Ich heiße Einheitsarchitekt. Du kannst auch Blödmann
zu mir sagen. Stimmt, wenn alles in einanderpasst,
hat es bald nichts mehr zu bedeuten.
Vor fast genau 14 Monaten wurde der Plattenbau abgerissen, in dem einst das WBS 70 residierte. Das Grundstück lag nicht lange brach und alsbald begannen die Bauarbeiten für einen weiteren gestalterischen Geniestreich des Architekten Eckehard Bürger, dessen Webseite ähnlich originell gestaltet ist wie seine Entwürfe. Dieser hätte den Wohnklotz gerne mit sechs statt der nur genehmigten vier Geschosse entworfen, um mit viel Glas „Akzente zu setzen“, wie die Ostsee-Zeitung im November 2011 berichtete.
Die Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden
Damals sollen bereits 60 Prozent der Wohnungen verkauft worden sein und für weitere 30 Prozent habe es bereits Reservierungen gegeben. Die „Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden“ und die müssen einigermaßen tief in die Taschen greifen, wenn sie ihren Kindern eine Wohnung kaufen oder zumindest mieten wollen.
So beläuft sich die monatliche Warmmiete für eins der 40m²-Appartements auf nicht weniger als 520 Euro, dazu kommen noch Stromkosten und bei Bedarf 25 Euro für den PKW-Stellplatz. Außerdem werden 800 Euro Kaution und eine „Vermittlungsgebühr“ in Höhe einer Warmmiete (+ MwSt.) — also in diesem Beispiel nochmal 618,80 Euro — fällig.
Wohnsilo mit Einbauschrank für unter 600 Euro
Insgesamt sind also 1418,80 Euro für Provision und Kaution zu bezahlen, ehe man in den Genuss der monatlichen Mietbelastung von knapp 600 Euro (mit Parkplatz) gelangt. Dafür gibt es dann aber auch einen behaglichen Platz im Wohnsilo mit Aufzug, Fußbodenheizung, Einbauschrank und TV-Flat.
Wer in Bürgers Klötzchenwelt eintauchen möchte, muss sich nur den anderen buntbalkonierten Zweckbau in der Brinkstraße neben dem Netto-Discounter ansehen, darf anschließend sorgenvoll die Stirn in Falten legen und die an anderer Stelle auf dem Fleischervorstadt-Blog hinterlegten, sentimentalen Bilder vom WBS 70 begutachten.
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Ich sehe meine Wohnung im Hintergrund 🙂
Na für die bezahlst du hoffentlich weniger 😉
360€ ohne Parplatz + 25€ Strom. Dafür aber auch weniger qm. Kaution und Provision waren aber auch 800€ + eine Kaltmiete.
Na, schöner als die Platte ist der Neubau allemal. Die verkehrsgünstige Lage an einer der Hauptverkehrsadern wurde noch nicht erwähnt 😉
Ps.: Am Karl Marx Platz rangiert leider auch Quantität vor Qualität.
Also erstmal ist die Qualität der Wohnungen deutlich zu benennen. Ob unsanierte Platte oder übervolle Innenstadt-WG, die Wohnungen in der Vulkanstraße bieten Komfort – dagegen ist erstmal nichts zusagen. Problem: Sie sind deutlich überteuert. Aber es ist ein bereicherndes Angebot aus dem man auswählen kann. Eine Benennung als „Wohndepot“ rechtfertigt das nicht.
Was ich mich bei diesem ganzen Singlewohnunggefasel frage: Sind WGs wieder out?
Ach und ich freu mich auf die Chai-Latte Schuppen, die hoffentlich bald die Anklamer oder die Brinkstr. säumen.
wgs sind nicht out, aber du musst doch auch mal an die ganzen pausbäckigen milchbubis aus gutem elternhaus denken, die jetzt schön bwl und jura studieren wollen. denen kann man doch nicht zumuten gemeinsam mit (vielleicht sogar fremden) anderen menschen in einer wohnung zu leben. da ist man was besseres gewohnt und das soll beim studium auch nicht anders sein. als zukünftige elite dieses landes braucht man schließlich ruhe beim lernen. in wgs sind doch immer nur parties. bei diesem kommunistenpack!
also die platte war „schöner“ und vor allem lebendiger…und vier geschosse sind eindeutig zu hoch. da lege ich zwangsläufig sorgenvoll die stirn in falten.
Endlich sind die Bauarbeiten vorbei 🙂
Ich finde die Miete leider etwas zu teuer und die Verwaltung ist nicht wirklich nett.
wir sollten den ersti´s zeigen wie man schöner lebt. Fotoaktion: individueller Wohnraum!?
find ich ne gute Idee. Ingesamt ist eine öffentlichkeitswirksame Aktion gegen diesen Mietwahnsinn schon längst überfällig. Den Menschen, die dort einziehen kann man wohl nur einen minimalen Vorwurf machen – kurz vor Vorlesungsbeginn ist in Sachen Wohnraum in Greifswald die Luft sehr dünn. Adressat möglicher Proteste müssen die Eigentümer und Verwalter solcher Abzock-Buden sein, aber auch die Stadt Greifswald muss begreifen, wie elementar bezahlbarer Wohnraum ist, wenn man „Leuchtturm in Vorpommern“ bleiben möchte.
„Früher war alles besser: Im WBS 70 billig feiern statt teuer wohnen!“
– oder: Im WBS 70 billig feiern und billig wohnen, statt teuer wohnen und sich mit Spießer_innen langweilen.
Ab sofort erhältlich in Schönwalde I, Schönwalde II und Ostseeviertel Ryckseite (Parkseite hat die Stadt bereits zu Renter_innenresidenzen umgebaut).
Denn mal ehrlich: Was da als Luxus verkauft wird, kriegste in jedem WBS-70 Plattenbau. OK, das Bad ist vielleicht nicht gefliest und die Fliesen nicht von Villeroy&Boch. Aber wohnen lässt es sich da allemal besser als in derart überteuerten Studierenden-Wohn-Schließfächern.
Im Gegensatz zu jenen ist die Platte nämlich bei weitem nicht so glatt poliert und glänzend. Aber dafür das Orignial, das Bürger mit seiner „Klötzchenwelt“ farblos bourgeois kopiert.
Btw. Weiß jemand vielleicht, wie die niedliche Platte in der Brinkstraße/ Vulkanstraße entstand? Würde mich mal interessieren, weil so ne Miniplatte ja doch ne ziemliche Rarität (gewesen) sein dürfte.