Auf zum letzten Tanz: Fakten und Informationen über die Diagonalquerung

diagonalquerung greifswald

Der unsäglich geführten Debatte über die Diagonalquerung droht eine Versachlichung. Das im kommunalen Radverkehrsplan verankerte Verkehrsprojekt sorgt seit einiger Zeit für hitzige Auseinandersetzungen und zeigt die Schokoladenseiten der Greifswalder Debattenkultur auf.

BEHAUPTETE REPRÄSENTATIVITÄT WIRD ZUM SELBSTLÄUFER

Am 15. Mai, wird die Idee Diagonalquerung mit großer Wahrscheinlichkeit beerdigt. Dann wird nämlich die Greifswalder Bürgerschaft über eine Beschlussvorlage von CDU, Bürgerliste und FDP abstimmen, deren Inhalt vor allem darüber Auskunft gibt, wie Debatten und öffentliche Meinung in der Stadt funktionieren.

Dazu gehört auch eine in der Beschlussvorlage zitierte Umfrage, die vor einigen Wochen von der Ostsee-Zeitung in Auftrag gegeben wurde. Die war zwar nicht repräsentativ, doch die fortwährend behauptete Repräsentativität des telefonisch eingefangenen Stimmungsbildes wurde zum Selbstläufer und dominierte irgendwann die öffentliche Auseinandersetzung.

Einen lebhaften Eindruck davon, wie auf diese Art Einstellungen geformt werden können, geben wahlweise die Leserbriefspalten der Ostsee-Zeitung, die Wortmeldungen lokaler Akteure wie dem Seniorenverband oder schließlich die angesprochene Beschlussvorlage von CDU, FDP und Bürgerliste, in der es unter anderem heißt: „Nun hat die Firma Marktforschungsservice Dukath im Auftrag der Ostesee-Zeitung eine repräsentative Umfrage in Greifswald durchgeführt, die bestätigt, dass die Greifswalder Bevölkerung mit 73% gegen das Projekt der Diagonal Querung [sic!]  ist“

Über die zuvor durchgeführte Onlineumfrage der gleichen Zeitung, bei der fast zehnmal soviele Stimmen abgegeben wurden und sich 58% der Teilnehmenden für die Querung aussprachen, redet längst niemand mehr.

VERKEHRSPLANER AM PRANGER

Von öffentlichen Angriffen betroffen war zuletzt auch der verantwortliche Verkehrsplaner Gerhard Imhorst, nicht zuletzt, weil die einseitige mediale Berichterstattung suggerierte, dass er dieses Projekt gegen den — noch immer unbekannten — Willen der Greifswalder Bevölkerungsmehrheit durchsetzen wolle. Am Tag der Befreiung wird nun die vermutlich letzte Informationsveranstaltung zum innovativen Verkehrsprojekt stattfinden, bei der Imhorst nochmal die geplante Umgestaltung der Europakreuzung vorstellen wird und anschließend für weiterführende Fragen zur Verfügung steht.

Vielleicht ist das auch die Gelegenheit, Imhorst dafür zu danken, sich für das Projekt eingesetzt und damit Unbill der irregeführten Öffentlichkeit und einiger Lokalpolitiker auf sich genommen zu haben. Allen flinkfedrigen Leserbriefschreibern, Seniorenbeiratssprechern und strukturellen Debattenverkürzern sei der Besuch dieser Veranstaltung wärmstens empfohlen, etwas Schlimmeres als eine Versachlichung der Diskussion ist nicht zu befürchten.

Fakten: 08.05. | 19 Uhr | Bürgerschaftssaal (Rathaus)

18 Gedanken zu „Auf zum letzten Tanz: Fakten und Informationen über die Diagonalquerung

  1. Leider geht es schon lange nicht mehr um die Diagonalquerung. Es ist viel mehr ein politischer Kampf (oder eine politische Bekämpfung?) zwischen zwei Fronten. CDU/FDP/OZ/konservative Schwachköpfe vs. Opposition/Studis/Pedalritter/Enthusiasten.

    Am Ende gewinnt Axel der Malermeister. Nur weil er geistig näher zur „einheimischen“ Bevölkerung steht, die sich, der „representativen“ Umfrage zufolge, gegen die Querung ausgesprochen hat.

    Demnach haben erstmal alle verloren. Und die Diagonalquerung bleibt nur eine schöne Idee.

    Trotzdem würde ich mich freuen, wenn es eine neue Umfrage auf den Straßen Greifswalds durchgeführt wird. Und am besten nicht am heiligen Abend.

    1. +1

      ich wäre auf das Ergebnis gespannt, wenn man eine Befragung direkt vor Ort, also an den Ampeln der Europakreuzung bei allen Verkehrsteilnehmenden machen würde

  2. Morgen, Dienstag, um 19 Uhr findet eine Veranstaltung zur Diagonalquerung im Bürgerschaftssaal des Rathauses statt. Anwesend sein wird auch Herr Imhorst. Veranstaltet wird die Informationsrunde durch die bündnisgrüne Bürgerschaftsfraktion.

    1. Huch, hast du nicht bis zum Ende gelesen oder wolltest du nochmal unterstreichen, dass die bündnisgrüne Bürgerschaftsfraktion diese Veranstaltung organisiert hat? Die anderen Informationen stehen doch im Text.

      1. Sorry, ich war auf das Bild „8. Mai“ geeicht; der „Tag der Befreiung“ ist mir durchgerutscht… Den Satz habe ich tatsächlich übersehen. Ich bitte um Entschuldigung!

  3. Ich finde die Diagonalquerung gut, bin aber nicht überzeugt, dass sie auch das Problem an der Europakreuzung effizient lösen würde…mal sehn was kommt ;).

  4. Ohne ideologisieren oder monopolisieren zu wollen hier ein kleiner Denkanastoß für ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer: http://www.autofrei.de/. Auch wenn das Projekt Diagonalquerung aufgrund der pommerschen Denk- und Handlungsweise voraussichtlich stirbt gewinnen bislang diskreditierte Verkehrsteilnehmer zunehmend an Gewicht in der öffentlichen Debatte.

  5. Wie wäre es denn, wenn man anstelle mehr oder weniger repräsentativer Umfragen einfach mal ne Volksabstimmung zur Diagonalquerung machen würde?

    (Lokal-) Politiker ruhen sich immer viel zu sehr auf irgendwelchen Umfragen Externer aus, anstatt die Menschen selbst zu Fragen.
    (Online-) Umfragen sind keine Mehrheitswahlentscheidungen; deshalb: wenn die ganze Sache so ein Politikum ist, dann eben eine Wahl zur Diagonalquerung!

    Dann haben wir eindeutig schwarz auf weiß, wer dafür und wer dagegen ist.

  6. Seit 41 Jahren hat es in Deutschland keinen körperlich Abhängigen oder Toten durch den illegalen Genuss von Cannabis gegeben. Liebe Grüne, engagiert Euch doch auch mal für eine Legalisierung. Aber dann sind Argumentationen dieser Art plötzlich widersinnig. 😉

    1. Dir gehen wohl langsam die Schnittstellen zum Anecken aus. Soweit ich informiert bin, ist der Konsum von Cannabis in der BRD nicht strafbar, sofern man nicht gerade hinterm Steuer sitzt, auch wenn es mit Besitz und Handel etwas anders aussieht. Und außerdem engagieren sich doch die Grünen, allen voran Godfather Ströbele, für die Legalisierung: „Gebt das Hanf frei!“.

      1. Der Genuss an sich ist nicht illegal. Aber woher nehmen wenn nicht stehlen..?

        Um beim Thema zu bleiben. Das Argument, es wir schon lange illegal gemacht, lasst es uns legalisieren, ist tatsächlich ein Gutes. Ich wäre dafür es auf vielen Gebieten anzuwenden. Verbote machen eben nur einen Sinn wenn man sich auch daran hält.

  7. zu gebt das Hanf frei: vielleicht ist es tatsächlich gut, um den Drogenkonsum zu minimieren. In Holland soll es klappen – die Coffeshops oder wie sie sich nennen.
    Und wir wissen ja, wie es ist: Gerade das, was verboten ist, reizt in jungen Jahren.
    Wäre das Zeug legal, würden sicher die Dealer ihren irre grossen Reibach vergessen können.

    1. Die Coffeeshops werden dort jetzt sukzessiv für Ausländer geschlossen. In fünf Jahren ist es vorbei mit dem freiheitlichen Zentrum Europas, egal in welcher Bezieung. In besagten Läden werden Cannabis-Produkte verkauft, aber das ist nicht die Art von Drogen, bei der für die Zwischenhändler große Gewinnmargen herausspringen, deswegen dürfte sich der Reibach im Cannabis-Bereich noch in überschaubaren Grenzen halten.
      Dem Staat gehen Steuereinnahmen und ein kontrollierbares Angebot an Rauschmitteln durch die Lappen. Aber eigentlich ist das Thema hier Diagonalquerung…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert