Nach dem sensationellen Wahlergebnis (8,9%) der Piratenpartei am vergangenen Sonntag in Berlin, wo die politischen Neulinge aus dem Stand fast fünfmal soviele Stimmen sammeln konnte wie zum Beispiel die FDP, macht sich Euphorie breit.
Zwei Wochen vorher standen die Piraten auch in Mecklenburg-Vorpommern zur Wahl, der Einzug in den Landtag gelang ihnen hier leider nicht. Jedoch werden sie dank fast 4600 Stimmen (1,5%) mit einem Sitz im neuen Kreistag Vorpommern Greifswald vertreten sein.
Genderwahnsinniger Männerzirkel mit Rückenwind
Der Erfolg in Berlin bläst auch Rückenwind in die Segel der Greifswalder Piraten, die sich über den hauptstädtischen Wahlerfolg freuen und feststellen, dass ihre Organisation zukünftig „Teil der politischen Realität“ und alles andere als ein „Internetphänomen“ sein wird.
Wenig überraschend sind die Parallelen zu anderen Piraten-Gruppen in Deutschland. Auch die Greifswalder Ortsgruppe ist ein Zirkel gut ausgebildeter Männer, aus dem bei den zurückliegenden Wahlen keine Kandidatin hervorging.
Während in Berlin von Radikal- und Postfeminismus die Rede ist und das Ziel verfolgt wird, Geschlecht als Kategorie zu überwinden, positionierte sich der zukünftige Kreistagsabgeordnete bei der vergangenen StuPa-Wahl deutlich: Genderwahn stoppen!
Gegen das Klischee der World-of-Warcraft-spielenden Habenichtse antrinken
Ein paar Piratenweiber würden der hiesigen Freibeuter-Szene, die donnerstags ihren Stammtisch im Sofa veranstaltet und dort Gelegenheit zum Diskutieren, Kennenlernen und Feiern bieten will, sehr gut tun. Und ganz nebenbei werden dort vielleicht auch die in den letzten Tagen vielfach kolportierten Stereotype des archetypischen Piratenparteimitglieds, die sich um Schlagworte wie Hartz4, World-of-Warcraft-Account und Computernerd verdichteten, widerlegt.
Fakten: 22.09. | 20 Uhr | Sofa (Brüggstr.29)
Abschließend sei auf einen kurzen Animationsfilm aus Taiwan hingewiesen, der den Berliner Wahlerfolg ins Bewegtbild überführt.
Werde auch mal wieder zum Piraten-Stammtisch gehen. Scheint sich ja derzeit einiges zu Bewegen. Da alles noch im Aufbau ist, können sich neue Leute schnell einbringen und die Entwicklung mitbestimmen. Ich bin gespannt.
Wer war das denn nochmal mit der Wurst-Parole „Genderwahn stoppen“? Bitte mir mal auf die Sprünge helfen…
Bin gespannt, wie sich die Piraten vor allem im Berliner Abgeordnetenhaus so einbringen können und werden.
Achja, eh ich’s vergesse: http://www.youtube.com/watch?v=q-cDewZk7wo
:-p
Arrrrrh
Das war Matthias Bahner, der jetzt in den Kreistag gewählt wurde. Nach kurzem E-Mail-Kontakt stellte sich aber heraus, dass es ihm dabei allerdings kaum um Gender als Kategorie ging, sondern er sich — wie die meisten Gender-Kritiker — an geschlechtergerechter Sprache störte. Ich freue mich aber, dass er jetzt im Kreistag sitzt.
kleine Ergänzung zur Piratenpartei und Geschlechterfragen kam heut bei Spon:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,787586,00.html
„Die Frauen wollen halt nicht so in der ersten Reihe stehen, da muss man dann ja manchmal vor hundert oder tausend Leuten sprechen.“ Sätze, die sich heutzutage nicht einmal ein Unionspolitiker in der tiefsten westdeutschen Provinz erlauben würde.
autsch!
Lest auch mal was eine Frau dazu zu sagen hat:
https://atomality.wordpress.com/2009/09/29/warum-piraten-keine-frauen-haben/
„Ich sehe gerade in der Piratenpartei ein hohes Potential, sich als Frau politisch zu betätigen ohne auf männliches Protektorat, auf Verleugnung vermeintlich weiblicher Eigenschaften und auf vermeintlich männliche Tugenden setzen zu müssen.“
„Sicherlich mitverantwortlich ist das Bild, das die Medien gezeichnet haben. Dieses Bild wirkt auf Frauen eher abstoßend, weil sie vermuten, als Mitglied oder gar Aktivistin in dieser Männerdomäne unterzugehen. Außerdem wird ihnen suggeriert, diese Partei sei nicht für sie geeignet, eben WEIL sie ja so technik- und netzorientiert ausgerichtet sein soll.“
Die Schuld den Medien zuzuschieben, die den Piraten als politische Newcomer und Refresher zur Zeit ja geradezu die Füße küssen, finde ich ein bisschen einfach. Über die Verallgemeinerung im zweiten Satz müssen wir gar nicht erst reden. Und obwohl das Meinungsbild der Autorin ja den tatsächlichen Erfahrungen der Frau aus dem spon-Artikel völlig entgegensteht: danke für den Link und einen weiteren Eindruck!
der computer sagt: nein!
Die Wahl ist zwar vorbei und der Artikel hier fast schon wieder Schnee von vorvorgestern, aber trotzdem noch eine kleine Ergänzung:
http://twitpic.com/ixlnj/full
😉