Vor genau 109 Jahren wurde Wolfgang Koeppen in Greifswald geboren. Mit den Koeppentagen erinnert ein jährlich stattfindendes Literaturfestival an Leben und Werk des Schriftstellers, der zu einem der bedeutendsten Romanciers der deutschen Nachkriegsliteratur werden sollte.
Unter dem Titel „Der geborene Leser, für den ich mich halte…“ präsentiert das Koeppenhaus anlässlich der diesjährigen Koeppentage vom 23. Juni bis zum 1. Juli ein wohlkuratiertes Programm. Dazu gehören zwei Ausstellungseröffnungen, Lesungen und Gesprächsrunden mit zeitgenössischen Autoren wie Judith Schalansky und Hans-Ulrich Treichel, ein Vortrag mit dem Leiter des Günter Grass Hauses in Lübeck und eine literarische Friedhofsführung.
Die Koeppentage beginnen am Dienstagabend um 19 Uhr mit einer Ausstellungseröffnung des Wolfgang-Koeppen-Archivs der Universität Greifswald, die Einblicke in das passionierte, nicht auf den Bereich der Literatur beschränkte Leserleben Wolfgang Koeppens gewährt und anhand von Fundstücken aus seiner vielseitigen Privatbibliothek aufzeigt, wie Rezeption und Produktion von Literatur bei Koeppen ineinander übergehen. Eine thematische Einführung liefern Philip Koch und Archivleiter Prof. Eckhard Schumacher.
Schumacher hat zusammen mit Katharina Krüger die Koeppen-Ausgabe der literaturwissenschaftlichen Fachzeitschrift TEXT+KRITIK herausgegeben. Beide Herausgebenden werden den „Abend für Wolfgang Koeppen“ moderieren, der im Anschluss an die Ausstellungseröffnung um 20 Uhr beginnen wird. Als Gäste werden Raimund Fellinger, langjähriger Cheflektor im Suhrkamp Verlag, und die ebenfalls wie Koeppen in Greifswald geborene Schriftstellerin Judith Schalansky (Der Hals der Giraffe) angekündigt. Die Autorin wird einen Text lesen, in dem sie sich und ihr Schreiben in ein Verhältnis zu Koeppen setzt. In der darauf folgenden Gesprächsrunde wird Koeppen als Schriftsteller, Briefautor und Leser vorgestellt.
Judith Schalansky (Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2015)
„Lesen mit Koeppen“ heißt die Devise, wenn die beiden Schauspieler Christian Holm und Katja Klemt am Mittwoch jene Autoren in Auszügen vorstellen werden, denen Koeppen besonders nahe stand. Die beiden routinierten wie beliebten Tresenlesenden werden dabei Werke von Gustave Flaubert, Frank Kafka und James Joyce in den Fokus nehmen: „Wer mit Koeppen Flauberts November liest, Kafka als ‚ein Gefühl, ein Herzschlag‘ wahrnimmt, den Beschreibungen unglücklicher Poetenleben folgt, der liest Bücher fortan anders, ist berührt von einem Leben im Ästhetischen und angesteckt von der Poetisierung der Welt.
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Ohne die Initiative und langjährige Unterstützung des im April 2015 verstorbenen Nobelpreisträgers Günter Grass gäbe es heute vermutlich kein Koeppenhaus in Greifswald. An den Autoren erinnert Freund und Wegbegleiter Jörg-Philipp Thomsa, der das Günter Grass-Hauses in Lübeck leitet. Er wird am Donnerstag einen Vortrag über die Herausforderungen halten, vor denen Kuratoren stehen, wenn es darum geht, das umfangreiche Werk von Günter Grass aus sechs Jahrzehnten in begrenzten Räumlichkeiten darzustellen. Am Sonnabend findet eine Führung mit der Kunsthistorikerin Anja Kretschmer über den Alten Friedhof zur Grabstelle von Maria und Emilie Koeppen mit einer kurzen Lesung aus Wolfgang Koeppens Erzählung Jugend statt.
Die Koeppentage enden am 1. Juli mit einer Lesung und anschließender Gesprächsrunde anlässlich der Edition von Wolfgang Koeppens Roman Der Tod in Rom im Rahmen der Werkausgabe im Suhrkamp Verlag. Auf dem Podium werden Hans-Ulrich Treichel (Schriftsteller und Herausgeber der Werkausgabe) und Raimund Fellinger (Cheflektor Suhrkamp) Platz nehmen; auch dieser Abend wird von Katharina Krüger und Eckhard Schumacher moderiert.