Die Dauerpräsenz der Arndt-Debatte in den Leserbriefen der Ostsee-Zeitung ist ungebrochen. Seltsame Zahlenspiele machen Sozialwissenschaftler schwindlig, eine unseriöse Umfrage wird zum Beweis und Neonazis rufen zur Gewalt gegen Arndt-Gegner auf.
Heiko Lange hat einen interessanten Test durchgeführt und ein Textdokument mit OZ-Leserbriefen der Print- und Onlineausgabe zum Thema Arndt gefüllt. Das Ergebnis sind fast 30 A4-Seiten bei Schriftgröße 12. Ein Ende der Debatte ist vorerst nicht in Sicht. Unter den heutigen Leserbriefen finden sich auch zwei, deren Autoren sich nicht entblödeten, mit fragwürdigen Zahlenspielen zu orakeln. Dabei müsste es einer von ihnen eigentlich besser wissen.
Zahlenjongleur Prof. Matschke
Professor Manfred J. Matschke (FDP) treibt jedem Sozialwissenschaftler mit seinem kleinen Rechenspiel Schweißperlen auf die Stirn. Er geht davon aus, dass alle Gegner und Gegnerinnen des unsäglichen Namenspatrons zum Urnengang mobilisiert werden konnten, während die Befürworter und Befürworterinnen mehrheitlich von der Wahl fernblieben. Die abenteuerliche Syntax ist dem Original entnommen:
„Es ist wohl davon auszugehen ist [sic!], dass alle Befürworter unter den Studenten an der Abstimmung teilgenommen und entsprechend abgestimmt haben.
Bei einer Teilnahmequote der Studenten von 23 Prozent und bei einer Zustimmungsquote von 44 Prozent ergibt sich, dass gerade mal zehn Prozent aller Studenten für eine Namensablegung gestimmt haben. Das ist kein knappes, sondern ein eindeutiges Ergebnis.“
Ähnlich sieht das auch Axel Hochschild, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft. Er habe „mit Freude und Genugtuung das Ergebnis der studentischen Urabstimmung über den Namen unserer Ernst-Moritz-Arndt-Universität zur Kenntnis genommen“.
Der Malermeister, der in der Vergangenheit häufiger mit seinen wüsten Polemiken gegen Studierende Aufmerksamkeit erregte, verweist auf die Umfrage der Ostsee-Zeitung zum Thema Arndt. Dort hätten sich 70 Prozent der Teilnehmer für die Beibehaltung des Namens Ernst-Moritz-Arndt-Universität ausgesprochen.
OZ-Umfrage mit fragwürdiger Methodik
Ich empfehle, diese Umfrage nicht allzu ernst zu nehmen. Sie ist methodisch ähnlich fragwürdig wie die Zahlenspielerei von Prof. Matschke. Der Grund für die mangelnde Aussagekraft ist die Tatsache, dass es – ganz ohne technische Tricksereien – möglich war, mehrmals abzustimmen. Ich selbst habe mir das Vergnügen gegönnt, an zwei Tagen insgesamt dreimal zu votieren. Mal für Arndt und mal gegen ihn. Ich prophezeihe, dass die OZ-Umfrage in den kommenden Wochen noch sehr häufig von den Arndt-Befürwortern ins Feld geführt werden wird.
In der Namensdebatte zeigte sich Hochschilds ambivalentes Verhältnis gegenüber den Studierenden. So verwies er immer dann, wenn fehlende Investitionen oder mangelnde Infrastruktur kritisiert wurden, auf die geringe Zahl derer, die sich mit ihrem Hauptwohnsitz in der Hansestadt anmeldeten. Mischen sich die zugezogenen Bürger allerdings in eine sie durchaus tangierende Debatte ein, legt der CDU-Anführer ihnen nahe, sich um ihr Studium zu kümmern:
„Die Studenten sollten in erster Linie an ihr Studium denken. Wer sich darüber hinaus konstruktiv an der Lösung studentischer Probleme beteiligen möchte findet sicher jederzeit z.B. beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ein offenes Ohr“ (Pressemitteilung 12.01.10)
Die Frage, ob die Studierenden nichts besseres zu tun hätten, bringt Leserbriefautorin Manuela Markowsky auf den Punkt: Wir haben durchaus auch andere Dinge zu tun, aber nichts Besseres als das, was unsere Eltern versäumt haben!
Aufruf zur Gewalt gegen Arndt-Gegner
Was für Früchte die Stimmungsmache gegen die Uni-ohne-Arndt-Initiative inzwischen trägt, kann man eindrucksvoll auf der Neonazi-Plattform Altermedia nachvollziehen, auf der die Urabstimmung ebenfalls verfolgt wurde. Dort finden sich in den Kommentaren zu einem Arndt-Artikel bereits die Privatadresse des UoA-Pressesprechers Sebastian Jabbusch und ein Aufruf, seine körperliche Unversehrtheit infrage zu stellen. Ich denke, die im folgendenen zitierten Kommentare sprechen für sich:
„Dieser Jabbusch schreit förmlich nach einer, nennen wir es frei nach den Genossen des RFB, “kameradschaftlichen” Abreibung. Gut holz jungs.“
„J wie Jabbusch, Mandelbaum, Grünspan, Rothschild …?!“
„Jabbusch, Schöler und ihresgleichen stammen eindeutig und unverkennbar, dem Äußeren, wie auch ihrer “Geisteshaltung” entsprechend, direkt von ersteren [Viehjuden] ab und bekämpfen genau aus diesem und keinem anderen Grund alles Deutsche bis auf’s Blut“
„Jabbusch sieht aus wie ein Linker nunmal aussieht. Er ist blass und von schlechter Genetik.“
Die für die Entscheidung über den Namen zuständige Senatskommission lädt am 20.01. um 18 Uhr zu einer öffentlichen Anhörung Greifswalder Bürger ins St. Spiritus.
Einen aktualisierten Pressespiegel gibt es auf der Seite der Befürworter einer Namensänderung. Hier kann man sich die Reichweite der Entscheidung vor Augen führen.
Oha, Prof. Matschke als Hüter der Demokratie?
Schon verwunderlich, dass all jene, die während der Debatte die Vollversammlung 2009, die Sinnhaftigkeit einer Urabstimmung etc. immer angezweifelt haben, nun als Verteidiger demokratischer Prozesse einspringen. Wie lächerlich! Vor allem Matschke, der die Grundpfeiler der Demokratie im Vorbeigehen einriss, indem er bemerkte „Jedem, dem der Name nicht passt, steht es frei, zu gehen oder gar nicht erst herzukommen.“ Und so ein [Bitte keine Beleidigungen, Mod.] will mir dann was von demokratisch legitimierter Entscheidung erzählen und denkt sich beim vierten Bier irgendwelche kruden Zahlenspielchen aus?
Diese Debatte trägt widerliche Früchte und man kann nur hoffen, dass der Senat diese auch zu Gesicht bekommt. Denn die einzige Entscheidung, die daraus resultieren kann ist ja klar: Der Name muss weg!
1. Den OZ-Redakteuren dürfte egal sein, was in den Leserbriefen steht. Deren Abdruck hat nur ein Ziel: Spalten füllen, Zeitung voll kriegen – das ist die Hauptsache.
2. Diese Online-Umfrage ist der klägliche Versuch der Redaktion vorzutäuschen, dass sie Online-Lesern eine Möglichkeit bietet, sich an irgendetwas zu beteiligen, wohl wissend, dass das Umfrageergebnis keinerlei Wert hat, u.a. weil es manipulierbar ist. Das ist der OZ völlig egal. Sonst würde sie auf diese und andere Online-Abstimmungen verzichten.
3. Die Greifswalder Zeitung ist dabei, wieder ein Thema (zuletzt war es die verhinderte Giftschleuder am Bodden) journalistisch voll zu vergeigen.
Verlieren ist mehr als schwer- zumal, wenn man von seiner Sichtweise mehr als überzeugt ist.
Demokratisch wurde entschieden. Und nun setzen wir die Demokratie solange außer Kraft bis die richtige Entscheidung kommt??? Bzw. hoffen wir, dass der Senat autorität entscheidet. Eine irgendwie eigenartige Einstellung- oder?
Bei Twittermeldungen von mir bitte immer nachfragen bevor Mensch was veröffentlicht.
Die Hauptarbeit hat Herr Peters gemacht und nicht ich!
Ach Zorro, ein Bild der Genugtuung meinerseits ergibt sich aus der Tatsache wie die Befürworter der Umbennenung jetzt angefangen haben – irgendwelche Vermutungen aufzustellen, um die momentane Sachlage ihrer Niederlage irgendwie zu relativieren.
Demokratie ist immer bis zu dem Punkt eine gute Sache, wenn sie die eigenen Vorstellungen entspricht, wenn nicht ist es ganz schöner Bockmist.
Ich kann dem Mann nur bei seiner Hypothese etwas recht geben, ich persönlich kenne mehr Umbennenungs-Gegner die nicht zur Wahl gegangen sind, als Befürworter!
„Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.“ Winston Churchill
Aber es ist immer alles andere als schön zu sehen, wie sich die Subjekte (welche in ihrerem Absolutheitsanspruch schwelgen) dabei selbst entlarven bei dem Versuch alles andere als ein Demokratiebewußtsein zu besitzen.
Herr Jabbusch, was war da los? Die Fascho – Jerks sind doch nur neidisch, nur allzugern hätte man eine Person wie Herrn Jabbusch in den eigenen Reihen … Wie meinte letztens erst ein Student vor der Mensa: „Sowie hier einige polemisieren, führt die NPD bei uns Wahlkampf.“ … Hmm ob da was dran ist?
Dieses ganze Demokratiegequatsche geht mir langsam echt auf die Nerven. Sollen jetzt alle Arndt-Gegner aufeinmal pro sein (also sich zum Faschismus bekennen), nur weil die Rechten die Wahl gewonnen haben? Soll ich jetzt in die CDU eintreten, nur weil genug Idioten die Merkel gewählt haben? Wieso bedeutet es für die Rechten in dieser Debatte immer, dass wir Arndt-Gegner jetzt deren Meinung übernehmen sollen?! Weil die Mehrheit so entschieden hat und daher eine eigene Meinung (und die moralisch richtige) nicht mehr zählt?! Bedeutet das Demokratie? In meinen Augen nicht!
Und einen autoritären Senat würde ich mir sehr wünschen, wenn da genug gebildete Menschen drinsitzen. Die breite Masse ist immer dumm und ungebildet, das zeigen die Quoten von RTL oder die Auflage der Bild-Zeitung. Daher ist es durchaus sinnvoll, wenn auch mal über die ungebildete Masse hinweg entschieden wird, denn die Urabstimmung hat ja auch gezeigt, dass die Masse der Greifswalder Studenten Anhänger eines Wegbereiters des Faschismus ist. Ich will aber nicht Teil dieser Masse sein und deren Meinung hin- oder gar übernehmen. Arndt muss weg!
Schon allein die Tatsache wie dieses Votum in der rechten Szene gefeiert wird und sogar zu Gewalt gegen UoA-Aktivisten aufgerufen wird zeigt, wer Arndt war, wen er anspricht und wer für ihn kämpft. Ich will nicht Teil einer Nazi-Studierendenschaft sein und daher ist es nicht richtig jetzt einfach aufzuhören, nur weil in HGW genug Rechte studieren.
Ach kleiner Mann,
vielleicht könntest du dir einfach die Mühe geben, verstehen zu wollen, was ich meinte und nicht Schlagwörter aufgreifen, um sie mir im Munde herumzudrehen.
Demokratiebewusstsein schön und gut – aber wo war es bei den Arndt- Befürwortern VOR der Urabstimmung? Die Vollversammlung letzten Sommer war nie etwas wert, von Urabstimmung wollte man nix wissen, bis das knappe Ergebnis feststand. Und nun plötzlich krakelen alle von Demokratie. Na sicher ist das Ergebnis so wie es ist. Daran will ich gar nicht rütteln. Ich finde es aber verlogen, damit die Debatte als beendet zu erklären, zumal „uni ohne arndt“ diese Abstimmung immer nur als Zwischenschritt betont hat!
Dein Seitenhieb auf Herrn Jabbusch zeigt doch mal wieder: um Arndt geht es gar nicht, es geht darum, Leuten eins auszuwischen, die den Mut haben, aufzustehen!
Zu Matschkes Zauberrechnung: Wie so oft in ökonomischen Modellen nehmen wir uns eine Prämisse unserer Wahl („Alle Befürworter der Umbenennung sind zur Urabstimmung gegangen“) und bauen eine (dann formal korrekte) Rechnung dran. Weil die Rechnung so toll klingt und der gemeine Bürger oder Politiker ja nichts mit Mathematik zu tun haben will, wird der Ökonom schon recht haben – „ist ja mit Zahlen und komplizierten Formeln bewiesen“.
Die gesetzten (und nicht vom Himmel gefallenen) Prämissen sind aber lediglich Hypothesen, die einen Beleg oft schuldig bleiben, und lassen allzu oft die Motivation des Urhebers erkennen, Und wenn er diese zu hinterfragende Prämisse schon setzt, dann sollte er sie auch auf die andere Seite anwenden und voilà: nur 11,47 % der Studenten stimmen für die Beibehaltung des Namens. Hört sich jetzt auch nicht so toll an.
liebes individuum,
vielleicht träumst du ja von platons philosophen-königen – das ist völlig legitim. das problem ist ja eben nur, dass, um es einfach auszudrücken, mit „gebildete leute“ je nachdem, wen man fragt, immer jeweils andere gemeint sind. ja, dieses „demokratiegequatsche“…
btw: wie dieses votum in der rechten szene gefeiert wird usw, zeigt selbstverständlich nicht, wer arndt war, sondern nur, wie arndt rezipiert wird bzw. welche ideologischen anknüpfungspunkte von bestimmten gruppen gesehen werden usw. das ist kein kleiner unterschied.
Die Sache von UoA ist die Sache ALLER GUTGESINNTEN…
Und auch hier kann man schonwieder lesen:
entweder gegen Ernst Moritz Arndt oder sich zum Faschismus bekennen…
http://de.wikipedia.org/wiki/Demagogie
UoA fehlt ein wenig Stabilität. Immer wurde das Handeln begründet mit einem 95%igem Votum für die Namensablegung auf der VV…
Diese Grundlage ist in keinster Weise mehr gegeben. Berücksichtigt man zusätzlich die moralische Frage ob man denn nun gegen Arndt oder eben „Nazi“ (vereinfacht) sein soll ergibt sich die Logik in Matschkes Zeilen. Denn es ist davon auszugehen, dass alle Arndt Gegner auch an der Wahl teilgenommen haben. Vermutlich hat sich alles zur Urne bewegt was iwie gehen oder rollen konnte… Die Enthaltungen sprechen zumindest dafür, dass man auch mit Arndt als Namenspatron „leben“ kann…
was seit Freitag geschieht finde ich mit Verlaub lächerlich…
ich dachte immer von mir „links“ orientiert zu sein…aber wenn ich sehe wie „links“ einige sind… die kommen ja fast „rechts“ wieder raus 😉
aber Carsten S. hat das im Webmoritz super formuliert. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen…
p.s. ich glaub ich hab die Frage nicht verstanden
hätte ich etwa nein ankreuzen müssen wenn ich Arndt nicht
mehr möchte 😉
Ich kann deine Ansicht teilweise nachvollziehen, Martin.
Die These mit der Stabilität muss ich jedoch anfechten.
Ich kenne einige, die sich eben nicht zur Urne bewegt haben, sogar Leute, die bei UoA engagiert sind – ja, Kopfschütteln! Nen paar haben sich auch schon eine fette Schelte von mir abholen können.
Nunja, die Entscheidung ist gefallen, aber wie gesagt, wirklich aussagekräftig ist das nicht. UoA hat ja immer betont, das Urabstimmungsergebnis soll ein Meinungsbild für den Senat aufbereiten – leider ist es nun alles andere als das.
@ralph: Nur ist für die Frage nach Arndt (wie nach jeder/jedem anderen) die Rezeption bestimmend. Denn jede Behauptung „wie/wer Arndt war“ ist Rezeption. Und der positive Bezug durch Neofaschist_innen offenbahrt, dass in Arndts Werk keine Sperre gegen positiven Bezug durch die extreme Rechte und zudem genug Material, dass sich in die deutschfaschistische Ideologie einpasst – bzw. sie, wobei das eines Belegs bedürfen würde, mit gebildet hat.
Und in der Tat ist es für einen positiven Demokratie-Bezug nicht notwendig, sich jeder Mehrheitsentscheidung derart unterzuordnen, das die eigene Position aufgegeben wird und die Position der Mehrheit angenommen wird. Undemokratisch wäre es, die eigene Position durch Mittel jenseits der demokratisch legitimen Durchsetzungsmittel umzusetzen (z.B. durch Waffengewalt (außer als Staat in seinem Inneren, was allgemein als demokratisch legitim akzeptiert wird). Aber auch nach einem Beschluss ist es demokratisch legitim, die Minderheitenmeinung öffentlich zu vertreten und für sie zu agitieren.
Ich für meinen Teil habe die UoA immer als Interessenvertretung einer Minderheit gesehen (da ich die Mehrheit als desinteressiert angesehen habe, d.h. das sie entweder kein Problem mit Arndt hat oder dieses Problem nicht groß genug für eigenes Engagement ist), die versucht, die ihrer Meinung nach politisch richtige Sicht auf die Dinge via Aufklärung/Agitation/Werbung/Demagogie (nennt es wie es jeweils gefällt) zu äußern und als Basis zur Meinungsbildung anzuempfehlen. Eine Aufgabe, die mit dem Urabstimmungsergebnis dringlicher und richtiger ist, als zuvor.
P.S: Das politisch Richtige wird nicht durch Mehrheitsverhältnisse bestimmt, sondern durch Parteilichkeit (z.B. auf Seite der durch Fremdenhass und Antisemitismus Diskriminierten) und (vor allem) durch Analyse (z.B. des Werks E.M. Arndts und dessen Bedeutung für den deutschen Nationalismus und die deutsche Ausprägung des Faschismus inkl. ihrer Folgen, insb. der Shoah)
Wenn es um Zahlenspielerei und Zahlenjongleure geht geht, hat die UoA inzwischen ein Weltmeisterstück an Rabulistik vorgelegt!
So oder so ähnlich lautet inzwischen ihre Wahlanalyse, Zitat Webmoritz/Jabbusch:
„… Ergo: Die Studenten haben bei dieser Urabstimmung fast das gleiche gesagt wie bei der Vollversammlung: Eine „Uni Greifswald“ reicht uns nicht (49%). Ernst Moritz Arndt geht aber auch nicht (43 %). “
D. h. bei Anwendung elementarer Logik: Die 7% der Stimmenthaltungen werden noch dazu addiert, denn die wollten sicher auch einen Namenspatron. Damit hat die UoA 99% der der Stimmen auf sich vereint. Glückwunsch!!!
Ach Herr Peters,
bitte halten Sie Maß. In letzter Zeit entbehren Ihre Kommentare jeglicher Sinnhaftigkeit und witzig sind sie schon gar nicht.
Danke!
Erstaunlich, wie sich auch nach der Urabstimmung bei Arndt die Kommentarspalten füllen. Der Name scheint jedenfalls die Universität eher zu spalten denn zu einen.
Zu den absurden Zahlenspielen von Prof. Matschke will ich mal lieber nichts sagen, Anne Klatt hat das ja sehr prägnant gemacht.
Aber zu Herrn Peters kurz:
Weder Sebastian Jabbusch noch die Initiative Uni ohne Arndt haben die Enthaltungen (ca. 7%) zu den Ja-Stimmen gerechnet. Wir haben vielmehr gesagt, daß ein Ergebnis von 43 zu 49% wohl kaum eine klare Mehrheit darstellt. Der Antrag von Uni ohne Arndt ist nicht angenommen worden; das Abstimmungsergebnis zeigt zudem deutlich, daß der Name Arndt die Studierendenschaft in dieser Frage außerordentlich spaltet in zwei etwa gleichgroße Lager.
Ziel aller beteiligten Gruppen sollte es jetzt sein, die Studierendenschaft wieder zu einen, also einen Kompromiß hinzubekommen, mit dem alle irgendwie leben können.
@spiegelschrift
dass ich nach einem demokratischen entscheidungsprozess nicht die meinung der mehrheit zwangsläufig derart annehmen muss, dass ich sie mir selbst zu eigen mache, ist doch wohl jedem, der bei verstand ist, völlig klar. darauf wollte ich auch nicht hinaus, sondern nur die elitären phantasien von „individuum“ etwas zurechtrücken.
der schluss, der hier gezogen wird („arndt wird von rechts rezipiert, ist also rechts.“) ist mir zu billig. so könnte man auch in bezug auf nietzsche argumentieren, dass die anknüpfungspunkte, die die nazis in seinen texten sahen, ihn zu einem nazi-philosophen machen – nietzsche kann ja aber nun nichts dafür, dass eine womöglich enthaltene „rezeptionssperre“ in seinem werk z.b. nicht wahrgenommen wird. kein autor hat die macht, die wirkung seines werks zu bestimmen, noch kann er etwas für seine leser bzw. für deren geistiges rüstzeug, das diese eben oft nur dasjenige sehen lässt, was sie sehen wollen.
ich will nun damit keineswegs die arndtschen ausbrüche verteidigen oder behaupten, arndt hätte sich über die rezeption von nationalisten besonders geärgert oder habe gar eine „rezeptionssperre“ (wenn das denn möglich wäre) in sein werk eingebaut. nur überlässt man mit dieser obigen schlussfolgerung den nationalisten die ausschließliche deutungshoheit über arndt und entzieht sich außerdem der pflicht, die betreffenden texte selbst zu lesen und dann womöglich sein urteil revidieren zu müssen.
ehrlich Leute wacht auf und kümmert Euch um die Zukunft! Kriege und Morde, unmenschliche Systeme und totalitäre Herrscher werdet Ihr mit einer Namensablegung nicht verhindern können…
Und versucht nicht Arndt für die Verbrechen der Nazis verantwortlich zu machen…Wenn die Debatte in diese Richtung geht werden wir schnell feststellen, dass auch Luther, Schiller, Jahn, etc. als Wegbereiter der Nazis gesehen werden können. Somit wird die Logik dahinter ad absurdum geführt. Zwischen Arndt und den Nazis darf kein Zusammenhang konstruiert werden. Und Ernst Moritz Arndt die Judenvernichtung anzuhängen oder ihn dafür verantwortlich zu machen ist sehr sehr einfach gedacht… das entspricht ehen dem gedanken von zorro hier…. also der rtl schauenden dummen Masse 😉
@ralph: Wieso durch so eine Verknüpfung Arndts mit dem historischen deutschen Faschismus und seiner Genese bzw. daraus folgend mit Neofaschist_innen von heute die Aufgabe wegfällt, Arndt zu lesen, sehe ich nicht. Gerade dann ist es doch dringlich geboten, um den Faschismus besser analysieren zu können.
@ralph & Ein Bekannter: Was Nietzsche, Luther, Schiller, Jahn angeht. Ich sehe bei Nietzsche das Argument, dass die positive Rezeption durch Faschist_innen allein einen Autor diskreditiert. Aber so eine solche positive Rezeption vorhanden ist, ist es meiner Meinung nach Aufgabe, zu betrachten, wieso dieser positive Bezug möglich ist, und inwiefern die Elemente, auf die sich positiv bezogen wird zentral sind, das restliche Werk beeinflussen oder im zu Grunde liegen etc. Ähnliches mag für Luther und Schiller gelten.
Anders würde ich aber auf Arndt und Jahn kucken, da beide bewusst und aktiv an der Schaffung eines deutschen Nationalismus beteiligt waren, der in seiner Konstruktion die Ausprägung des deutschen Faschismus wie seine hohe Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung ermöglichte. Insofern eine Teilzustimmung: Ich würde mich auch gegen eine Friedrich-Ludwig-Jahn-Universität aussprechen.
@Ein Bekannter: Zunächst einmal: Der Universitätsname ist gegenwärtige Realität, auch, wenn Arndt schon eine Weile tot ist. Und die Kampange UoA kannst du auch als Aufmerksammachen auf Antisemitismus, Nationalismus und Fremdenhass verstehen, höchst aktuelle Probleme.
Das „kein Zusammen konstruiert werden“ darf – sagst du, ich sage: Es muss, weil einer besteht. Verantwortlich-Machen wollte ich Arndt hingegen für nichts, was ich auch recht überflüssig finde, er ist tot und es geht um den Uni-Namen.
Und wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, sind die Menschen, die sich bei UoA engagieren, auch sonst nicht die politisch Unaktivsten. Wurde ihnen ja häufig genug auch zum Vorwurf gemacht.
UoA sollte konsequenterweise das Votum akzeptieren und gut ist…
Der Senat wird seine Entscheidung fällen. Hoffentlich im Sinne der klardenkenden, realistischen, vorwärtsgerichteten Mehrheit.
Ehrlich, mir wird Angst und Bange wenn ret marut steyer Einblicke in seine Gedankenwelt gestattet. Kommunismus ist per se fürn Arsch! Und zwar genauso wie Nationalsozialismus. Ob Hitler oder Stalin nun Menschen getötet haben macht für mich keinen Unterschied.
Witzig, dass da relativ schnell wieder der Bogen von der Arndt- Deabtte auf Personen der UoA- Inititiative geschlagen wird und plötzlich das Thema Kommunismus im Raum steht. Darum geht es nicht und wird es auch nicht gehen!
„Der Senat wird seine Entscheidung fällen. Hoffentlich im Sinne der klardenkenden, realistischen, vorwärtsgerichteten Mehrheit.“
Richtig. Klardenkend, realistisch, vorwärtsgerichtet kann nur heißen: Der Name kommt weg!!
@spiegelschrift
ich bin ganz und gar nicht der meinung, dass diese aufgabe wegfällt, sondern habe den eindruck, dass mancher statt der texte arndts oft nur deren rezeption wieder rezipiert und sich dann gemütlich auf dem daraus resultierenden urteil ausruht – das, wenn man sich vorwiegend die rechte vereinnahmung arndts anschaut, natürlich vernichtend ausfallen muss. die positive rezeption arndts von rechts kann aber doch bestenfalls nicht mehr als ein nebenargument für die ablehnung arndts sein.
@ralph: Nicht immer das lesen, was erwartet wird. Ich schrieb: „Wieso… die Aufgabe wegfällt, Arndt zu lesen, sehe ich nicht.“ Ich forderte sozusagen die Lektüre ein.
@Ein Bekannter: Ich hoffe deine Gleichsetung war unreflektiert. Ich zumindest sehe einen Unterschied zwischen einem zutiefst unmenschlichen, mörderischen Arbeitslagersystem, das systematisch ein Subproletariat schaffen und ausbeuten sollte und das den Tod der Internierten in Kauf nahm und einem System, dass die massenhafte, systematische und industrielle Tötung von Menschen direkt zur Aufgabe hatte.
Zumal ich mich frage, was denn nun Stalin in einer Diskussion soll, der gegenüber der Vorwurf besteht, Hitler unangebracht zu beinhalten. Der Versuch, die Kritik an Arndt als Namenspatron der Uni zu diskreditieren, indem unterstellt wird, Anti-Arndt-Aktivist_innen beziehen sich positiv auf Stalin, ist reichlich unsachlich.
Was merkt der interessierte Beobachter: die Schlacht geht in die zweite Runde und wird in den intelektuellen Bereich erhoben. Oder sollte man besser sagen: pseudointelektuellen Bereich. Mir erscheint das alles mittlerweile als Großstudie: wie kann man Massen manipulieren, Meinungen bilden. Und wenns im ersten Versuch nicht klappte, dann legt man nach und versucht die Gegner zu dikreditieren.
In welcher Studienrichtung wird eigentlich Massenmanipulation gelehrt oder ist das eine genetisch bedingte Gabe. Sollte es zu einer Ausbildung gehören, dann wird mir Angst und Bange als Bürger. Manipulation und Demokratie passen nicht zueinander- dachte ich bisher zumindest.
Nachtrag:
Kinder und Linke
Wer Kindern sagt
Ihr habt rechts zu denken der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
Ihr habt links zu denken
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
Ihr habt gar nichts zu denken
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
Es ist ganz gleich was ihr denkt
der ist ein Rechter
Wer Kindern sagt
was er selbst denkt
und ihnen auch sagt
dass daran etwas falsch sein könnte
der ist vielleicht
ein Linker