Blog (Rugia)

Die Burschenschaft Rugia bleibt dem Holocaustleugner Rigolf Hennig treu

Die Burschenschaft Rugia duldet mit dem einschlägig verurteilten Rigolf Hennig einen sogenannten „Alten Herrn“ in ihren Reihen, der sich seit Jahrzehnten in diversen neonazistischen Publikationen als Meinungsführer exponiert. Rigolf Hennig hält den Holocaust für eine „offenkundige Fälschung“ und behauptet die Fortexistenz des Deutschen Reiches. Er steht der Reichsbürgerbewegung nahe und trat in den Neunziger Jahren wiederholt als „Staatspräsident des Freistaates Preußen“ in Erscheinung. Auf dem Höhepunkt seiner reichsbürgerlichen Karriere bemühte er sich „zur Klärung einiger staatsrechtlicher Fragen“ um eine vertrauliche Unterredung beim damaligen Innenminister Manfred Kanther.

Im Dezember 2005 wurde Rigolf Hennig wegen schwerer Verunglimpfung des Staates  zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt. Gelernt hat er daraus nicht: In seinem jüngsten Prozess vor dem Amtsgericht Verden beantwortete der Verurteilte die Frage nach seiner Staatsangehörigkeit eindeutig: „Deutsches Reich“.

Korporierter Rechtsextremismus früher und heute 

Ihren Ruf als rechtsextreme Kaderschmiede verdankt die Rugia allerdings weniger Rigolf Hennig als vornehmlich dem früheren NPD-Brüderpaar Stefan und Mathias Rochow, die als Kitt zwischen Partei, Burschenschaft und Vertriebenenverband fungierten. Bereits Mitte der Neunziger Jahre zog die Rugia mit der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) im Fackelmarsch zur Greifswalder Bismarcksäule, um der Gründung des Deutschen Reiches zu gedenken. Dem JLO-Landesverband Mecklenburg-Pommern diente das Verbindungshaus regelmäßig als Raum für Stammtische, Feste und Vorträge. 2005 firmierten Flugblätter der revanchistischen JLO unter der Adresse der Rugia, die mit dem Konterfei eines BDM-Mädchens illustriert waren. Der frühere JLO-Landesvorsitzende und Burschenschafter Michael Gellenthin trat unterdessen als Bundesgeschäftsführer der inzwischen verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) auf.

Rechtsextreme Kontinuitäten lassen sich bei der Rugia bis in die Gegenwart beobachten. So ist dort derzeit unter anderem der ursprünglich aus Pasewalk stammende Max B. aktiv und auf dem Verbindungshaus wohnhaft. Der Jurastudent, der dem Umfeld der Nationalen Sozialisten Greifswald (NSG) zugeordnet wird, besucht seit mehreren Jahren Veranstaltungen der NPD und der freien Kameradschaftsszene und trat auf solchen Veranstaltungen auch als Redner auf. Die Burschenschaft Rugia ist Mitglied in der Deutschen Burschenschaft (DB). Der Korporationsverband hatte in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Austritten zu kämpfen, nachdem sich der liberal-konservative Flügel in einem Richtungsstreit nicht gegen die nationalistischen und rechtsextremen Strömungen durchsetzen konnte. Insofern kommt hier zusammen, was zusammen gehört.

Mehr über den Prozess gegen Rigolf Hennig kann bei Endstation Rechts gelesen werden:

  • Volksverhetzung: Holocaust-Leugner Hennig soll für 18 Monate hinter Gitter (Endstation Rechts, 14.04.2017)

Dieser Beitrag basiert teilweise auf einem Artikel, der 2013 zusammen mit Roman Guski im antifaschistischen Fachmagazin „der rechte rand“ veröffentlicht wurde (PDF, 3,44 MB).

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