Grüne wehren sich gegen Vorwürfe der Stadtverwaltung

maler hochschild

Herrlich! Nachdem sich zum Abschluss der vergangenen Woche die Ostsee-Zeitung mit dem Graffiti-Thema beschäftigte, sind inzwischen die ersten Reaktionen zu verzeichnen.

HOCHSCHILD: „DIE ERDE IST NUN MAL KEINE SCHEIBE“

Axel Hochschild, seines Zeichens stets zum Poltern bereiter Fraktionsvorsitzender der CDU Greifswald, schrieb flugs einen Online-Leserbrief an die Ostsee-Zeitung und nutzte die willkommene Gelegenheit, sowohl die Grüne Ulrike Berger als auch alle anderen Atomgegnerinnen in Misskredit zu bringen:

„Wenn Frau Berger nun meint, dass diese illegalen Sprayer nicht in den Reihen der Gastortransportgegner [sic!] zu finden seien, scheint sie wohl auf dem linken Auge blind zu sein. Die Erde ist nun mal keine Scheibe und der Gutmensch sollte mal zurück in die Realität finden.

Ich empfehle ihr doch mal das Buch Achtung, Gutmenschen von Dietmar Bittrich zu lesen.“ (OZ-Leserbrief)

Am heutigen Dienstag, also drei Tage später, erschien dieses Lebenszeichen auch nochmal in der Printausgabe. Die Redaktion muss Hochschilds Kommentar wohl für relevant genug erachtet haben, um ihn nochmal einer größeren Leserschaft vorzusetzen. Nebenbei: Das empfohlene Buch trägt den Untertitel Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

ulrike berger axel hochschild

GRÜNE: „MISSACHTUNG DER UNSCHULDSVERMUTUNG“

Nun reagiert auch der Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen mit einer Pressemitteilung, erklärt die „Missachtung der Unschuldsvermutung“ für „nicht hinnehmbar“ und fordert die Stadt auf, die „haltlosen Anschuldigungen zurückzunehmen“. Willkommen in der Welt der schriftlichen Auseinandersetzung:

„Die Versuche der Stadt Greifswald, eine Verknüpfung zwischen Graffiti an Greifswalder Gebäuden und den jüngsten Anti-Atom-Protesten herzustellen, sind vollkommen haltlose Anschuldigungen. Wir fordern die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung auf, ihre Äußerungen entweder zu belegen oder zurückzunehmen. Die bisherigen Vorwürfe müssen schlicht als Verleumdung und grundlose Kriminalisierung bezeichnet werden.“ (Pressemitteilung)

Soviel zum Thema Provinzposse – eine offensichtlich ahnungslose Stadtverwaltung orakelt über die Urheberschaft eines Graffito, das in den vergangenen Wochen vielleicht ein Dutzend mal gesprüht wurde. Der CDU-Fürst Axel Hochschild kriegt in der Lokalzeitung seine Bühne und darf nochmal das aussprechen, was viele Leserinnen nach dem Lesen des Artikels gedacht haben und die Angegriffenen wehren sich mit einer Pressemitteilung – spannend geht anders.

SORGT MALERMEISTER HOCHSCHILD FÜR AUFTRÄGE?

Interessant wird es, denkt man in die gegenteilige Richtung: Dieser Tage wird in Nordwestmecklenburg eine Brandstiftungsserie aufgeklärt und wie so häufig bei gezielten Brandstiftungen ist der Täter wahrscheinlich ein Feuerwehrmann. Der Verdacht, dass ein Malermeister für die Graffiti verantwortlich ist, liegt zumindest in diesem Fall näher als die Vermutung, dass Atomgegner sprühten.

maler hochschild

Immerhin hätte er erstens die entsprechende Berufserfahrung und zweitens ein handfestes Motiv. Denn zeigte sich, dass die ABS nicht fähig wäre, der Lage Herr zu werden, müsste die Stadt die dafür notwendige Kompetenz einkaufen und hierfür wäre der Malermeisterbetrieb Hochschild die erste Adresse. Damit auch dessen Nachttischchen nicht leer bleiben muss, sei an dieser Stelle die Lektüre von Frank Ungers und Richard Fabers Populismus in Geschichte und Gegenwart wärmstens empfohlen. Gute Nacht.

14 Gedanken zu „Grüne wehren sich gegen Vorwürfe der Stadtverwaltung

  1. Wer glaubt, dass Axel Hochschildt die Leserbriefe selbst schreibt, sollte mal beim Greifswalder CDU-Geschäftsführer Christian Weller nachfragen…

  2. Kannst du in deiner Fotomontage der Telefonnummer von Hochschild vielleicht noch n paar Zahlendreher verpassen?
    Wäre ja schade, wenn das noch als unbeabsichtigte Werbung für den Law&Order-Malermeister fungiert…

    😉

  3. „Die Redaktion muss Hochschilds Kommentar wohl für relevant genug erachtet haben, um ihn nochmal einer größeren Leserschaft vorzusetzen.“

    Darf ich mitraten? Nichts füllt eine Seite schneller als Leserbriefe, zumal im Zustand dauerhafter Materialnot. Ich schätze, das ist das ganze Geheimnis.

  4. @lupe:

    Naja, aber bei der OZ gehen täglich „Unmengen“ an digitalen Leser:innenzuschriften ein. Da herrscht freie Auswahl für die Printausgaben. Aber die OZ pickt bewusst den dümmsten und hinterwälderischsten Leserbrief raus – dürfte für den Kundenstamm ziemlich bezeichnend sein.

  5. @Hanna

    Versteh ich nicht. Kannst du das mal weiter ausführen?
    Lokalpolitik beschränkt sich ja nicht nur auf die Sesselfurzer im Rathaus/Bürgerschaft. Lokalpolitik ist ja auch, was Vereine, Verbände, Parteien, Initiativen usw. leisten, um Mitbestimmung und Gestaltungsrechte geltend zu machen. In diesem Zusammenhang wird ja in Greifswald gute Arbeit geleistet. Nur weil ein Malermeister von Zeit zu Zeit meint, hier demokratische Werte torpedieren zu müssen, ist doch längst nicht alles doof.

  6. och bitte, lasst uns doch nich auch das niveau eines malermeisters absinken.

    mit der unschuldsvermutung hat das ganze meiner meinung nach auch nichts zu tun, man wird doch wohl noch frei äußern dürfen, wenn man meint, dass ein täter aus einer bestimmten personengruppe stammt.

  7. @zorro: ich denke, Hanna hat den berühmten Satz, dass jedes Volk die Regierung bekommt, die es verdient, abgewandelt und auf HGW heruntergebrochen. Unrecht hat sie nicht – die Wahlergebnisse sprechen für sich.
    Andererseits stimmte ich dir natürlich zu, außerhalb des Rathauses geschieht auch viel Gutes.

  8. eh, jockel, warum auch? ich würde ja mal ernsthaft in frage stellen dass in greifswald im rathaus nennenswert „gutes“ passiert, wenn man nicht grad postumbau-generalunternehmer oder sowas ist 😉
    was ich so aus dem rathaus mitbekomme ist wahlweise eine kürzung irgendwelcher fördermittel, der versuch noch mehr geld aus der wvg herauszubekommen oder irgendwelche original bild-bauern-stimmungsmache.

  9. „Ich empfehle ihr doch mal das Buch Achtung, Gutmenschen von Dietmar Bittrich zu lesen“

    Will Herr Hochschild damit das Gerücht in die Welt setzten, er könnte lesen und würde dies auch tun!?!

    Da hat einer wohl zu viele giftige Dämpfe eingeatmet…

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