Remember AJZ / Café Quarks!

Vor genau acht Tagen wurde das ehemalige AJZ / Café Quarks abgerissen und damit ein Denkmal subkultureller Bewegung in Greifswald zerstört. Heute Abend um genau 21 Uhr wird aus diesem Grund eine Art Mahnwache am damit geschaffenen, alternativen Ground Zero Greifswalds stattfinden.

Flankiert von den mobilen Beschallungs- und Beleuchungseinheiten der hiesigen Hedonisten und saisontypisch wie weihnachtstaumelig abgefüllt mit warmem Glühwein, wollen wir heute des verlorenen Freiraums gedenken und dabei auch das Bewusstsein für andere verlorene (z.B. die Straze), bedrohte (z.B. das Café Pariser) und gerettete Häuser (z.B. Grimmer Str.2) wiedererwecken.

Kommt so pünktlich wie zahlreich!

10 Gedanken zu „Remember AJZ / Café Quarks!

  1. Aufgrund lokaler Abwesenheit leider nicht in persona – dafür aber mentaler Mahnwachenteilnehmer
    Schön, dass sich immer noch einige für derartige Freiräume in der Hansestadt einsetzen!

  2. Und? War die Zahl der Erschienenen denn der Rede wert? 🙂
    Mal ganz im Ernst:
    1. Greifswald hatte und hat gerade in der Innenstadt für diese Gruppe junger Menschen mehr als ausreichend Begegnungsstätten.
    2. Das Haus wurde einer Privateigentümerin rückübertragen. Offenbar zurecht. Einen Privateigentümer ist ein AJZ in dessen Räumen nicht zuzumuten.
    3. Die Stadt hatte keine Möglichkeiten (zum Glück, vor 20 Jahren unter der SED-Diktatur wäre das anders gewesen), der Dame das Haus wegzunehmen.
    4. Ich habe selbst in Greifswald saniert und finde es schade, dass das Haus nun abgerissen wurde. Das ändert aber an 1.-3. nichts.

  3. @sören:

    die zahl der erschienenen war nicht nur der rede wert, sie wird auch einen extra beitrag wert sein, der in den nächsten tagen nachgeliefert wird.

    1. ich denke, dass du ein falsches bild hast von „dieser gruppe junger menschen“ und greifswald nicht mehr als genug begegnungsstätten für diese hat. vom kulturellen mehrwert, denn dieses haus generiert hat und von dem die stadt profitiert ganz zu schweigen. lies dir doch mal das sagenhaft teure leitbild der stadt durch, da wird mit dem label kulturstadt geworben. aber welche kultur? einmal im jahr die scorpions? wohl kaum.

    2. die alteigentümerin war dem projekt aufgeschlossen, die zuständige erbengemeinschaft wollte das haus loswerden. so funktionieren erbengemeinschaften. das haus hätte man doch zweifelsohne jemandem „zumuten“ können. seit 10 jahren passierte einfach nichts am karl-marx-platz, da war die vorherige nutzung, ganz gleich, wie man zur linken szene steht, auf jeden fall für alle und nicht zuletzt für das haus, fruchtbarer.

    3. die stadt war ja auch an den verhandlungen beteiligt und die stadt hätte das haus retten können. von „wegnehmen“ hat hier niemand geprochen!

    4. da ich deinem 1-3 widerspreche, kann ich nur hoffen, dass du schön saniert hast und dich nicht an den altbekannten horrorbeispielen orientiertest.

    @moritz:
    du bist sicher nicht aus der stadt, sonst wüsstest du um die bedeutung des parisers vor einigen jahren. inzwischen wirkt der betrieb dort gelähmt, aber früher war das ein wichtiger FREIRAUM.

  4. @sören
    zu1.: definiere „ausreichend“ und „jung“…bin 38 Jahre jung und was konkret soll ich bspw. unter 17jährigen im „klex“? unabhängige/unkontrollierte „begegnungsstätten“, ich nenne sie mal „freiräume“ kann es nie genug geben.
    zu 2. und 3.: ein restitutionsanspruch bedeutete nicht automatisch rückübereignung! das haus befand sich bis dahin in kommunalem besitz (von wegen „wegnehmen!!!“) und die stadt hatte sehr wohl die möglichkeit, entsprechend eigenbedarf anzumelden und dann wäre eben entschädigt statt rückübereignet worden. es war siehe 1. im cdu-regierten provinzstädtchen eben nicht gewollt, diesen standort zu erhalten – also einzig eine politische entscheidung! frei von jedem marktwirtschaftsgedöns….

  5. Es geht doch hier nicht um die Bedeutung des Parisers vor einigen Jahren.
    Es geht darum, wo das Pariser Heute angekommen ist.
    Und dass, das Pariser definitiv kein Freiraum mehr ist, muss ich dir, Jockel, doch wohl nicht erklären.
    Wenn man das erkennt, dann finde ich es schwierig, dass Pariser auch nur in einem Satz mit real existierenden Freiräumen in Greifswald zu nennen. Doch bei der Aktion wurde einfach ein Spruch (den Mensch zumindest kritisieren kann) auf sieben Transparente gemalt und diese wurden dann einfach an jedes Haus in Greifswald gehängt, das eine bunte Fassade hat. Unter anderem auch an das Pariser. Da steckt man nun also dieses Haus in einen Kontext in den es nicht gehört.

    Ich würde es begrüßen, wenn die Leute, die das Pariser Heute betreiben, aufgeben würden um anderen Menschen die Gelegenheit zu geben dieses Haus wieder mit Leben zu füllen.

  6. @moritz:
    du kannst das pariser von heute nicht ohne seine vergangenheit betrachten. die aktion schloss nicht nur existierende freiräume ein, sondern erinnerte auch an verlorene. und in den kontext freiraum gehört das pariser genauso wie die anderen orte. was dort schief läuft (und es läuft einiges schief) hat nichts mit dem haus zu tun, sondern mit denjenigen, die das haus betreiben. deine kritik am pariser, was das politische bewusstsein des hauses betrifft, teile ich. aber der stadt und dem haus ist nicht damit geholfen, dass man es vor die hunde gehen lässt, sondern dadurch, dass dieses haus wieder aufgerichtet wird. helfen statt ausschließen. häuser fallen nicht vom himmel, es werden nicht mehr sondern weniger.

    zu den transparenten: um genau zu sein, handelte es sich um 6 transparente, die grimmer straße hat etwas eigenes gemacht.

  7. Ich muß Moritz recht geben bzgl. Pariser.
    Der politische Anspruch dort ist mittlerweile weg, was bleibt ist eine bunte Fassade.
    Ich erinnere mich noch sehr gut an sehr eindeutige Aussagen derjenigen, die das Pariser derzeit betreiben, daß sie z.B. kein Problem mit Thor Steinar-Klamotten haben. Wie zum Beweis trat dann auch gleich jemand aus dem Haus mit eben solch einem Pulli auf.

    „aber der stadt und dem haus ist nicht damit geholfen, dass man es vor die hunde gehen lässt, sondern dadurch, dass dieses haus wieder aufgerichtet wird. helfen statt ausschließen.“ – Da das Pariser kein alternativer Raum mehr ist (und seitens der BetreiberInnen auch nicht mehr sein soll), wüßte ich nicht, warum und welche Unterstützung ich denen geben sollte. Wer sich nicht einmal auf minimalste antifaschistische Grundpositionen einlassen mag, hat echt nichts mehr mit alternativen Räumen zu schaffen.

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