Greifswalder Künstler Maletzke war im Dienst der Stasi

Maletzke Stasi

„Sie haben die Hansestadt nach außen immer mit ihrem Namen hervorragend vertreten“ (Egbert Liskow, CDU)

Der hier zitierte Präsident der Greifswalder Bürgerschaft meinte es gut mit seinen Glückwünschen an Helmut Maletzke, die er anlässlich des 90. Geburtstags des hiesigen Künstlers in die Kameras des Lokalsenders Greifswald TV überstellte. Dabei hätte er es eigentlich besser wissen müssen, denn Liskow und Maletzke kannten sich.

Das gemeinsame Ringen um das Caspar-David-Friedrich-Denkmal, das schlussendlich auf Liskows Privatgrundstück in der Lappstraße aufgestellt und mit 21.115 Euro aus dem Zukunftsfond des Landes Mecklenburg Vorpommern gefördert wurde, hat mit Sicherheit schulterschließend gewirkt.

Maletzke Stasi

Berichte aus dem Künstlermilieu

Laut Informationen der Ostsee-Zeitung gingen kurz vor der feierlichen Eröffnung des Denkmals anonyme Schreiben an die Redaktion, die auf Tätigkeiten Maletzkes, der sich über Jahre immer wieder für das Denkmal einsetzte, im Dienste des Ministeriums für Staatssicherheit hinwiesen.

mfs logo

Der NDR berichtete pünktlich zu Maletzkes 90. Geburtstag, dass dieser unter dem Alias Erwin Schreiber von 1961 bis 1989 insgesamt 28 Jahre lang aktive Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit unterhielt. Laut Maletzkes 800 Seiten umfassender Stasi-Akte, die dem NDR vorliegt, habe er er sich zu Höchstzeiten im Zweiwochentakt mit dem Sicherheitsdienst getroffen.

Anfangs berichtete er dabei über Einzelpersonen aus dem Künstlermilieu, später schlossen die weitergeleiteten Beobachtungen auch die Ortsgruppe der NDPD, die Greifswalder Mariengemeinde und das Studentenmilieu ein, so der folgende Bericht des NDR.

Greifswalder Gratulationen

In Anbetracht dieses Hintergrunds wirkt der von Greifswald TV produzierte Gratulationsreigen ein wenig grotesk. Der Beitrag wurde nach der Ausstrahlung von GTV auch bei youtube veröffentlicht. Lobenswert ist in diesem Fall der Beschreibungstext des Videos, mit dem auf die nach Redaktionsschluss laut gewordenen Vorwürfe reagiert wurde:

Einer der herausragenden Künstler Greifswalds. Diese Glückwuensche sind der zweite Teil eines Portraits ueber Helmut Maletzke von Susi Ruhnke. Stand der Redaktion: 6. Oktober 2010 (vor Veröffentlichung der relativ umfangreichen Vorwürfe der Staasi- Mitarbeit Maletzkes durch NDR und OZ)

Künstler Maletzke im GTV-Porträt

Der Greifswalder Sender hat dem Künstler neben den bildgewordenen Gratulationen auch gleich einen eigenen, unglaublich einfühlsamen Beitrag gewidmet. Die Tränendrüsen sind schon bis auf Anschlag gereizt, als der Greifswalder Maler Manfred Prinz von Maletzke zu schwärmen beginnt. Er hat ein Werk des frisch geouteten Stasi-IMs vor Augen – eine Bühne mit den Mächtigen, General, Bischof und Papst.

Die haben Strippen in der Hand und unten sind die Marionetten, die nach ihrem Willen tanzen. Eine nicht angepasste Figur hat eine Schere in der Hand und schneidet sich die Strippen durch. Und das ist etwas, was zu DDR-Zeiten galt, unabhängig zu sein: unabhängig von den Meinungen, unabhängig von den Strippenziehern.

Was genauso auch für die heutige Zeit gilt. Die Werke machen etwas aus, welche Aufgeschlossenheit Maletzke für die Zeitprobleme hatte.

Es wäre Ironie der Geschichte, wenn Maletzke auch über Manfred Prinz berichtet hätte.

Selbstdarstellung als „politisch bestrafter Staatsfeind“

Zugegeben, das Veröffentlichungsdatum von Maletzkes Aktivitäten für die Stasi war nicht gerade feinfühlig, aber dafür umso öffentlichkeitswirksamer gewählt. Fragwürdig ist nur, wieso das so lange gedauert hat. Laut OZ waren seine Stasi-Kontakte ein offenes Geheimnis. Wieso hat Maletzke damit nicht selbst aufgeräumt, vorzugsweise in seinen Autobiographien, in denen er sich als „politisch bestrafter Staatsfeind“ darstellte?

Im folgenden NDR-Radiobeitrag offeriert der Kulturchef von NDR 1 Radio MV, Ernst-Jürgen Walberg, noch detailliertere Einblicke in Maletzkes Arbeit für die Stasi. Fünf Minuten, die sich lohnen.

Der Künstler selbst resümiert seine Perspektiven nach den öffentlich gewordenen Aktivitäten für das MfS leider nicht unbedingt reuig:

„Das einzige, was man machen kann, ist, dass man das ignoriert und sagt: ich gehe meinen Weg, ihr könnt mich mal.“ (Helmut Maletzke)

28 Gedanken zu „Greifswalder Künstler Maletzke war im Dienst der Stasi

  1. ….jede/r der/die/das in der DDR aufgewachsen ist, weiß was das für ein verlogener Haufen war….denn Kinder schauen hinter die Kulissen und es ist einfach ekelig immer wieder die Beweise dafür zu bekommen…da man sich an diese bleiernde Kindheit erinnert……..husthust…..die Stasigesichter kann jeder entziffern, jedenfalls meine ich, das es mir gelingt, was mir auch bei Neonazis so geschieht, dassssss wenn ich sie sehe sie entziffern kann, selbst wenn sie keine typischen Merkmale aufzeigen…schon oft ist so ein Öpichen an mir vorbeigezwitscht, wo ich meinte diesen HORCHUNDGUCKGesichtsausdruck zu ERkennen und ich frage mich, warum sich so eine Schei…. ins Face einbrennt – – – und ob sich diese alten Herren nicht verändert haben——-……ein interessanter Beitrag Herr Jockel…..

  2. @Jockel
    NDPD statt NDP;-)

    Warum sollte GTV anders als die OZ berichten? Seit Mai wusste die OZ von den Stasi-Vorwürfen. Am 7.10. schrieb C.M. in der OZ:

    Seine Bilder hängen sogar auf Hawaii
    Morgen feiert der Greifswalder Maler Helmut Maletzke seinen 90. Geburtstag. Zur Ruhe setzen kommt für ihn nicht infrage.

    Von CORNELIA MEERKATZ

    Greifswald (OZ) Helmut Maletzkes Staffelei steht in dieser Woche
    ziemlich verwaist in seinem Atelier. Eigentlich wollte er an neuen
    großformatigen Ölbildern arbeiten, doch die Vorbereitungen für
    seinen morgigen 90. Geburtstag halten ihn in Atem. Diesen Tag
    will der Jubilar mit Kollegen, Freunden und der Familie, zu der
    neben seinen beiden Söhnen mit Frauen auch zwei Enkel und drei
    Urenkel gehören, feiern. Helmut Maletzke macht dieser schöpferische
    Stress nichts aus. „Arbeit hat mich jung gehalten“, sagt der in
    Neustettin geborene Künstler.
    „Ich wollte seit frühesten Kindertagen Maler werden“, erinnert
    sich Maletzke. Allerdings begann er ein Jurastudium – „eine Verlegenheitslösung“, wie er beteuert.
    Den Zweiten Weltkrieg erlebte er als Soldat fünf Jahre an der russischen
    Front, wurde dabei mehrfach verwundet, geriet in sowjetische
    Kriegsgefangenschaft, kam schließlich ins Lazarett nach
    Greifswald. „Hier hatte ich die Möglichkeit, wieder in die Kunst
    einzusteigen“, erzählt er. Nach Kriegsende belegte er deshalb sofort
    drei Seminare am Institut für Kunsterziehung.
    Mit seiner Frau Ursula gründete er zunächst eine Grafikwerkstatt.
    „Wir verdienten unsere Brötchen mit Werbeplakaten. Große Kunst
    war das nicht“, meint Maletzke.
    Als wissenschaftlicher Zeichner an der Uni hielt er neue Operationsmethoden für Fachzeitschriften zeichnerisch fest. Damals habe
    er Freundschaft mit dem ehemaligen Greifswalder Stadtkommandanten
    Rudolf Petershagen und dem Usedomer Maler Otto Niemeyer-Holstein geschlossen.
    Schon bald bekam er attraktive baugebundene Aufträge. Dazu gehörte
    die Gestaltung von Häuserfassaden in neuen Wohngebieten,
    Wandbilder in Schulen und Bilder für Mannschaftsmessen auf Schiffen,
    die in Wismar für die Sowjetunion gebaut wurden. „Als Maler
    habe ich da gut verdient“, bekennt der 90-Jährige.
    DOCH ER FLOG AUS DEM BERUFSVERBAND, weil er sich bei bestimmten Aufträgen, etwa einer kommunistischen Faust auf einer Hauswand, verweigerte.
    Mehr aus Frust denn aus Lust begann Maletzke großformatige Ölbilder
    zu malen, bis heute sind es 800 Stück. Auch Tausende Zeichnungen
    und Grafiken entstanden bis zur Wende. Sein liebstes Motiv?
    „Landschaftsbilder“, antwortet er, ohne zu überlegen. Allerdings:
    In eine Schublade will sich der Künstler nicht stecken lassen.
    „Ich verliere nach einer Weile die Lust an bestimmten Bildern. Dann
    muss was Neues her. Auf Ölbilder folgen Zeichnungen, auf Landschaftsbilder eben Porträts“, berichteter. Wenn ihn die Muse
    küsst, verfasst der Meister auch Geschichten und Gedichte. Vor
    zwei Tagen sind pünktlich zum 90. Geburtstag drei neue Bücher
    erschienen.
    Nach der Wende fand der Künstler auch international Beachtung,
    Maletzkes Bilder hängen auf der ganzen Welt, sogar auf Hawaii.
    „Ein amerikanischer Universitätsprofessor ist Liebhaber meiner
    Kunst“, verrät Maletzke. Zu seiner internationalen Anerkennung
    trugen sein Engagement für die Wiederbelebung des Pommerschen
    Künstlerbundes, seine Expositionen im Pommernhus sowie
    die Gründung des Künstlerbundes „Ars Pomerania“ mit polnischen
    Kollegen bei.
    Helmut Maletzke und seiner Stiftung ist es zu danken, dass am
    8. Mai Greifswald mit der Skulptur des Lübecker BildhauersClaus
    Görtz ein Caspar-David-Friedrich-Denkmal erhielt. Es wurde in
    der Lappstraße, nahe Friedrichs Geburtshaus und demDom, aufgestellt.
    Kritiken an der lebensgroßen Statue kontert Maletzke mit
    der Bemerkung, dass auch der große Friedrich zu Lebzeiten Probleme
    mit den „Herren Ästhetikern und Kunstrichtern“ gehabt habe.
    Zur Ruhe setzen kommt für den Unruhegeist nicht infrage. Er
    plant weiter. Zum Thema „Licht“ will er malen –„das ist dem Alter
    geschuldet.“ Aber auch mit dem neuen Rechtsextremismus will er
    sich malerisch auseinandersetzen.
    „Damit nicht die gleichen Fehler wie vor dem Krieg gemacht werden“,
    nennt er seineMotivation.

    Hier die Vorlagel einer Nachrichtenagentur vom Vortag: http://www.ad-hoc-news.de/durch-vier-epochen-gemalt–/de/News/21645073

    Heute beim OZ-Blogger: http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/2010/10/erst-schreien-dann-flustern.html

  3. Helmut Maletzke und die Greifswalder Öffentlichkeit

    Es ist noch nicht zu spät, auch nicht für Helmut Maletzke, sich vor der Greifswalder Öffentlichkeit zu äußern.
    Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie sonst das gemeinsame Agieren im kulturellen Leben der Greifswalder Zivilgesellschaft mit der Maletzkestiftung, dem Pommernhus, dem Pommerschem Künstlerbund und Ars Pomerania laufen soll!
    Leugnen trotz erdrückender Fakten wie im NDR-TV-Beitrag oder Beschimpfung der Öffentlichkeit, „ Ihr könnt mich mal!“ wie im NDR-Rundfunkinterview sind auch von einem 90-jährigen nicht zu akzeptieren.

    Es gibt sie noch die Opfer der Stasi, ich habe sie zahlreich heute im Rathausfoyer gesehen, wie sie sich hilfesuchend an die Stasibeauftragte gewandt haben.

    Auszug aus dem anonymen Schreiben von Anfang Mai 2010 zu Helmut Maletzke, das unter anderem in der Kanzlei der Bürgerschaft und bei allen Fraktionen einging:

    „…..Viele Greifswalder haben ihre Stasiakten eingesehen. Einige aus dem Bereich der Künste fanden in ihren Unterlagen Aufzeichnungen des IM „Erwin Schreiber“, die sie tief verletzt haben. Die Übermittlung des Klarnamens für „Erwin Schreiber“ war Helmut Maletzke.
    Kein Mensch ist unfehlbar – man kann aber aus den eigenen Fehlern lernen, auch wenn sie schwerwiegend sind. Von Helmut Maletzke warten die Betroffenen auf erklärende,entschuldigendeWorte.
    Vergeben setzt Bekennen und Bereuen voraus…….“

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Ekkehard Brunstein
    Greifswald

  4. ich stelle mir schon länger folgende frage: warum wird die (stasi)-vergangenheit etlicher personen 20 jahre nach der wende noch immer so in die öffentlichkeit getragen?

    klar ist doch, dass man damit heutige existenzen zerstören kann.

    mit welchem recht wird das getan?
    ist für das strafen nicht die judikative zuständig?

    wurde mit menschen die im dritten reich für die nazis tätig waren ähnlich verfahren? (bitte bei dieser teilfrage die verhältnismäßigkeit beachten, natürlich meine ich hier nicht folternde KZ-aufseher.)

    nur um es ganz klar zu sagen: es geht mir wirklich um das verständnis dessen, was unsere gesellschaft in diesem fall macht, nicht darum die taten von stasi-mitarbeitern zu bewerten oder zu relativieren.

  5. Ekelhaft! Vor allem damit noch umzugehen, als würde das nie jemand rauskriegen. Immer weiter schön die Seilschaften gepflegt nach der Wende, dicke Aufträge eingefahren durch eine Vetternwirtschaft mit einer ebenso korrupten und opportunistischen Ex-Genossen-Bande und dann die Öffentlichkeit für dumm verkaufen. Na Hauptsache wir haben Stasi-Kunst im Stadtzentrum. Greifswald wird mir immer unheimlicher…

  6. Der Partisan muss sich innerhalb der Bevölkerung „wie ein Fisch im Wasser“ bewegen (Mao).

    Morgen erscheint in der OZ ein Interview mit IM „Erwin Schreiber“, in welchem er „seine Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR verteidigt“ und damit begründet, er habe lediglich „gegen Missstände kämpfen wollen.“
    Durch die Enttarnung des „Stadtmalers“ ist seinen Opfern hoffentlich ein wenig Genugtuung widerfahren. Einsicht, gar Reue sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten.
    Neben der OZ hat auch die Greifswalder Politikerkaste seit Anfang Mai von den Stasi-Vorwürfen gewusst. Warum hat OB König erst nach Veröffentlichung der Spitzeltätigkeit die Ausstellung im Rathaus abgesagt? Warum hat die Justizministerin, die es als selbstverständlich ansieht, dass „an das Leiden der Opfer der Stasi-Willkürherrschaft“ fortlaufend erinnert werden muss (Rede von Frau Justizministerin Uta-Maria Kuder anlässlich des Friedens- und Gedenkgottesdienstes zur Auflösung des ehemaligen Gefängnisses des Ministeriums für Staatssicherheit in der Justizvollzugsanstalt Neubrandenburg am 8. Dezember 2009, http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/jm/Die_Ministerin/Reden__Texte/?&redenseite=2), IM „Erwin Schreiber“ anlässlich der Einweihung des CDF-Denkmals gewürdigt? Warum hofiert Egbert Liskow, den die FR zu jenen CDU-Politikern rechnet, „die ihr Leben bis 1990 verschämt zurechtbiegen“ (http://www.fr-online.de/politik/vergessen-und-verdraengt/-/1472596/3439472/-/index.html), den Stasi-Spitzel?

  7. Am schlimmsten sind immer noch Begründungen, wie wir sie morgen sicherlich auch in der OZ lesen werden dürfen: „Ich habe der Stasi niemals wirklich wichtige Informationen geliefert“ o.ä.
    Tja, aber wenn man beispielsweise berichtet hat, XY geht immer mittags bei Konopke Currywurscht essen und macht danach n Verdauungsspaziergang, wusste die Stasi, dass sie in der Zeit in die Wohnung kann um Wanzen zu installieren. Nur ma als einfaches Beispiel.

  8. Ach, wer glaubt schon einem Verräter. In der letzten Wochenendausgabe der OZ wurde eines seiner Opfer zitiert. Demnach hätte die Stasi ihm so zugesetzt, dass er, wenn er nicht mitgespielt hätte, mit dem Tod bedroht gewesen wäre. Nun will er mit seiner Spitzeltätigkeit gegen Missstände gekämpft haben.
    Würden die Spender des CDF-Denkmals ihre Zuwendungen zurückfordern , wäre es nicht nur ein Dienst an ihrer Stadt, es wäre auch Strafe genug für den Stasi-Spitzel. Dann kann er seine Lebenslüge mit ins Grab nehmen, vorausgesetzt, er vermeidet künftig öffentliche Auftritte.

  9. ich bezweifle mal das die all die, die hier Maletzke verurteilen, auch genauso mit Ihren Großvätern und Vätern ins Gericht gehen die für die Nazis an die Front mussten.
    Menschen die Opfer der Stasi waren, und damit meine ich auch die die von der Stasi zum IM gezwungen wurden, sollten seine Tätigkeit beurteilen.
    Allen anderen, auch mir, wünsche ich das sie nie in die Situation kommen sich zwischen dem Glauben an Gerechtigkeit und Freiheit oder dem Wohl Ihrer selbst und der Familie entscheiden zu müssen.

  10. @fbm

    „ich stelle mir schon länger folgende frage: warum wird die (stasi)-vergangenheit etlicher personen 20 jahre nach der wende noch immer so in die öffentlichkeit getragen?

    klar ist doch, dass man damit heutige existenzen zerstören kann.

    mit welchem recht wird das getan?
    ist für das strafen nicht die judikative zuständig?“

    dass es in solchen fällen nicht um strafe geht, zeigt u.a. der post von e. brunstein. das ziel ist nicht, den tätern zu schaden, sondern den opfern das zu geben, was man ihnen schuldig ist: anerkennung, öffentlichkeit und gedenken. der in der tat unpassende, implizierte vergleich mit dem umgang mit nazis trifft gerade in diesem punkt das nach meiner ansicht richtige. durch gerichtsurteile (, wovon wir bei maletzke natürlich nicht reden müssen) oder durch andere herstellung von öffentlichkeit entspricht die gesellschaft dem bedürfnis der opfer nach „wiedergutmachung“, stellt sich auf ihre seite und kennzeichnet das verhalten des täters als nicht akzeptabel. deswegen sind relativierende hinweise auf das oft hohe alter der betreffenden, die bei solchen diskussionen stets geäußert werden, wie auch der hinweis auf „20 jahre nach der wende“ irrelevant. ich finde es richtig und notwendig, dass diesem bedürfnis der opfer entsprochen wird, und auch einem alten mann muss man nach jahrzehnten sagen dürfen, dass er sich falsch verhalten hat. oft ist eine sachliche, mit größe geführte diskussion ja überhaupt lange zeit nach der tat erst möglich.

  11. @Jan:

    Es geht in erster Linie nicht um den Fakt, dass er (angeblich) zur IM-Tätigkeit gezwungen wurde. Wer von 1961 – 1989 Kontakt mit dem MfS hatte, kann mir nicht glaubhaft machen, dass da keine ideologische Motivation im Spiel war. Vor allem hätte Maletzke damit offen umgehen können nach der Wiedervereinigung. Stattdessen hat er die Füße still gehalten, weiter Aufträge kassiert und jetzt stellt er sich als Opfer dar. Ach nein, erstmal hat er ja versucht zu leugnen, obwohl man ihm die Stasi-Akten unter die Nase gehalten hat.
    PS: Zwischen Einberufung zum Kriegsdienst und der Entscheidung, für das MfS zu spitzeln liegen ja wohl noch ein paar Welten.

  12. @zorro
    „Wer von 1961 – 1989 Kontakt mit dem MfS hatte, kann mir nicht glaubhaft machen, dass da keine ideologische Motivation im Spiel war.“

    entschuldige, aber das ist blanker unsinn. auch von einer „Entscheidung, für das MfS zu spitzeln“, kann keinesfalls pauschal in jedem fall die rede sein. es gibt übergenug beispiele von leuten, die vor die wahl zwischen knast (meist wegen „asozialen verhaltens“, dem sogenannten „assi-paragraphen“) und spitzeldienst gestellt wurden. gerade in den musiker/künstlerszenen war das usus. ein paradebeispiel dafür sind mitglieder der band „die firma“, besonders f. tröger. in diesem fall berichten betroffene oft, dass sie die stasi absichtlich und ausschließlich mit falschen informationen gefüttert hätten. ob das in jedem fall zutrifft, lässt sich sicher nicht nachvollziehen, aber in jedem fall ideologische gründe und bewusste entscheidung für die stasi-mitarbeit zu unterstellen, ist grundfalsch.

  13. Grundfalsch ist zunächst einmal, etwas für grundfalsch zu halten!
    Ich habe selbst bei der BStU gearbeitet und weiß, wie Anwerbeverfahren gelaufen sind, wie selbst Minderjährige dazu gebracht wurden, ihre Schulkameraden nebst zugehöriger Familie auszuspionieren. Dennoch trifft ein jede/r die Entscheidung, als IM tätig zu werden selbst, ob nun unter Druck oder nicht. Nicht umsonst hat das MfS diese Erklärung vom IM handschriftlich verfassen lassen. Und doch, es gibt Gegenbeispiele. Menschen, die erst angeworben wurden und der Stasi später den Rücken kehrten, bei allen Risiken. „Die Stasi bewusst mit falschen Informationen fütterten“ – ach du liebes bisschen. Das MfS war einer der „besten“ Geheimdienste der Welt und wer einmal durch Stasi-Akten geblättert hat, der weiß um den immensen Informationsdurst. Die hatten für jede Info mindestens drei Quellen und nochmal zwei, die das rückversichert haben. Verarschen konnte man Schild und Schwert der Partei so gut wie gar nicht.
    Wenn Maletzke sich darüber im Klaren gewesen wäre, dass es falsch ist, was er macht oder in irgendeiner Weise das Gewissen ins Spiel gekommen wäre – hätte er sich dann tatsächlich noch einen Monat vor Mauerfall mit seinem Verbindungsoffizier getroffen?

  14. „Grundfalsch ist zunächst einmal, etwas für grundfalsch zu halten!“

    deinem paradoxon halte ich ein anderes entgegen: alle verallgemeinerungen sind unfug!

    „Dennoch trifft ein jede/r die Entscheidung, als IM tätig zu werden selbst, ob nun unter Druck oder nicht.“

    es wird nicht wenige geben, die diese aussage für zynisch halten würden. die frage ist doch wohl, inwiefern man überhaupt von „entscheidung“ sprechen kann, wenn die alternative ddr-knast ist (mit allen konsequenzen, und bei weitem nicht nur für die eigene person). sicher: die theoretische möglichkeit, sich anders zu entscheiden, ist immer gegeben. nur fällt es eben deutlich leichter, das mit zeitlichem und persönlichem abstand zu konstatieren.
    ich bin zu jung, um persönliche erfahrungen damit gemacht zu haben, und ich habe auch nicht in der bstu gearbeitet. trotzdem bin ich, wann immer ich so etwas verfolge, aus tiefstem herzen dankbar, dass meine moral noch nicht auf eine solche probe gestellt wurde.
    ich denke, wir sind uns einig über den einzelfall maletzke. aber der selbstverständlichen verfügbarkeit einer solchen entscheidung, die du unterstellst, möchte ich doch widersprechen. (lesenswert dazu übrigens, trotz der grundsätzlichen verschiedenheit der situation der protagonisten, ist primo levis „die untergegangenen und die geretteten.“)

  15. @ralph
    „wenn die alternative ddr-knast ist (mit allen konsequenzen, und bei weitem nicht nur für die eigene person)“

    Wer sich der Stasi verweigerte, bekam statt Knast Besuch von den hauptamtlichen Stasi-Bütteln, hatte berufliche Konsequenzen zu tragen und wurde oft selbst bespitzelt. Letzteres wäre aber auch als IM geschehen.
    Ob man das Vertrauen von Familie, Freunden und Kollegen missbraucht, ist damals wie heute eine Frage des Charakters und der Moral und nicht der Repressionen.

  16. @js

    ich hatte keine aussage über die gesamtheit derjenigen getroffen, die kontakt zum mfs hatten, sondern über eine spezielle konstellation, die sich in einigen musiker/künstler-biographien der ddr-zeit nachverfolgen lässt (verfolgung mithilfe des „as(s)i-paragraphen“ und anschließende mfs-rekrutierung mit der alternative „einsitzen“). damit hatte ich der unterstellung widersprochen, dass informelle mitarbeiter sich generell frei und ideologisch motiviert für den spitzeldienst entschieden haben sollen.

  17. @ralph:

    Nur der Vollständigkeit wegen: Verallgemeinerungen über Verallgemeinerungen sind auch Mist! 🙂
    Sicherlich wird es viele geben, die diese Aussage für zynisch halten und auch mir kommt die Gnade einer späten Geburt zugute, dass ich jetzt moralistisch darüber urteilen kann. Aber wie gesagt, ich kann jedem nur mal empfehlen, Antrag auf Akteneinsicht zu stellen – da kann man was über wahren Zynismus lernen. In der DDR war nichts von selbstverständlicher Verfügbarkeit, schon gar nicht der freie Wille – da stimme ich dir zu. Dennoch verurteile ich Maletzke aufs Schärfste (da sind wir uns ja einig), dass er bis zum letzten Moment versuchte, die Geschichte zu leugnen. Und da frag ich mich: Wenn er tatsächlich durch „unglückliche Umstände“ zu seiner IM-Tätigkeit gekommen ist, wieso hat er dann nicht Anfang der 90er reinen Tisch gemacht? Oder hat er es doch aus Überzeugung getan und musste deshalb mit Repressalien rechnen?

  18. @ralph
    „es wird nicht wenige geben, die diese aussage für zynisch halten würden. die frage ist doch wohl, inwiefern man überhaupt von “entscheidung” sprechen kann, wenn die alternative ddr-knast ist“ …soviel zur speziellen Konstellation.

    Hier geht um einen konkreten Stasi-Spitzel, dem weder Knast noch die Todesstrafe drohte, der sich freiwillig, weil er sich persönliche Vorteile bei Auftragsvergaben versprach, als Denunziant verdingte.

    Als zynisch könnten diejenigen, die den unterschiedlichen Erpressungsversuchen (die Regel waren eben berufliche Nachteile) der Stasi widerstanden, deine Beiträge werten. Es gab auch die Fälle, in denen mit Knast gedroht wurde, die Leute sich dennoch den Anwerbungsversuchen widersetzten.
    (Mein Vater wusste, dass man der Stasi nicht so ohnmächtig und eingeschüchtert gegenüber stehen muss, wie es doch die meisten getan haben. Als ich 18 war, habe ich eine DDR-Fahne von einem Fahnenmast runtergeholt und wurde dabei erwischt, das war ein schweres Delikt, Hochverrat quasi. Danach wollte mich die Stasi zur Mitarbeit erpressen, unter Vorhaltung weiterer dubioser Straftaten, die reine Erfindung waren. Mein Vater kannte den Termin, kam in meine Wohnung, um mich zur Arbeit abzuholen und musterte die Stasimannen verächtlich. Ich sagte: „Ich bin hier mit den Herren Offizieren verabredet, die meinen, es ist wichtig.“ Er schimpfte: „Quatsch, raus mit dir, jetzt wird gearbeitet!“ Das hat geklappt, die haben sich nie mehr gemeldet.)
    http://www.abendblatt.de/vermischtes/article1251686/Rammstein-Gitarrist-wurde-von-der-Stasi-erpresst.html

  19. Vielen Dank für die Diskussionsbeiträge. Hier noch das Interview, das am 15.10. in der OZ erschien.

    OSTSEE-ZEITUNG: Wann haben Sie von den öffentlichen Stasi-Vorwürfen erfahren?
    Helmut Maletzke: Am Freitag, meinem 90. Geburtstag, hatte ich lediglich davon gehört, dass so etwas berichtet worden ist.
    OZ: Wie haben ihre Gäste reagiert?
    Maletzke: Die Geschichte hat natürlich die Stimmung beeinflusst. Später haben mehrere Menschen das Wort ergriffen und sich sehr abfällig über das Vorgehen des NDR geäußert. Ich habe das nicht kommentiert.
    OZ: Hätten Sie ihren Geburtstag nicht weniger pompös feiern können? Es gab ja gleich eine ganze Festwoche.
    Maletzke: Einen 90. Geburtstag hat man ja nicht oft, insofern war das Maß der Feierlichkeiten angemessen. So doll war’s nun wieder auch nicht. Und die Ausstellungen, die zeitgleich stattgefunden haben, hat man mir angeboten.
    OZ: Wie kommt es zu dem guten Verhältnis zwischen Ihnen und Ex-OB Reinhard Glöckner, der zu DDR-Zeiten von der Stasi bespitzelt worden ist.
    Maletzke: Wir haben uns bei einem kirchlichen Gesprächskreis kennengelernt, und ich habe in der Marienkirche Ausstellungen gehabt, zu Zeiten als er dort Pfarrer war. Er wusste von meinen Stasi- Kontakten, und dennoch hat er zu mir gestanden.
    OZ: Vor Ihrem runden Geburtstag haben Sie sich als Verfolgter des DDR-Systems dargestellt. Dazu passt es schlecht, wenn man bei der Stasi als IM geführt wird.
    Maletzke: Die Leute verstehen nicht, wenn einer, der vorgibt, Probleme mit dem System zu haben, zugleich bei der Stasi war. Es war aber so. Ich habe drei Kilo Akten, die belegen, dass ich bestraft werden sollte. Ab 1973 durfte ich keine Kunstmehr für öffentliche Bauten gestalten. Ich wurde de facto mit einem Berufsverbot belegt, weil ich gegen die ffiziellen künstlerischen Vorgaben war. So ähnlich wie es mir jetzt mit der verabredeten Ausstellung im Rathaus ergeht.
    OZ: Die der OB nun ausfallen lässt. Vielleicht hätten Sie sich weniger als Opfer der DDR glorifizieren und den zweiten Teil der Geschichte, die Stasi-Zusammenarbeit, ebenfalls erwähnen sollen.
    Maletzke: So einfach ist das nicht. Ich habe mich früh dagegen aufgelehnt, was in der DDRkulturpolitisch verordnet wurde. Kunst sollte auf einmal nur noch politisch sein. Ich fand damals nirgendwo Gehör. Selbstverständlich konnte man nicht zur Polizei oder Partei gehen. Schließlich kam die Stasi auf mich zu und sagte, wir sind ein übergeordnetes Organ. Uns könne Sie vertrauen. Das habe ich getan und gesagt: Wenn ihr mir helft, diese Missstände zu bekämpfen, unterschreibe ich. Aus heutiger Sicht war das völlig naiv.
    OZ: Und? Hat sich die Stasi an diese Abmachung gehalten?
    Maletzke: Ich habe damals keine politischen Veränderungen feststellen können. Ganz im Gegenteil. Man drohte mir 1972 mit einem Ausschluss aus dem Berufsverband. Dazu kam es nicht, aber ich bekam fortan keine öffentlichen Aufträge mehr, weil ich mit meiner Kunst das sozialistische Bewusstsein der Menschen verderben würde.
    OZ: Künstler, die zu dieser Zeiten ebenfalls tätig waren, sprechen eher von einer mangelhaften Ästhetik Ihrer Werke. In Schönwalde wollten Sie zum Beispiel 1971 eine monströse Betonkatze mit Aussichtplattform errichten.
    Maletzke: Es wurden damals alle möglichen Argumentationen herbeigezogen. Das waren sehr fragwürdige Anschuldigungen. Die wollten etwas gegen mich in der Hand haben.
    OZ: Sie hatten 28 Jahre lang zur Stasi Kontakt. In dieser Zeit können Sie nicht nur über künstlerische Missstände geredet haben.
    Maletzke: Missstände sind natürlich keine Missstände an sich, sondern sie sind meistens an Personen gebunden. Sicher ist auch darüber hinaus einiges in die Akten hineingeschrieben worden. Es war nicht vermeidbar, dass in den Akten Menschen vorkommen.
    OZ: Wissen Sie, wie viele Namen von Betroffenen es in Ihrer Akte gibt?
    Maletzke: Nein. Ich kenne die Akte nicht, habe aber Akteneinsicht beantragt. Ich hätte den Kontakt zur Stasi natürlich eher abbrechen sollen. Aber ich glaubte, durch die Zusammenarbeit mit dieser Behörde, die ja allmächtig war, Einfluss zu gewinnen auf das, worum es mir ging: Darum, dass man mit seiner Kunst das ausdrücken kann, was man möchte und keine vorgegebenen Themen abhandeln muss.
    OZ: Sie wollten ernsthaft mit Hilfe der Stasi gegen die künstlerischen Normen in der DDR protestieren? Klingt paradox.
    Maletzke: Ja, ich habe meine Möglichkeiten überschätzt, gegen eine Vereinnahmung der Kunst durch den Staat zu opponieren.
    OZ: Wie viele Gespräche mit der Stasi haben Sie in den 28 Jahren geführt?
    Maletzke: Das lief immer so beiläufig. Manchmal kamen die zu mir und wollten zum Beispiel ein Bild kaufen. Nebenbei wurde geplaudert.
    OZ: Kannten Sie ihren Decknamen als Sie 1960 unterschrieben haben?
    Maletzke: Ja, den kannte ich. Die sagten mir, dass das beim Geheimdienst so üblich sei.
    Interview: B. FISCHER

  20. OZ:[…] Vielleicht hätten Sie sich weniger als Opfer der DDR glorifizieren und den zweiten Teil der Geschichte, die Stasi-Zusammenarbeit, ebenfalls erwähnen sollen.
    Maletzke: So einfach ist das nicht. […]

    Mit dieser Antwort gibt sich der Chefredakteur zufrieden? Wieso fragt er nicht, warum Herr Maletzke nicht früher damit rausgerückt ist??
    Diese Antwort bleibt der 90-jährige schuldig!
    Er scheint ja sein Stasi-Engagement hier als naiv und mit „gutem“ Grundgedanken verteidigen zu wollen. Wenn also sein Gewissen mehr oder weniger „rein“ war, warum hat er sich nicht früher zu der Sache bekannt?

  21. @ralph,

    danke für deine antwort.

    natürlich finde ich das ziel „anerkennung, öffentlichkeit und gedenken“ für die opfer des mfs – oder der ddr-diktatur im allgemeinen – herzustellen, nachvollziehbar und gut.

    ich verstehe nur nicht, wieso dies eigentlich nur dadurch passiert, dass man täter anprangert, die juristisch offenbar nicht zur verantwortung gezogen werden können, die man stattdessen aber medial aus ihrer heutigen position in der gesellschaft schleudert. ich kann mir auch nicht so richtig vorstellen, dass die opfer sich dann freuen oder daraus eine befriedigung ziehen – das ist ja dann vielleicht eine ganz ähnliche problematik wie beim juristischen strafen auch. ein opfer profitiert vielleicht bei der verarbeitung des ihm geschehenen unrechts mehr, wenn es eine art „täter opfer ausgleich“ erfährt. nur ist das kaum möglich, wenn die ja heute noch lebenden – täter sich davor fürchten müssen, dass sie durch ihr „outing“ an den pranger gestellt werden.

    in diesem zusammenhang finde ich den vergleich mit tätern des dritten reichs übrigens nicht unpassend, weil es eben in beiden fällen um das gesellschaftliche umgehen mit menschen geht, die in einer vormals herrschenden diktatur schuld auf sich geladen haben. ich will damit ja nicht behaupten, dass alle randbedingungen vergleichbar sind und weder die taten in dem einen oder dem anderen regime relativieren!

    tendenziell finde ich aber, dass unser derzeitige umgang mit den tätern niemandem nützt, aber das kann ich natürlich weder objektiv belegen noch subjektiv – ich bin relativ jung und habe von der ddr nicht viel mitbekommen – nachempfinden.

  22. Keine Frage: die Stasi-Vergangenheit gehört aufgearbeitet. Nur das Wie dürfte eine Frage sein.

    Was mich am aktuellen Beispiel stört:
    Man droht dem Betroffenen, er solle sich gefälligst outen
    Es fällt einem kein besserer Termin ein als der 90.Geburtstag um die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen.

    Wer ist bis jetzt auf den fahrenden Zug aufgesprungen?
    Eine Literatursalonvorstitzende: nun wissen wir, wo dieser nach seinem Umzug zu finden ist.
    Ein selbsternannter Kunstkritiker: nun wissen wir, dass es in Wismar einen Graphikdesigner gibt mit Kunstverstand
    Ein weiterer Kunstkritiker mit besonderen Kenntnissen zur DDR: nun wissen wir, dass es in Binz eine Galeristen gibt.

    Werbung ist gut und schön. warum man da allerdings jetzt auch ehemalige IMs nutzen muss, wird sich mir wohl net erschließen. Ein Berufsverbot hat Maletzke zu DDR-Zeiten befürchtet… es hat ihn im Alter in einem demokratischen Staat doch noch eingeholt. Welche Ironie der Geschichte.

    Wann kommt die echte Aufarbeitung des Unrechtes in der DDR und wann hören die Hetzkampagnen auf,die offensichtlich nur eine Aufgabe haben: das Volk zu beruhigen.

  23. Elisabeth, welch Freude, du mal wieder hier…

    Findest du deine Theorie, das Outing von Maletzke würde letztlich nur der Werbung anderer dienen, nicht auch ein bisschen sehr weit hergeholt?
    Eine Hetzkampagne kann ich nicht erkennen, beim besten Willen nicht. Wie wir den Landstrich hier kennen, wird doch eh wieder alles unter den Teppich gekehrt, aus falsch verstandener Loyalität oder purer Ignoranz.
    Trotzdem fänd ich eine Hetzkampagne auf jemanden, der mit seinen Aussagen und Schnüffeleien vielleicht andere in den Knast oder in Gefahr gebracht hat, total angebracht. Da ist mir egal, ob der Herr schon 90 ist.
    Hätte er früher reinen Tisch gemacht, würde ihm das jetzt nicht wiederfahren! Aber königlich weiterverdienen, Ruhm und Ehre ernten aber über die Verfehlungen der Vergangenheit schweigen bzw. sie auch noch bestreiten – soll das der Weg sein?

  24. @zorro:

    du sagst es. maletzke hat VIELLEICHT anderen leuten massiv geschadet.

    wäre es nicht fair, menschlich und demokratisch dieses vielleicht etwas genauer zu untersuchen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert