Bei der Querdenker-Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen Anfang Januar hielt der offizielle Anmelder des Umzugs eine Rede, deren drastische Forderungen bei vielen Unbeteiligten Entsetzen auslösten. Hier ist die verschriftlichte Version dieses Redebeitrags.
In sozialen Medien äußern Teilnehmende der Greifswalder Querdenker-Demonstrationen immer wieder Unverständnis, werden sie mit dem Vorwurf konfrontiert, sich mit Rechtsextremen oder rechtem Gedankengut gemein zu machen. Dabei unterstreicht eine Rede vom 03.01.2022, wie sehr sich die treibenden Kräfte in der Szene der Querdenker- und Coronaprotestierenden mittlerweile radikalisiert haben.
Den Inhalten von Demokratiegegnern sollte man keine Bühne bieten und es auch tunlichst vermeiden, ihren Ideen zusätzliche Reichweite zu verschaffen. Doch der Redebeitrag des Anmelders der inzwischen wöchentlich stattfindenden Querdenker-Demonstrationen in Greifswald, Martin Klein (Die Basis), ist ein düsteres Zeugnis dieser Entwicklung, das wir uns vergegenwärtigen sollten.
In seiner Rede auf dem Greifswalder Marktplatz verlangte der Anmelder im Namen der circa 400 Teilnehmenden die Rücknahme aller Corona-Maßnahmen, den Rücktritt der Regierung, die Annullierung aller Gesetze, die seit der Pandemie erlassen wurden, und die Belangung aller „Schuldigen“. Weiterhin forderte er ein „Nürnberg 2.0“, eine zügige Wiederherstellung unabhängiger Gerichte, die Abwicklung der öffentlich-rechtlichen Medien und die völlige Reformierung des Bildungssystems.
„Nürnberg 2.0“ und 400 Leute applaudieren — keine Pointe.
Redebeitrag des Anmelders der Corona-Demonstration am 03.01.2022, Marktplatz Greifswald
„Hallo Greifswald. Ich bin auch ein Martin.
Ja. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir mal über politische Forderungen reden. Wir haben so viele Sachen ad absurdum erlebt, dass es wirklich mal Zeit ist.
„Wir brauchen einen ganz anderen Parlamentarismus“
Es genügt nicht, dass die Corona-Maßnahmen aufgehoben werden. Es genügt nicht, dass die Regierung zurücktreten muss. Wir fordern die Annulierung aller Gesetze, die unter den Corona-Notstandsbedingungen erlassen wurden.
Wir brauchen einen ganz anderen Parlamentarismus. Es darf nie, nie wieder passieren, dass irgendwelche Lobbyisten ganzen Parlamenten den Glauben verdrehen. Dass die irrational werden und sich jetzt völlig ins Abseits bringen. (Applaus)
Wir fordern, dass die wirklich Schuldigen, ich denke an den Davoser Club, und ihre Handlanger belangt werden.
Wenn man sich die Vorstellung dieser Herrschaften anguckt, dann wollen sie eine Volkszählung, sprich Reichtums-, äh, Besitzzählung machen. Und dann wollen sie, um die Corona-Geschädigten zu entschädigen, das restliche Volk enteignen. Solche blöden Geschichten gibt‘s schon im Umlauf. Ich will hoffen, dass das nicht so kommt.
Das sind so meine Kritikpunkte an der Legislative. Kommen wir mal zur Exekutive.
Ich habe den Umzug angemeldet. (Applaus)
„Wir fordern ein Nürnberg 2.0“
Ich werde das hier nicht ausführlich erklären, warum die Maske kontraproduktiv ist. Ich habe das bei der Antragsstellung mehrmals angemahnt, dass diese Maske keinen Sinn macht. Ich habe heute die Gelegenheit gehabt, mit den Verantwortlichen persönlich zu sprechen. Die Antwort ist einfach: Da kann man nicht drüber diskutieren: „Ihr habt das zu machen“.
(Buhen, Pfeifen)
Die Exekutive vergisst, dass sie von unseren Steuergeldern leben. (Pfeifen) Und wir wollen eine Exekutive, die auch für uns da ist. (Applaus)
Zur Judikative, die dritte Gewalt.
Wir fordern die zügige Wiederherstellung von unabhängigen Gerichten. Und wir fordern ein Nürnberg 2.0.
„Diese öffentlich-rechtlichen Medien muss man abwickeln“
Zur vierten Gewalt
Das, was die Medien uns abliefern im Moment, das ist irgendwo nicht mehr begreifbar. Und ich sehe das keine andere Möglichkeit. Diese öffentlich-rechtlichen Medien muss man abwickeln. So, wie es die Treuhand gemacht hat.
(Applaus, Pfeifen, Sprechchöre: „Widerstand“)
Lasst mich mal ausreden. Wir brauchen einen Neustart von freien Medien.
(lauter Beifall)
Ich könnte diese Forderungsliste noch beliebig fortsetzen. Eins liegt mir noch sehr am Herzen. Wir brauchen ein völlig reformiertes Bildungswesen.
(Beifall, Polizist im Hintergrund klatscht)
Ich will das jetzt nicht weiter ausführen.
„Die müssen endlich aufwachen, sich nicht mehr alles gefallen lassen“
Und dann möchte ich, dass die regionale Wirtschaft aufwacht und endlich aus diesem Dilemma herauskommt. Die muss wieder zum Leben erweckt werden.
Es ist schon eine komische Meldung von voriger Woche. Daimler verlässt Deutschland. Und was ist mit unseren regionalen Unternehmern? Die müssen endlich aufwachen, sich nicht mehr alles gefallen lassen.
Und wir müssen lernen, auch füreinander einzustehen. Danke für die Aufmerksamkeit.
Ich will noch was sagen, oder ich muss noch was sagen. Damit ich nachher nicht beim Umzug nochmal anfangen muss zu reden.
Ich mache den Umzug. Es gelten die üblichen Auflagen. Zu dem Problem Maske habe ich schon was gesagt. Unsere Gegenüber, die nehmen das sehr ernst. Ich muss euch das so sagen und wir werden es irgendwie auch durchsetzen müssen. Es ist absurd.“
Ein Video des Redebeitrags liegt vor.
2 Gedanken zu „„Wir fordern ein Nürnberg 2.0“ —Redebeitrag einer Corona-Demonstration in Greifswald“