NPD auf Erfolgsflucht

NPD Protest Greifswald

„Das nennt man dann wohl die „Hit and Run – Taktik” der NPD. Kurz auftauchen, so viel Infomaterial wie möglich verschießen und dann schnell wieder los.“ (lokale Nazi-Seite)

Ruhelos, rastlos, mutlos

Es lag ein bißchen Western-Feeling in der Luft, als etwa 40 Antifaschisten und überraschend viele Polizeibeamte auf dem Fischmarkt der Ankunft der NPD ungeduldig entgegensahen, doch die Irrgeleiteten wollten und wollten einfach nicht auf den Platz rollen.

Stattdessen hasteten sie über Greifswalds Straßen und verfuhren rastlos das Benzin ihrer Wähler und Wählerinnen, während sie dabei mehr oder minder schnell geortet wurden und die erwartete Verteilung des nationalen „Informationsmaterials“ und verschiedener Parteidevotionalien durch jähe Abbrüche und abermalige Standortwechsel nicht so recht in Fahrt kommen wollte.

Polizei bei NPD Stand in Greifswald

Twittern gegen Rechts

Zeitgleich deutete sich schon die Inbetriebnahme eines Tickers über den Dienst Twitter an. Die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald twitterte live vom Geschehen und unter dem Hashtag #nazishgw ließen sich Beiträge mehrer Nutzerinnen finden, die einen lebhaften Eindruck der Hatz zu liefern vermögen.

Für die Zukunft sicher eine Kommunikationsform, die im Auge behalten werden sollte.

Mit der Tieffrequenzkanone gegen das „Schlachtschiff“

Inzwischen präsentiert man stolz im Internet das Foto des — einem Bäckereifahrzeug zum Verwechseln ähnlich aussehenden — NPD-Mobils; von den Nazis liebevoll Schlachtschiff genannt. Hier wurde nochmal mächtig an der Horizontalen gezerrt, damit es seinen Namen auch alle Ehre macht.

Schade und gut überlegt zugleich eigentlich, dass sie der drohenden Schmach auf dem Fischmarkt aus dem Weg fuhren, denn Schlachtschiff wäre wohl von der noch zurückgehaltenen antifaschistischen Kavallerie, einer mit Tieffrequenzkanonen ausgestatteten Riesenmaschine, versenkt worden.

NPD Mobil in Greifswald

Es darf also konstatiert werden, dass die NPD heute vor einem politischen und propagandistischen Erfolg flüchtete; schlicht und ergreifend nicht präsent sein konnte. Und es mutet merkwürdig an, wenn eine Partei die Flucht vor Bürgerinnen und Polizei ergreifen muss. Ob die Ereignisse für zukünftige Genehmigungen der NPD-Infostände Konsequenzen  haben werden, bleibt allerdings ungewiss.

Noch mehr Einblicke in die Szene

Der Tag brachte trotz der unruhigen Melange aus Mobilisierung, Zermürbung und Amüsement auch neue Einblicke in die rechte Szene Greifswalds, die ganz offensichtlich gerade mit massiven internen Distinktionen zu kämpfen hat. Denn obgleich sich die NPD nicht mit ihrem Infostand auf den Fischmarkt traute, wagten sich die (merkbe)frei(t)en Kräfte Greifswald aus der Deckung – so wird rechts überholt!

NPD Protest Greifswald

Wenn der Anglizismus Hit & Run die neue Strategie der hiesigen Neonazi-Szene beschreiben soll, dann erinnere ich mich plötzlich an Zeiten, zu denen in Greifswald mit den rechten Infoständen genauso verfahren wurde. Ob das wirklich die von den NPD-Leute gefeierte, neue Erfolgstaktik sein soll?

Andere Beiträge zum Thema verfassten daburna und der webMoritz.

13 Gedanken zu „NPD auf Erfolgsflucht

  1. Die wissen aber schon, dass „hit and run“ im englischen für Fahrerflucht steht? Was ja auch bei dem Rumgegurke und der Flucht vor den Gegendemonstranten heute irgendwie passend ist:D

  2. „Hier wurde nochmal mächtig an der Horizontalen gezerrt.“

    Gleich um ein ganzes Drittel wurde das gesamte Bild in die Breite gezerrt, um das richtige „Schlachtschiff“ zu bekommen! Hab’s zurückgerechntet – ist wirklich so. Mhhh, denken die echt man
    merkt die Lüge nicht?

    Erinnert mich irgendwie an …
    9 cm + 1/3 sind 12 cm
    12 cm + 1/3 sind 16 cm
    15cm + 1/3 sind 20 cm.

    Krass, Danke, endlich kapiert, wer Urheber dieser blöden Penislüge ist, die ehrlichen Männern irgendwie automatisch unterstellt wird. Die verdammten Nazis sind schuld mit ihrem dilettantischen Propaganda-Scheiss. Man man *diese blöden Ärsche!*

  3. „…Hier wurde nochmal mächtig an der Horizontalen gezerrt…“

    YEAH! Dankeschön für diesen Lacher am Morgen. Ich fand es übrigens richtig fein zu sehen, wie gut die Mobi klappt.

  4. Das angebliche Beweisfoto über die Existenz eines NPD-Standes ist wirklich ziemlich witzig. Ein NPD-Stand ist jedenfalls nicht zu erkennen. Jedenfalls sehe ich nicht, dass das Schlachtschiff der NPD irgend wo ihre Munition verschießt. Denn die Munition kann das Schlachtschiff der NPD erst dann verschießen, wenn sie ihren Bäckerladen aufgemacht hat. Der ist aber dem Foto gemäß offensichtlich fest verschlossen.

    Also vielen Dank der (merkbe)frei(t)en Kräfte für die Belehrung, dass das Schlachtschiff der NPD auf dem Markt war. Das wissen wir schließlich auch. Und wir wissen, im Gegensatz zu den (merkbe)frei(t)en Kräften, auch, dass kurz darauf ein blaues Polizeiauto vom Typ eines VW-Passat über den Marktplatz fuhr, sodass das Schlachtschiff aufgrund fehlender Papiere bezüglich der Befugnis zum Anlegen auf dem Marktplatz, den Hafen wieder verlassen musste und sich weiterhin schwerfällig, wie Schlachtschiffe nun mal so sind, durch die Kanäle der Stadt quälte. Rauf und Runter, Kreuz und Quer. Tja, auch in der Militärschifffahrt herrscht Ordnung und Disziplin, an die sich auch die Besatzung des Schlachtschiffes „Bäckerladen“ halten muss. Da kann schon der inneren und äußeren Sicherheit eines Landes wegen nicht jedes Schlachtschiff nach Gutdünken irgendwo anlegen, wo es ihm passt. Sei es auch nur ein Bäckerladen…. Und mit „Deutschen Tugenden“, vor allem mit Disziplin und Pünktlichkeit, hat die NPD an diesem Tag nicht gerade glänzen können. Ganz zu schweigen davon, dass man eine Flucht vor Bürgern und Polizei (letztere wurde ja eigentlich zum Schutz der NPD auf dem Fischmarkt/ Schönwaldecenter abgestellt) wohl kaum als tugendhaft bezeichnen kann.

  5. Diese A.F.F.E.N. sind ja scheinbar echt krass, die nehmen echt kein Blatt vor den Mund, bei der Bewertung des gestrigen Tages.

    „DVU-Milben-durchsetzte NPD“ fand ich echt ganz lustig, stimmt ja irgendwie sogar.

  6. @ego: Autsch, das ist einer der wunden Punkte dieses Blogs.

    Ich ringe seit Jahren nach einer Lösung für das Gender-Problem in meinen Beiträgen und bin trotz intensiver (auch beruflicher) Beschäftigung mit diesem Thema noch zu keiner befriedigenden Lösung gekommen.

    Aus sprachästhetischer Sicht kann ich gar nicht sagen, was ich schrecklicher finde: den Unterstrich oder das Binnen-I. Letzteres schließt auch noch nebenher alles dazwischen aus und reproduziert die Zweigeschlechtlichkeit.
    Ich versuche deswegen, mehr oder minder willkürlich die männliche oder die weibliche Form zu verwenden, wenn ich über eine Gruppe schreibe, die geschlechtlich nicht homogen ist. Wobei auch hier zu diskutieren ist, ob tatsächlich nur Sprachästhetik bei der jeweiligen Entscheidung für die weibl./männl. Form eine Rolle spielt, oder nicht doch unterbewusst noch mehr geht.
    Männer, die sich durch eine feminine Form unangemessen repräsentiert fühlen, erfahren so zumindest, wie es auch noch heute vielen Frauen Tag für Tag geht. Die beste Lösung ist in meinen Augen der Unterstrich, aber der sieht einfach gräßlich aus.

    Ich hoffe, dass ich deine Frage beantworten konnte.

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